Hallo liebe Experten und Leidensgenossen,
ich habe bereits mehrfach hier mitgelesen und mich nun entschlossen, auch hier einmal nachzufragen. Ich habe oft starke Kopfschmerzen und kann mich nicht gut konzentrieren, fühle mich sehr erschöpft, muss oft blinzeln, Augen zukneifen, oft sehr rote Ringe rings um die Augen...
Ich war bereits 2010 in einer Augenklinik, worauf mir eine Prismenbrille mit 8 Prismen, basis innen verschrieben wurde. Ich habe eine Exophorie. Allerdings wurde mir in dieser Augenklinik auch nicht wirklich gesagt, wie ich mit dieser Brille umzugehen habe, auf die Ferne sehe ich damit kaum Doppelbildfrei, auf die Nähe erscheint es hingegen etwas besser zu sein. Als ich dann nach meinem weiten Umzug bei einem Optiker nochmals habe nachmessen lassen (dieser benutzte den Polatest) sagte er mir, ich hätte nur 1,5 Prismen, Basis Innen. Ausserdem war ich nochmals bei einem Augenarzt, welcher dann aufgrund meiner Aussagen und relativ kurzer Behandlung (1 Minute mit diesem Abdeck-Hin-und-Her (wie heisst das richtig?) die Diagnose "nahdekompensierende Exophorie" stellte. Nun ist für mich aber die Frage, was nun wirklich ist und wie ich mir diese Fehlsichtigkeit richtig erklären soll...
Rein subjektiv merke ich, dass wenn ich mich entspanne und dann auf etwas nahes schaue, sich Doppelbilder bilden können. Wenn ich beispielsweise aus 50 cm Abstand auf die Tastatur schaue, "lockerlasse", dann entstehen Doppelbilder, bei denen der Buchstabe W bis zum Buchstaben U rutschen kann oder noch weiter - Tagesformabhängig. In der Ferne ab ca. 3 Metern bekomme ich keine / kaum Doppelbilder hin, maximal unschärfe.
Trotzdem ist für mich die Frage: "Ist das normal was ich da empfinde?" - ich meine beim "Nahsehen" müssen sich ja die Augen nach innen bewegen - das ist ja eine Abweichung von der Ruheposition, muss das nicht anstrengend sein? Falls nein - was geht da vor sich? Ist da ein Muskel der das Auge festhält, während der andere es nach innen ziehen will?
"Verschrieben" wurde mir eine Bifokalbrille mit 12 Prismen innen für den Nahbereich und wenig bis gar keine in die Ferne. Macht das überhaupt sinn? Kommt man mit so etwas klar? Ich müsste ja irgendwie dann immer da durchschauen wenn ich am PC arbeite (was ich viel tue, bin Informatiker)... Aber ständig Brille auf- und absetzen geht auch nicht so gut, ich glaub das mache ich nicht lange mit. Schon wenn ich mit meiner jetzigen Brille vom Monitor aufschaue zur Tür, dann krieg ich fast einen Schlag!
Gibt es operative Möglichkeiten, die Sinn machen?
Irgendwie ist die Sache sehr belastend, vorallem die täglichen Kopfschmerzen.
Ich würde mich sehr über Anregungen und Gedanken, sowie Hilfe freuen!
Michael
Hallo Michael,
wenn denn die Nahexophorie die Ursache der Beschwerden darstellt gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1.) Mit Prismen die Ferne auskorr. am besten per MKH wenn sonst normales Binokularsehen vorliegt. Das bringt aber nur was wenn wirklich ein sig. Fehler in der Ferne vorliegt (Beschreibung deutet eher auf NEIN hin)
2.) Bei einer reinen Nahphorie ohne Fehler in der Ferne (würde man als Konvergenzinsuffizienz (KI) bezeichnen) kommt es noch darauf an was die Naheinstellung macht (Akkommodation) - wenn diese ebenfalls sehr schlecht ist kann eine Gleitsicht oder Zweistärken Hilfreich sein (dann ist es evtl. keine echte, sondern eine Pseudo-KI oder eine "flasche KI" etc.)
-> in diesem Fall ist auch unter Umständen optometrisches Visualtraining eine Option
3.) Wenn die Akkommodation nicht die Ursache ist
-> Prismen nur für die Nähe (auch als Bifo möglich)
-> optometrisches Visualtraining (siehe die CITT Studie http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18300086 )
4.) zur OP kann ich aus der Ferne wenig sagen - es gibt schon Konvergenzstärkende OP's - ob das Sinn macht bezweifle ich. Da kann aber ein operierender Strabologe sicher mehr dazu sagen als ich.
viele Grüße und alles Gute
Georg Scheuerer
@ Alfi
Wenn in der Augenklinik 8 Prismendioptrien schon für die Ferne ausgemessen wurden, dann sind die 1,50 Prismendiotrien Basis innen per MKH vom AO definitv falsch.
Sie haben unterschiedliche Werte für Ferne und Nähe. Wo sind die Sehprobleme? Auch in der Ferne? Dann sollte man die Fernwerte auf jeden Fall tragen. Ein zusätzliches Visualtraining erscheint mir bei Ihnen als sinnvoll. Reichen die Werte aus der Ferne nicht aus, dann muss man auch die Nähe individuell korrigieren. Das geht als seperate Fern-/Nahbrille oder als Zweistärkenbrille als Franklin.
Die 12 cm/m Basis innen sind hier für die Nähe oder Ferne?
Hier ist eine konvergenzunterstüzende OP noch keine Indikation. Man müßte sich die Akkommodationsbreite, Flexibilität und Konvergenz ansehen.
A.M.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant