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Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48
welches Schielen hat mein Sohn?

Hallo,

in der Sehschule wurde ich abgespeist, es gäbe viele Arten von Schielen, und es bringe nichts, wenn ich mich dafür interessiere. Ich will aber doch was davon verstehen und die beste Behandlungsmöglichkeit finden. Deshalb schreibe ich hier.

mein Sohn hat schon seit Babyzeiten immer mal einen leichten Silberblick, besonders nach dem Aufwachen.
ab ca 4 Jahre hat er manchmal einen 'komischen Blick'; ich kam aber nicht auf die Idee, daß das Schielen sein könnte. Keine Auffälligkeit beim Kinderarzt.
ab ca 4 1/2 Jahre schielt er offensichtlich. (rechtes Auge nach innen, leicht nach oben) Erstmals Besuch beim AA. Brille und Abkleben.
jetzt 5 3/4 Jahre. Ich finde, der Schielwinkel hat sich verkleinert, was die Sehschule aber nicht bestätigte. Er zwinkert oft mit seinem rechten Auge. Ich interpretiere, daß dieses Auge auch schauen möchte.

Meine Fragen:
1. wie heißt diese Art Schielen und ist das typisch oder untypisch und was hätte man schon früher erkennen können oder müssen?
2. wie geht es weiter? Geht das Schielen von alleine wieder weg? (viele Erwachsenen sagen mir, sie hätten früher geschielt und jetzt nicht mehr) Die Augenmuskeln wachsen ja noch. Kann das sein, daß sie sich von selbst wieder richtig einstellen? Wenn ja, wie kann man das unterstützen?
3. wie kann man anstrengungsarmes Sehen ermöglichen, zusammenpassende Seheindrücke von beiden Augen und daß die Augenstellung schön aussieht?
4. Ist eine normale Weitsichtigkeitsbrille ok oder sollte ich vor der Einschulung noch was unternehmen mit Prismen oder Augenübungen?

Liebe Grüße
Synnie-do

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Synnie-do,

es gibt wirklich viele Arten von Schielen - Deine Beschreibung reicht nicht aus, um Dir hier auf die Ferne eine Diagnose zu geben. Das Thema ist wirklich komplex. Wenn es Dich interessiert, kaufe Dir ein Buch dazu, z. b. den "Strabismus" von Josef Lang.

Ein Innenschielen bei Weitsichtigkeit lässt sich primär mit der richtigen Pluskorrektion in der Brille "beheben". Plusgläser wirken der Augeninnenschielstellung schon per se entgegen. Solchen Kindern gibt man dann gern auch ein wenig mehr Plus in die Brille, als subjektiv (also ungetropft) gemessen. Objektiv (also getropft) gemessen, geben diese Kinder oftmals viel mehr an Plus her! Das akkommodieren sie dann weg, was dazu führt, dass sie ohne oder mit zu schwacher Brille nach innen schielen.

Anstrengungsarmes Sehen erreicht Ihr mit der richtigen Pluskorrektion und wenn das nicht reicht, können noch motorisch ermittelte Prismen gegeben werden. Der binokulare Sehstatus ist in relativ kurzen Abständen zu überprüfen, vor allem, um rechtzeitig zu merken, ob der Visus auf dem schielenden Auge abfällt. Dann ist schnelles Handeln nötig, entweder Okklusionstherapie modifizieren bzw. wieder aufnehmen, oder Brille anpassen oder eben Schiel-OP. Bei Innenschielen ist immer engmaschige Kontrolle und schnelles Reagieren nötig, da der Visusabfall und damit Verlust des räumlichen Sehens sich innerhalb weniger Tage vollziehen kann.

Du solltest darauf achten, dass die Brille regelmäßig getragen wird und Dein Kind beobachten, ob die Schielstellung plötzlich mehr wird z. B. Hat Dein Kind denn räumliches Sehen, zumindest grob? Bei angeborenem Schielen (Schielbeginn innerhalb der ersten 6 Lebensmonate) ist das räumliche Sehen in der Regel subnormal, also eher schlecht ausgebildet. Da kann man auch nicht viel gegen unternehmen. Was nicht angelegt wurde, kann sich nicht ausbilden.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Hallo!
Kerstin, danke!
Binokularen Sehstatus engmaschig überprüfen, das heißt, dann muß ich doch dringend eine bessere Sehschule finden! Die bisherige wollte uns nur alle paar Monate.
Oder können das auch Optiker prüfen? Kostet mich das dann was?
Ich glaube, man sagte mir was von subnormalem räumlichen Sehen. Die Brille wird sehr regelmäßig und gerne getragen. Ich laß mir jetzt die getropften und ungetropften Werte schicken. hat sich ja in der AAPraxis niemand die Mühe gemacht, mir das zu erklären.
Ich frag meinen Sohn manchmal, wie denn die Augen so sehen. Neulich meinte er, wenn er mit dem schielenden Auge schaut, "sieht alles so verkrumpelt aus".
Soviel für heute. Gute Nacht!

