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Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

So, aber heute sind in Ba-Wü zwei Blöcke (Neckarwestheim1 und Philippsburg1) abgeschaltet. Warum wohl ist Ba-Wü der Vorreiter, wenn es ums Abschalten geht? Dreimal dürft Ihr raten! Wink

Wollen wir wetten, daß kurz nach der Landtagswahl am 27.03. 2011 die Dinger wieder hochgefahren werden? Immerhin hat die Landesregierung Anteile am KKW-Betreiber EnBW. Wink

LG Smile

Edit:

Noch ein kleines Preisrätsel...auch In Rheinland-Pfalz stehen am 27.03.2011 Landtagswahlen an.

Warum wurde in diesem Bundesland noch kein KKW runtergefahren? Die Antwort ist gaaanz einfach.

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Ihr Lieben,

ich war mal wieder in Arbeit versunken und ne Weile nicht hier. Noch kurz was zu Jans Frage, ob Eltern nicht für ihre Kinder aufkommen müssen im Fall von Hartz IV: NEIN! Hartz IV unterscheidet sich da von Sozialhilfe. Unter 25jährige müssen zwar einen triftigen Grund haben, wenn sie alleine wohnen wollen, so lange sie weder Ausbildung, Studium oder Schule beendet haben, aber viele Eltern sind da erfinderisch und boxen ihre Kinder raus aus dem Haus, die dann für sich den vollen Regelsatz bekommen (361 statt 278 Euro), sowie eine eigene Wohnung und sogar eine komplette Erstausstattung an Möbeln und Herd und Waschmaschine. Nicht selten erlebte ich dann, dass die Kinder ein halbes Jahr später wieder zuhause einzogen, aber so hatte die Familie ne neue Wama und neue Möbel....hihi... Sobald ein U-25 aber einmal alleine gewohnt hat und z. B. eine Ausbildung oder Studium beendet hat, darf man ihn nicht wieder zumuten, wieder zuhause einzuziehen...komisch nur, dass das bei Nicht-Hartz-IV-Empfängern oft die Regel ist, dass die Kinder wieder zuhause einziehen, bis sie wieder eine Arbeit haben oder nach dem Studium eine Erstanstellung gefunden haben. Aber vielleicht sind Hartzer ja nicht so familiär eingestellt, obwohl sie oft mit Kindersegen beglückt sind, während andere Paare vergebens auf ein Kind hoffen....

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Sö, und nun zum aktuellen Thema Atomkraft

1, Die sichersten Meiler stehen in Deutschland. Kein anderes Land hat so strenge Auflagen wie wir an uns selbst.

2. Deutschland kann seinen Energiebedarf adhoc nicht decken, wenn die Meiler nun im Schnellschussverfahren abgestellt werden

3. Dann freuen sich unsere Nachbarländer, von denen wir teuren Strom beziehen müssen. Und wenn deren Meiler hochgehen, dann sind wir mit betroffen und zahlen auch mit, denn unsere Spezialisten werden dorthin beordert werden.

Die Energiepolitik hat 30 Jahre lang gepennt und die Zeche zahlen nun wieder wir Bürger. Strom wird sich verteuern und zwar gewaltig! Als Begründung wird uns dann wieder untergeschoben, dass man nun Milliarden in den Bau von Wasserkraftwerken, Windkraftanlagen, Solar oder mal wieder Braunkohlekraftwerke stecken muss, weil wir ja keine Atommeiler mehr wünschen.

Ich finde es eine Sauerei - egal, welche Partei man wählt, alle machen den gleichen Schmuh mit uns Bürgern. Wir hätten schon längst weiter sein können mit unserer Entwicklung. Hier in Norddeutschland könnte jeder Haushalt autark sein, so viel Wind, Wasser und Sonne haben wir. Aber innovative Ideen sind nicht gefragt, wenn der Staat nicht ordentlich dran mitverdienen kann.

LG

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

schon seit Tagen juckt es mich in den Fingern, hier was zu schreiben. Es würde aber zuviel werden. Also einfach nur ein paar provokative Fragen:

 

Was, wenn deutschland- oder gar europaweit alle Kernkraftwerke abgeschaltet werden?

Reichen die alternativen Stromerzeuger aus? Und: Sind sie wirklich so umweltverträglich wie man meint?

 

Ich erlaube es mir, einfach mal schnell ein paar Links zur Umweltverträglichkeit alternativer Energieerzeuger einzustellen, der Einfachheit halber aus Wikipedia, egal was man von Wikipedia halten mag:

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Windkraftanlage#Umweltauswirkungen

http://de.wikipedia.org/wiki/Geothermie#Kleinh.C3.BCningen_bei_Basel.2FSchweiz_.282006.29

http://de.wikipedia.org/wiki/Geothermie#Staufen_im_Breisgau

http://de.wikipedia.org/wiki/Solarzellen#Umweltschutz

 

Solange unbenötigtes Licht nicht ausgeschaltet wird, solange Stand-By-Geräte ständig eingeschaltet bleiben (das Ausschalten sämtlicher StandBys in Deutschland könnte angeblich ein, oder gar 2 - 3 KKWs überflüssig machen), solange kürzeste Wege mit dem Auto zurückgelegt werden ohne dass etwas transportiert werden muss, was ein Auto rechtfertigen würde, solange ... solange ist jede Diskussion fast schon nutzlos!

 

donquichote

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

ich wollte übrigens mit meinem vorigen Beitrag nicht diese Diskussion stoppen! Vielleicht sollte ich eine Erklärung zu diesem recht barschen Beitrag schreiben.  Ich bin in Freiburg, der "Hauptstadt der Grünen" aufgewachsen. In meiner Schulzeit wurde eine zeitlang sehr umfangreich über Kernkraft diskutiert. Jedoch nur sehr einseitig. Keine Überlegungen dazu, wie man persönlich Umweltschutz betreiben kann. Immer nur das einseitige "Atomkraft? Nein Danke!" So zumindest mein Eindruck der damaligen Zeit. 

Einseitig, ohne Hintergrundwissen und egoistisch, so empfand ich damals manche Anhänger der Grünen-Bewegung. Der Einkauf auf dem Bio-Bauernhof bescherte mir jedesmal Unverständnis, Abneigung gegen diese Leute, ja vielleicht sogar Ärger über soviel Dummheit: Wenn ich dort in der Bauernhofküche stehend wartete, bis ich an der Reihe war, musste ich mir immer die Reden der ach so umweltbewussten Kunden anhören. Hatten sie ihre Ware erhalten und bezahlt, dann stiegen sie in ihre Uralt-Ruß-Schleudern und fuhren nach Hause. Hauptsache, Bio-Gemüse auf dem Tisch. Dass sie dafür Umweltverschmutzung trieben, war ihnen wohl egal oder gar nicht bewusst? 

Und die grossen Anti-Kernkraft-Demos? Ich meine, wir Schüler seien damals auch teilweise instrumentalisiert worden. Keine Ahnung mehr, was da alles lief. Aber ich habe heute noch so ein unangenehmes Gefühl, wenn ich an die damalige Zeit zurückdenke.  Allerdings muss man auch anerkennen, dass durch die "Nai hämmer gsait!" Haltung auch etwas erreicht wurde: Ein in Wyhl am Kaiserstuhl (nahe Freiburg) geplantes Kernkraftwerk wurde doch nicht gebaut. Dafür haben wir aber nach wie vor das französische Kernkraftwerk Fessenheim in unserer Nachbarschaft: Nur 25 km von Freiburg entfernt. Und da ist es dann gerade in Freiburg eh egal, ob woanders in Deutschland Kernkraftwerke (vielleicht gar aus wahl-taktischen Gründen) abgeschaltet werden. Übrigens befindet sich Fessenheim, einer der ältesten Atommeiler Frankreichs, nicht nur hier in der Nachbarschaft, sondern in einem erdbeben-gefährdeten Gebiet! Fast täglich wird in Freiburg ein Mini-Beben registriert, aber auch stärkere Beben sind nicht ausgeschlossen. Wie sich 5,nochwas anfühlen, habe ich schon miterlebt! Aber wir können ja nur in Deutschland, bzw. jetzt am Sonntag in BaWü wählen!

In ungefähr die gleiche Zeit fielen auch die Hausbesetzungen - für mich war das fast schon so eine Art Krieg. Es machte mir Angst, wenn ich mal in der Nähe eines besetzten Hauses vorbei kam. Auch hier die gleiche Haltung: "Wir wollen etwas, aber natürlich für Null Gegenleistung!"  Daher laufe ich zugegebenermassen auch oft Gefahr, Grüne und sonstige politische Richtungen in einen Topf zu werfen.

Immer nur fordern, aber nichts dafür geben. Das war mein Eindruck und er bestätigt sich auch heute teilweise leider immer noch. Und daher meine etwas kritische Einstellung gegenüber Kernkraftgegnern, auch wenn ich mich nicht als Kernkraftbefürworter bezeichnen würde! 

 

donquichote

Bild des Benutzers sabi
Verbunden: 14. Juni 2009 - 22:11

Hallo don,

ich sehe deinen Beitrag  leider erst jetzt:-(

Ich kann das alles gut nachempfinden und nachvollziehen, ich habe fast die gleichen Erfahrungen gemacht ( auch wenn ich um Einiges älter bin als du).

Ich bin ja froh, dass es die Grünen damals gab, sie haben schon einiges in Bewegung gesetzt, aber sie waren so unflexibel, untollerant, stur  und nicht diskussionsbereit, wenigstens in Norddeutschland, da gab es nur: "mit uns oder gegen uns!"

Und daraus haben die großen Parteien ihren Nutzen gezogen und einiges einfach abgekupfert oder übernommem, was ja auch an sich kein Schaden ist!  Die Grünen haben meiner Meinung nach, oft mit Sinnlosdiskussionen und Verbissenheit , auch im Bundestag, ihre große Chance versäumt.

Für mich bleiben sie  aber immer eine wichtige Randgruppe in unserer Demokratie und Parteienlandschaft   , die bestehen  bleiben muss ( das wird sie nicht erfreuen... und ich ignoriere mal frech die Wahlergebnisse Smile . mal sehen, was sie draus machen ) .

Aber wie du richtig sagst: das Problem  Atomenergie  kann kein Staat alleine lösen...das ist Weltpolitik!

LG Sabi

 

 

CIAO SABI

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Es geht weiter...Plagiate ohne Ende. Smile

Bin mal gespannt auf welches Ergebnis die Uni HD kommt und wie die ganze Geschichte diesmal ausgeht.

