Forum

15 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21
Zusammenarbeit zw. Psychotherapeuten und Strabologen

Hallo!

Da man in vielen Foren immer wieder von Leuten liest, die unter ihrem Schielen spez. psychisch leiden, frage ich mich, wieso es hier keine Zusammenarbeit zw. Strobolgen und Psychotherapeuten gibt?

Ich mein, sogar leute, welche nach Augenmuskel-OPs nur noch einen sehr geringen SW (<3 Grad) haben, fühlen sich oftmals unsicher.

Speziell längerer Blickkontakt (mit fremden Mitmenschen)  stellt nicht selten eine Herausforderung dar.

Aber auch generell ist man oftmals verschlossener und sozial benachteiligt.

 

Dies hängt sicherlich mit eventuell stattgefundenen sozialen Ächtungen in der Kindheit/Jugend zusammen.

Gerade im Hinblick auf die Bedeutung der Augen in der westlichen Kultur  (nicht nur Funktionsorgan, sondern auch wichtiges Kommunikatonsorgan, "Fenster der Seele", ....), frage ich mich, wieso noch niemand auf solch eine Idee gekommen ist?

 

Bei Betroffenen wird eine Okklusionstherapie durchgeführt, ggf. Augenmuskel-OPs, usw. - später werden sie als "austherapiert", "allein gelassen" und man begrüßt sie noch 2-mal pro jahr zu Kontrollterminen.

Das ist ok, da Strabismus und seine Folgen leider noch lange Zeit unheilbar bleiben werden.

Doch obwohl das schon schwer genug zu akkzeptieren ist (manchmal), schafft man es letztendlich doch.

Aber ich finde, dass man aus genannten Gründen hier Patienten vor allem psychisch ebenso helfen muss, wenn erforderlich.

Gerade doch, weil es organisch bzw. neurologisch nicht heilbar ist!

Discuss D:

Lg,

Brewst;)

 

 

 

 

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo,

was verstehst Du denn unter Zusammenarbeit? Rheumakranke, Amputierte oder Krebskranke haben auch sehr oft eine begleitende Psychotherapie. Es ist mir aber nicht bekannt, dass der Therapeut und behandelnde Arzt hier in enger Kommunikation stünden. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Es ist doch vielmehr so, dass es jedem Menschen, der psychisch leidet, ob aufgrund einer schweren Krankheit, eines Traumas oder was auch immer,  frei steht, einen Psychotherapeuten aufzusuchen.

Ergänzend möchte ich hier auf den Unterschied zwischen Psychotherapeuten und Psychiater hinweisen. Der Psychiater geht eher vom medizinischen Ansatz aus, ist insbesondere für Krankheiten zuständig, die eine Depression auslösen bzw. mit sich bringen- es sei hier auch einmal der Begriff endogene und exogene Depressionen in den Raum gestellt.  Die eine hat einen rein medizinischen Hintergrund, die andere nicht.

Es gibt Schielende, die keine psychischen Probleme mit ihrer Krankheit haben, andere haben sie. Beide Situationen haben ihre Rechtfertigung. Jeder Mensch hat seine Bewältigungsstrategien und wenn sie versagen, sollte er sich nicht schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

LG

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21

Gute Antwort schon mal;)

Ich meine halt, dass die AA/Strabologen sich hier ev. um eine Weitervermittlung  kümmern sollten bzw. das nicht unbedingt, sondern Empfehlungen aussprechen könnten.

 

Denn das Problem ist doch, dass ein X-beliebiger Psychotherapeut (nicht Psychiater, falls ich das versehentlich in meinem 1st post geschrieben habe) doch zu >95% keinen Peil von der Materie hat, und somit ev. auch Verständnisschwierigkeiten im Hinblick auf die Art und den Ursprung seelischer leiden als Folge dieser krankheit hat.

 

So werden zum Bsp. Querschnittsgelähmte, welche nicht akkzeptieren können ihr Leben ab sofort im Rollstuhl verbringen zu müssen, von den behandelten Ärzten an Psychtherapeuten empfohlen, die u.a. exakt von dieser Materie sehr viel Ahnung haben.

Anmerkung: ich möchte das "schwere" Schicksal eines Querschnittsgelähmten in keinster Weise mit dem eines, unter Strabismus leidenden Menschen vergleichen.

 

Doch trotzdem wird auch im Hinblick auf letzterem der gemeine Therapeut weniger ausrichten können, als jemand, der auf dem Gebiet Erfahrung hat.

