Warum eine routinemäßige Vorsorgeuntersuchung von Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren durch einen Augenarzt dringend geboten ist, erläutern Experten auf der Vorab-Pressekonferenz des 110. Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der vom 20. bis 23. September in Berlin stattfindet.
Im Jahr 2008 hat der Gemeinsame Bundesausschuss offiziell festgelegt, dass Kinderärzte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U7A auch das Sehvermögen von Kleinkindern testen sollen – ein einfacher Sehtest gehörte schon seit langem zum Vorsorgeprogramm der Pädiater. Ein solches Sehscreening ist jedoch aus Sicht von Augen- wie Kinderärzten, die seit Jahren gemeinsam für eine Vorsorgeuntersuchung durch einen Augenarzt eintreten, nach wie vor ungenügend.
„Die Untersuchung durch den Kinderarzt ist nicht immer ausreichend, um Fehlsichtigkeiten sicher zu erkennen“, erklärt Prof. Joachim Esser, Leitender Arzt der Orthoptik an der Universitäts-Augenklinik Essen. „Nur der Augenarzt kann Netzhaut und Sehnerv eingehend untersuchen und krankhafte Veränderungen rechtzeitig diagnostizieren.“ Zudem könne der Augenarzt schon bei Säuglingen frühzeitig Fehlsichtigkeiten und latentes Schielen mit dem Verfahren der Skiaskopie erkennen. Bei dieser Untersuchung schickt der Augenarzt einen Lichtstrahl durch die Pupille, der Hinweise auf mögliche Brechungsfehler liefert – Sprachfertigkeiten sind bei diesem Test nicht nötig.
Dass Augenärzte kindliche Sehschwächen mit einer höheren Treffsicherheit als Kinderärzte diagnostizieren, belegen Studien. So kam nach Mitteilung der DOG eine Studie der Augenklinik und des Instituts für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie der Universität Köln zu dem Schluss, dass die Trefferquote bei Kinderärzten 75 Prozent beträgt, während Augenärzte kindliche Sehschwächen zu 95 Prozent korrekt diagnostizieren. Eine Studie der Universität Münster ergab, dass bei 30 Prozent der drei- bis vierjährigen Kinder Sehstörungen unentdeckt blieben, obwohl sie an den Vorsorgeuntersuchungen der Kinderärzte teilgenommen hatten. Eine Studie der BKK Bayern aus dem Jahr 2009 ermittelte eine Quote von 40 Prozent an Kindergartenkindern, bei denen Sehschwächen oder Augenerkrankungen nicht erkannt worden waren.
„Eine frühzeitige Diagnose von Sehschwächen ist wichtig, weil die natürliche Entwicklung des Sehsystems beim Menschen in den ersten Lebensjahren erfolgt und etwa bei Einschulung abgeschlossen ist“, betont Esser. Eine Therapie sei meist nur im Vorschulalter erfolgreich, danach müsse mit einer bleibenden Schwachsichtigkeit gerechnet werden. „Aus diesen Gründen fordern wir eine augenärztliche Vorsorgeuntersuchung für Kinder spätestens ab dem zweiten Lebensjahr“, so Esser. Für den Fall, dass in der Familie des Kindes Schielen oder Fehlsichtigkeiten vorkommen, sollte der sechs Monate alte Säugling bereits mit der U5 an einen Augenarzt überwiesen werden.
Bei diesen Warnzeichen sollten Eltern unverzüglich einen Augenarzt aufsuchen: Schielen, Augenzittern, schiefe Kopfhaltung, Vorbeigreifen, Lichtempfindlichkeit, Augentränen, Augenreiben, besonders große Augen.
Hallo AgnesMaria,
Danke für den Artikel. Dem ist einfach nichts hinzuzufügen. Man kann einfach nur hoffen, dass sich die Wichtigkeit einer frühzeitigen augenärztlichen Untersuchung bei Babies und Kleinkindern schnell verbreitet, z.B. über den Kindergarten. Aber hier ist sicherlich trotz aller Kampagnen noch viel Aufklärungsarbeit nötig.
Viele Grüsse Kugelblitz
an dieser stelle bedeutet vorsorge, bereicherung im erkennen, begreifen, strukuriert arbeiten. es ist aus jeder "sicht" fahrlässig günstige prägungszeiten ungenutzt verstreichen zu lassen. u7 ist da schon spät dran!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)