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hehe, Jack, nicht nur sie. Momentan wird auch die Doktorarbeit von der Tochter vom Stoiber untersucht, Vroni Irgendwas, sie beschäftigt auch einen Untersuchungsausschuß der Uni Konstanz. Neues und eine Übersicht zu den neu untersuchten Fällen findet man hier:

http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home

Bei Koch-Merin sind es nur 15% bisher, bei Vroni immerhin 50.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Muahahaha, Jan...immerhin hat Vroni damit mehr Prozente erreicht als ihr Vater bei der Bundestagswahl 2002; hehe, das war wohl ihr Ziel. Biggrin

LG Smile

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hehe, ja, ich finde auch, Vroni ist wohl erfolgreicher als ihr Vater      Biggrin

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

vielleicht kein ganz so wichtiges Thema, dennoch beschäftigt es mich ab und an:

 

Manchmal gibt es von Supermärkten Aktionen, bei welchem man für einen Einkauf von über soundsoviel Euro Sammelbildchen bekommt. Ob Fussballer oder sonst etwas.

 

Kommt man hinterher mit vollen Einkaufstüten zum Supermarkt raus (sofern man überhaupt rauskommt), so wird man von Kindern belagert, welche einem nach den Bildchen fragen. Eigentlich könnte es ja egal sein und wenn man die Bildchen selber nicht sammelt, könnte man sie einfach den Kindern geben. Andererseits habe ich das Gefühl, dass hier eine gewisse "Bettler-Mentalität" bei Kindern erzeugt wird.

 

Wollt Ihr mal schreiben, wie Ihr über so etwas denkt bzw. wie Ihr in solch einer Situation reagiert, wenn Ihr mit Einkaufstüten voll beladen von Kindern umringt wird, welche nicht in einem Drittwelt-Land lebend um ihr täglich Brot betteln müssen, sondern eben einfach nur um Sammelbildchen betteln.

 

donquichote

Bild des Benutzers sabi
Verbunden: 14. Juni 2009 - 22:11

Hallo don,

wen "klagst" du denn jetzt damit an, die Kinder oder die Supermärkte mit ihren Schwachsinnsaktionen ( und damit meine ich nicht nur Sammelbildchen, sondern auch alle dieses  andere Gesammel an Punkten und Prämien)?

Was ich noch nett und sinnvoll finde..sind diese Aktionen: du kaufst bei mir zehn Brote und das elfte ist gratis...alles andere macht mich wahnsinnnig..ich hab da schon Szenen erlebt, da kaufen Leute noch schnell für fünf Euro mehr ein,  nur um ein Dessertschälchen ( das bei I..A 50 cent kostet) "geschenkt" zu bekommen. 

Ist für mich ein Superthema...wenn ich nicht sooo schreibfaul wäre:-(

Ich hatte die Situaton letzte Woche im Supermarkt, bekam acht Tütchen Bildchen und hab am Ausgang verzweifelt nach Kindern gesucht.....Keins gesichtet!

Ich hatte auch noch nie diese Situation der bettelden Kinder vorm Supermarkt....hier betteln Erwachsene, und die wollen Geld!

Mich würde es allerdings nicht stören wenn ich den Kindern mit diesen Bildern eine Freude machen könnte..warum nicht. Die Bildchen sind ja eigentlich für Kinder gemacht und nicht für Erwachsene, die im Supermarkt einkaufen:-)))))

CIAO SABI

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Don,

 

Kinder in einem gewissen Alter sammeln. Bei den meisten legt sich das wieder, ein paar wenige bleiben dabei. Natürlich kann man sich über diese Strategien aufregen, die im Endeffekt nur dazu dienen sollen, ein Produkt besser abzusetzen. Und daß hierzu Kinder mißbraucht werden, ist schon zu kritisieren. Gleichzeitig sollte man das aber auch nicht zu eng sehen. Laß den Kindern die Freude und es ist doch auch schön, wenn Du ihnen eine Freude machen kannst, indem Du ihnen die Bilder schenkst. Nerven würde es jetzt mich, wenn ich die Bilder selber für meine kids brauche und von anderen Kindern angebettelt werde. Da ich aber nie einkaufe, spreche ich nicht wirklich aus Erfahrung. Bei uns werden aber auch noch keine Bildchen vom Einkauf gesammelt, aber das kann ja noch kommen.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

Hallo Don,

schön, dass der Thread weitergeht, jedes Thema ist wichtig und interessant!

Ich kenne die von Dir beschriebene Situation sooo jetzt nicht, weil ich in meinen Supermärkten noch nie Sammelbilder bekommen hab. Wohl sind mir Herzen, Kleeblätter u.ä. angeboten worden, die – wenn ich eine gewisse Anzahl gesammelt habe –irgendwelche Vorteile, Geschenke o.ä. bringen sollen. Also irgendeine „Rabattaktion“. Aber einfach nur Sammelbilder, das kenne ich jetzt nicht..

Ich weiß aber, dass jedes Kind irgendwann mal etwas sammelt (habe ich auch getan). Und dann ist es für ein Kind einfach toll, wenn man seinen Freunden eine stattliche Sammlung präsentieren kann.

Und wenn nur ein „Wegwerfprodukt“ gesammelt wird, mit dem die Kinder eigentlich nichts anderes anfangen können, dann finde ich das keinesfalls dramatisch, verwerflich, schlimm o.ä. Ich würde es auch nicht als betteln bezeichnen... Die Kinder wollen da etwas „um der Sache selbst willen“ – einfach aus Freude an der Sache, nicht wegen eines möglichen Gewinns oder zur „Aufstockung des Lebensunterhalts“  oder so. Das ist irgendwo völlig natürlich und ich hätte keine Probleme damit, den Kindern da einfach die Sammelbildchen zu geben. Ich würde mich einfach an den strahlenden Augen freuen und wäre mir sicher, nichts „erzieherisch schlimmes“ angerichtet zu haben oder die Kinder zum Betteln erzogen zu haben.

Mein Patensohn sammelt gerade Kronkorken und hat mich gebeten, auch für ihn zu sammeln. Mache ich und  gestern habe ich ihm ein paar mitgebracht, der hat sich total gefreut und mir erzählt, wo er die „außergewöhnlichsten“ her hat (geht in Richtung der Situation, die Don beschrieben hat).

Und mein Patensohn würde nie „auch nur um 20 Cent betteln“.!! Nicht bei mir und nicht bei anderen. Er hat sogar schon mal, als ich ihm etwas angeboten habe, abgelehnt mit den Worten „wäre schön, aber das ist zu teuer und es nicht wert!“

 Es geht ihm um die Sache, nicht um irgendwelche Werte!

 

Ich denke so muss man das Sammeln von solchen Dingen von Kindern einordnen. Sie sammeln halt (aus Spaß an der Sache), da bemühen sie sich auch (das gehört zum Kindsein einfach dazu!!!) - aber richtig betteln tun sie nicht.

(hehe off topic :  ich habe sogar mal nach einem Tükeiurlaub mit 8 Jahren „einen Schuhputzstand eröffnet“ – fand ich toll, aber ums Überleben ging es mir da nicht Biggrin )

 

Das hat nichts damit zu tun, dass Kinder um ihr Überleben kämpfen müssen, man sie sogar - wie es in einigen „Dritte-Welt-Ländern“ der Fall ist – heranzieht (und ihnen damit jede Chancen nimmt), dass sie den Unterhalt für die Familie durch „echtes betteln“ ranschaffen müssen.

 

 Und dazu erziehe ich sie auch nicht, wenn ich so harmlose Bildchen gebe... Also ich hätte da keine Hemmungen die Bilder den Kindern zu geben.. Und wenn mich die Kinder sooooo nerven würden, würde ich „autoritär“ sagen „ jetzt nicht“. Hat immer gewirkt Biggrin

 

Just my 2 cents...

 

LG Gika J

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

So, jetzt eröffne ich mal – aus aktuellem Anlass – ein neues Thema, was mir schon lange auf der Seele brennt:

Heute fiel ja das Urteil im Kachelmann-Prozess: Freispruch!

Ich will hier nicht diskutieren, ob das Urteil richtig oder falsch war! Das können wir wohl alle nicht beurteilen, denn es hat wohl keiner von uns dem Prozess vollständig beigewohnt noch hatte er Akteneinsicht. Ob die Wertungen des Gerichts also richtig oder falsch sind, können wir nicht beurteilen!

Von meiner Seite daher nur soviel: Wenn es für beide Versionen (Kachelmann und „Opfer“ – richtig muss ich schreiben mutmaßliches Opfer, aber da mache ich es mir jetzt (ohne Wertung!!!) leicht)  keine eindeutigen Beweise gibt und beide Versionen „gleich wahrscheinlich“ sind, ist ein Freispruch die logische Konsequenz und – auch wenn das hart klingen mag und man damit einen Schuldigen „laufen lässt“ – die einzig rechtsstaatliche Entscheidung. Jemanden „auf Verdacht“ oder „nach Gefühl“ zu bestrafen, ist meiner Meinung nach in einem Rechtsstaat der Anfang vom Ende! 

Aber wie gesagt, darum geht es mir allenfalls am Rande...

Was mich viel mehr interessiert: Wie habt Ihr den Prozess insgesamt empfunden?

1.     Fandet Ihr die Festnahme und Verbringung in Untersuchungshaft richtig? Wie steht Ihr zur Aufhebung der U-Haft?

2.     Fandet Ihr die Prozessführung gut? Fandet Ihr die Fragestellung zum Tatvorwurf richtig?

Hierzu meine Gedanken:

Ad 1:

Kachelmann wurde festgenommen und ins Gefängnis gesteckt aufgrund einer „Aussage-gegen-Aussage-Situation“. Jemand (seine Ex mit erkennbaren „Rachemotiven) hat ihn beschuldigt, das war Grundlage für die U-Haft! Erforderlich ist für eine U-Haft ein “dringender Tatverdacht“. Das ist mehr als „Aussage-gegen-Aussage-Situation“. Das wurde dann ja auch von höherer Instanz festgestellt und die U-Haft aufgehoben.

Ich frage mich, ob ein Gericht, wenn es sich nicht um eine „prominente Persönlichkeit“ gehandelt hätte, auch so einfach die U-Haft angeordnet hätte????

 

Ad 2:

In dem Prozess wurde lang und breit Beweis darüber erhoben, welche Sexualpraktiken Kachelmann hatte, wieviele Frauen er betrogen hat etc...

