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Bild des Benutzers Monoxid
Verbunden: 16. Februar 2005 - 0:00
Kinder und WF

Diskussion zum Beitrag Kinder und WF

Hallo!

Dies ist sicherlich ein interessanter Beitrag, aber - auch auf die Gefahr, einmal mehr den Advocatus Diaboli zu spielen - mir gefallen die Zahlenangaben nicht so recht. unsure
Rechnen wir mal 20% von 80% ergibt 16%. Also finden sich unter 20 beliebig herausgewählten Personen mindestens 3, die an Winkelfehlsichtigkeit \"leiden\". Das widerspricht zumindest meiner persönlichen Erfahrung - ich bin weit und breit der einzige anerkannte Winkelfehlsichtige (in meinem Bekanntenkreis, versteht sich). Freilich bleibt da noch die Frage zu stellen, wie man \"leiden\" definiert.

Um nicht falsch verstanden zu werden Ich schreibe dies keineswegs, um die MKH zu attackieren, schließlich verdanke ich ihr einiges (was freilich eine andere Geschichte ist und bleibt), sondern weil ich daran erinnern möchte, dass ein \"sorgloser\" Umgang mit solchen Zahlen letztendlich den MKH-Kritikern nur bedingt berechtigte Munition liefert.

Freilich mag ich mich, was die Fundiertheit des Prozentsatzes anbelangt, durchaus irren. Ist nur meine persönliche Meinung.

Viele Grüße,
Monoxid

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo monoxid,

diese Zahlen werden nicht nur von der MKH, sondern viel wichtiger, auch von der Medizin (hier einer Heterophorie) zugeordnet.

Wenn man davon ausgeht, dass Heterophorie und Winkelfehlsichtigkeit grob betrachtet, deckungsgleich sind, ergibt sich erst ein Unterschied bei den Aussagen zu den Beschwerden. Hier spricht die Medizin von ca. 10% mit typischen Störungen, die MKH fasst hier das Befindlichkeitsfeld wesentlich weiter und spricht von ca. 45% durch WF bedingte Befindlichkeitsstörungen.

In Deinem Beispiel leiden aus med. Sicht betrachtet von 100 Personen "acht Personen" an erkennbaren Störungen. (Die Frage sei erlaubt, wie wird diesem Personenkeis geholfen?), die MKH rechnet mit 36 Personen pro 100, also grob 1/3.

Es gibt durchaus Familien, bei denen ich das Kind WF-mäßig versorgen soll, aber die Eltern (oder ein Elternteil) haben für mich erkennbar ähnliche Defizite. Sie haben ihre Schulzeit aber glorreich überstanden, und sich im Leben eingerichtet und verzichten auf diesbezügl. Massnahmen. Der Leidensdruck fehlt, oder / und man hat längst andere Dinge für seine Befindlichkeitsstörungen verantwortlich gemacht, wer sollte dies verübeln?

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Monixid,

Du stellst dir ja selber schon die Frage wie definiert man leiden?

Wer denkt bei Migräne an Winkelfehlsichtigkeit? Oder bei Lichtempfindlichkeit, schnell geröteten Augen, schnellem Ermüden bei Arbeiten am PC oder verrutschen in den Zeilen beim Tabellenlesen, ewig schusselig sein, Bälle nicht gut fangen können, gegen Türen laufen, Treppen hinunterstolpern, HWS-Problemen, kein räumliches Vorstellungsvermögen haben....etc.

Dies sind bestimmt bei weitem nicht alle Symptome, die auf eine WF schließen lassen können, aber ich hatte sie alle, so lange ich denken kann. ABER Ich war damit zufrieden und hatte schulisch überhaupt keine Probleme, im Gegenteil. Ich war in den anderen Dingen halt so wie ich bin.

Und wo der eine schon ein behandlungsbedürftiges Problem bei sich erkennt und auch leidet, da kommt ein anderer immer noch mit klar. Das Stichwort heißt Resilienz. Die einen haben mehr, die anderen weniger.

Ich kam durch Zufall zu meiner Prismenbrille, weil meine Kinder starke Probleme hatten, ich der Augenmessung skeptisch gegenüber stand (da will einer doch nur Geld verdienen....) und mich selber als Testperson messen ließ (meine Kinder waren noch recht klein und ich stellte ihre Antworten an den Optiker in Frage).

Seit ich diese Brille habe, sind meine Probleme verschwunden. Probleme, die ich NIE mit den Augen in Verbindung gebracht hätte, denn ich habe gute Augen. Das sagten mir stets die Augenärzte, wenn ich denn mal da war.

