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Bild des Benutzers Lissy
Verbunden: 3. März 2005 - 0:00
Winkelfehlsichtigkeit

durch die verschiedenen Beiträge und Informationen bin ich mittlerweile völlig verunsichert.
Einerseits lese ich hier im Forum sehr viele positive Nachrichten zu diesem Thema, andererseits warnen mich auch einige Leute, daß gerade die WFS noch nicht richtig wissenschaftlich erforscht sei und man auch sehr viel Schaden anrichten kann.
Deshalb hier einige Fragen, auf deren Antwort ich sehr gespannt bin.
I.) Geschichte
Mein Sohn klagt weder über Kopfschmerzen noch Übelkeit oder sonstige Beschwerden. Er ist 9 Jahre alt. Auf das Thema WFS bin ich durch seine immer wieder auftretende Konzentrationsschwäche in der Schule gekommen.
Ein Optiker in Nürnberg (Kapazität) hat tatsächlich eine "starke" WFS diagnostiziert. Abhilfe wäre eine Prismabrille mit ca. 350 Euro Kosten.
Auf Grund dieser Höhe habe ich noch um Bedenkzeit gebeten und mich zu diesem Thema weiter informiert.
Nun also meine Fragen
1.) Stimmt es, daß es mit einer Brille nicht getan ist?
(Aus Bekanntenkreisen und aus dem Forum habe ich schon gehört, daß angeblich nach schon 3 Wochen der Augenmuskel sich wieder verändert haben kann und deshalb eine neue Brille notwendig wird?!?!?)
2.) Kostet dann das jedes Mal neu 350 Euro?
3.) In welchen Abständen wird den gemessen?
4.) Wieso werden die Gläser später immer dikcker? ("Colaflascheneffekt")
5.) Kann aus der WFS eine echte Sehschwäche werden, bzw. durch das Tragen der Prismabrille?
(Heute hat mein Sohn keine Sehschwäche, ganz im Gegenteil)
6.) Wo soll man hingehen, zum Optiker (wie wir das taten) oder zu einem Augenarzt?
7.) Wieso gibt es bei diesem Thema überhaupt so unterschiedliche Meinungen?
(Es gibt ja richtige Gegner und Befürworter zum Thema WFS!!!)
Auch auf die Gefahr hin, daß ich viele unterschiedliche Antworten bekomme, hoffe ich doch durch das Forum einen kleinen Schritt weiter zu kommen.

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Lissy,

kannst Du denn sagen, wieviele Prismen gemssen wurden? Und ob es nur eine horizontale oder auch eine vertikale WFS ist? Ist Dein Sohn sonst noch weit- oder kurzsichtig?

Vielleicht kann ich Dir ein paar Fragen beantworten

1. Die Werte können steigen, müssen aber nicht. Dass sie nicht steigen, ist aber wohl eher die Ausnahme, soweit ich dies bisher mitbekam. Bei mir waren sie von Anfang an stabil, bei meinem Sohn nicht.

2. Einen festen Zeitpunkt zum Nachmessen gibt es nicht. Jedenfalls sollte man nachmessen lassen, sobald man eine Veränderung im Sehen verspürt, sei es, dass die alten Beschwerden wieder da sind, oder man das Gefühl hat, die Prismen wirken nicht mehr. Bei Kindern verbiegt sich die Brille sehr häufig - schon das wirkt sich bei Prismengläsern aufs Sehen aus, manchmal muss die Brille nur wieder geradegebogen werden. Ich denke aber, eine erste Kontrollmessung nach 3 Monaten ist sinnvoll.

3. Was die Kosten anbelangt, so ist dies von Krankenkasse zu Krankenkasse, aber auch in jedem Bundesland anders. Es lohnt sich auf alle Fälle, seiner Kasse zu schreiben, den Fall zu schildern, vor allem die positiven Wirkungen unter Aufzeigen der Therapien, die man nun "einsparen" kann, weil die Brille hilft. Oft hat aber auch der Optiker einen guten Draht zu den Krankenkassen und erledigt das Ganze (so lief es bisher bei mir). Wenn Du hier aber noch ein wenig im Forum stöberst, wirst Du feststellen, dass es mit der Kostenübernahme durch die KK immer schlechter bestellt ist. Dass Dein Optiker einen Preis von 350 EURO genannt hat, kann ich nicht verstehen, ich habe 6 Prismen jeweils beidseits und müsste selbst für entspiegelte Gläser nur 80 EURO bezahlen (bin zusätzlich leicht weitsichtig und habe einen Astigmatismus) - Gestell habe ich ja schon. Es gibt verschiedene Glasanbieter, da würde ich den Optiker bitten, nochmal nachzuforschen.