Synnie-do

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp
Verbunden: 21. September 2006 - 11:13

Hallo Synnie-do,

mit 5 Jahren kann das Schielen bereits manifest (also unumkehrbar) sein, das muss es aber nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Augenoptikern, die die MKH anwenden. Ich würde raten, eine solche Messung durchführen zu lassen (zahlt die Kasse aber nicht!). Und manchmal gibt es dann "Kompetenzgerangel" mit den Augenärzen, weil MKH "böse" ist. Trotzdem kann es eine grosse HIlfe sein, WENN das Schielen noch nicht manifest ist.
Kerstin kann Dir bei Bedarf sicher ein paar gute Adressen geben

Viel Erfolg
Ernst

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Synnie-do,

alle paar Monate ist relativ - alle 2 oder alle 6? Langt in dem Alter aber auch. Ich war mit meiner Tochter in dem Alter so ca. alle 3-4 Monate da. Mir wurde aber auch gesagt, wenn ich den Eindruck habe, dass es schlimmer wird, soll ich mich melden. Okklusionstherapie war da schon abgeschlossen. Die hatte sie schon mit 9 Monaten bekommen für ca. ein Jahr.

Wenn Dein Sohn sagt, er sieht auf dem Schielauge alles so verkrumpfelt, kann es sein, dass er da auch einen Astigmatismus hat - das ist eine Hornhautverkrümmung und die ist sehr häufig, also nicht tragisch. Aber: Die kann man bei so kleinen Kindern schlecht korrigieren, weil es sehr genauer Angaben bedarf, ob das Sehen besser oder schlechter wird, wenn man am Zylinder und der Achse "schraubt". Selbst viele Erwachsene haben da Probleme. Aber vielleicht können die Optiker hier Dir mehr dazu sagen, vor allem, wie man einen Asti bei Kleinindern korrigieren kann oder wie sie es machen.

Ich vermute, Dein Sohn hat frühkindliches Schielsyndrom, Beginn schon vor oder um den 6. Lebensmonat. Ich vermute auch, es ist manifest. Bei meiner Tochter habe ich mich auf das Abenteuer mit vollsensorischer Prismenkorrektion eingelassen - der Schuss ging nach hinten los. Es hätte nicht dürfen sein. Nur motorisch korrigiert, ist es in Ordnung, wenn das kind damit mehr Beschwerdefreiheit hat und besser lesen kann. Aber so weit seid Ihr ja noch nicht. Wichtig ist, dass der Visus im Auge behalten wird und ich bin gespannt, wenn Du die Werte bekommst, wie sie denn lauten.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

was heißt motorisch korrigiert?

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp
Verbunden: 21. September 2006 - 11:13

Eine Augenfehlstellung wird durch verschiedene Mechanismen korrigiert
- die AUgenmuskeln ziehen das Auge auf Geheiss des Gehirns in die richtige "unbequeme" Lage = motorisch
- wenn das zu anstrengend istoder nur unvollkommen geschieht, versucht das Gehiren den rest "zu vertuschen". Die Wahrnehmung wird angepasst, teilweise unter Verlust der idealen Sehleistungen (das Auge sieht "verkrumpelt", obwohl es organisch gesund ist) = sensorische´Kompensation
Bei manifesten Strabismen (=Schielen) ist eine Korrektion der sensorischen Fehler nicht mehr möglich, sie haben sich bleibend verändert (bes der Mikrostrabismus ist hier zu beachten, da er leicht übersehen wird), motorische Entlastung ist manchmal hilfreich.
Bei assoziierten Phorieen (= Winkelfehlichtigkeiten) ist auch eine snsorische Kompensation ausgleichbar und oft überaus hilfreich. Die Sehleistung wird bzw. bleibt stabiler, Beschwerden verschwinden ...
Einen Hornhautverkrümmung lässt sich bei Kindern ermitteln, wie genau hängt einerseits von der Reife des Kindes, aber auch vom Miteinander zwischen Optiker und Kind ab. Je nach Fingerspitzengefühl sind aber gute Korrekturen möglich.

Mfg

Ernst

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp
Verbunden: 21. September 2006 - 11:13

Eine Frage blieb noch offen:
Schielen geht nicht weg. Da werden immer die Phorien und der Strabismus durcheinander geworfen. Man kann aber das betroffene Auge erhalten (Abklebetherapie ...).
Winkelfehlsichtigkeiten mitzeitweiligem "Entgleisen" können entlastet werden um ein gutes Sehen zu ermöglichen. Sie gehen aber auch nicht weg, fallen höchstens nicht mehr auf, oder können operativ korrigiert werden.

Hoffe das hilft so weiter.