Ich darf nun mit der Brille erleben, was mir vorher alles entgangen war, vor allem, das bessere räumliche Sehen. Ich kannte es vorher nicht, also habe ich es nie vermisst (mein Silberblick ist auf manchen Photos aber deutlich erkennbar). Was man nicht weiß...und als dann wie von Zauberhand auf einmal die Kopfschmerzen und Nackenprobleme besser wurden, konnte ich mir die anderen Arztbesuche (die die Krankenkasse zahlte, nicht aber meine Prismen, obwohl die auf Dauer günstiger kommen als eine CT oder ein MRT) fortan ersparen.

Ich bin bestimmt ein recht "leichter" Fall von WF (immerhin 7 Prismen, aber von Anfang an die selben Werte) und bin froh, dass ich anscheinend stets so gut kompensieren konnte, dass die schulischen Leistungen nie litten. Mein Sohn kann es nicht, er ist ein schwieriger Fall und deshalb kann ich mit den Betroffenen in diesem Forum gut mitfühlen, wo die ersten Korrektionen noch nicht zum gewünschten Erfolg führen. Auch ich bin manchmal verzweifelt, zweifelte zwischendurch auch an der MKH und wünschte lieber mir das schlechte Sehen, als meinem Kind.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Monoxid,

warum hängst Du Dich so an die exakten Prozentzahlen? Wink Die letzten Jahre haben wahrscheinlich einiges dazu getan, diese Prozentangaben, die ich selber noch propagiere, etwas zu verändern. Wir werden aber niemals exakte Angaben bekommen. Zum einen liegt es daran, daß viele Menschen nicht wissen, woran sie "leiden", andere haben,wie Paul Gerhard schon schrieb, keinen Leidensdruck, aber immer mehr Leute werden in letzter Zeit nicht zuletzt durch dieses Forum auf die Möglichkeit hingewiesen, daß mit ihrem visuellen System etwas nicht stimmt.

Also könnten wir auch jetzt vielleicht schon sagen, daß jeder 3. Winkelfehlsichtige in den Genuß einer Prismenbrille kommt. )

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Monoxid
Verbunden: 16. Februar 2005 - 0:00

Hallo, vereintes Moderatorenteam!

Ich fasse mal knapp zusammen Die Prozentangaben sind durchaus nicht so genau zu nehmen, wie Zahlen dies normalerweise vermuten lassen (daher mein ursprünglicher Einwand), zumal sich die 'Symptome' der Winkelfehlsichtigkeit durchaus nicht immer als solche erkennen lassen.
Ich merke, ich denke zu ich-bezogen, da sich meine Beschwerden de facto ausschließlich auf die Augen begrenzen und diese sich dort zeitweise übel ausgewirkt haben, so dass ich implizit davon ausgehe, WF-Geplagte stünden stets "am Rande des Abgrunds" (Nicht darüber nachdenken! whistle ).

Das wirft natürlich die Frage auf, mit welcher Wahrscheinlichkeit durch WF-bedingte Beschwerden eindeutig Augenprobleme sind, und nicht andersgeartete, mittelbare Probleme wie etwa Nackenverspannungen oder dergleichen.

Auch finde ich es auffällig, dass im Zusammenhang mit WF so viel von Kindern gesprochen wird, da meine eigene WF-Karriere erst im Alter von vielleicht 17 startete (hoppla, schon wieder kommt mir mein egozentrisches Weltbild in die Quere...:pinch: ) . Wann zeigt denn ein Winkelfehlsichtiger üblicherweise seine ersten Symptome, sofern er denn überhaupt jemals welche hat? Anders gefragt Wo liegt das Durchschnittsalter bei Prismenbrillenempfängern?

Viele Grüße,
Monoxid

Bild des Benutzers Burkhard Schlinkmann
Verbunden: 7. November 2000 - 0:00

hallo monoxid,

wenn eine wf messbar, aber keinerlei beschwerden verzeichnet werden, wird sie sicherlich auch nicht korrigiert.
ein "beschwerdeverzeichnis wf" ist allerdings keine schablone, die ueber den probanden gestuelpt wird.
ich denke wenn das augenpaar medizinisch ok ist, eine anamnese gestellt wurde, eine messung inkl. protokoll gemacht wurde, kann man den versuch starten, eine korrektion in betracht zu ziehen.
zeigen sich bei zentraler netzhautabbildung beider augen immer noch die selben symptome, kann man davon ausgehen, dass diese beschwerden nicht der wf zugerechnet werden koennen.

gruss burkhard

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Monoxid,

im "alten" O-O hieß dieses Diskussionsforum auch anders und bezog sich auch namentlich auf Kinder....vielleicht auch deshalb so viele Rubriken über Kinder hier.