 Ist das relevant? Es ging doch um die Frage, ob er an diesem einem Tage diese Frau vergewaltigt hat! Was spielen denn da diese Fragen für eine Rolle?? Auch wenn einer „abartige Sexualpraktiken“ praktiziert, Frauen wie den letzten Dreck behandelt und vielleicht sogar auch schon einmal vergewaltigt hat, ist das doch weder ein Indiz und schon gar kein Beweis dafür, dass derjenige an einem bestimmten Tag/in einer konkreten Situation vergewaltigt hat!

Das Motto „einmal schuldig = immer schuldig“ ist zurecht „kein Beweis“.

Nur weil jemand irgendwann mal „geklaut hat“ ist er nicht für JEDEN Diebstahl verantwortlich!

Was hat dieser Teil der Beweisaufnahme also ergeben?

Für die Frage, ob Kachelmann die ihm vorgeworfene Tat begangen hat, erwartungsgemäß nichts!

Aber es wurde – für den Prozess erkennbar irrelevant –  öffentlich erörtert, dass Kachelmann möglicherweise doch nicht so nett und lieb ist wie man denkt..

  DAS ist eine moralische Verurteilung.  die keinem Gericht zusteht!!

 

Mein Fazit: Mit dieser Prozessführung wurde Kachelmann öffentlich demontiert, obwohl diese Fragen von Anfang an erkennbar für ein Urteil keine Relevanz hatten.

Wie seht ihr das? Ich bin auf Eure Meinungen gespannt!

 

LG Gika Smile

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Wie seht ihr das?

Hallo Gika,

ich habe die Verhandlung und den ganzen Heck-Meck so gut es ging nicht verfolgt, daher kann ich zu Deinen ganzen Fragen keine Stellung nehmen.

Ich kann aber eines sagen: auch wenn Kachelmann überführt und verurteilt worden wäre, der eigentliche Verlierer in so einem Fall ist in unserer Gesellschaft immer das Vergewaltigungsopfer...traurig, aber wahr.

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, daß Kachelmann gewaltigen Dreck am Stecken hat und schuldig ist...und dazu brauchte ich auch den Medien-Affenzirkus nicht verfolgen...ein Blick in die Visage reicht mir da vollkommen aus.

Sein Glück war, daß es leider nur ein Prozeß war, der sich auf Indizien stützte.

Sollte dieser Eidgenosse wieder bei der ARD den Wetterfrosch spielen, dann schalte ich um...das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

LG Smile

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, daß Kachelmann gewaltigen Dreck am Stecken hat und schuldig ist...und dazu brauchte ich auch den Medien-Affenzirkus nicht verfolgen...ein Blick in die Visage reicht mir da vollkommen aus.

 

Du kannst also durch "Blick in die Visage"  urteielen, ob jemand schuldig ist oder nicht???  Mit Verlaub, das finde ich zum einen anmaßend und bin zum anderen froh, dass Du nicht entsprechend entscheidest! Was ist denn, wenn Dir das Gesicht eines "Unschuldigen" nicht gefällt???? Muss er deswegen hinter Gitter?

Genau das, was Du jetzt darstellst, ist das, was mich am "Kachelmann-Prozess" gestört hat. Man schafft ein Bild, wenn es genügend unsympathisch ist, bedeutet das schuldig, Mit anderen Worten: Man wirft etwas vor, wenn es ins Klischee passt, bedeutet das schuldig. Da braucht man keine anderen Beweise mehr...

Mit Verlaub: Ist das nicht Willkür??

Und im übdigen, das, was Du beim  "Blick in die Visage" siehst und Dir sagt, dass er schuldig ist, könnte bei andern das Gefühl auslösen, dass er unschuldig ist!!! Man kann und darf doch niemanden "nach Gefühl" verurteilen! Ein bisschen mehr Objektivität wünsche ich mir bei der Diskussion schon!

 

  Sein Glück war, daß es leider nur ein Prozeß war, der sich auf Indizien stützte.

Nenn mir einen Prozess, der sich nicht auf Indizien stützt!! Jedes Gericht kann nur aufgrund von Indizien urteilen. Sonst müsste es dabei gewesen sein, dann wäre es befangen und dürfte nicht urteilen!

Auch ein Geständnis ist letztlich nur ein Indiz! Die Quote "falscher Geständnisse" ist nicht unerheblich..

 

Aber zurück zum Thema: Ich wollte hier bewusst nicht diskutieren, ob er schuldig oder unschuldig ist.. Das ist Stammtisch! Das weiß letzlich keiner von uns und nach den Preseberichten ist beides möglich.  War der Prozess, so wie er abgelaufen ist, in Ordnung?

 

LG Gika Smile

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Moin Gika,

meine Meinung kann man vielleicht als Stammtischgeschwätz abtun, aber darf nicht jeder Mensch zu seiner Schuld oder Unschuld eine eigene Meinung haben. Ich möchte nicht wissen, was die Richter in MA im Hinterstübchen über den Fall stammtischmäßig alles diskutiert haben.

Als Richter hätte ich ihn natürlich auch nicht verurteilt bzw. verurteilen dürfen, dafür gab es einfach keine eindeutigen Beweise.

Im übrigen, ist es denn nicht immer so, daß bei jedem Prozeß das ganze Leben eines Angeklagten und des Anklägers förmlich zerpflückt wird....gerade dann, wenn diese Personen auch noch in der Öffentlichkeit stehen?!

LG Smile

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

Moin Jack,

natürlich kann jeder Mensch seine eigene Meinung haben, von mir aus auch zu seiner Schuld oder Unschuld.

Nur denke ich, darüber kann man eigentlich nicht sachlich diskutieren, denn keiner von uns hat dem Prozess beigewohnt und kennt alle Fakten, die in dem Prozess aufgeschienen sind.

Und ein Urteil über einen so schweren Vorwurf nur nach Sympathie oder Antipathie zu treffen, halte ich einfach für problematisch. 

Aber im Grunde zeigt Deine Antwort genau das, was mich an diesem Prozess so extrem gestört hat:

Sei mal ganz ehrlich: Wenn Dir vor 2 Jahren - also ohne das "Wissen", was Du heute hast, irgendjemand gesagt hätte, der Kachelmann habe jemanden vergewaltigt, hättest Du dann (sinngemäß) auch gesagt "ein Blick in seine Visage sagt mir dass das stimmt?".

Oder ist dieser Eindruck erst entstanden, weil man nun um seine Sexualpraktiken "weiß", "weiß" dass er zig Frauen an der Hand hatte und wohl eine Frau nach der anderen betrogen hat?

Ist dort nicht das Bild eines "Sexmonsters" geschaffen worden, bei dem ja dann auf der Hand liegt, dass der Vorwurf stimmt?

 

Im übrigen, ist es denn nicht immer so, daß bei jedem Prozeß das ganze Leben eines Angeklagten und des Anklägers förmlich zerpflückt wird....gerade dann, wenn diese Personen auch noch in der Öffentlichkeit stehen?!

 

Nein, in der Regel werden nur die entscheidungserheblichen Sachen erhoben und ggf auch "zerpflückt". Meinst Du wirklich, in jedem Vergewaltigungsprozess wird das Sexualleben des Täters zerpflückt und wird insbesondere den "geprellten" Ex-Freundinnen ein Forum gegegeben, sich darüber zu äußern, wie der Angeklagte sie hintergangene hat?

Und ich frage nocheinmal: Was hat das mit dem Tatvorwurf zu tun? Ist die Tatsache, dass jemand bestimmte Sexualpraktiken hat, dass er Frauen betrügt etc... auch nur ansatzweise ein Indiz dafür, dass er dann eine ihm vorgeworfene Vergewaltigung begangen hat?

Oder hat diese Art der Beweiserhebung nur zu einem geführt: Ohne Relevanz für den Vorwurf eIne Person öffentlich zu demontieren?

Es steht in einem Prozess doch nicht zur Debatte, ob der Angeklagte möglicherweise ein menschliches und moralisches A...loch ist, sondern es geht allein um die Frage, ob der Tatvorwurf stimmt. 

 

LG Gika Smile

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Sei mal ganz ehrlich: Wenn Dir vor 2 Jahren - also ohne das "Wissen", was Du heute hast, irgendjemand gesagt hätte, der Kachelmann habe jemanden vergewaltigt, hättest Du dann (sinngemäß) auch gesagt "ein Blick in seine Visage sagt mir dass das stimmt?"[/quote

 

Hi Gika,

ich denke, das hätte damals niemand geglaubt...wie auch bei unseren Herrn von und zu, wie bei Strauss-Kahn...und wie sie alle heißen.

Die "wahre" Visage zeigt sich eben erst in "Extremsituationen".

Mal sehen, was der korrupte Herr Platter für ein Gesicht macht, wenn die ganze Bestechungsgeschichte aufgedeckt wird...das jedoch nur als kleiner Fußball-Einwurf am Rande.

Gika, Du mußt eines im Fall Kachelmann bedenken: Du als Juristin siehst die ganze Angelegenheit mit ganz anderen Augen und aus einem anderen Blickwinkel, wie vielleicht der Ottonormalverbraucher und Bildzeitungsleser...letzteres bin ich übrigens nicht.

LG Smile

Bild des Benutzers sabi
Verbunden: 14. Juni 2009 - 22:11

Hallo Ihr Beiden,

dazu kann ich nichts hinzufügen..ihr habt ja schon alles gesagt Smile

Aber die "wahre" Visage???, die kennen wir trotzdem nicht.

Die wird uns doch  immer nur von den Medien untergejubelt!

Da hat Jack schon Recht, wenn die Medien sich da drauf stürzen dürfen...dann darf ich mir auch eine persönliche Meinung, wenn auch so ganz  aus dem Bauch oder Instinkt  heraus, machen.

Das sind aber nur rein persönliche Meinungen, und da sollten sie auch bleiben oder wie gesagt am Stammtisch!

In allen anderen Punkte bin ich völlig konform mit Gika!

Klägerin und Angeklagter haben irgendwie beide verloren.

Aber hat das Urteil nicht so ein bitteren Beigeschmack...da gibt es doch noch viel auszuschlachten für die Medien?.

Die sind wohl die eigentlichen Gewinner in diesem Prozess...

Auch wenn es sich so anhören könnte, ich bin absolut nicht medienfeindlich Wink

 

LG sabi

CIAO SABI

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hehe, Jack, Du solltest beruflich umsatteln. Sicher könntest Du mit Deiner Fähigkeit, durch die Visage die kriminelle Energie einer Person zu bestimmen, den Gerichten enorm viel Geld sparen. Keine langwierigen Verhandlungen und Prozesse mehr, Jack schaut der Person einmal in die Visage und schon ist es klar, ob schuldig oder nicht.   Biggrin

Aber jetzt im Ernst. Ich nehme einmal an, Du hast es anders gemeint als es dasteht. Das klingt nämlich nicht gut. Man kann eben gerade nicht über das Ansehen einer Person deren Beweggründe bestimmen. Natürlich hast Du das Recht, für Dich ganz subjektiv zu bestimmen, ob eine Person schuldig ist oder nicht. Wenn Dir ein Typ unsympathisch ist, dann ist es so, daran ist nichts zu rütteln. Was Du hier schreibst, klingt aber anders, es klingt so, als ob Du mit einem Blick bestimmen könntest, was die Wahrheit ist. Und das klingt gefährlich.

Im Endeffekt, und ich bin mir nicht sicher, ob Gika mir da zustimmen wird, zeigen diese Art von Prozessen die Grenzen des juristischen Systems auf. Man möchte die "Wahrheit" ergründen, die aber doch offensichtlich für jeden anders aussieht. Gibt es eine objektive Wahrheit? Ich fürchte, daß nein. Die andere Frage ist die nach dem Sinn des juristischen Systems. Denn eines muß klar sein und es ist eine Beobachtung, die von vielen Holocaust-Opfern geäußert wird, die in Prozessen ausgesagt haben: Auch die Verurteilung kann erlittenes Leid nicht wieder gut machen. Die Opfer bleiben mit ihrer schrecklichen Erinnerung, egal, ob die Täter verurteilt, gefaßt, geköpft oder sonstwas werden. Dies kann die schreckliche Erfahrung nicht ungeschehen machen.

Um zum konkreten Fall zurückzukommen: Gehen wir einmal davon aus, er hat sie tatsächlich vergewaltigt. Wer hat nun etwas davon, daß er verurteilt wird? Ok, die abschreckende Wirkung ist ein Fakt. Aber sonst? Für die Frau ist es vielleicht eine Art von Genugtuung, wenn er im Knast sitzt. Aber dennoch wird es ihr nicht helfen, die schreckliche Erfahrung zu vergessen. Die bleibt bestehen. Rache? Im Endeffekt sieht es wirklich so aus als würde neben der Abschreckung als einziger Sinn der juristischen Verurteilung die Rache bestehen. Aber hat sie nicht schon genug gerächt? Seine Existenz ist zerstört, sein Ruf dahin, er war im Knast und Geld hat er sicher auch jede Menge verloren. Was also ist der Sinn einer Verurteilung?

Ich denke, der Freispruch war nun die einzige Möglichkeit. Ich persönlich bin ziemlich überzeugt davon, daß hier eine Person, die sich über Jahre schlecht behandelt gefühlt hat, Rache genommen hat. Dabei ein ziemliches Risiko fährt, zum anderen aber zumindest einen Teilerfolg verbuchen kann. Das Gericht hat sich m.E. nicht korrekt verhalten und hätte sich evtl. anders verhalten, wenn der potentielle Täter kein Promi gewesen wäre. In der ganzen Angelegenheit scheint doch immer wieder durch, daß Ressentiments gegenüber dem Prominentenstatus von Kachelmann bestanden. Und die Rolle der Medien steht außer Frage. Das war ja zum Teil absurd.

Ich hoffe nur, daß die Staatsanwaltschaft von einer Revision absieht (was aber wohl kaum zu erwarten ist). Ich habe definitiv keine Lust mehr auf Kachelmann und sein Sexualleben in meiner morgendlichen Zeitung!

LG
Jan Smile

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

Hallo Jan,

Du sprichst sicher noch einige grundsätzliche Fragen an, die sich in jedem Prozess stellen. Ich gehe jetzt mal nur auf diese Fragen ein:

Im Endeffekt, und ich bin mir nicht sicher, ob Gika mir da zustimmen wird, zeigen diese Art von Prozessen die Grenzen des juristischen Systems auf. Man möchte die "Wahrheit" ergründen, die aber doch offensichtlich für jeden anders aussieht. Gibt es eine objektive Wahrheit? Ich fürchte, daß nein.

Ich kann Dir da bedingt zustimmen. Die von Dir aufgeworfenen Frage, ist natürlich DAS Problem eines jeden Prozesse in jedem Rechtssystem. Da spielt es im Endeffekt keine Rolle, ob nur der Diebstahl eines 20-cent-Artikels oder eine Vergewaltigung oder ein Mord verhandelt wird. Ich bleibe jetzt (und in meinen weiteren Ausführungen) mal beim Strafrecht (im Prinzip gilt das aber auch für alle anderen Rechtsgebiete).

Denn natürlich kann kein Gericht dieser Welt die absolute Wahrheit finden. Unabhängig von der - dann ja schon in den philosophischen Bereich gehenden - Frage, ob es eine absolute Wahrheit denn überhaupt gibt, kann kein Richter/ kein Gericht sicher sein, dass - auch bei allergrößter Mühe und Sorgfalt - dem Urteil auch nur der  „objektiv“ richtige Sachverhalt  zugrunde gelegt wurde. Wie sollte das auch gehen? Dann müsste man wirklich „die Zeit zurückdrehen können, und als neutraler Beobachter daneben stehen können“. Und eigentlich müsste man dann auch (rückwirkend) Gedanken lesen können...

Nein, letztlich ist klar und muss klar sein, dass jedes Gericht den Sachverhalt, den es seinem Urteil zugrunde legt, nur durch Indizien (und seine Interpretation der Indizien) feststellen kann. Und letztlich ist alles ein Indiz, auch ein Geständnis (denn auch das könnte ja falsch sein).

Es ist somit die Problematik und Schwäche eines jeden Rechtssystems, dass der dem Urteil zugrunde liegende Sachverhalt nur rekonstruiert werden kann und von der "absoluten Wahrheit" (ich bleibe jetzt mal bei dem Begriff und gehe davon aus, dass Ihr wisst, wie er gemeint ist), durchaus abweichen kann.  Im Schlimmsten Fall zu Lasten des Angeklagten..

Welche Konsequenz ist daraus zu ziehen? Sollte angesichts des Wissens um diese Problematik das Rechtssystem abgeschafft werden und (um beim Strafrecht zu bleiben) die Bestrafung eines Täters, der auch „absolut“ schuldig ist, nicht mehr möglich sein?

Ich denke, wir sind uns im Klaren, dass das wohl auch keine Alternative ist.

Das Wissen um diese Problematik kann meines Erachtens nur zu einem führen: Strenge und genaue Regeln aufzustellen, wann und unter welchen Vorraussetzungen ein Gericht einen Sachverhalt so feststellen darf, dass es auf dessen Grundlage ein Urteil fällen (und einen Angeklagten bestrafen) kann.

Da müssen die Regeln sicher so streng sein, dass es eher wahrscheinlich ist, einen Schuldigen laufen zu lassen, als einen Unschuldigen (leichtfertig) einzusperren. Dazu gehört zum Beispiel u.a.(aber nicht nur) sicher auch der Grundsatz „in dubio pro reo“. Wenn berechtigte/erhebliche Zweifel übrig bleiben, dann darf ein Gericht nicht verurteilen.  (diese Einschränkung „berechtigte“ muss ich machen, denn theoretische Zweifel bleiben nach dem oben Gesagten IMMER und dann würde sich die Katze in den Schwanz beißen).

Und trotzdem muss klar sein: Trotz aller Vorsicht und noch so strenger und restriktiver Regeln kann ein Unschuldiger "durch die Maschen fallen" und bei Anwendung aller noch so strengen und rechtsstaatlicher Regeln zu unrecht verurteilt werden (das ist i.Ü. einer der Gründe, warum ich strikt gegen die Todesstrafebin!).

 

Diese Schwäche besteht in jedem Rechtssystem und sei es auch noch so rechtsstaatlich, wovon ich im Prinzip in Deutschland ausgehe.

Fazit: Die Grenzen und Schwächen des Rechtssystems sehe ich durchaus., sie haben sich aber nicht im Kachelmann-Prozess „mehr als sonst“ verwirklicht.

Die andere Frage ist die nach dem Sinn des juristischen Systems. Denn eines muß klar sein und es ist eine Beobachtung, die von vielen Holocaust-Opfern geäußert wird, die in Prozessen ausgesagt haben: Auch die Verurteilung kann erlittenes Leid nicht wieder gut machen. Die Opfer bleiben mit ihrer schrecklichen Erinnerung, egal, ob die Täter verurteilt, gefaßt, geköpft oder sonstwas werden. Dies kann die schreckliche Erfahrung nicht ungeschehen machen.

Gehen wir einmal davon aus, er hat sie tatsächlich vergewaltigt. Wer hat nun etwas davon, daß er verurteilt wird? Ok, die abschreckende Wirkung ist ein Fakt. Aber sonst? Für die Frau ist es vielleicht eine Art von Genugtuung, wenn er im Knast sitzt. Aber dennoch wird es ihr nicht helfen, die schreckliche Erfahrung zu vergessen. Die bleibt bestehen. Rache? Im Endeffekt sieht es wirklich so aus als würde neben der Abschreckung als einziger Sinn der juristischen Verurteilung die Rache bestehen. Aber hat sie nicht schon genug gerächt? Seine Existenz ist zerstört, sein Ruf dahin, er war im Knast und Geld hat er sicher auch jede Menge verloren. Was also ist der Sinn einer Verurteilung?

Auch damit hast Du natürlich irgendwo recht. Die Bestrafung eines Täters – und sei sie noch so hart - macht die Tat und die Leiden, die das Opfer erlitten hat, nicht ungeschehen. Je nach Tat hat ein  Opfer da lebenslang schwerst drunter zu leiden – egal was mit dem Täter passiert!

Aber wiederum die Frage, die ich jetzt mal ganz bewusst überspitzt und polemisch formuliere: Kann das dazu führen, dass man, weil das Opfer „eh leidet und die Bestrafung das auch nichts ändert“, von jeglicher Verfolgung und Verurteilung eines Straftäters absehen?

Die Frage, die dahintersteckt, warum darf ein Rechtsstaat bestrafen:

1.  Da ist natürlich zum eine die Rache- und Sühnefunktion: Das Opfer hat gelitten (oder leidet sogar noch), da soll der Täter mal auch nicht ungeschoren davon kommen. Es widerspricht ja schon dem Gerechtigkeitsgefühl, dass sich für das Opfer das Leben verändert, der Täter aber „munter so weiter machen kann wie bisher“.   

Unabhängig von der Frage, inwieweit es dem Opfer durch die Bestrafung des Täters „besser geht“, die Bestrafung zeugt auch von einem Respekt des Staates für die Leiden des Opfers.

Das ist eine – auch rechtsstaatliche - Funktion der Strafe.