 

Ich hoffe, ich konnte nun verständlicher rüberbringen, um was es mir geht.

 

Lg,

Brewst;)

Bild des Benutzers luca
Verbunden: 11. Dezember 2007 - 19:23

Hallo Brewst

Du hast völlig recht.  Menschen mit Strabismus etc. sind auf sich selber gestellt, wenn es z.B. nach einer OP immer noch Probleme gibt. Ihr Problem und ihr Leiden wird nicht ernst genommen. Sicher wird viel untersucht, gemessen und Brillen ausprobiert.

Nach der OP von 28 Prismen horizontal fühlte ich mich sehr gut. Doch leider habe ich jetzt nach 1.5 Jahren erhebliche Sehprobleme und ich ertrage keine Brille mit der Korrektur von 4 Prismen Restwinkel. ich werde meinen Job verlieren, da ich zu starke Kopf-Augenschmerzen habe. Auch diese Zeilen am Bilschirm zu schreiben ist für mich einProblem geworden.

Mein Augenarzt, welcher  meines Wissens sehr gut ist, war überzeugt dass die Restkorrektur alle Probleme beseitigt. Dem ist aber nicht so. Mein Hausarzt schreibt mich nicht krank, da er sich nicht mit Augenproblemen befasst.  Die Psychiater würden mich krank schreiben, jedoch können sie mein Problem nicht lösen. Die Invalidenversicherung wäre di nächste Anlaufstelle!!!  Gibt es jemanden hier im Forum der wegen Binokularsehproblem eine IV-Rente beantragt hat oder bezieht??

Ich fühle mich elend und weiss nicht mehr weiter.

 

Gruss  Luca

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Das Thema hatten wir doch schon mal ähnlich: http://optometrieonline.de/node/3980

 

Gruß Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21

 

@Eberhard Luckas:

Hallo,

Ich hab den Thread nun ca. bis zur Hälfte überflogen, aber nichts gefunden, was direkt mit diesem Thema hier zu tun hat.

Könnten Sie ev. die Nummer der entschprechenden Kommentare nennen?

 

@Luca:

 

Das hört sich heftig an, mein Mitgefühl hast du.

Ev. melden sich in dem Thread noch Leute, die dir bzgl. deiner Frage weiterhelfen können.

 

Lg,

Brewst;)

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Brewst,

 

versuche es mal damit: http://optometrieonline.de/node/3679

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21

Hallo Brewst,

 

versuche es mal damit: http://optometrieonline.de/node/3679

 

Auf jeden Fall vielen Dank für ihren Link!;)

 

Zwar schneidet der dortige Thread dieses Thema nur sehr ansatzweise, aber er war trotzdem rel. interessant.

Ich hoffe mein Eingangspost ist einigermaßen verständlich, da ich den Eindruck gewinne, dass hier ev. viele nicht so recht wissen um was es mir geht?

Obwohl Kerstin hat es eigentlich kapiert - unabhängig von ihrer meinung zu dem Thema.

Na ja, ev. kommt ja noch ne Diskussion rum Wink

Bild des Benutzers granosana
Verbunden: 14. Januar 2006 - 0:00

Ich verstehe schon, um was es Dir geht, ich frag mich nur: Was soll denn diskutiert werden?

Ich glaube nicht, dass sich hier irgendjemand gegen eine (seriöse) psychologische Begleitung von Strabismus-Patienten ausspricht. Es scheint nur einfach keinen Psychologen zu geben, der sich darauf spezialisiert hat. Oder kennst du jemanden? Wenn ja, würde es mich – und sicher viele andere hier im Forum - sehr interessieren, was er macht.

VG

G.

Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21

Ja, du bringst es doch schon selber gut auf den Punkt:

 

Das Thema "Strabismus" ist generell sehr unbekannt für die meisten.

 

Folge ist, dass auch zb. Psychologen/Psychotherapeuten Betroffenen schelcht helfen könnten.

Zumindest vermute ich das.

Mich hätte halt einfach interessiert, wieso es hier zw. Strabologen und obiger Partei keine Zusammenarbeit gibt.

Zb. ist ja auch zumind. in Deutschland die Zusammenarbeit zw. AA und Strabologen mangelhaft.

