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Bild des Benutzers Ratatouille
Verbunden: 25. Februar 2024 - 0:10
Multifokallinsen/Gleitsichtbrille bei leichter Winkelfehlsichtigkeit möglich?

(Hatte dies schon im Kontaktlinsen-Unterforum geschrieben - ich hoffe, der Doppelbeitrag ist Ok, ansonsten bitte Hinweis, dann lösche ich!)

Danke für Deine Erklärung! Da ich aus Zeitgründen (aber auch aus der Kernkompetenz, der MKH), als ehemals selbstständiger Augenoptiker, nun als Rentner) hier schreibe, finde ich Deinen Wunsch und Deinen Versuch voll in Ordnung. Wenn es im Kontaktlinsenforum für Dich Hilfe gibt, um so besser. Sonst kann man dort Dein Thema löschen. Und Du kannst später ein spezifisches Thema dort neu erstellen.

Hallo, ich bin neu hier und ziemlich verzweifelt. Würde mich über jede Hilfe sehr freuen.

Ich bin sowohl stark kurzsichtig (-7,75) als auch (alters?)weitsichtig. Ich trage schon sehr lange weiche Kontaktlinsen und möchte gern Multifokallinsen tragen (bzw. zuhause eine Gleitsichtbrille).

Leider habe ich eine "leichte" Winkelfehlsichtigkeit. Als Kind hatte ich eine zeitlang Prismengläser.*

Gibt es dazu noch Angaben? Dein Alter damals? (von-bis) / Prismenstärke? / Was waren die Ursachen für den Korrektionseinstieg damals? Dies wäre auch jetzt noch interessant.

Meine Augenärztin sagte kürzlich im Rahmen der Kontrolle, dass ich immer noch leicht latent schielen würde. Es sei aber zu vernachlässigen, da nur "leicht". (Einen konkreten Wert hat sie nicht genannt.)

Latentes Schielen (Heterophorie)

Dies wird in der Ophtalmologie so erklärt, das es am häufigsten auftritt und meist nicht behandelt werden muss. Evtl. kommt es bei Überlastung der Augen oder bei Müdigkeit zum Vorschein.

Außer in der MKH wird diese Störung i.d.R. sich selbstkorrigierend überlassen. Da der Organissmus (Körper) es noch schafft, die Funktion in den meisten Fällen auszutarieren. Deshalb sind aber auch alle hier angesprochenen Werte nur Variablen einer zugrunde liegenden Gesamtstörkomponente, die in der MKH "Winkelfehlsichtigkeit (WF)" gemessen wird. Erst im Umbau des belasteten Fehlwinkels durch Prismenausgleich, ergibt sich der zugrunde liegende Gesamtfehlwert. Allermeist ist eine latent erkannte Heterophorie gar nicht mehr so gering, das ist evtl. auch hier das Problem. Weil man ja nur den gerade nicht kompensierten Teilfaktor aufdeckt.

Ich bin seit kurzem dabei, Multifokallinsen zu probieren, und komme absolut nicht zurecht. Jetzt habe ich erfahren, dass Menschen mit Winkelfehlsichtigkeit überhaupt keine Multifokallinsen oder Gleitsichtbrille tragen können - ich kann mir den quälenden Eingewöhnungsversuch also sparen? Ist das so korrekt? Oder habe ich eine Chance? Kann man sich bei nur leichter Winkelfehlsichtigkeit an Gleitsicht gewöhnen oder auch dann nicht?

Jetzt habe ich erfahren, dass Menschen mit Winkelfehlsichtigkeit überhaupt keine Multifokallinsen oder Gleitsichtbrille tragen können.

Das ist zunächst keinesfalls so richtig. Aber man kennt die Art und Größe Deiner WF nicht, deshalb muss man jetzt über Deine Symtome eine begleitende Bewertung vornehmen. Hinzu kommt dabei immer auch die Art der KL und die Qualifikation Deines Anpassberaters (diese bleibt uns hier i.d.R. verborgen).

Sollte ich mir wieder eine Prismenbrille zulegen? Falls ja, wird durch häufiges Tragen das Schielen so verbessert, dass ich zumindest einige Tage pro Woche (Multifokal-)Linsen tragen kann?

Eine prismatisch korrigierende Korrektion kompensiert den gefundenen und dann auch umgesetzten Anteil Deiner Winkelstörung. Wird die Brille abgenommen, schlägt wieder der Gesamtfehlwert zu Buche.

