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Bild des Benutzers Kieler
Verbunden: 27. Januar 2011 - 17:38
Teuer ist nicht immer besser: hochbrechende Gläser / Prismenbrillen

Hallo,

erstmal danke an alle, die dieses Forum möglich machen! Durch Querlesen habe ich eine Menge lernen können.

Ich möchte als Physiker an dieser Stelle noch einmal auf einen Punkt eingehen, der leider bei der Beratung oft übergangen wird: die Farbzerstreuung (Dispersion) insbesondere "hochwertiger" Gläser.

Da ich selbst eine Prismenbrille benötige, habe ich mich zunächst über die schlechte Abbildungsqualität meiner neuen, sehr teuren Gläser mit Brechzahl n=1.67 gewundert, da mein Optiker mir eine Probebrille mit Einfachgläsern angefertigt hatte, bei der dieses Problem nicht auftrat.

Eine kurze Recherche auf den Webseiten von Hoya und Zeiss ergibt folgendes: (ein hoher Abbe-Wert entspricht einer geringen Farbzerstreuung)

Kunstoffgläser:

Hoya "Einfachgläser"   Brechzahl n=1.50    Abbe-Zahl V=58 !!!

Hoya  PNX                     Brechzahl n=1.53    Abbe-Zahl V=43

Hoya  Eyas                    Brechzahl n=1.60    Abbe-Zahl V=41

Hoya Eynoa                    Brechzahl n=1.67    Abbe-Zahl V=32

 

Zeiss Clarlet                 Brechzahl n=1.50    Abbe-Zahl V=58 !!!

Zeiss Clarlet                 Brechzahl n=1.60    Abbe-Zahl V=42

Zeiss Clarlet                 Brechzahl n=1.67    Abbe-Zahl V=32

Es zeigt sich also, der gerade die teuren und ästhetisch dünnen Gläser eine zunehmend geringe Abbe-Zahl aufweisen, die ein Maß für die optische Qualtiät ist. Wer also eine Gläser sucht, die für eine prismatische Verordnung (oder hohe Dioptrienwerte) geeignet sind, sollte sich also nicht verleiten lassen, die teuersten Gläsen zu nehmen!

Ganz im Gegenteil, wer also Wert auf eine kontrastreiche Sicht legt, sollte man die einfachsten Gläser (mit einer hochwertigen Entspiegelung) nehmen und diese durch eine Mittendickenreduktion verdünnen, bei der die Göße des Glasrohlings individuell zugeschnitten wird. An die Dispersions-Unschärfe kann man sich nur insofern gewöhnen, wie man sich an schlechtes Sehen gewöhnen kann.

Bei Mineralgläsern sieht es übrigens nicht viel anders aus:

Zeiss Punktal               Brechzahl n=1.53    Abbe-Zahl V=58.3

Zeiss Punktal               Brechzahl n=1.60    Abbe-Zahl V=43.8

Zeiss Tital                    Brechzahl n=1.7    Abbe-Zahl V=39.3

Zeiss Lantal                 Brechzahl n=1.8    Abbe-Zahl V=35.4

Zeiss Lantal                 Brechzahl n=1.9    Abbe-Zahl V=30.4

Für andere Hersteller gilt das Gleiche, da physikalisch und nicht herstellungstechnisch bedingt. Folgende Grafik verdeutlicht den Zusammenhang, dass eine hohe Brechzahl zu tendenziell kleiner Abbe-Zahl (= hohe Farbzerstreuung und Randunschärfe) führt

IMAGE(</code><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/File:Abbe-diagram_2.svg">http://en.wikipedia.org/wiki/File:Abbe-diagram_2.svg</a><code>)

 

Übrigens: Die unerwünschte Eigenvergrößerung der Augen hängt von der Verwölbung des Glases ab, d.h. Mittendicke sollte möglichst gering sein, die Brechzahl hoch sowie die vordere Brillenglasfläche möglichst klein. (Mit asphärischen Gläsern wird der Effekt weiterreduziert.)

Links:

http://www.besser-sehen.zeiss.de/a/u/sehloesungen-und-beratung/brillengl...

 

Stichworte (für Suche): Prisma, Farbsaum

Bild des Benutzers cs1
cs1
Verbunden: 13. November 2003 - 0:00

Ein einzelnes homogenes Brillenglas kann nie die chromatische Aberration beheben, insofern ist es eine gute Idee, Brillengläser mit hoher Abbescher Zahl und in der Regel niedriger Brechzahl zu wählen. Dagegen spricht, dass die Flächenkrümmungen bei höherer optischer Wirkung zunehmen, wenn die Brechzahl klein ist und dass die Masse des Brillenglases mit geringer Brechzahl bei hoher Stärke erheblich ansteigt.
Zusätzlich ergeben sich sphärische Abbildungsfehler. Insgesamt liegen diese Fehler höherer Ordnung beim Brillenglas in Hauptblickrichtung unter 0,25 dpt, bei Brillengläsern mit prismatischer Wirkung kann es mehr sein.
Das Auge selbst hat ebenfalls einen erheblichen chromatischen Fehler, der durch den Fehler des Brillenglases je nach Stärke entweder kompensiert oder verstärkt wird. Auch können diese Fehler mit der Tagesform schwanken, sie werden jedoch vom Gehirn weitgehend ausgeglichen, Ein Beleg für diesen Sachverhalt kann darin gesehen werden, dass jemand, der Brillengläser mit stärkerer Wirkung permanent trägt, beim Absetzen der Brille dann plötzlich Farbsäume wahrnimmt.
 