Grüssle

Ernst

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Danke, Ernst, ich versuche, zu verstehen.
Befürchte aber, ich blick's noch nicht.
Für Euch Fachleute ist das bestimmt lästig, es immer wieder zu erklären.
Ich sag's mal in meinen Worten.
Es gibt ein Ungleichgewicht in der Augenmuskulatur.
* sichtbares Schielen, 1 Auge schaut nicht gerade aus
mögliche Folgen:
- 1 Seheindruck wird unterdrückt
- Augen schauen abwechselnd
- komischer Seheindruck (DB)
* unsichtbares Schielen (WF), 1 Auge schielt, aber es sieht so aus, als würden die Augen gerade schauen.
mögliche Folgen:
- Anstrengung für Auge und Gehirn
- Prismen helfen gegen diese Anstrengung
* Mini-Schielen (Silberblick)
- Prismen vergrößern die Probleme

Nun zu meinem Sohn bzw zu meiner Verwirrung, was er nun hat. Als Baby und Kleinkind hatte er diesen Silberblick. (war das Mikroschielen oder unsichtbares Schielen oder gar kein Schielen?) Mit 4 Jahren hat er noch auf beiden Augen gut gesehen. (hat er bis dahin abwechslungsweise geschaut oder geschielt oder mit beiden Augen geschaut?) Falls er nun bis 4 Jahre auch schon unmerklich geschielt hat und sein Gehirn die Muskeln einigermaßen geradegezerrt hat, war diese Kompensation (so sagt man doch?) anstrengend für's Gehirn und er war deswegen oft so zappelig und erschöpft. (sind das nicht die Symptome bei WF?)
Ab ca 4 Jahren wurde das Schielen sichtbar. (heißt das, eine WF wurde zu einem richtigen Schielen, oder meint ihr was anderes, wenn ihr schreibt, das Schielen wird manifest ...?) Dann hat das Gehirn 1 Auge abgeschaltet. Durch Abkleben wurde es wieder aktiviert. Dann gab es zeitweise Doppelbilder. Jetzt schaut er wieder nur mit einem Auge. Durch die normale Weitsichtigkeitsbrille ist der Schielwinkel kleiner. (Ist er wirklich, oder sieht es nur so aus?) Die Augen schauen aber noch nicht 'gerade'. Wenn sie durch eine Brille oder andere Maßnahmen wieder geradeaus schauen würden, könnte doch wieder beidseitiges Sehen stattfinden, oder?
Seid mir nicht böse, falls ich alles durcheinandergeworfen haben sollte.

Ich habe verstanden,
*daß ein guter Optiker uns weiterhelfen kann.
* daß wir schauen müssen, daß auf dem nichtschauenden Auge der Visus nicht abfällt und ob ein Astigmatismus vorliegt
* daß vielleicht eine stärkere Brille besser wäre
* daß ansonsten keine Eile ist.

Viele Grüße bzw Grüßle und ich bin Euch echt dankbar.
Synnie-do

Bild des Benutzers Ernst H. Rupp
Verbunden: 21. September 2006 - 11:13

Hallo Synnie-Do,

also der Reihe nach:
Der "Silberblick" als Säugling ist so einfach nicht einzuordnen. Das kann alles ein, von "normal" bis Schielen.
Und damit geht es los: Wenn er mit 4 Jahren mit beiden AUgen normal gesehen hat, DANN kann vermutlich mit einer Prismenbrille alles wieder ins Lot gebracht werden (evtl unter gleichzeitiger ABklebetherapie, wenn der Augenarzt eine solche will).
Ob durch eine entsprechene Brille (Weitsichtigkeit & Hornhautverkrümmung korrigieren und ggf Prismen einbauen) ein beidäugiges gleichzeitiges (=binokulares) Sehen bewirken kann hängt von der bisherigen Situation ab. Kann man nicht wissen ohne Untersuchung.
Die Schlussfolgerungen sind soweit ok, aber ich würde bald möglichst weiteres klären, damit mein Kind den besten Start ins Leben hat und nichts verpasst wird.
Also: Weiterhin zum AUgenarzt und zustzlich zum MKH-Spezialisten.

Grüssle
Ernst
Wenn er bereits geschielt hat (oder aber abwechselnd geschaut = alterniert), dann ist es vermutlich schon zu spät. Eine Therapie erhält lediglich das betroffene AUge funktionell.
WF ist kein schielen, das Gehirn verhindert dies (aber eben: Die Anstrengung kann zum Zappelphillipp ... führen).

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Ich habe beim bisherigen AA die Werte angefordert. Kam aber nur sehr sparsam. Ich kann keine getropften Werte finden. Und auch nicht Visus vor und nach Abklebetherapie. Das kann ich doch schon noch nachfordern, oder?

Zitat
Subj Refraktion:
re Sph +1.25 Vis 1.00
li Sph +1.25 Vis 1.00
Strabismus convergens des rechten Auges.
Der Schielwinkel cc +17°
Kein beidäugiges und räumliches Sehen
Eltern möchten keine Schieloperation
Vord. Augenabschnitt:
altersentsprechend
R Stab. convergens
Augenhintergrund:
altersentsprechendern Befund
Gefäßbild altersentsprechend
eine Fernbrille ist nach Skiaskopie verordnet worden.
Zitat Ende

Wir Eltern sind übrigens, nicht daß ein falscher Eindruck entsteht, nicht grundsätzlich gegen eine Schiel-OP, sondern nur gegen was Vorschnelles, "rein kosmetisches", was dann die Sehfähigkeit u.U. noch mehr durcheinanderbringt.

Grüße
Synnie-do

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Hallo Synnie-do,

mit 5 Jahren kann das Schielen bereits manifest (also unumkehrbar) sein, das muss es aber nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Augenoptikern, die die MKH anwenden. Ich würde raten, eine solche Messung durchführen zu lassen (zahlt die Kasse aber nicht!). Und manchmal gibt es dann "Kompetenzgerangel" mit den Augenärzen, weil MKH "böse" ist. Trotzdem kann es eine grosse HIlfe sein, WENN das Schielen noch nicht manifest ist.
Kerstin kann Dir bei Bedarf sicher ein paar gute Adressen geben

Viel Erfolg
Ernst

Böse wäre hier, nicht auf den subjektiven Anomliewinkel zu korrigieren, den er hat und da das beste subnomale Binokularsehen, was auch weniger als 30 " sein kann, herauszuholen. Gleichzeitig muss die Amblyopietherapie weitergeführt werden und man sollte aufpassen, dass der Mikrowinkel nicht destabilisiert.

An so was sollten sich nur Profis wagen. Es geht doch viel zu oft was durcheinander.
Normale Korrespondenz kann schon nicht mehr sein, weil 1. Amblyopie besteht mit Strabismus, der Schielbeginn laut Angaben der Eltern schon im Säuglingsalter lag, was 3. auch für einen Surosadduktorius spricht, der ebenfalls beschrieben wird. Nystagmus latens muss ja nicht beim frühkindlichen Schielsyndrom unbedingt immer sein und auch kein riesiger Schielwinkel.

Bevor ich da einen versierten Augenotiker ranlasse, sollte ich sicher sein, dass ich mein gesamtes Wissen und meine ärztlichen Kunst ausgeschöpft sind. ;_)

LG

A.M.

M.l.G.

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Hallo,
noch ein kleiner Nachtrag:
ich erkundigte mich kürzlich bei meinem Sohn, was sein (schielendes) Auge denn so macht und wie es ihm geht. Die interessante Antwort (ich muß es aus der Erinnerung wiedergeben): "weißt du, Mama, ich hab ja zweimal gesehen, also was ich gesehen hab nochmal daneben und ein bißchen höher, und das ist dann immer kleiner geworden (er meint wohl den Abstand zwischen den Doppelbildern), und jetzt ist es ein Bild geworden! Und noch was kann ich dir verraten, ich kann das zweite Bild wegmachen, wenn ich ein Auge zuzwinkere."
meine Interpretation:
1a er hatte monatelang (vermutlich immernoch) Doppelbilder, hatte aber keine Lust, das zuzugeben, weil ich mich sonst gesorgt hätte.
1b Die Sehschuldame hatte u.U. nicht recht als sie sagte, er würde nur mit einem Auge schauen.
2. Das Zwinkern, das mir immer mal wieder auffiel, hatte tatsächlich den Zweck, das Doppelbild wegzuklicken.
3. Er beobachtet und beschreibt den Versuch seiner Augen, zu fusionieren.
weitere Überlegungen:
1. meine Beobachtung ist, daß der Schielwinkel tatsächlich nicht mehr so groß ist wie vor ca 1 Jahr.
2. Es könnte sein, daß durch die Osteopathiebehandlung die Augenmuskeln beweglicher sind und sich wieder richtig gerade stellen wollen.

Ich sehe diese Beobachtung als Verbesserung und bin gespannt, wie es weiter geht und werde natürlich trotzdem die Sache mit Augenarzt und Optiker usw. weiter verfolgen.

Viele Grüße
Synnie-do

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Synnie-do,

"man kann verzweifeln, wenn man sowas liest!"

Liebe Synnie,

Du bist an die falschen Fachleute geraten. Viel schlimmer, wie es nach Deiner Beschreibung jetzt schon ist, kann es nicht mehr werden. Und dabei ist Dein Kind noch keine sechs Jahre alt.

Ein bischen Schielen, was macht das schon. Ein Auge guckt doch richtig! Und jetzt scheint es sogar im Schielwinkel besser zu werden! - Eine fatale Einstellung, wenn es nun sogar schwer zu beseitigende Doppelbilder erkennt. - Das ist doch wahrhaft kein Spaß mehr mit Überlegungen, na, was könnte man denn so noch alles probieren und schmeckt mir das so nach meiner Denke denn überhaupt? Oder, welche Art von Schielen (darf ich mal ersetzen: Tumor) kann wohl mein Kind haben? - Das sollte längst abgeklärt sein!