Hier hab ich auch mal interessehalber nachgefragt und in der Tat kannten paar Leute einige gute Gründe, die meine Neugier gestillt haben xD

Selbiges wollte ich nun hier versuchen,

Außerdem wollte ich mal meine Meinung kund tun, dass ich es generell nicht gut finde, dass das Themabei Strabologen nicht standardmäßig zur Debatte steht.

Bei mir persönlich ist zb. kosmetisch alles sehr gut, kann ich zum Glück sagen (SW 1Grad - doch ev. verändert es sich irgendwann...), aber ich habe schon oft in Foren von Betroffenen gelesen, dass es sie psychisch sehr stark belastet (immer dann, wenn der SW größer ist, und somit sichtbar ist).

Immer wenn ich das lese, empfinde ich fast schon eine Art Wut, da ich die Leute absolut verstehn kann.

 

Augen sind halt nicht nur ein Funktionsorgan, sondern auch wichtiges Kommunikationsorgan...

Das wird halt einfach bis dato spontan gänzlich von Strabologen ignoriert.

Finde das nicht vertretbar.

Lg,

Brewst;)

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Brewst,

 

ich verstehe Dein Anliegen sehr gut. Permanente Doppelbilder zu haben, macht wahnsinnig. Und auch andere Probleme mit dem Sehen. Besonders, wenn es plötzlich kommt und man mit seinem Leiden nicht verstanden wird.

Aber ich überlege, ob es für den Therapeuten wichtig ist, nachvollziehen zu können, wie es sich anfühlt. Er kann es ja auch in der Regel nicht mit den anderen Krankheiten seiner Patienten - wenn wir z. B. mal den Rollstuhlfahrer nach Unfall erwähnen. Wichtig für  Therapeut und Patient ist doch generell, dass die Chemie stimmt. Der Patient muss sich mit seinem Leiden verstanden fühlen, egal, was für ein Leiden es ist. Und dann liegt es am Patienten selbst, eventuell in einer Verhaltenstherapie mit dem Therapeuten Strategien zu entwickeln, das Leiden anzunehmen, damit umzugehen und das Selbstwertgefühl und Lebensinteresse wieder erwachen zu lassen.

Ich persönlich halte permantente DB für fast schlimmer als im Rollstuhl zu sitzen....die meisten Sinneseindrücke nehmen wir über das Auge wahr. Die Augen sind mit dem Gleichgewichtsorgan verbunden, alles wird sensorisch im Gehirn verarbeitet und verschaltet...es ist grausam, wenn die Welt doppelt oder verzerrt ist oder wankt, dass einem übel wird....man kann ja fast gar nichts mehr machen oder unternehmen...

Viele GrüßeK

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Brewst
Verbunden: 9. Oktober 2009 - 21:21

Guter Beitrag, danke^^

 

Das Bsp. bzgl. dem Rollstuhlfaher.

Das Thema ist in der Gesellschaft bekannt und akkzeptiert.

Folge ist, dass auch Psychotherapeuten sich mit den Gefühlszustand betroffener potenzieller Klienten ganz "selbstverständlich" gerne befassen.

 

Strabismus ist dagegen eher "fremd."

 

Zu DB:

Wow, das hört sich sehr schwierig  an und zum Glück leide ich (noch) nicth darunter - hoffentlch nie, da mein ambliopes Auge "solide" unterdrückt wird, bzw. der Seheindruck von diesem.

Und nun aufgepasst:

Obwohl ich Psychologie im 4. Semester studiere, könnte ich nur schwer einem Betroffenem helfen (nach dem Studium), weil ich noch keine Erfahrungswerte von Betroffenen recherchiert habe.

Doch welcher Psychologe/Therapuet macht das schon?

Antwort: Kaum jamand, da das Thema fremd ist,

Verständnis und Aufzeigen von Bewältigungsmechanismen sind nur die "halbe Miete", nicht mehr!

 

Neben DB-nelastung kalgen auch viele betroffene mit einem sichtbaren SW (ka, >3 Grad?) über sozialpsycholigische Probleme.

Auch hier hat kaum jemand Erfahrungen oder Wissen....