2. Dann enthält Strafe natürlich auch das Element der “Abschreckung“. Theoretisch ein sehr gutes Argument. Die praktische Relevanz ist allerdings nur schwer zu beurteilen, denn es ist natürlich kaum feststellbar, wer bzw wie viele wegen der Strafandrohung von einer Straftat abgelassen haben.

3. Und dann soll durch die Strafe auch auf den Täter eingewirkt werden, so dass er in Zukunft ein „straffreies Leben“ führt. Ich persönlich habe da meine Bedenken, ob das klappt. Bei jungen Straftätern kann das hinhauen, je älter sie sind desto geringer sehe ich die Erfolgsaussichten.

4. Und letztlich stellt Strafe auch eine Schutz für die Bevölkerung dar: Derjenige der eingesperrt ist, wird in dieser Zeit keine weiteren Straftaten begehen können..

 

Ich denke, das sind auch in einem Rechtsstaat gewichtige Gründe für eine Strafe.

Der Alternative „keine Strafe, weil sie „eh nichts nützt  und Unrecht nicht wieder gutmachen kann“ kann ich so nicht folgen..

 LG Gika Smile

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

Bild des Benutzers sabi
Verbunden: 14. Juni 2009 - 22:11

Hallo Gika,

das hast du alles sehr schön erklärt und ich kann alles bestätigen und nachvollziehen.

Aber ich stelle jetzt mal eine andere Frage, die Jack letzt im chat mal so kurz eingeworfen hatte ( ich hoffe ich irre mich da jetzt nicht...war schon sooo spät  ;-) ) 

Entmutigt dieser Prozess, das Urteil  und das ganze Theater darum, nicht die "wirklichen" Opfer einer Vergewaltigung?

CIAO SABI

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Sabi, Gika,

ich glaube kaum, daß diese Art von Prozeß noch zusätzlich entmutigen kann. Denn ich glaube, daß jede Frau, die nicht hoffnungslos naiv ist, sich im Klaren darüber ist, worauf sie sich während eines solchen Prozesses einläßt. Deswegen sind ja so wenige Frauen bereit, gegen Vergewaltiger und Belästiger vorzugehen. Es ist nicht nur der Stammtisch, der das verächtlich kommentiert und die Frauen verdächtigt, alles zu erfinden oder sogar Spaß daran gehabt zu haben. Es sind oft genug die Staatsanwaltschaft selbst, die Richter und Verteidiger, die diese Art von Prozeß zu einer Art Spießrutenlauf für die Frauen machen.

Im Bekanntenkreis meiner Eltern findet sich eine Frau, die von ihrem Ex, als sie sich trennen wollte, eine ganze Nacht lang gegen ihren Willen festgehalten, vergewaltigt und mit mehreren Messerstichen verletzt wurde. Sie kam schwerverletzt ins Krankenhaus, mit Folgeschäden. Die Sache schien eindeutig. Da der Herr wohlhabend und angesehen war, die Frau nur Studentin, kam ein ziemlich übler Prozeß dabei heraus, mit einem Freispruch für den Vergewaltiger und Messerstecher und der Aussage der Frau, daß sie sich das nie wieder antun würde.

Und da komme ich dann wieder auf Gika zurück: Es ist nicht nur, daß das erlebte Leid nicht rückgängig gemacht werden kann. Es ist eben gerade so, daß der Prozeß neues Leid zufügt. Und da muß man sich ja schon fragen, ob man sich das wirklich antun muß.

Wobei der Umkehrschluß, den Du formulierst, natürlich absurd und nicht in meinem Sinne ist. Ich finde z.B., daß die Abschreckung schon sehr wichtig ist. Und auch der Gedanke, daß ein Täter im Gefängnis zumindest für die Zeit des Wegsperrens nicht tätig werden kann, hat doch auch etwas Beruhigendes. Wenn ich eine gängige Praxis der Rechtsprechung kritisiere bzw. einfach einige Fragen und Bedenken formuliere, dann bin ich doch noch lange nicht für die Abschaffung des ganzen Rechtwesens. Trotzdem finde ich, daß man zumindest doch über Alternativen und Lösungen nachdenken muß. Vergewaltigungsprozesse z.B. diskriminieren in der Regel die vergewaltigten Frauen und fügen den Geschädigten neues Leid zu. Deswegen sind nicht viele Frauen bereit, auszusagen und vor Gericht zu gehen. Hier müßte man über Lösungen nachdenken, z.B. radikaler Ausschluß der Öffentlichkeit, nicht notwendiges Erscheinen vor Gericht usw. Dazu kenne ich mich jedoch zu wenig mit der Gerichtspraxis aus, um viel vorschlagen zu können. Aber man sollte es doch wenigstens andenken.

Die andere Sache ist dann aber auch schon wieder Kachelmann. Was genau war der Fehler des Gerichts? Wäre man mit Kachelmann genauso verfahren, wenn er Hans Müller heißen würde? Was genau ist schiefgelaufen? Wie kann man den Medienrummel verhindern?

Und falls einer jetzt noch Lust zum Diskutieren hat: Wie seht Ihr die Angelegenheit um DSK in New York?

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers sabi
Verbunden: 14. Juni 2009 - 22:11

Hallo Jan,

sehr interessant dein Vorschlag ( radikaler Ausschluss der Öffentlichkeit und somit auch der Medien).

Was soll ich zu DSK sagen...

Ich weigere mich prinzipiell über Schuld und Unschiuld fremder Personen zu urteilen.

 Bei Dschingis Khan fehlt mir  sämtliche Hintergrundinformation,und der angebliche Tat-und Sachverhalt.

Ich verfolge ja auch solch einen Medienrummel, bei wichtigen Persönlichkeiten, wenig mit, da tut es mir eher  immer leid, für die Personen, die größeres Leid ertragen und keine Medienberichte  auf Ihrer Seite haben ...und die  weit mehr Aufmerkasmakiet verdient hätten!

Aber wären wir hier an einen Stammtisch, und ich müßte ein Drehbuch besetzten..... Smile

DSK ist dann schon ein anderes Kaliber und ein härterer Brocken als Herr Kachelmann und somit ,aus meiner persönlichen Sicht, besser geeignet für die Rolle des Vergewaltigers.

CIAO SABI

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

mal keine Frage, sondern nur ein Hinweis: Am 27.11.11 ist in Ba-Wü Volksabstimmung ... S 21 ... man darf gespannt sein, wie die Volksabstimmung ausgeht.

 

donquichote

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Haben die hoch- und überbezahlten Burschen mal wieder richtig geschickt gemacht....häääääääääääää, wenn ich dafür oder dagegen stimmen möchte, was muß ich nun ankreuzen.

Scheinbar gehen diese Sesselpupser davon aus, daß jeder Bundesbürger Jura in Verbindung mit Beamtenkauderwelsch studiert hat. *kopfschüttel*

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

ob sich die Zahl der aufgrund des verwirrenden Abstimmungszettels falsch gesetzten Kreuze in beiden Lagern sich die Waage hält?

 

donquichote

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Ihr beiden,

 

ich gehe auch mal davon aus, dass das kein Zufall ist, dass man hier so nebulös formuliert. Warum machen sie keinen Zettel "pro und contra S 21". Mal eine dumme Frage: Wie muss man jetzt stimmen, um sich gegen S 21 auszusprechen? Mit Ja für das Kündigungsrecht? Ist schon eine Frechheit, so ein Stimmzettel, wobei ich davon ausgehe, dass die Leute sich erkundigen und schon das richtige Kreuz machen, die zur Wahl gehen. Den anderen ist es doch eh egal.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Hallo Jan,

durch Dich lernt man immer wieder neue Wörter kennen... Smile

Jepp, unsere Landesregierung hat es wohl gerne, wenn das Volk durch ihre nebulöse Ausdrucksweise im Nebel umhertappt.

Ist man gegen S21 muß man mit "JA" stimmen...and vice versa.

LG Smile

 

 

 

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hehe, ich habe hier ein echtes Schätzchen gefunden:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,799899,00.html

Wahrscheinlich war das Spiel ja geschmiert. Immerhin heißt ihr Stadion nach Sepp Blatter, der wird schon dafür gesorgt haben, dass sie gewinnen   Biggrin

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Hehe, Jan, kennst Du schon dieses BVB-Filmchen?

http://www.youtube.com/watch?v=aUn-6fae5Y4

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Biggrin

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

der Versuch, sich mal eben schnell zumindest nach aussen hin von einem Geschäftspartner zu trennen - man greift zu weissem Lack:

 

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-02/flugzeug-rom-alitalia

 

donquichote

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Nachtrag: Einigen Kommentaren zu dieser Sache ist zu entnehmen, dass es wohl nicht ganz unüblich ist, einen Havaristen unkenntlich zu machen (wobei im o.g. Fall noch die Länderkennung zu erkennen ist). Wenn ja, warum wird das überhaupt gemacht? Dank weltweiter Vernetzung ist eh schon hinreichlich bekannt, um welche Fluggesellschaft(en) es hier geht. Bzw. warum wird dann genau dieser Fall aufgebauscht? Vielleicht, weil er so gut ins Klischeebild Italiens passt?

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Rücktritte

Momentan häufen sich die Rücktritte von Personen des öffentlichen Lebens. Jetzt sogar noch der Papst! Wobei es offensichtlich zwei sehr verschiedene Arten von Rücktritten gibt. Zum einen sind da die, die gar nicht zurücktreten wollen, über alle Maßen an ihrem Posten kleben, den sie dann erst unter massivem Druck und Zwang aufgeben. Aktuellstes Beispiel hierfür Annette Schavan. Aber wir hatten auch Wulff, der eher gierig nach Geld denn nach Titeln war, Guttenberg, und dann noch eine Reihe weniger bedeutender Politiker, die alle Titel, Ansehen und Posten verloren, weil sie nachweislich geschummelt hatten. Was ist hier eigentlich los? Sind plötzlich alle Politiker korrupt? Früher scheint so etwas nie vorgekommen zu sein, wobei man sicher auch da fündig hätte werden können. Ein Herr Kohl hat seine Doktorarbeit nicht umsonst unter Verschluss nehmen lassen, für niemanden mehr einsehbar. Das hätte Schavan vielleicht auch veranlassen sollen, aber damit hätte sie dann wohl erst recht schlafende Hunde geweckt. Warum nur Politiker von CDU, CSU und FDP? Was ist mit den Herren der SPD, schummeln die vielleicht weniger? Oder schreiben die erst gar keine Doktorarbeiten, weil sie zu blöd dazu sind? Oder weil sie nicht die richtigen Beziehungen wie ein Herr Guttenberg haben? Was ist mit den Piraten, da scheint auch keiner einen Doktortitel zu haben? Oder sind die meisten noch zu jung, werden ihre Doktorarbeiten erst in 10 Jahren schreiben? Viele ungeklärte Fragen! Wobei mir Schavan fast leid tut, denn es tut sicher sehr weh, wenn man für eine Gaunerei bestraft wird, die 30 Jahr alt ist. Zum anderen sieht man an ihr sehr gut, wie sie jetzt alles falsch gemacht hat und weiterhin falsch macht. Warum ist sie nicht sofort zurückgetreten, als die Kritik publik wurde? Eine Wissenschaftsministerin, die in Zeiten massiver Plagiatsprobleme an den Universitäten selbst unter Plagiatsverdacht steht, ist nun einmal nicht tragbar, sogar, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet. Es ist peinlich, lächerlich, man wird sofort zum Gespött, vor allem im Ausland. Warum klebt sie an ihrem Posten und kapiert nichts? Die Klage könnte sie sich sparen, denn die kann sie nicht gewinnen. Art und Umfang des Schummelns sind vielfach bewiesen und offen dargelegt. Die Klage wird sie Geld und Nerven kosten, und am Ende ist sie dann auch noch juristisch erledigt. Es wäre sicher wesentlich vernünftiger gewesen, sofort bei Aufkommen des Verdachts zurückzutreten. Das hätte ihr wahrscheinlich ein politisches Überleben in einem unbedeutenderen Posten ermöglicht. Wenn erst einmal auch noch juristisch belegt wird, was sowieso jeder außer ihr weiß und erkennt, wird das nur noch schwer möglich sein.

Bleibt aber die Frage nach der Häufung dieser Vorfälle. Sind also die Politiker korrupter als früher? Wird nur noch gegiert und gerafft? Machen das alle, sind nur die meisten schlauer als Wulff, der es eindeutig übertrieben hat? Oder sind doch die Mechanismen einer öffentlichen Überwachung und Kontrolle inzwischen so verfeinert, dass nicht mehr jeder mit allem durchkommt? Ist das insgesamt zu begrüßen oder sollte man sich besser gruseln davor? Kann nicht auch einmal einer öffentlich auf diese Weise erledigt werden, der tatsächlich nichts angestellt hat? Ist es nicht doch tatsächlich eher Parteipolitik mit anderen Mitteln? Wem nutzt der Rücktritt Schavans? Sie war konservativ, hat aber für die Universitäten mehr getan als ihre Vorgängerin, die Kindergärtnerin. Mehr als eine Reihe von Ministern und Ministerinnen vor ihr. Sie hat zwar eine konservative Elitebildung angestrebt, hat den Universitäten damit aber in jedem Fall auch geholfen. Unter ihrer Vorgängerin war weitgehender Kahlschlag, gleichzeitig hat die versucht, das System à la USA grundlegend zu reformieren, was grundlegend misslang und die Universitäten in ziemliches Chaos stürzte. Da haben die Reformen von Schavan wesentlich besser gegriffen und wesentlich mehr bewirkt. Zum Guten. Da kommt man durchaus ins Grübeln. Der Wechsel jetzt ist wieder mit vielen Unsicherheiten verbunden, und wohin Frau Wanka letztlich strebt, das wissen wir erst in ein paar Jahren. Oder auch nicht, je nachdem.

Jetzt aber doch zu der anderen Art von Rücktritt, den ich ja wesentlich spektakulärer finde. Man hat keine Lust mehr, man will nicht mehr, und dann schmeißt man einfach alles hin. Ganz plötzlich, ohne groß zu überlegen, zumindest ohne große öffentliche Überlegung. Sicher erinnert Ihr Euch noch an Null-Bock-Horst Köhler, der dann eigentlich den Wulff erst ermöglicht hat. Er war schon eine Weile dabei als Bundespräsident, da hat ihm irgendetwas nicht gepasst, er fühlte sich übergangen, wenn ich mich richtig erinnere, oder missverstanden, und da fällt ihm dann plötzlich ein, dass ihm der Job eigentlich gar nicht mehr gefällt. Und tritt zurück, von einem Tag zum anderen, wohlgemerkt nicht nach ein paar Wochen im Amt, was man ja noch verstanden hätte, warum soll der BuPrä nicht auch eine Probezeit haben. Nein, Horst Köhler befand sich damals sogar schon in der zweiten Amtsperiode. Er hätte somit eigentlich wissen müssen, worum es bei dem Job geht. Aber nein, Horst fühlte sich missverstanden und da wurde er zum trotzigen Kind und schmiss das Handtuch. Geht’s eigentlich noch dämlicher? Schämt er sich denn gar nicht? Erst drängt er ins Amt und dann mag er nicht mehr, weil ihn irgendjemand ärgert. Viele von uns müssten permanent eine Menge Handtücher hinschmeißen, wenn sie so auf Ärger im Job reagierten. Und wieder ein Herr der CDU, was ist mit denen eigentlich los? Vielleicht ist das aber auch die falsche Frage, bei der SPD gibt es nun mal momentan keine guten Posten, die sie hinschmeißen könnten. Wobei mir doch noch so ein früher Kandidat einfällt, der ebenfalls ähnlich hingeschmissen hat, Oskar Lafontaine. Das kam damals auch sehr plötzlich und sehr exzentrisch. Was denken sich diese Leute eigentlich? Übernehmen sie nicht auch Verantwortung mit ihren Posten? Bringen einiges durcheinander und ins Wanken mit ihrer Haltung, ist ihnen das gar nicht klar? Sind sie dumm, arrogant oder einfach nur extrem ichbezogen? Gut kommt so etwas in jedem Fall nicht daher, Verständnis kann man für diese Art von Haltung kaum aufbringen.

Und jetzt auch noch der Papst, der zugegebenermaßen einer anderen Art von Partei angehört. Was die Sache aber dann noch zusätzlich kompliziert. Dafür hat er auch eine andere Art von Begründung, wobei das natürlich auch wieder die abgeschmackteste ist, die einem einfallen kann. Wenn ich keine Lust auf Arbeit habe, melde ich mich krank. Ich mache das sehr selten, weil ich meine Arbeit gern mag und eigentlich auch gar nicht dran denke, hinzuschmeißen. Aber vielen Arbeitnehmern geht es da anders und der Krankenstand ist ja auch dementsprechend hoch. Nun ist der Papst aber tatsächlich ein sehr alter Mann, also könnte man natürlich sagen, der macht jetzt nicht wirklich auf Frührente. Und trotzdem kommt es einem doch komisch vor und mutet einen befremdlich an, dass ihm nun plötzlich von einem Tag zum anderen einfällt, dass er schwächer ist als davor. Schwächer als der vorherige Papst war ja wohl kaum einer, und auch der hat durchgestanden. Gegenüber dem Polen kommt einem der Ratzinger doch wirklich wie ein fitter Jungspund vor. Was soll das also? Geht es hier nicht doch um anderes? Ein verschleierter Skandal vielleicht, Korruption, vielleicht wird er gar erpresst? Dass es im Vatikan nicht ganz so heilig zugeht, wissen wir ja spätestens seit diesem ungeklärten Mordfall vor ein paar Jahren und dem Skandal um den Camerlengo. Das hätte sich Dan Brown gar nicht auszudenken brauchen.

Was mich nun aber tatsächlich bei der ganzen Angelegenheit schwer beschäftigt, ist, dass es meines Erachtens nach dem katholischen Dogma überhaupt nicht möglich ist, als Papst zurückzutreten. Nun muss ich gestehen, dass ich weder katholischen Glaubens bin, noch in diesem Sinne erzogen wurde. Ich habe mich aber durchaus zu Zeiten mit dieser Religion beschäftigt, bilde mir also ein, ein bisschen drüber zu wissen. Vielleicht kann mich aber auch einer aufklären, sollte ich mich irren. Im katholischen Glauben steht Gott über allem. Der Papst ist sein Stellvertreter auf Erden. Die Kardinäle in Rom wählen diesen Stellvertreter und agieren hier ebenfalls als Stellvertreter Gottes. So ist der Papst ja eigentlich von Gott selbst gewählt. Kann er so einen Posten, den er ja quasi von Gott selbst erhalten hat, einfach so hinschmeißen? Egal, ob nun noch Kraft da ist oder nicht? Ist das nicht ketzerisch, eine Auflehnung gegenüber einem Wunsch Gottes? Unterstellt mir hier bitte keinen Sarkasmus, ich meine das wirklich ernst. Nun kann man natürlich sagen, dass das Quatsch ist mit dieser mystischen Stellvertreterei und der Papst eben doch sehr menschlich gewählt wird. Dennoch: Der Papst erhält ein Amt übertragen, ein sehr wichtiges Amt, und er hat dies zu bekleiden und bestmöglichst auszufüllen. Ob er dazu manchmal oder auch oft zu müde ist, das interessiert eigentlich keinen. Hat auch keinen zu interessieren. Es interessiert auch keinen, wenn ich manchmal zu müde für meine Arbeit bin. Glaube, zu wenig Kraft zu haben. Wenn ich meine Chefs diesbezüglich ansprechen würde, hieße es doch nur, ich müsse eben besser mit meiner Kraft haushalten. Sollte das nicht auch für den Papst gelten? Es zwingt ihn doch eigentlich keiner, permanent irgendwohin zu reisen.

Um es etwas eleganter auszudrücken: Der Papst stellt mit dieser Entscheidung seine eigene Person über die katholische Kirche, und das erscheint mir tatsächlich revolutionär. Mutig. Ketzerisch. Denn wenn ich eines von der katholischen Kirche erfahren habe, ist es genau das: die Kirche steht über dem einzelnen Individuum, das in jedem Fall zu gehorchen hat. Zu glauben hat. Seine Pflicht und Aufgabe zu erfüllen hat. Und Benedikt scheint sich hier zu widersetzen.

Ich weiß nicht, ob die katholische Welt dies auch so sieht, es fehlt mir an der richtigen Lust, in katholischen Foren zu stöbern. Sollte ich den Katholizismus doch falsch verstanden haben, lasse ich mich hier gern belehren. Trotzdem beschäftigt mich das. Ich habe den jetzigen oder baldigen Ex-Papst immer als großen Konservativen gesehen, der die wirklichen Probleme der Welt gern und sehr konsequent übersehen hat. Und plötzlich wagt gerade er einen Schritt, der die Katholiken in die Nähe einer weltoffenen Kirche bringen könnte. Er ist plötzlich mehr Mensch als Stellvertreter Gottes. Bekennt seine Schwäche, wenn es denn eine ist. Zieht sich als Ex-Papst dann ins Kloster zurück, und lässt es sich dort gut gehen. Ich sehe hier wirklich eine große Ambivalenz. Zum einen ist es ein mutiger und moderner Schritt, den er da geht, denn er handelt offensichtlich gegen das Dogma, das an manchen Stellen direkt aus dem Mittelalter zu kommen scheint. Zum anderen ist diese Null-Bock-Mentalität, dieses Ich-mag-jetzt-plötzlich-nicht-mehr doch auch immer sehr fragwürdig. Warum jetzt gerade? Was ist der wirkliche Grund? Was soll man nun mit so einem Ex-Papst überhaupt anfangen? Warum bleibt er nicht auf seinem Posten und drückt sich jetzt vor der Verantwortung?