Dein Kind wird (hoffentlich) keinen Tumor haben, aber selbst dass muss man medizinisch ausschließen. Und dann, ich schreibe es auch für alle anderen Eltern, muss man eine Stelle finden, die Schielkinder im Alter von ca. einem Jahr operiert, oder zumindest prismatisch so korrigiert, dass beide Augen übereinstimmende Bilder scharf und ortsrichtig verarbeiten lernen können. Dies ist heute leider noch immer nicht Standard in der Augenheilkunde.
Aber man muss wissen, dass jede Abklebetechnik, so gut sie in der Amblyopiebehandlung wirksam sein kann, immer nur Sehen über das Einzelauge zulässt. Deshalb hat dieselbe zielgerichtet, über einen begrenzten Zeitraum, ebenfalls in eine prismatisch ausgerichtete Versorgung ein zu fließen. Nur so wird Beidäugigkeit ideal gefördert.

Gestern durchlebt.
Termin als Augenoptiker mit einem sechs-jährigen Kind.
Im Alter von sechs Monaten Diagnose beim damals aufgesuchten Augenarzt: Breite Nase - kein Schielen!

Mit zwei Jahren Dauerschielen!
vier Jahre Sehschule mit Occlusionstherapie
(für mich unverständlich, aber wegen gutem Visus beiderseits, Abkleben des Führungsauges eine Stunde täglich)
Vor drei Monaten Schiel-OP in einer Uni-Klinik. Seitdem "Horror Fusionalis" - ständige Doppelbilder, die trotz intensiver Intension von Eltern und Ärzten bis heute nicht behoben worden sind. Der gestrige Besuch bei mir brachte auch noch keinen Erfolg! Ich hoffe allerdings darauf, dass die eingeleiteten Empfehlungen und Massnahmen beachtet werden und zum Erfolg führen können. - Leider gibt es hier keinerlei Garantie - so sehr man es dem Kind und auch den, um das Kind bemühten Eltern, wünscht!

Eltern , sucht einen verlässlichen Spezialisten, der so früh wie möglich, Schielstörungen operative oder prismatisch aus zu gleichen gewillt ist.
Im Alter ab drei Jahren ist schon manches zu spät. Wird schon vorher operative oder prismatisch behandelt, zeichnet das generell wohl eher ein Spezialitentum aus, da in diesem jungen Alter allermeist noch von beiden Techniken Abstand genommen wird. Mit anderen Worten, gerade hier wäre man bei besonders verantwortungsbewußten Medizinern. Denn in diesem frühen Alter ist das Sehen noch in der Prägungsphase und das Kind kann viel besser einen Eingriff integrieren. Also kaum eine Gefahr für Doppelbilder.

Diese steigt erst an nach jahrelangem Schielen, durchaus unterstützt über durchgeführte Abklebetechniken. Wird man bei Schielern ohne Prismenkorrektionen auf OP-Eingriffe im Vor- oder Schulalter vertröstet, oder wird behauptet, hier könnte sich noch alles verwächsen, ist man an unsicheren Fakultäten. PUNKT!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo,

ich möchte hier ergänzend anmerken, dass man bei gewissen Schielformen, vor allem auch dem Mikroschielen, den Augen ihr Alternierendes Sehen lassen soll. Das Gehirn weiß, warum es das macht, und das hat auch nichts mehr mit WF zu tun. Wenn man hier die Augen zum beidäugigen Sehen anregt (z. B. durch vollprismatische Prismenkorrektion oder falsche Abklebezeiten oder falsche OP, wo in den Anomaliewinkel hineinoperiert wird), kann man den horror fusionis auch geradezu herbeibeschwören.

Es ist die Korrespondenz zu prüfen und wenn anomale retinale Korrespondenz vorliegt, sollte man nur auf den subjektiven Anomaliewinkel korrigieren - aber das hat Agnes Maria ja auch schon beschrieben.

Und es gibt auch Indikationen, die gegen eine frühe Augen-OP bei Kindern sprechen, aber das betrifft die alternierenden Außenschieler, und das ist hier ja nicht der Fall.

Jeder Schielfall ist anders und jeder muss anders behandelt werden. Es gibt kein Allheilrezept und es ist viel Können und Einfühlungsvermögen in die kleinen Patienten gefragt.