4. Aus der WFS kann keine Sehschwäche werden - sobald die Brille nicht mehr getragen wird, stellt sich wieder das "alte" Sehen her. Ich musste mich ein paar Wochen an die Prismenbrille gewöhnen und kann sie nun problemlos auf- und absetzen. Wenn ich sie absetze, erscheint anfangs der Monitor und die Tastatur convex gewölbt, nach 5 Minuten ist der Spuk vorbei. Allerdings habe ich ohne Brille schnell Kopfschmerzen und überspringe Zeilen beim Tippen und Lesen.

Klicke hier im Forum doch mal "Artikel" an. Da findest Du Lesenswertes über Kinderoptometrie und kannst herausfinden, ob nicht auch noch andere Symptome auf Deinen Sohn zutreffen, wie z.B. ein schnell ermüdendes Schriftbild, Auslassungen beim Abschreiben, Verwechseln von b und d, bzw. erschwertes Erlernen dieser Buchstaben (beim Übergang zur Schreibschrift auch m und n).

Eine Konzentrationsschwäche kann viele Ursachen haben, ich weiß nicht, wie weit Ihr da bei Eurem Sohn schon nachgeforscht habt. Aber, falls doch, und bisher nichts Aufschlussreiches herausgekommen ist, denke ich schon, dass Ihr es mit einer Prismenbrille versuchen solltet.

So viel erst mal von mir, einem Laien, aber selber :wink:elfehlsichtig, Mutter zweier :wink:elfehlsichtiger Kinder, die auch schwer zu kämpfen haben.

Liebe Grüße
Kerstin

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Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

hallo zusammen,

bei starken prismen kann es schon vorkommen, dass die gläser teurer werden. alzuviel auswahl bei den glaslieferanten wuerde ich auch nicht zulassen, da einige selbst bei genauester datenerfassung nicht in der lage sind, die glaeser gebrauchsorientiert zu schleifen.(messwert ist nicht immer der gebrauchswert, insbesondere bei hoeheren werten).
je nach unterart der wf wird bei mir gegenkontrolliert. dies kann 1 woche bis 6 monate sein.
als mkh-anwender versuche ich den focus axial als auch seitlich auf die schaerfste stelle der netzhaut zu bringen. dies ist der sinn jeder optometrie. dies kann dazu fuehren, dass ein entspannteres sehen eintritt. es kann sogar soweit kommen, dass die wf durch eine brille nicht mehr ausgeglichen werden kann. bei einer starken wf wird dann operiert. wenn es dazu kommen sollte, empfiehlt dir dein ao einen speziellen augenarzt. gehst du zu einem schulmedizinisch ausgebildeten aa, wird er versuchen, den aufgebauten status wieder abzubauen. es gibt leider nur wenige aa, die sich mit dem thema wf auskennen. sprich deinen optiker darauf an.der gibt dir ggf die adressen.
warum es unterschiedliche meinungen zu einem thema gibt? wir leben in einer pluralistischen gesellschaft, die zu ein und der selben frage keine verordnete antwort gibt. man sollte jede antwort dahingehend pruefen, ob diese einen menschen weiterbringt oder nicht. daran kann man, wie in deinem fall erkennen, dass ein grosses info-defizit vorhanden ist.
wenn du sagst ich will den weg (wf-korrektion)nicht gehen, bleibt alles beim alten. nichts hat oder wird sich aendern.
wenn du mit dem jetzigen zustand nicht einverstanden bist, kannst du ueber eine wf-korrektion versuchen den jetzigen zustand zu verbessern. verschlechtern kannst du mit der wf-korrektion nichts. allerdings, investieren musst du schon. zeit und geld.

gruss burkhard

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Lissy

Ich versuche, Deine Gedanken nachvollziehen zu können und zu beantworten.

