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Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49
Leseamblyopie bei Schielkindern

Hallo zusammen,

ich habe einiges im Zusammenhang mit Leseamblyopie bisher gelesen, aber bis jetzt geht es bei uns persönlich um Vorbeugen, da meine Tochter mit 3,5 Jahren (Innenschielerin, frisch operiert, Amblyopie sogut wie geheilt) noch zu klein dafür ist. 

Hier geht es darum, dass ehemals amblyope Augen (z.B. mit Mikrostrabismus) diese Trennschwierigkeiten beim Prüfen mit Reihenoptotypen und automatisch Probleme in Lesen und Schreiben in der Schule bekommen können. Gelesen habe ich auch, dass man es mit Abkleben und Leseübungen angehen kann ("Strabismus" von Lang). Aber hierbei stört mich der Gedanke,dass dies ja nur monokular gemacht wird und die binokulare Zusammenarbeit der Augen in der Nähe vernachlässigt wird. Bei Alternierern kann ich mir sowas gut vorstellen. Aber unser Ziel ist ja das Binokularsehen zu stärken und anzuwenden.

Gibt es in diesem Zusammenhang Erfahrungen mit Leseamblyopie bei Schielern, wie oft entwickelt sich so eine Lesamblyopie, wie prüft man es bei Vorschulkindern und wie geht man es BINOKULAR an? 

Viele Grüße

Helene

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo,

auch ich habe mir diese Frage bereits gestellt, da sich bei meinem Kind erste Anzeichen von Trennschwierigkeiten bei Reihenoptotypen zeigten. Es mag vielleicht verrückt klingen, dass man sich bei einem 3-jährigen Kind (Innenschielen) dazu bereits Gedanken macht, aber vielleicht gibt es ja Möglichkeiten der frühzeitigen Vorbeugung. Auch wenn natürlich die weitere Entwicklung des Sehvermögens zu berücksichtigen ist.

Kinder haben ja bereits genug mit der Umstellung auf einen neuen Lebensabschnitt zu tun, da möchte man den Schulbesuch nicht unnötig durch Unlust und Frust beim Lesen lernen trüben.

Für Erfahrungen oder Anregungen wäre ich sehr dankbar.

LG Kugelblitz

Bild des Benutzers Steen Aalberg
Verbunden: 15. Januar 2007 - 17:09

Hallo Helene und Kugelblitz,

Amblyopie ist ein Binokularproblem ( wie schielen meistens auch ). Beim Training gehen wir es auch so an. Auswerten ist im jeden Alter möglich - nur wirt die Verfahrensweise je nach Entwichlungsstufe gewählt. Die Trainung wirt auch nach Alter abgestimmt, für die kleinsten meistens als sorgfältig ausgelegte Stimulationsprogramme. 

LG

 

Steen

P.S. ich schaue nur selten das Forum an, bin aber über mail mit PN zu erreichen.

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Ein Phänomen bei Schielamblyopien sind ja Trennungsschwierigkeiten. Deswegen wird mit Reihenoptotypen gepüft und nicht mit Einzeloptotypen. Gezielt werden hier Sehproben mit  2,6 Bogenminuten verwendet. Das Training der Schielamblyopie bringt bei monocularen Trainingsbedingungen mehr, weil hier die zentrale Suppression des führenden Auges ausgeschaltet wird. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Liebe A.M.,

ich habe es noch nicht erlebt, dass man bei Schielkindern in Ferne geschweige denn in Nähe mit Reihenoptotypen prüft. Ab welchem Alter sollte man denn bei Schielkindern in Nähe mit den von Ihnen genannten Sehproben prüfen, um eben diese Leseamblyopie vor Einschulung zu heilen? Zum Standardverfahren nach Buch von Lang gehört auch das Auschleichen der Okklusion und Fortführung der Okklusion bis zum 10.Lebensjahr?

Und wenn man denn monokular trainiert hat und das Kind fähig ist, 1,0 monokular fließend zu lesen, kann ich mir nicht ganz vorstellen, wie das Kind dann das Auge im Binokularen Status zum Lesen und Schreiben verwendet? Schaltet es sich dann mehr binokular ein?  Die Voraussetzung hierfür ist doch, dass eine bizentrale foveolare Fixation funktioniert? Bei Mikrostrabismus geht das doch dann nicht, was oft nach dieser Behandlung zurückbleibt?

LG

Helene

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe Frau Schuele,

 

man sollte immer den Visus in Ferne und Nähe prüfen wenn es irgendwie geht. Selbstverständlich monocular und binocular. Auf das Alter kommt es eigentlich nicht so an, sondern wie weit die persönliche Entwicklung ist.  Es gibt Kinder wo man den Visus schon exakt mit 3 Jahren erheben kann. Andere sind selbst mit 6 Jahren noch nicht so weit.  

Occlusionsbehandlungen sollte man immer ausschleichen, aber nicht unbedingt bis zum 10 Lebensjahr. Das hängt wiederum vom Befund und der Entwicklung ab.

Binokularsehen ist nicht an bizentrale Fixation gebunden. Bei Mikrotropien wird eben nicht exakt bizentral fixiert sondern in einem Anomaliewinkel. Trotzdem kann man da binocular sehen. Das wäre dann eine ARK. Es kann da Simultan- , Fusions- oder sogar Stereosehen vorhanden sein. Selbst 30 Winkelsekunden Auflösungsvermögen beim Stereosehen sind möglich.