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo,

ich denke auch, dass es sehr vom Brillenträger abhängt, was verträglich ist und was nicht. Ich habe selber immer behauptet, 1,67er sind für prismatische Gläser ungeeignet, selbst für mich. Seit einiger Zeit ging es wegen der Stärke nicht mehr anders, es gab nur noch 1,67er Gläser und siehe da, ich vertrage sie gut. Jetzt kann ich auch problemlos hin-und herwechseln mit 1,6 und 1,67.

Man muss oftmals einfach nur Geduld haben.

Gruß

Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers sharpanator
Verbunden: 30. März 2012 - 5:39

".....Ganz im Gegenteil, wer also Wert auf eine kontrastreiche Sicht legt, sollte man die einfachsten Gläser (mit einer hochwertigen Entspiegelung) nehmen und diese durch eine Mittendickenreduktion verdünnen, bei der die Göße des Glasrohlings individuell zugeschnitten wird. An die Dispersions-Unschärfe kann man sich nur insofern gewöhnen, wie man sich an schlechtes Sehen gewöhnen kann...."

 

Wie das bei Prismenbrillen ist weiss ich nicht aber bei normalen Einstärkengläser gillt das wohl nicht, denn ab 1.60 bietet Zeiss z.B die individual Gläser an und auch I.Scription, die so optimierten Gläser sind dann sicherlich besser und kontrastreicher als einfache Gläser, dazu kommt, dass ein spärisches Glas ja auch zu den Rändern Verzerrungen hat und die teureren asphärischen +individual nicht mehr in der Form, was nützen mir dann die einfachen, sphärischen Gläser?

Bild des Benutzers Marion13
Verbunden: 21. Januar 2011 - 10:25

"... die so optimierten Gläser sind dann sicherlich besser und kontrastreicher als einfache Gläser, dazu kommt, dass ein spärisches Glas ja auch zu den Rändern Verzerrungen hat und die teureren asphärischen +individual nicht mehr in der Form, was nützen mir dann die einfachen, sphärischen Gläser?

Ich denke, das Sehen ist eine so individuelle Angelegenheit, dass niemand vorhersagen kann, was DIR die einfachen Gläser nützen.

Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich Gleitsichtgläser unterschiedlicher Qualität und mit unterschiedlichem Index (Billigstgläser vom Internet-Optiker mit Index 1.57, Billiggläser vom traditionellen Optiker mit Index 1,61, Individuelle Gläser Varilux Physio... mit Index 1.74) sowie Einstärkengläser Mineral mit Index 1.7 abwechslend trage, ohne irgendeine Sorte subjektiv als kontrastreicher zu empfinden. Vielleicht werde ich irgendwann mal einen Kontrastsehtest machen, um zu erfahren, ob es wenigstens objektiv feststellbare Unterschiede gibt.

Auch spüre ich bei keiner der genannten Gläserarten irgendeine Beeinträchtigung durch Farbsäume. Ich habe mich schon gefragt, ob die Gläser in den letzten Jahrzehnten so stark weiterentwickelt worden sind, dass sich Farbsäume kaum noch bemerkbar machen, aber ich glaube, es ist eher mein Gehirn, das solche Erscheinungen komplett ausblendet...  Wenn ich daran zurückdenke, dass ich vor bald 30 Jahren mit einer neuen Brille mit hochbrechenden Gläsern plötzlich extreme Farbsäume und Randverzerrungen bemerkte und mir dachte: Nun ist es also soweit, jetzt hast du Werte erreicht, bei denen ein normales Sehen nicht mehr möglich ist, und du wirst niemals mehr aus eigener Anschauung unterscheiden können, ob eine Linie gerade ist oder gebogen... An die weitere Gewöhnung an die Gläser kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es hat offensichtlich geklappt.

So weit, dass ich die Farbsäume dann OHNE Brille wahrnehme, ist es bei mir allerdings noch nicht gekommen!

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Ja, so unterschiedlich kann es wohl sein. Ich persönlich habe damals die teuren Gläser mit hoher Brechzahl und Prismen nicht vertragen....bin dann wieder zurück zu den dickeren "Klötzen" mit 1.5er Index gegangen..

LG

Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Marion13
Verbunden: 21. Januar 2011 - 10:25

"Klötze" sind meine 1.57er auch, wenn auch ohne Prismen, und trotzdem liebe ich sie und trage sie mit Begeisterung!

Man sollte dieses Dogma "dünn=ästhetisch" auch nicht allzu ernst nehmen, schließlich ist "dünn" immer relativ bzw. von der Stärke abhängig. Für mich persönlich sind 6 mm Randdicke dünn, viele andere empfinden schon 4 mm als dick.

Bild des Benutzers sharpanator
Verbunden: 30. März 2012 - 5:39

Mit meinen billigen, sphärischen Gläsern, wird mir zum Beispiel schlecht weil die Gläser am Rand alles verzerrt abbilden. Wenn ich dann meinen Kopf bewege und mein Auge bleibt auf einen Punkt gerichtet,  "schwimmt" irgendwie alles so komisch, weiss nicht ob es daran liegt, dass es billige Gläser sind, mit asphärischen Gläsern habe ich den Effekt nur ganz minimal.Ich bin gespannt, ob es mit den individuellen Gläsern ganz weg ist, wobei die Schärfe bei den sphärischen billig Gläsern aus China sehr gut war.

Bild des Benutzers Marion13
Verbunden: 21. Januar 2011 - 10:25

Wenn du für so etwas empfindlich bist, bringen dir die individuellen Gläser sicher einen erheblichen Vorteil!

Ich profitiere weniger davon, weil ich so ein "Schwimmen" gar nicht kenne, auch nicht von Gleitsichtgläsern, und auch nicht mit nennenswerten Randverzerrungen zu kämpfen habe.