LG
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Ich find das auch nicht toll daß er Doppelbilder hat. Und Eure Reaktionen mit den vielen Fremdwörter verwirren mich sehr. Ich trau mich bald nirgends mehr hin weil ich denke es ist bestimmt der falsche Augenarzt und der falsche Optiker und die falsche Sehschule usw. Und ich will doch Vertrauen haben. Und die richtige Behandlung finden. Daß Osteopathie ein Fehler war glaube ich nicht. Aber zu den richtigen Sehspezialisten will ich ja schon noch. Meine Güte, ich wohn in der Großstadt, da muß doch jemand zu finden sein, der sich da auskennt! Sagt mir doch Namen und Adressen von den "richtigen" Fachleuten! Ich war bei der Sehschule skeptisch, weil sie mir eine "rein kosmetische OP" aufschwätzen wollte. Abgeklebt haben wir brav, vielleicht zu viel (?). Der Osteopathin vertraute ich, weil sie die Augenmuskeln behandelt hat, deren Ungleichgewicht ja das Problem sind. Eine Optikerin erzählte mir, daß es Winkelfehlsichtigkeiten gibt, daraufhin hab ich mich eingelesen. Ein anderer Optiker pries mir Visualtraining an, das habe ich erstmal aus Kostengründen nicht in Betracht gezogen. Und jetzt habe ich bei einem neuen Augenarzt einen Termin, um überprüfen zu lassen, wie die Augen nun eigentlich schauen. Und wenn mein Kind mir monatelang die Doppelbilder verschweigt, wie soll ich dann wissen, daß er welche hat... Also, ich hab aus meiner Sicht schon versucht, alles richtig zu machen. Vielleicht kriegt ihr nun schon wieder das Grausen. Aber es war mir ein Bedürfnis, das loszuwerden. Ich werd mir eure Beiträge in Ruhe nochmals zu Gemüte führen.
nächtliche Grüße
Synnie-do

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Synnie,

Kerstin Harms schrieb von der Korrektion auf den subjektiven Anomaliewinkel. Dies geschieht auch durch prismatische Korrektion. Dies braucht dein Kind jetzt unbedingt und umgehend!

Dies ist keine WF-Korrektion, denn zu derselben gehört ein normal entwickeltes Binokularsehen. Dies liegt bei Schielern nicht vor!

Du kannst Kerstin nach einer Adresse fragen, für dein Kind, denn Sie betreut eine Selbsthilfegruppe in Norddeutschland für Binokuare Sehstörungen.

Du bist nicht an die besten Adressen für dein Kind gekommen, sonst hätte es nicht soweit kommen müssen, aber dafür kannst Du ganz sicher nichts!

Das ich in meinem letzten Part so reagiert habe, sollte Dich nur hellwach machen, jetzt korrekte Schritte zu unternehmen. Es ist keine Zeit zu verlieren.

Ich habe kein Vertrauen in ein (VT)-Training, aber das wird teilweise anders gesehen. Ostheopatie ist sicher wertvoll, kann aber hier nichts ausrichten.

Liebe Kerstin, dass Gehirn weiß nicht, was es macht, es reagiert immer nur auf Reize aus der Umwelt. Wenn dieselben visuell falsch angelegt oder falsch geprägt wurden, u.a. auch durch Sehschultherapien und falsche Zeitpunkte einer OP, dann können daraus lebenslange (Probleme) z.B. Neurosen entstehen. Die Nervenkliniken sind u.a. voll von Leuten mit unstetem Blick! Ich will nicht wissen, wie viele davon früher wegen Sehstörungen falsch behandelt oder sogar abgewiesen wurden. Karikaturen und Bilder von Verbrechern mit "schrägem" Blick, zeugen durchaus von Witz und Intellekt, aber eben abseits normaler zwischenmenschlicher Beziehungsebenen. Osama bin Laden ist da nur ein Beispiel von vielen.

Es geht um unsere Kinder, es geht um ihre Zukunft.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

VT würde ich in diesem Fall auch ablehnen. Wenn, dann motorisch korrigierende Prismen. Da braucht es einen wirklich versierten Augenoptiker mit Ahung und Erfahrung auf dem Gebiet Schielen/Mikroschielen.

Die Ostheopatie wird erst dann Erfolg bringen, wenn gleichzeitig das visuelle System korrigiert wird. Das muss alles vorsichtig Hand in Hand erfolgen und nicht zu viel auf einmal bzw. in zu kurzen Abständen von beiden Seiten probiert werden.

Lieber Paul-Gerhard, es stimmt, erstaunlich viele Irre oder Schwerverbrecher haben den Silberblick oder ganz offensichtliches Schielen - die müssen ihr Leben lang schon Sehfrust gehabt haben bei garantiert guter bis hoher Intelligenz...ob es da schon Studien gibt? Allerdings ist das Thema Gehirn immer noch nicht so weit erforscht, dass man da genau weiß, welche Schaltung warum und wann gelegt wird. Klar, das Gehirn bildet seine Fähigkeiten anhand von Reizen aus. Es gibt aber auch den Fall, wo "Verschaltungen" da sind (aufgrund von Grundkrankheiten, Hormoneinflüssen, Mangel oder Überschuss von Botenstoffen usw....), die nicht so leicht wieder zu lösen sind, oder auch gar nicht, weil es nicht geht. Die Neuroopthalmologie ist und bleibt ein spannendes Gebiet...und auch die Korriphäen wissen oft nicht weiter.