Außerdem Wir Erwachsene kommen erst dann zur Prismenbrille, wenn unsere Kompensationsmechanismen nicht mehr greifen. Ich war immerhin MItte 30, konnte immer noch kompensieren, weil eigentlich gutes Sehen, den Rest habe ich bereits geschrieben.

Aber die Kinder Immer mehr davon fallen bereits im Vorschulalter auf, nicht gleich durch falsches Sehen, aber durch andere Entwicklungsauffälligkeiten, die sie dann häufig zu Ergotherapie und Co. führen. Dort kennt man den Begriff WF mittlerweile zum Glück immer häufiger. Und wenn dann eine WF festgestellt wird und durch die Prismenbrille Symptome verschwinden, die man niemals auf das Sehen zurückgeführt hätte, dann ist das doch gut! Leider fehlt es immer noch an Aufklärung über WF.

In den Medien werden jedes Jahr Artikel veröffentlicht, dass der Prozentsatz an Kindern steigt, die bei der Schuleingangsuntersuchung als auffällig gelten. Sicherlich tragen hier auch andere Faktoren eine große Gewichtung (Fernsehkonsum, zu wenig Bewegung, zu wenig Beschäftigung mit dem Kind zuhause, weil alleinerziehend oder beide Eltern im Beruf, etc). Außerdem steigt die Frühgeburtenrate stetig (keiner weiß, warum - Umweltgifte?) und diese Kinder haben von Geburt an ein Handicap mit ihrer Entwicklung.

Es ist gut, dass die Schulmedizin nach allen Richtungen abklopfen kann, andererseits verwäscht es auch die Statistik. Früher waren die Diagnosemöglichkeiten bei weitem nicht so gut. Den Zappelphilipp z. B. gab es schon ganz früher (im Struwwelpeterbuch beschrieben, oder auch der Michel aus Lönneberga), aber solche Kinder zwang man nicht auf ein Gymnasium, sie wurden eben Briefträger (da hat der Junge doch genug Bewegung). Heute müssen die Kinder perfekt sein, und die Anforderungen steigen stetig. Ein Legastheniker musste sich früher irgendwie arrangieren, im schlimmsten Fall auf der Förderschule seinen Abschluss machen. Heute gibt es den Nachteilsausgleich. Und Viele Legastheniker sind gar keine, sondern sie haben nur eine WF und man könnte mit einer Prismenbrille ihren Leidensdruck schmälern.

Du schreibst, dass bei Dir nur allein die Augenproblematik im Vordergrund steht. Wenn keines der anderen Symptome, die auf WF schließen lassen können, bei Dir jemals (auch nicht in der Kindheit) zutraf, dann sei einfach froh, dass Du Deinen Weg bisher gut gehen konntest und nun nur an dieser einen Front zu kämpfen hast, das ist sicherlich schwer genug für Dich. Ich gehe hier auch davon aus, dass neurologisch bei Dir nach allen anderen möglichen Seiten abgeklärt wurde und nichts gefunden wurde. Dann bist Du auf einem guten Weg, mittels Prismenkorrektion und auch OP optimales Sehen zu erreichen, sofern Du in guten Händen bist.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo,

es ist ja wirklich schön, Dir "Monoxid" als Moderatoren gemeinsam zur Seite stehen zu können.

Jetzt muss ich Dir leider gestehen, dass ich den Artikel selbst erst nur überflogen hatte, und die Angaben von Eberhard nicht reflektiert habe. Meine Zahlenwerte stammen von der bis heute grössten Arbeit vom Kollegen Günthert.

Die Arbeit von Günthert stammt aus dem Jahre 1980 und wurde über 18.573 Augenglasbestimmungen Hans-Joachim Haase zum vollendeten 65. Lebensjahr gewidmet und zum Geschenk übergeben. Der Schweizer Kollege verfügte damals über 15 Jahre Arbeit mit dem Polatest (heute MKH) und seine Arbeit umfasste die Jahre ab Sept. 1972 bis Jan. 1980, mit 8000 Prismenkorrektionen wegen Beschwerden, entsprechend 43%! Wegen Mehrfachversorgungen betraf es ca. 5000 seiner Kunden. Dass die heutige Zahl der Überprüfungen alleine dieses Betriebes weit höher liegt dürfte jedem einleuchten. Allerdings gab es danach keine Neuveröffentlichung mehr in einem ähnlich grossen Umfang und mit entsprechend sorgfältiger Auswertung. Hier ging es übrigens nicht um Kinder. Angegeben wurden insgesamt 54% weibliche und 48% männliche Klienten, aber bei Prismen 66% weibliche und nur 34% männliche Träger. Jeweils 1000 Fälle wurden statistisch einzeln ausgewertet und jeweils zu Gegenprüfungen bei den Prozentzahlen verwandt.

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)