Wenn man exakt bizentral fixiert liegt eine NRK vor. 

Deswegen sollte man selbst bei Schielern versuchen Binokularsehen aufzubauen. Das geht unter anderem mit dem Ausgleich des Schielwinkels um möglichst einer bizentralen Fixation nahe zu kommen und einem abgestimmten Sehtraining. Ohne Ausgleich des Schielwinkels wenigstens auf den besten Anomaliewinkel funktioniert sonst kein Sehtraining und es wird sich nicht das möglichst beste Binokularsehen herausbilden können. Prof. Sachsenweger hat das vor Jahrzehnten probiert mit Training Schielen zu beseitigen und es hat nicht funktioniert. Dagegen hat Prof. Lie gute Ergebnisse mit Prismenkorrektion und Entwicklung von Binokularität erreicht.

 

LG

 

A.M. 

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Liebe A.M.

vielen Dank für diese Erklärung, also doch Training unter binokularem Ausgleich. In die Richtung habe ich es mir auch gedacht.

Bei mir schließt sich jetzt der Kreis und ich habe vieles verstanden. Danke!

Ich habe schon mal was von Prof. Lie gelesen. Wird Zeit, mehr zu recherchieren.

 

LG

H.S.

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe A.M.

vielen Dank für diese Erklärung, also doch Training unter binokularem Ausgleich. In die Richtung habe ich es mir auch gedacht.

Bei mir schließt sich jetzt der Kreis und ich habe vieles verstanden. Danke!

Ich habe schon mal was von Prof. Lie gelesen. Wird Zeit, mehr zu recherchieren.

 

LG

H.S.

 

http://www.ivbv.org/PDF-Dateien/Lie_Opheim_Pestalozzi_NOJ_07-98.pdf

SDegle_ArbeitundSehen.pdf

http://www.optometrie-online.at/node/2577

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Danke für die Links!

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo in die Runde,

es ist schon bewegend, wenn man sich wieder mal in so alten, fast vergessenen Beiträgen "neu" hinein liest.

Leider hat sich inzwischen kaum etwas bewegt. Es bleiben Einzelfälle, die auch heute noch und vor allem früh genug -mit Konsequenz und Ausdauer- Zugang zu besten Ansprechpartnern und zu ideal aufeinander abgestimmten Versorgungen bekommen.

Ein Lehrer, der sehr angagiert die Sache der MKH zum Nutzen der Betroffenen fordern und fördern möchte, nimmt das Beispiel aus dem Fussball und erklärt es so, da gibt es Bolzplätze und Straßenkicker, daneben Vereine und Meisterschaften, und alle behaupten, sie spielen Fußball.

Leider gibt es nur die www.Selbsthilfegruppe-Winkelfehlsichtigkeit.de, die zumindest Mindeststandarts bei Anwendern dieser Art von Korrektion beschreibt und als Kriterien formuliert, sowie bereit ist, nur Anwender zu empfehlen, die diese Standarts bereit sind zu unterschreiben. Das VT-ler hier herausfallen, liegt in der Natur des Begriffes der Winkelfehlsichtigkeit, der sich ja über und durch die MKH erst als Messergebnis ergibt. VT-ler schlagen eben zur Testung von Binokularfunktionen einen anderen Weg ein. Dieser verfolgt im Prinzip ein anderes Kernziel, was aber durchaus im Rahmen der Binokularität seine Berechtigung sucht.

MKH sollte immer nach perfekter bizentraler Fixation und höchstmöglichem Visus streben, diesem Ziel werden deshalb andere Binokularfunktionen  eher nachgeordnet. Hier meint der Fachmann, das diese Vorgehensweise i.a.R. dazu führt, das sich weitere wesentliche Binokularfunktionen (wie im natürlichen Sehen lernen), durch Lernprozesse in Schule, Beruf und Feizeit (allermeist ohne spezielle Beübungen) individuell beständig weiter optimieren. Natürlich mit allen Höhen und Tiefen, also Variationen. In jedem Fall läßt sich auf Wunsch auch im Sehen unendlich viel trainieren, wer´s dann noch wünscht.

VT-ler ordnen dagegen den Visus und die Fixation anderen (oft eher peripheren) Sehfunktionen unter, die Gewichtungen sind dabei gleitend. So erklärte mir jüngst ein Funktional-Optometrist auf meine gezielte Frage, welchen Visus er bei Probanten zu erreichen suche: Er sei da eigentlich nicht gefragt, sondern der Kunde, wenn dieser weniger Visus für ausreichend hält, könnten auch 60 - 80% gut sein (vom Visus 2.0 bis 2.5 aus gerechnet sind das gerade mal  ca. 35%),  Wichtig wäre doch allein erreichbare Beschwerdefreiheit und Zufriedenheit im Leben und Sehen. Dieser Kollege setzte hinzu, dass er in Deutschland einer eher umstrittenen italienischen Schule zugehöre, die in unserm Land allerdings nur wenige Vertreter habe.

Dazu passt nun wirklich, weniger ist mehr. - Egal, wie man sich das Ganze dreht.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)