Kürzlich hat mir ein Student erzählt, er benutze Tageslinsen zwei Tage lang. Nach dem ersten Tag legt er sie über Nacht in eine Kombilösung und wirft sie dann nach dem zweiten Tag weg. Dies mache er schon seit mehreren Jahren so.
Ich hab zu ihm gemeint, das dies doch riskant wäre. Er meint, diese Methode sei so sicher, oder auch unsicher, wie das Tragen von Wochen- oder Monatslinsen.
Er ist der Auffassung, das Tageslinsensystem ist mehr Marktwirtschaftlich bedingt als medizinisch.
Des Weiteren behauptet er, Monatlinsen, Vierteljahreslinsen und Jahreslinsen unterschieden sich nahezu kaum, so dass sich Monatslinsen bei akkurater Pflege, bedenkenlos länger tragen ließen.
Sein Wissen(?) stammt, so behauptet er, von einem Mitarbeiter aus der Kontaktlinsenindustrie.
Naja – ich hatte keine Argumente dagegen. Bin aber ja auch Laie. Was sagen denn die Experten in diesem Forum dazu?
23. April 2003 - 15:46
#1
Tageslinsen länger tragen?
Bei dieser Frage geht es um verschiedene Aspekte.
1) Richtig ist z.B., das es auch Materialien gibt, aus denen alle drei Weichlinsenarten gefertigt sein könnten.
Das heißt aber noch lange nicht, dass die Linsen nun gleich wären. Die Krümmungsparameter werden unterschiedlich bemessen und die Materialdicke wird für die längere Tragezeit günstiger berechnet. Beides wirkt sich auf die optische und anpasstechnische (Linsensitz) Qualität optimaler aus.
Es ist nicht selten, dass Monatslinsen in der optischen Qualität schon nach drei Wochen nachlassen, weil die Linsen einfach an Formstabilität verlieren, dies darf bei Jahreslinsen keinesfalls passieren. Die Materialien sind bei Weichlinsen extrem unterschiedlich und vielseitig geworden.
2) Für alle Linsen haftet sowohl der Hersteller, als auch der Anpasser für Schäden, die trotz sachgemäßer Handhabung entstanden sind. (Medizinisches Produkthaftungsgesetz) Dies wird im Schadensfall keinesfalls angewendet werden können, wenn typische durch falsche Tragegewohnheiten entstandene Schäden nachweisbar wären.
3) Hier ist auch die tägliche max. Tragezeit zu beachten! Auf diese wird leider heute immer noch zu wenig hingewiesen. Halbjährliche Kontrollen des Anpassers bei Weichlinsen sind Voraussetzung für individuell je nach Zustand der Augen und der Linsen variable gegebene Tragezeitempfehlungen.
Im günstigen Fall rächt sich ein falscher Tragerythmus evtl. auch erst nach Jahren mit der totalen Unverträglichkeit weicher Linsensysteme. (Wurde hier im Forum schon mehrmals von KL-Trägern beschrieben)
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Hänssche...
Ich habe eine Kundin (24), die trägt Tageslinsen bis zu 4 Tage. Sie hat knallrote Augen, leidet unglaubliche Schmerzen und hört nicht damit auf. Sie steht bei mir im Laden und nimmt sich unter Schmerzen die alten Kontaktlinsen heraus und weint und jammert. Wenn sie dann die neuen, frischen Kontaktlinsen einsetzt, gebärdet sie sich wie ein Drogenkranker, der seinen langersehnten Schuß bekommen hat.
Zur Rede gestellt, schreit und zetert sie herum, sie wäre zu arm, täglich die Tageslinsen zu wechseln. Und Brille tragen wäre in ihren Augen ja wohl völlig unzumutbar, weil man ja dann sooo schrecklich aussehen würde...
Wir haben vieles versucht, man kann mit dieser Person nicht reden. Bei ihren -4,5 dpt ist auch immernoch eine gut aussehende Brille zu fertigen. Aber wenn die Leute nicht wollen, was sollen wir tun?
Ich kann nur dringend raten, die Gebrauchanweisungen aller Kontaktlinsen einzuhalten. Damit lebt man nicht nur sicherer, sondern erwirbt damit auch das Recht auf Garantie bei Problemen. Kontaktlinsenhersteller können nämlich sehr genau feststellen, wie lange eine Kontaktlinse getragen wurde...
Wenn man überlegt, wie lange man mit seinen Augen noch sehen will und einrechnet, wie viele Möglichkeiten es gibt, Beeinträchtigungen durch Augenkrankheiten, grünen Star, Diabetes, Unfälle, Mikroinfarkte und grauen Star zu erleiden, mutet es schon seltsam an, wenn Menschen auf die Idee kommen, sich mit diesen Verhaltensweisen wider besseren Wissens selbst zu schädigen.
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Beste Grüße von Mutti