Je besser die Brillenkorrektion ausgefallen ist (je mehr vom Fehlwert) in der Korrektion enthalten ist, desto besser kann das komplexe Steuerungssystem (Gehirn/Augenmustkeln/Sehverarbeitung) wieder lernen, die Fixation aufzunehmen und zu optimieren. Dann kann es durchaus dazu kommen, dass man ohne diese WF-Korrektion (vorübergehend über Stunden / Tage / Wochen) unkorrigiert leben kann, aber leider nie auf Dauer ohne diverse Einschränkungen bzw. Probleme. Das ist Praxis! Natürlich klappt das nur selten bei sehr hohen Werten, da kann es sein, das wenn der Korrektionswert fehlt, das Augenpaar sogar eine sichtbare Schielstellung einnimmt, weil es über die Korrektion so spürbar entlastet wurde, dass es den imensen Störfaktor ohne Korrektion nicht mehr aufnehmen will. Auch hier kann man als Spezialist aber abhelfen, wenn der optimalere Weg über eine mögliche sinnvolle Schiel-OP, ebenso wie eine langzeitstabile Brillenkorrektion unerwünscht wäre.

Gibt es dezentrierte oder sonstige angepasste Linsen, die ich tragen könnte?

Eine KL-Korrektion plus zusätzliche Brillenkorrektion (Nähe/Bifokal/Gleitsicht) in Kombination sollte immer gehen, mit oder ohne Prismenausgleich.

Ich wäre bereit, auf harte Linsen umzusteigen, falls es dann möglich ist.

Das ist von der Qualifikation des KL-Anpassers und der Linsentechnik abhängig, einschließlich des Handlings der KL durch Dich. Hier liegen Vorteile, aber ein Umstieg ist nach jahrelangem Tragen von Weichlinsen nicht so einfach.

Ich brauche unbedingt eine Lösung. Mir ist erst kürzlich klargeworden, dass meine ständigen Augen- und Kopfschmerzen durch die unkorrigierte Weitsichtigkeit kommen - und zu erfahren, dass ich diese nicht mit Gleitsicht korrigieren kann, ist für mich ein Schlag ins Gesicht.

Augenschmerzen und Kopfschmerzen können von der Presbyopie (Alterssichtigkeit) kommen, aber in Deinem Fall von Deinem latenten Schielen (Heterophorie) überlagert sein. Das wird zu einem Gesamtanstengungspaket.

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Vielen Dank fürs Lesen und im Voraus für Antworten!

*(kann mich nicht genau erinnern, warum ich aufgehört habe, sie zu tragen; ich weiß noch, dass ich damit irgendwie verzerrt gesehen habe, ich glaube, da wurde dann einfach gesagt "doch besser ohne").

Bild des Benutzers Ratatouille
Verbunden: 25. Februar 2024 - 0:10

Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort! Das macht mir etwas Hoffnung.  

Ja, ich glaube auch, dass mein latentes Schielen gar nicht so latent ist. Ehrlich gesagt, wenn meine Augen mal entspannt sind (was fast nie der Fall ist), sehe ich schon Doppelbilder. Aber es ist sehr tagesformabhängig, da ich auch Medikamente einnehme und je nachdem, wann deren Wirkung eintritt, bessert es sich etwas. Ich fürchte, dadurch wird es auch schwierig, eine Prismenbrille zu tragen... Jedenfalls habe ich jetzt einen Termin zur "richtigen" Refraktionsmessung.

Augenschmerzen und Kopfschmerzen können von der Presbyopie (Alterssichtigkeit) kommen, aber in Deinem Fall von Deinem latenten Schielen (Heterophorie) überlagert sein. Das wird zu einem Gesamtanstengungspaket.

Ich habe den Eindruck, meine Beschwerden kommen vor allem von der unkorrigierten Nahsicht, aber bestimmt spielt die Winkelfehlsichtigkeit auch eine Rolle! 

Gibt es dazu noch Angaben? Dein Alter damals? (von-bis) / Prismenstärke? / Was waren die Ursachen für den Korrektionseinstieg damals? Dies wäre auch jetzt noch interessant.

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

 

Zur Prismenbrille in meiner Kindheit habe ich leider gar keine Informationen mehr. Nur meine vage Erinnerung, dass ich damit nicht gut klarkam (schwindelig oder verzerrte Sicht)... Und dass ich sie aufgrund von Kopfschmerzen bekommen hatte. Ich hatte sie nicht lange. (Alter: ca. 12 Jahre.) Nach einem halben Jahr oder so brauchte ich wieder neue Dioptrienwerte und die nächste Brille war dann wieder ohne Prisma...

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Schau mal rein!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)