LG
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers lovis20
Verbunden: 27. September 2008 - 17:25

Liebe Synnie-do,
ich möchte dir hier einfach gerne den Rücken stärken. Wie ich das sehe tust du wirklich alles was du kannst für dein Kind.
Die Osteopathie kann niemals schaden aber oft durchaus nützlich sein. Durch die Lage im Mutterleib oder durch Kompressions-Kräfte bei der Geburt können sich durchaus Schädelknochen verschieben oder Hirnhäute in Spannung kommen die dann Irritationen auf die entsprechenden Hirnnerven bewirken. Je nach Ursache ist ein versierter Osteopath durchaus in der Lage da Abhilfe zu schaffen, auch wenn das wissenschaftlich schwer zu belegen ist. An der Wiener Schule für Osteopathie hat es eine klinische Studie zu diesem Thema gegeben... durchaus mit Erfolg!
Auf jeden Fall, selbst wenn sich am Schielwinkel durch die Behandlung nichts verändern sollte, wird die Behandlung deinem Sohn gut tun, aus vielerlei Hinsicht.
Ein Kind, das durch diese Mühlen der Diagnostik und Therapie mit Abkleben geht, zudem den dazugehörigen Seh-Streß durch die Augenstellung hat, kann eine ausgleichende Behandlung durchaus brauchen.
Wenn du mit der Osteopathin ein gutes Gefühl hast, dann bleib dran!
Liebe Grüße, Lovis ( Osteopathin)

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Lovis,

Du schreibst als Ostheopathin von allgemeinen Verbesserungen, die hier niemand bestreitet.

Weiter, gibst Du indirekt an, dass sich der Schielwinkel und damit das Schielen nicht ändern wird. Dies ist hier aber der Kern des Problemfeldes. Ostheopathen haben mir bislang alle angegeben, Sehprobleme nicht behandeln zu können.

Meine Frage deshalb:
Zielen Deine Aussagen eher auf das Gesamtumfeld (einer Person) bzw. dieses Kindes oder auch speziell auf deren visuelle Problematik, wie hier beschrieben?

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers lovis20
Verbunden: 27. September 2008 - 17:25

Hallo,
vielleicht hab ich das schlecht ausgedrückt.Ich meinte "für den Fall daß sich nichts verändert"... nicht daß sich grundsätzlich nichts verändert.. Solange man das Patientenkind nicht selbst gespürt hat kann man da natürlich keine Prognosen treffen.
Ich hab schon erlebt, daß wärend der Behandlung ein Auge sich geradegestellt hat und auch da geblieben ist.
Das ist sehr individuell. Wenn Schielkinder zu mir kommen probieren wir es aus. Wichtig ist natürlich, daß die konventionelle Therapie fortgeführt wird und schön ist es wenn es Hand in Hand geht.
Grundsätzlich bin ich der Meinung daß die Grundausbildung in der Osteopathie weder ausreicht, Kinder zu behandeln, noch Sehprobleme anzugehen. Da kommt es darauf an, auf was sich der Osteopath dann spezialisiert.
Ich arbeite seit 15 Jahren als Osteopathin und sehe täglich Babys und Kinder und bin durch meine eigene Augengeschichte auf verschiedene Sehtherapeuten, Optiker und Optometristen gestoßen, mit denen ich jetzt zusammenarbeite.

In diesem Fall sage ich dran bleiben, denn die Aussage, daß das Kind zappelig ist oder war gibt mir die Info, daß da was ist was behandelt werden sollte. Ob es ursächlich mit dem Schielproblem zusammenhängt das kann ich von hier aus nicht sagen. aber es gibt da ne Chance.
Hab ich dir damit geholfen?
Wenn es dich interessiert beschreibe ich dir gerne einige anatomische Zusammenhänge, die bei Schielproblemen osteopathische Beachtung finden sollten.
Liebe Grüße,
Lovis

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Lovies,

das kannst Du gerne tun.
Warum nicht in einem eigenen neuen Thread?

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

Kann gerne auch in meinem Thread bleiben...
meine Osteopathin sagte, die Augenmuskeln waren so "verklebt", der konnte gar nicht gerade gucken... und das kann schon durch eine zu schnelle Geburt gekommen sein.

Bild des Benutzers Synnie-do
Verbunden: 6. April 2009 - 22:48

hallo,
auf Kerstins Anraten hab ich den Strabismus von Lang gelesen, und hab jetzt einen groben Eindruck von den Fachbegriffen, die ihr dauernd benützt.
zwei Fragen dazu:
1. diese anomale Netzhautkorrespondenz, hat man die oder erwirbt man die?
2. kann normosensorisches Spätschielen eine dekompensierte Winkelfehlsichtigkeit sein?
und noch eine andere Frage:
3. wir haben Anfang September den ersten MKH-Termin (ich freu mich drauf!) und kurz danach nochmal einen Osteopathietermin. Verträgt sich das? Die Osteopathin meinte, mit 6 Jahren verschaltet sich da nochmal was im Gehirn, und das wär ein guter Zeitpunkt, nochmal zu behandeln.
Gruß
synnie-do
PS: warum gehen die PN nicht zur Zeit?