Zitat durch die verschiedenen Beiträge und Informationen bin ich mittlerweile völlig verunsichert. Einerseits lese ich hier im Forum sehr viele positive Nachrichten zu diesem Thema, andererseits warnen mich auch einige Leute, daß gerade die WFS noch nicht richtig wissenschaftlich erforscht sei und man auch sehr viel Schaden anrichten kann.

Antwort „Schäden“ sind zwar oft unspezifiziert erwähnte Aussagen, aber nie! direkt benannte Fakten. Die hierzu auch oft angeführten Op’s stellen in sich keinen Schaden dar. Sie haben den Betroffenen bislang eindeutig geholfen. Mir ist kein! gegenteiliger Fall in 15 Jahren MKH bekannt.

Zitat Deshalb hier einige Fragen, auf deren Antwort ich sehr gespannt bin.
I.) Geschichte
Mein Sohn klagt weder über Kopfschmerzen noch Übelkeit oder sonstige Beschwerden. Er ist 9 Jahre alt. Auf das Thema WFS bin ich durch seine immer wieder auftretende Konzentrationsschwäche in der Schule gekommen.
Ein Optiker in Nürnberg (Kapazität) hat tatsächlich eine "starke" WFS diagnostiziert. Abhilfe wäre eine Prismabrille mit ca. 350 Euro Kosten.

Antwort Der Kollege aus Nürnberg scheint grundlegend einige Punkte falsch gemacht zu haben (oder sie wurden hier nicht korrekt wiedergegeben). So hat wohl keine medizinische Abklärung von einem Facharzt für Augenheilkunde vorab stattgefunden. Dies hätte einige der Unsicherheiten entschärfen sollen. Dies ist aber eine unbedingte Vorabmaßnahme einer „Kapazität“ auf dem Gebiet der WF. Wenn der AO dann mit einer vollständigen augenoptischen Messung eine WF ermittelt, stellt dies ein "Messergebnis" und keine Diagnose dar, denn eine Diagnose ist nicht Teil augenoptischer Tätigkeit. Die 350 € sollten sich auf Messung, Glasart und Fassung aufsplitten und geben keinen Anhaltspunkt für eine wertmäßige Bezugsgröße von WF.

ZItat Auf Grund dieser Höhe habe ich noch um Bedenkzeit gebeten und mich zu diesem Thema weiter informiert. Nun also meine Fragen
1.) Stimmt es, daß es mit einer Brille nicht getan ist?
(Aus Bekanntenkreisen und aus dem Forum habe ich schon gehört, daß angeblich nach schon 3 Wochen der Augenmuskel sich wieder verändert haben kann und deshalb eine neue Brille notwendig wird?!?!?)

Antwort Eine vollständige augenoptische Augenglasbestimmung ermittelt unter den gegebenen Voraussetzungen eine optimale augenoptische Korrektion. Sie ist grundsätzlich von vielen Faktoren abhängig und in jedem Fall nur eine momentane Bestandsaufnahme. Das Ergebnis ist „Brille“ und wird entsprechend lang- oder auch nur kurzfristig optimal brauchbar sein. Generell sollte es aber bessere Resultate im "Sehen" erreichen lassen, als dies ohne entsprechende "Brille" der Fall ist.

Frage 2.) Kostet dann das jedes Mal neu 350 Euro?

Antwort (s.o.) Dies lässt sich so nicht benennen. Jedenfalls wird durch eine neue Augenglasbestimmung und evtl. neue Gläser auch ein Kostenfaktor benannt werden müssen. Dem sollte jedoch auch ein neuer, höherer Nutzfaktor gegenüber stehen.

Frage 3.) In welchen Abständen wird den gemessen?

Antwort Meine hier schon öfters gegebene Antwort, ich empfehle eine Brillen- und Sehkontrolle (keine Messung) nach sechs Wochen, diese Kontrolle klärt auch den weiteren Verlauf ab. Eine Messung im Zeitabstand von drei bis sechs Monaten ist sehr empfehlenswert bei nur geringfügigen Veränderungen und typischen größeren Problemen, sowie bei Schulkindern mit Lerndefiziten. Die neue Messung nach MKH greift so optimal in ein (ehemals) angespanntes, verkrampftes Sehen ein, und führt dies im Ergebnis als "Brille" der Lösung sehbedingter Störungen einen weiteren Schritt näher. Je geringer sehbedingte Störungen vorhanden sind, desto weniger notwendig erscheint ein erneuter kurzfristiger Messtermin.