Sorry, ist jetzt ein bißchen lang geraten. Vielleicht hat aber doch der eine oder andere von Euch Lust, sich mit mir über meine samstagvormittäglichen Überlegungen auszutauschen.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo Jan,

 

... Bleibt aber die Frage nach der Häufung dieser Vorfälle. Sind also die Politiker korrupter als früher? Wird nur noch gegiert und gerafft? ...

Vielleicht ist es heute dank der weltweiten Vernetzung viel einfacher, Schummeleien aufzudecken? Man stellt eine Doktorarbeit ins Netz und lässt suchen.

 

donquichote

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Don,

ja, das ist wohl die gängige Erklärung, warum sich das verändert hat. Ich bin mir aber nicht so sicher. Diese Doktorarbeiten z.B. befinden sich in jeder Universitätsbibliothek, zumeist frei zugänglich. Also da kann ja auch jeder hingehen und sich die anschauen. Hat aber früher offensichtlich keinen so wirklich interessiert.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo Jan,

 

der Aufwand ist etwas grösser, wenn man erstmal in die nächste UB gehen muss, oder?

Vielleicht ist es auch die Schnell- oder Kurzlebigkeit unserer Zeit? Auch eine Sache, an der die Digitale Welt sicher nicht unschuldig ist. Vielleicht wirkt sich das auch auf das Anfertigen von Arbeiten aus? Man muss schneller schreiben, vergisst eher mal eine Quellenangabe? Andererseits sollte gerade die Anfertigung von Arbeiten am PC gewisse Dinge wie Quellenangaben und Fussnoten erleichtern und gerade im jüngsten Fall (Schavan) ging es um eine Arbeit, die schon vor 30 Jahren geschrieben wurde.

Oder auch, dass wohl immer mehr Wissenschaftler eine Doktorarbeit schreiben "müssen", bevor sie sich ins "richtige" Berufsleben begeben? (Ich denke, Du verstehst, was ich meine.)

Vielleicht sind bei den Politikern auch eher solche Fächer vertreten, in denen man viel zitiert und dann eben Gefahr läuft, die Quellenangaben zu vergessen? (Naturwissenschaftler behaupten ja gerne, ihnen könne so etwas nicht oder kaum passieren.;)) Aber auch das ist kaum eine Erklärung für die Häufung in jüngerer Zeit.

 

Andererseits: Denke mal an die Herrscher früherer Zeiten (als es noch keine Politiker im heutigen Sinn gab). Was ist denn damals so alles gelaufen?

Fragen über Fragen ...

 

donquichote

 

Bild des Benutzers Jack
Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

Wo es um Macht, Profit, Ansehen, Titel...geht, wird eben geschummelt, das war schon immer so und wird immer so bleiben.

Weiter denke ich, daß durch neue Software ein direkter Vergleich mehrerer Textdateien untereinander heute ein Kinderspiel ist...linker Mausklick und ein paar Minütchen Geduld sollte reichen; selbst wenn Sätze durch Umstellung durcheinander gewürfelt wurden.

Abgesehen davon schätze ich, daß bei 50 % aller Dissertationen geschummelt wurde, wenn nicht sogar bei mehr.

Nur sind diese Kandidaten der Öffentlichkeit völlig egal und zu unbedeutend, als daß sich diese Vergleichsarbeit lohnen würde.

Ich bin mal gespannt, wann der erste hochdotierte Professorkopf rollt...auf der anderen Seite, eine Krähe hat noch nie einer anderen Krähe ein Auge ausgehackt.

Solche eine "Spionage- und Schnüffelarbeit" könnte ich mir persönlich als Hobby und Zeitvertreib im Rentenalter gut vorstellen. Biggrin

LG Smile

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Don, Jack,

mit 50% Schummelei bei den aktuellen Doktorarbeiten liegst Du garantiert falsch. In der Regel liegt doch eine enge Beziehung zwischen Promovend und Doktorarbeitsbetreuer vor, und da sorgt schon der Betreuer dafür, dass nicht geschummelt wird. Man merkt das auch sehr schnell. Es gibt Betreuungsgespräche, und wenn der Kandidat nie erscheint und plötzlich hat er 100 Seiten tollen Text, aber wenig Ahnung von dem, was drin steht, dann macht er sich schon verdächtig. Dazu kommt, dass in den Naturwissenschaften das Schummeln eben tatsächlich schwieriger ist. Oft werden ja konkrete Aufträge vergeben, da arbeitet man im Team, da ist das Schummeln wesentlich komplizierter als die echte Arbeit. Ich denke, auch in der heutigen Zeit sind das nicht mehr als 10 %, und auch das ist ja noch viel. Wahrscheinlich eher weniger.

Das sind aber die ganz "normalen" Promovierer. Es scheint aber im Fall der Politiker eben anders zu laufen. Da scheint es tatsächlich die Gefälligkeitspromotion zu geben. Einer will den Titel, weil er meint, damit noch besser in seiner politischen Karriere voranzukommen, da gibt es dann einen Professor, der der Partei nahe steht und glaubt, von dem Kontakt und der Gefälligkeit profitieren zu können, Zeit ist keine da und so schreibt man halt schnell was zusammen. Alle in der Kommission wissen Bescheid, aber man will dem jungen Talent ja nicht im Weg stehen. Oder man erhofft sich eben Zuwendungen welcher Art auch immer für die Universität, in Bayreuth war das ganz eindeutig, da ist der Einfluss der Guttenbergschen Familie nicht weit. Der Betreuer von Karl Theodor war auch nicht zufällig ein Vertrauensdozent der CSU-sehr nahen Hanns Seidel Stiftung. Das passt schon alles. Schavan dagegen war ein anderer Fall. Aber auch da haben einige Leute beide Augen zugedrückt und nun bekommt sie die Rechnung.

Macht, Betrug, Politik, das paßt schon alles zusammen. Ich finde das auch gar nicht so verwunderlich. Daher finde ich ja auch die andere Rücktrittsvariante, die Null-Bock-Schiene und damit eben aktuell die Papstgeschichte wesentlich spektakulärer. Ich kann es immer noch nicht so ganz begreifen, und noch mehr wundert es mich, daß sich offensichtlich außer mir  auch keiner aufregt. Alle beten jetzt mit dem Papst (wofür eigentlich?) und heulen und sind traurig, aber keiner sagt mal ganz klar, daß das, was der Papst da jetzt macht, eigentlich gar nicht möglich ist. Er ist doch der Vater, der Vater der Kinder Gottes, und als Vater hat man lebenslänglich, da kommt man nicht so schnell und einfach davon. Einmal Vater, immer Vater, warum sollte das nicht auch für den Papst gelten? Ich kann auch nicht von einem Tag zum anderen sagen, ich habe jetzt keinen Bock mehr auf meine Kinder und abdanken. Klar gibt es Väter, die sich vom Acker machen, aber entweder sind das ganz miese Typen oder sie haben zumindest ein echt schlechtes Gewissen. Ich will jetzt mal nicht dem Papst unterstellen, er wäre ein mieser Typ, also frage ich mich aber doch, ob er nicht auch irgendwo ein schlechtes Gewissen hat. Er läßt ja doch seine Kinder im Stich. Er ist der Oberhirte und macht sich davon, läßt seine Schäflein allein sich selbst überlassen. So was macht man doch nicht. Das scheint aber ihn und auch sonst niemanden groß zu stören, und das finde ich ausgesprochen merkwürdig. Als Vater und Hirte trägt er Verantwortung, egal, wie alt oder schwach er ist. Ich kapiers tatsächlich nicht wirklich. Ich sehe nach wie vor den großen Widerspruch zum katholischen Dogma. Heißt es da nicht immer, man muß durch dieses Jammertal, egal, was da komme. Alles von Gott Gegebene ertragen, aushalten, Gutes tun. Seine Verantwortung anerkennen und sich nicht davor drücken. Gilt das jetzt für den Papst nicht mehr? Bekommt damit nicht das Papsttum eine ganz andere und auch recht merkwürdige Qualität? Man macht dann eben mal ein bißchen Papst, und wenn man keine Lust mehr hat, dann schmeißt man alles hin und es wird ein neuer gewählt. Das kanns doch nicht sein. Ja hat denn keiner der Gläubigen Sorge, daß das jetzt um sich greift? Ich finde das alles tatsächlich sehr merkwürdig. Meiner Meinung hat der Papst mit diesem Schritt sein eigenes Amt mit seinem ganzen Anspruch und Selbstverständnis erledigt. Er hat quasi das Amt des Papstes, so wie es bisher verstanden wurde, abgeschafft. Es würde mich wirklich wundern, wenn das ohne Konsequenzen bliebe. Aber wie gesagt, vielleicht ist das auch gut so, vielleicht führt es zur Modernisierung einer Kirche, die das schon ganz gut gebrauchen könnte.

LG

Jan Smile

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Verbunden: 18. Oktober 2006 - 4:11

....vielleicht ist das auch gut so, vielleicht führt es zur Modernisierung einer Kirche, die das schon ganz gut gebrauchen könnte.

Hallo Jan,

diese Hoffnung habe ich als katholisch erzogener und gottgläubiger Mensch, auch wenn ich nicht daran glaube. Wink

Ansonsten ist mir der Rücktritt des Papstes völlig Latte. 

Schließlich ist das ein Amt, das durch Menschenhand und Menschenhirngespinste erschaffen wurde, wie auch alle Religionsgemeinschaften und Kirchen der Menschheit. Und außerdem stellt es doch kein Problem dar, einen Papst zu ersetzen...was man bei einem leiblichen Vater nicht unbedingt behaupten kann.

Die Schäfchen werden sich schon an einen neuen Hirten gewöhnen; das ist ja nicht das erste Mal so.

Auf Gottes Erde gibt und gab es Geschehnisse, die mich wesentlich mehr bewegen und berühren.