Bild des Benutzers Georg Scheuerer
Verbunden: 16. Januar 2003 - 0:00

Hallo,

1. die ARK bildet sich in der Kindheit
2. ja könnte man grob so sagen – Unterschied ist primär das Alter und die Gefahr das nicht normales Binokularsehen noch entstehen kann
3. hat manchmal Einfluss – manchmal finde ich das im Vorfeld ganz nützlich, mir ist es recht wenn ca. 4 Wochen zwischen beiden Terminen liegt, da gibt es aber auch Ausnahmen (Fallabhängig)

Das Modul der Privat Nachrichten wurde upgedatet – und jetzt will es gar nicht mehr (wer kennt das nicht). Es sollte bald wieder laufen.

Liebe Grüße
Georg Scheuerer

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo,

Nachmal kurz zum Verständnis zu Frage 2) .
Grundsätzlich wird dies von Medizinern nicht so gesehen, da es für diese die Winkelfehlsichtigkeit nicht gibt. Es sei ein reines Kunstprodukt der Augenoptik.
Ich kann die Frage aber voll bejahen. - Jedoch(!) es gibt Fehlentwicklungen im Verlauf einer dekompensierten WF, die eine Rückführung in eine übliche WF leider unmöglich machen. Hier spielen u.a. der Zeitpunkt und die Zeitdauer der Dekompensation, aber auch andere Faktoren, eine üble Rolle.

Trotzdem lässt sich allermeist über den leider unüblichen Weg des prismatischen Brillenausgleichs zumindest ein einfacher binokularer Status erreichen und damit eine bessere Seh- und Lebensqualität. Binokulares Stereosehen mit räumlich erkennbarer Tiefe tritt nur teilweise wieder, und dann nicht selten abgeschwächt, in Funktion.

Zu Frage 3)
Ich empfehle meinen Kunden, zwischen der Messung, Versorgung und dem sechs-Wochen-Status (einer bei mir eingeschalteten Erfolgskontrolle) keine anderen Massnahmen zu planen. Nach oetheopathischer Behandlung(!), nicht reinen Besuchen(!) empfehle ich vor einer weiteren Messung bei mir einen Abstand von ca. 6 Wochen. So können Veränderungen besser der jeweiligen Einzelmassnahme zugeordnet werden und man dreht nicht an zu vielen Schrauben gleichzeitig.

Ein negatives Beispiel aus meiner jüngsten Praxis:
Ritalin-Kind ist in vier / fünf verschiedenen Therapien. Ein Kollege in Sachen MKH und Funktionaloptometrie verordnet erstmals Prismenbrille unter der Vorgabe >> nur ohne Ritalin>Absetzen vom Ritalin und anschießende Brillenversorgung

Wir haben nach einem klärenden Gespräch in diesem Fall umgehend zur Weitergabe (testweise) von Ritalin geraten, was spontan positiv anschlug. Aussage der Eltern und der Lehrerin. Die Prismenbrille mit 0.5 cm/m seitlich Gesamtwirkung ergab dagegen für das Kind keinen Unterschied bei refraktiv sehr geringen Werten. Nach einem weiteren Besuch beim Ostheopathen, der die Situation nun deutlich günstiger befand und z.Zt. auf weitere Massnahmen verzichtete, haben wir dann nach 14 Tagen eine erste Messung durchgeführt. Ergebnis 1,0 cm/m in der Höhe und 3,0 cm/m innen. Beim Abholen des Ergebnisses als Brille nahm mich heute das 10-jährige Mädchen in den Arm, so deutlich empfand es wohl den Unterschied im Sehen.

Nun erwarte ich als Nächstes den 6-Wochen Status. Schulisch konnte sogar über die Klassenlehrerin und das Schulamt eine Sonderregelung erreicht werden, dass zumindest die Abschiebung für ein halbes Jahr hinausgezögert wird. Beschulung solange als Wiederholer, denn ein Wiedereinstieg in eine Regelschule ist für das Kind später sonst nicht mehr möglich.

Jetzt hoffe ich mit diesem keineswegs dummen oder desinteressierten Kind auf einen, leider in diesem kurzen Zeitraster nicht generell planbaren Fortschritt im schulischen Alltag und natürlich auf schöne Sommerferien mit neuer Brille und einem Sehgewinn. Den Eltern wünsche ich eine klare Entscheidung zu eher weniger, dafür aber auf miteinander gut abgestimmte Einzelmassnahmen für Ihr Kind, und natürlich den schulischen Erfolg in der verbleibenden Zeit. (Brillentechnisch werden hier max. drei aufeinander aufbauende Messungen für >>Brille

Übrigens, bei dekompensierter WF kann dieser Messabstand deutlich zu lang sein, hier muss zumindest anfangs sehr engmaschig kontrolliert und bei Bedarf nachkorrigiert werden.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)