Frage 4.) Wieso werden die Gläser später immer dikcker? ("Colaflascheneffekt")

Antwort Diese Aussage ist so nicht richtig! In vielen Fällen bestätigt sich das Ergebnis "Brille" bei späteren Messungen und bleibt langzeitstabil. Allerdings ergibt sich schon aus gewissen Befindlichkeiten, und auch bei schnell erreichbaren hohen Kompensationswerten ein Verdacht, dass es sich bei diesen Meßwerten erst nur um einen Teil des gesamten Betrages der WF handelt. Keinesfalls wird jedoch der Betrag durch "Brille" noch erhöht, sondern vom Gesamtbetrag wurde nur erst ein Anteil durch die Messung zugänglich. Bislang musste ja der Gesamtbetrag der WF per Selbstausgleich kompensiert werden (man achte hier auch auf den sich i.d.R. positiv verändernden Beschwerdefaktor)!

Frage 5.) Kann aus der WFS eine echte Sehschwäche werden, bzw. durch das Tragen der Prismabrille? (Heute hat mein Sohn keine Sehschwäche, ganz im Gegenteil)

Antwort Das Messverfahren nach MKH führt unter der Beachtung der festgelegten Richtlinien niemals in eine Sehschwäche hinein. Es stärkt und unterstützt das beidäugige funktionelle Sehen dergestalt, dass sehr oft ein ein- oder beidäugig reduzierter Visus (Sehschärfe) stabilisiert wird und sich daraus bessere Sehleistungen aufbauen können. Selbst motorisch bedingte Beeinträchtigungen der Augenmuskel können sich im Nachhinein, als nur durch eine WF indizierte Verspannungen, Verkrampfungen, herausstellen und auflöst haben.

Frage 6.) Wo soll man hingehen, zum Optiker (wie wir das taten) oder zu einem Augenarzt?

Antwort (s.o.) Es spricht nichts dagegen, sich von dem jeweiligen Fachmann, auf dessen Spezialgebiet, beraten und betreuen zu lassen. Da ein Zahnarzt das Gebiss einmal jährlich prüfen soll, wäre das Augenpaar sicher auch einmal jährlich zu überprüfen. Wer dies jeweils im Wechsel zwischen AA und AO durchführt, baut meineserachtens nach eine gute Vorsorge auf.
Wer allerdings Ihnen gegenüber als "Facharzt für Augenheilkunde" auch nur eine der fünf* Fehlsichtigkeiten zu medizinisieren versucht, müßte Ihnen nachweisen, dass er "Augenoptik" selbst voll beherrscht! Stellt doch "Augenoptik" unbestritten ein eigenständiges Berufsbild dar, in welchem "Winkelfehl-sichtigkeit" mittlerweile ebenso, wie die "Messmethodik nach MKH" integrierte Bestandteile sind.
*Winkelfehlsichtigkeit, Über- und Kurzsichtigkeit, Stab- und Alterssichtigkeit

Frage 7.) Wieso gibt es bei diesem Thema überhaupt so unterschiedliche Meinungen?
(Es gibt ja richtige Gegner und Befürworter zum Thema WFS!!!)

Antwort Leider, ist das nicht zu bestreiten. Die Gründe sind vielschichtig und vielfältig. Gerade deshalb sind die Argumente derer besonders zu hören, die diese Methodik am eigenen Leib studiert haben. Ich gehöre als Anwender auch zu den persönlich Betroffenen, und stehe gerne weiter zu Antworten bereit.
Erst ein AA, der auch AO mit den Kenntnissen der MKH studiert hat und dieses Wissen dann selbst umsetzt, wird die gesetzmäßigen Zusammenhänge nicht mehr bestreiten wollen. Dies wird auch in der interdisziplnären Vereinigung der IVBV immer wieder in positiver Weise deutlich.

Ein gutes Neues Jahr wünsche ich Allen!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)