LG Smile

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Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

eigentlich sollte man meinen, eine Doktorarbeit diene dazu, im Anschluss ans Studium (oder aber auch erst irgendwann in späteren Berufsjahren) ein bestimmtes Thema zu vertiefen, weil es einem interessiert, weil man neue Erkenntnisse mitteilen will, sicher aber auch, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere dann, wenn man eine Hochschulkarriere anstrebt, zu haben. Allerdings geht es dann um den Arbeitsmarkt in dem Fachgebiet, in welchem man studiert hat.

Eine Doktorarbeit zu schreiben, nur, wirklich nur, damit ein Dr. im Ausweis steht, ist zuviel Aufwand, oder?

Stellt sich die Frage, ob jemand nun "schummelt", weil er die Promotionsordnung nicht gelesen hat oder ob er es wirklich mit Absicht tut, um hier schnell per copy&paste ans Ziel zu kommen. Im letzteren Fall wären 50 Euro für einen käuflichen Titel vielleicht besser angelegt. Biggrin Im ersteren Fall sollte man sich zumindest die Frage stellen, ob das Gehirn damals gerade eingeschaltet war.

Klärt noch immer nicht die Frage, ob Politiker heute korrupter sind als früher. Vielleicht sollte man hier auch die Frage stellen, ob das heutzutage öfters passiert, dass ein Plagiat zur Doktorwürde verhilft, oder ob es heutzutage nur öfters entdeckt wird.

 

donquichote

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Don, Jack,

es gibt in den USA eine Freikirche, die verkauft Doktortitel für 25 Dollar. Das war das Billigste, was mir unterkam, wurde glaube ich auch bei Groupon verscherbelt. Das ist natürlich noch wesentlich weniger Aufwand als Copy&Paste, aber natürlich macht der Dr. von der Freikirche auch nicht viel her. Wobei man sich damit ja doch immerhin Visitenkarten mit dem Doktortitel drucken lassen kann, und ganz legal. Hätte sich Karl Theodor diesen Doktortitel für schlappe 25 Dollar besorgt, wär er heute wahrscheinlich noch Minister.

Was den Papst betrifft, so stört mich eben dieser Widerspruch. Ich finde das immer merkwürdig, wenn Dogmen bestehen, diese auch mit einer gewissen Aggressivität gepflegt werden, aber dann für die eigene führende Klientel nicht zu gelten scheinen. In diesem Sinne ist es ja auch eher die Außensicht, die dieses Verhalten merkwürdig findet oder kritisiert. Ich kenne die katholische Religion in erster Linie als aggressiv missionarisch und auch als repressiv, und der Oberste Hirte macht einfach, was er will. Das geht bei mir nicht zusammen.

Bei einer Recherche zum Thema im Internet bin ich dann doch auf das übliche Skurrile und Witzige gestoßen. So ruft die Bild-Zeitung (!) ihre Leser auf, vom Papst ein Bild zu malen und stellt in ihrer täglichen Ausgabe diese Bilder vor. Dann ist da zu lesen, daß der Papst seinen Papstnamen behalten möchte und daß sich die deutschen Katholiken einen afrikanischen Papst wünschen. Hehe, und wer drüber lachen möchte, schaut sich die "Papal Securities" auf youtube mit Christoph Waltz an.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Don,

wir wissen natürlich nicht, ob das Interview echt ist. Einige der Aussagen sind recht zweifelhaft. Im Grunde genommen sollte es nicht möglich sein, auf diese Weise an eine Doktorarbeit zu kommen. Es gibt Gespräche zwischen dem Doktorvater und dem Kandidaten, da sollte man eigentlich schnell merken, dass ein Unterschied zwischen Geschriebenem und der mündlichen Äußerung ist. Und am Ende des ganzen Prozesses muss der Kandidat seine Arbeit ja verteidigen, vor einer Kommission. Auch dies kann er ja nicht bestehen, wenn er so blöd ist, wie der Interviewte das von seiner Klientel beschreibt. Im Endeffekt liegt das Problem schon an den Unis selbst und schwarzen Schafen unter den Professoren. Da werden Leute eben nicht gut betreut, da werden die Doktorarbeiten nicht wirklich gelesen. Und es spricht sich natürlich unter den Studenten schnell herum, wer es da nicht so genau nimmt. Und in manchen Fächern ist das Niveau insgesamt eben auch eher niedrig. Aber dass ein Laie eine Doktorarbeit in drei Monaten schreibt und damit durchkommt, das ist schon ein Ding und dürfte natürlich überhaupt nicht sein. Falls es denn stimmt, was der Interviewte da so erzählt.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo Jan,

 

für einen "normalen" Promotionsstudenten, welcher in das Hochschulleben eingebunden ist, dürfte ein Ghostwriter keinen Sinn machen. Ins Hochschulleben eingebunden heisst, dass der Promotionsstudent z.B. viel Zeit in Bibliotheken, Seminaren, Vorlesungen, Praktika oder Laboren verbringt. Hier besteht doch auch ein recht enger Kontakt zum Doktorvater (oder es sollte zumindest so sein). Oder?

 

Aber was ist mit Leuten, welche schon im Arbeitsleben stehen und nun "nebenher" an einer Doktorarbeit schreiben? Könnte für solche Leute ein Ghostwriter eine Möglichkeit zum bequemen Erreichen des Doktortitels sein? Vielleicht hier der Kontakt zum Doktorvater auch nicht so eng? Zumindest ist in solchen Fällen eher das Geld für einen Ghostwriter vorhanden als bei einem "normalen" Promotionsstudenten. Aber was ist mit der Veteidigung? Spätestens hier muss der Promovierende doch zeigen, dass er seine Arbeit kennt, dass er sie geschrieben hat.

 

Und was ist dann im späteren Berufsleben? Was, wenn man in eine Diskussion verwickelt wird, in der jemand Bezug zu der von einem Ghostwriter geschriebenen Arbeit nimmt? - Also mir wäre so etwas zu heiss!

 

Von daher verstehe ich Sinn und Zweck eines Ghostwriters für Doktorarbeiten nicht so wirklich und weiss nicht, wie der o.g. Artikel zu verstehen ist. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er gänzlich aus der Luft gegriffen sein soll. Denn nicht jede Arbeit scheint zweifelsfrei sauber zu sein. Schade eigentlich!

 

donquichote

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Leute,

ich nutze hier diesen Faden, in der Hoffnung, dass es klappt mit dem Posten. Ich kann nämlich hier keinen neuen Faden aufmachen. Sämtliche Versuche sind gescheitert, es kommt immer dieser Text:

You must be a human, not a spam bot, to submit forms on this website. If you insist that you are a human, please try again. If error persists, contact webmaster using contact link at the bottom of this page and give all the details of this error (your browser, version, OS).
Please enable Javascript to use this form.

Der gleiche Text erschien bereits davor mehrmals, als ich versucht habe, in bestehenden Fäden zu posten. Ich musste jeweils einmal wieder rausgehen und noch einmal alles tippen, beim zweiten Mal hat es geklappt.

Früher war es hier möglich, durch das Abtippen verquaster Buchstaben nachzuweisen, dass man doch ein Mensch ist. Dies Möglichkeit besteht nun nicht mehr oder ich konnte sie nicht finden. Auch mehrmaliges Abschicken des Posts hat nicht geholfen, so dass ich beide Male noch einmal einen Versuch gestartet habe und dann hat es geklappt. Nun ist das aber einigermaßen nervig, denn man hat dazu nicht immer die Zeit und auch nicht die Geduld. Vielleicht kann man hier etwas verbessern, es würde schon helfen, wenn man wieder per Buchstabenreihe sein Menschsein nachweisen könnte.

Vielleicht ist es Zufall, aber ich habe bei den zweiten Posts dann immer die Smilies weggelassen. Besteht hier vielleicht ein Problem? Insgesamt aber sehr schade, dass wir uns jetzt nicht mehr graphisch anlächeln können.

Danke und LG
Jan (der jetzt hofft, dass es nun klappt und deshalb nicht mit einem Smilie zu lächeln wagt)

Bild des Benutzers Gika
Verbunden: 26. März 2004 - 0:00

Hallo zusammen,

ich wollte angesichts von Jans Post jetzt einmal einen neuen Thread mit Erfahrungen zum neuen Forum eröffnen. Dort habe ich die gleiche Fehlermeldung wie Jan bekommen.

Daher hier mein Stateement:

jetzt ist das neue Forum hier ja einige Zeit installiert und vielleicht ist ja doch einmal etwas "Manöverkritik" angebracht.
Ich hoffe, Ihr versteht es nicht falsch, sondern als die konstruktive Kritik, wie es gemeint ist. Denn nur wenn man Feedback erhält, kann man ja auch darauf aufbauen.
Ich finde es nämlich toll, dass das Forum weiter entwickelt wird und Ihr am Ball bleibt. Allerdings sehe ich im neuen Forum doch noch einige 'Haken und Ösen".

Schön ist, dass man, wenn man eingeloggt ist, wieder sieht, dass man eine PM hat.

Das Design finde ich sehr nüchtern, aber das gefällt mir ganz gut.

Was ich sehr schade finde, ist, dass man nicht mehr sieht, wer online ist. Irgendwie wirkt das Forum dadurch "verwaist" und "tot". Dies ist möglicherweise auch ein Grund, warum es seit der "Wiedereröffnung" kaum neue Posts gibt.

Außerdem tritt jedenfalls bei mir ein Fehler auf, wenn ich nicht eingeloggt bin. Dann erscheint bei mir das Brillenoptik-Forum gar nicht. Wenn das bei allen nicht eingeloggten Usern der Fall sein sollte, wird es in diesem Forum keine neuen User mehr geben und bald "auslaufen".

Sehr schade finde ich auch, dass es keine "Smiley-Liste" mehr gibt. Smileys sind in einem Forum ja doch ein gutes Mittel, dem Gesten und Mimik zu ersetzen, und dem Leser die Möglichkeit zu geben zu verstehen, wie das Geschriebene gemeint ist.

Auch finde ich es schade, dass Bilder nicht mehr in dem Post integriert werden, sondern nur über anklicken auf die Datei sichtbar werden. Das macht es umständlich, wenn man auf einen Post mit Bild antworten will.

Und gaaaaaanz toll wäre es natürlich, wenn irgendwann auch wieder ein Chat integriert würde. Der Chat im ganz alten Forum war einfach nur genial...

So, das sind erst einmal meine Erfahrungen und mein Eindruck.

LG Gika Smile

Ein wirklich erwachsener Mensch hat Kindlichkeit nicht abgelegt, sondern sie auf einer höheren Ebene wiedererlangt (David Steindl-Rast)

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