 

Lg,

Brewst;)

Bild des Benutzers doris1966
Verbunden: 6. August 2009 - 15:16

Hallo liebes Forum,

da Strabismus ja haeufig schon im (Klein-) Kindesalter diagnostiziert wird, waere es sicher wuenschenswert, wenn psychologisch geschulte Menschen den kleinen Patienten - und auch ihren Eltern - routinemaessig ein paar Tipps fuer die erfolgreiche Alltagsbewaeltigung geben wuerden. Damit meine ich nicht allein Tipps, wie man am besten mit den oft doch sehr verletzenden Haenseleien von Mitschuelern usw. umgeht oder sich generell ein gesundes Selbstwertgefuehl bewahrt, sondern auch z.B. Aufklaerung daruber, dass evtl. die schulische Leistung des Kindes durch den Strabismus beeintraechtigt sein kann. Und warum das Kind vielleicht dauernd ueberall gegen rennt oder Probleme mit manchen Sportarten hat. Auch fuer Lehrer waere es sicher hilfreich zu wissen, warum ein schielendes Kind vielleicht Lese- oder Schreibschwierigkeiten hat, keine Tabellen lesen oder keinen Ball fangen kann.

In Nachhinein kann man natuerlich viel spekulieren, aber ich koennte mir gut vorstellen, dass ein bisschen begleitende Psychoberatung in der Kindheit bei mir viel bewirkt bzw. verhindert haette. Denn wenn man sich selbst schon die ganze Kindheit hindurch als motorisch ungeschickte, durch das Schielen entstellte und sozial gehemmte Person wahrnimmt, wird man entsprechendes Selbstbild und Verhalten als Erwachsener wohl kaum so einfach ablegen koennen.

LG, Doris

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Von 'normalen' Strabologen und 'normalen' Psychologen würde ich eine Zusammenarbeit nicht erwarten.

Aber es gibt durchaus alternativ arbeitende Leute, die dann Zusammenhänge entdecken und Bücher darüber schreiben und auch Therapien anbieten.

Beispielsweise möchte ich folgendes Buch erwähnen, auch wenn ich ziemlich sicher bin, daß die meisten Leute hier den Kopf schütteln und finden, das gehört nicht hierher:

Marianne Wiendl/
Uschi Ostermeier-Sitkowski  
Systemische Augentherapie
Besser Sehen durch Augenaufstellungen
und ganzheitliche Sehübungen
ISBN 3-929338-60-2

Gruß

 

Synnie-do

Bild des Benutzers midwife
Verbunden: 30. April 2010 - 11:58

Hallo

ich habe geschielt, seit ich 2 Jahre alt war. Okklusion, Penalisation, OP, etc, und ich kann mich noch ziemlich gut an das alles erinnern und wie ich mich als KInd gefühlt habe.

Bei mir steht jetzt wieder mal Cycloplegie na und ich weiß, dass das nach 24 - 48 Stunden vorbei ist, aber ich weiß auch, dass ich mich ankotze, wenn die Pupillen weit sind, das rechte Auge hemmungslos und unbeeinflußbar irgendwohin schaut und ich mich so hilflos und unsicher fühlen werde wie vor 35 Jahren. Da hab ich ein Trauma. Und egal wie erwachsen ich bin und als toughe Frau mitten im Leben stehe - da dekompensiere ich. Wenn ich getropft bin und merke, wie ich langsam die Kontrolle über die Akkomodation verliere, könnte ich mich spontan im nächsten Mauseloch verkriechen. Und ich bin auch der Ansicht, dass in der Zeit der Okklusion/Penalisation eine psychologische Betreuung (über die der Orthoptistin hinaus, die grundsätzlich immer sehr gut war) sinnvoll wäre.

Ich habe mich elend gefühlt, unvollständig, dumm (ich konnte diese Tests alle nicht), unzulänglich.

Und ich habe mich häßlich gefühlt, ewig mit dieser riesigen Pupille, tollpatschig, ungeschickt. Gerade Dinge wie Ball spielen fielen mir ohne 3-D-Sehen immer schwer. Wie oft bin ich hingefallen oder am Türrahmen "hängengeblieben". Oder beim Gummitwist, - normal sehende können sich nicht vorstellen, an wie vielen Stellen im Alltag man beeinträchtigt ist. Ich hab heute noch Angst, wenn ich ein Glas Wein einschenke, dass ich es vorbeigiesse - man will ja wenn Gäste da sind nicht den Flaschenhals aufs Glas aufsetzen, wie ich das sonst immer mach Wink

Oder beim Einparken... das liegt nicht dran, dass ich eine Frau bin ... ich seh s halt nicht!

 

Ich stimme Dir zu - sinnvolle Sache - in welcher Form auch immer da eine Unterstützung/Begleitung zu haben.

 

LG Nicole

Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können. F. Nietzsche