Sehr geehrte Damen und Herren Optiker,
nach meinen Erfahrungen mit der Beratung bezueglich Gleitsichtglaesern habe ich das Beduerfnis, folgenden Brief, den ich einigen Glasherstellern zukommen lies, auch in diesem Forum zu veroeffentlichen - in der Hoffnung, daß sich zu meinen Fragen auch in ihren Kreisen etwas tut - ich will mir nicht vorstellen, daß ich der erste und einzige bin, der diese Fragen stellt.
Hier also mein Brief
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der Auswahl meiner neuen Gleitsichtglaeser stoße ich auf sehr enge Grenzen der Beratungsfaehigkeit der Optiker es gibt keinerlei Unterlagen Ihres Hauses, mittels derer ein Optiker mir erklaeren kann, warum ein Glas vom Typ ''nnn'' für meine Augen besser geeignet ist als ein anderes Produkt Ihres Hauses oder eines Ihrer Mitbewerber. Ein allgemeines Gerede wie ''das sind die besten ..., mit denen habe meine Kunden und ich nur die besten Erfahrungen gemacht ..., da gibt es einen Vertrauensfaktor ...'' usw. stellen mich nicht zufrieden ich brauche für meine Entscheidungen Fakten (und das sind im technischen Bereich Zahlen), wie ich es bei anderen technischen Produkten auch kenne.
Ich schreibe Ihnen dies in der Erwartung, daß Sie mir für die u.a. Meßwerte meiner Fehlsichtigkeit mit Maßangaben versehene Zeichnungen zu den Verlaeufen der Dioptrienlinien der Glaeser zukommen lassen - ich kaufe nicht für ca. DM 750,- bis fast DM 1.000,- zwei Glasbausteine als ''Katze im Sack''!
Im Uebrigen finde ich es unglaublich, daß die Optiker sich mit der Informationspolitik Ihres Hauses zufrieden geben und nicht darauf bestehen, von Ihnen Unterlagen zu erhalten, mit denen sie ihre Kunden wirklich beraten koennen. Oder gibt es da ein - beidseitiges - Einverstaendnis, um die ''Beutelschneiderei'' besser vertuschen zu koennen? Unsere Haushaltskasse mag derartige ''vertrauensbildenden Maßnahmen'' ueberhaupt nicht!
Ergebnisse der Refraktion meiner Augen
Rechts - 3,25 / Zyl. - 0,5 / Achse 95° / Addition + 2
Links - 2,75 / Zyl. - 0,5 / Achse 85° / Addition + 2
In Erwartung Ihrer geschaetzten Antwort verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Poeschel-Gilbert
Dipl.-Ing. Qualitätswesen
Institut für Produktionstechnik
FH-Kiel
Grenzstraße 3
24149 Kiel
13. März 2000 - 17:58
#1
Gleitsichtgläser
Sehr geehrter Leidensgenosse,
ich glaube nicht, daß Sie an dieser Stelle eine befriedigende Antwort erhalten werden, kostet doch eine computergestützte Zentrierungshilfe für Gleitsichtgläser über DM 25 000.-
Wieviel billiger und ehrfurchtgebietender ist es doch, fachmännisch über das Bleistiftende zu peilen, mit kundiger Hand kompetent ein Kreuz auf die Nullgläser zu zeichnen, souverän die Blickrichtung der Pupillen zu bestimmen und gleich einem Hypnotiseur suggestiv Vertrauen aufzubauen. Zwar flicht man vorsichtshalber unauffällig ein, daß einige wenige Träger mit Gleitsichtgläsern nicht klarkommen, aber das ist wirklich, ganz selten...
Wenn das neue, teure Stück dann nicht so recht den gewünschten Effekt vermittelt, wenn der Träger oder die Trägerin sich vorkommt, als ob man unter Wasser eine Taucherbrille ausprobiert und sich langsam Gleichgewichtsstörungen einstellen, dann, ja dann..., dann muß man sich erst einmal an die neuen Gläser gewöhnen! Ja, so ist das nun mal. Ein Auge ist schließlich keine Maschine und braucht eben eine Eingewöhnungszeit. Nach 2 Wochen steht der Kunde wieder vor dem Tresen. Nun, wie? Ist doch schon viel besser, oder? Was, nicht? Na, das haben wir doch gleich, das Gestell sitzt ja gar nicht richtig - so, sehen sie, nun geht es doch viel besser, oder nicht? Also, wenn noch etwas drücken oder nicht passen sollte, einfach reinschauen, sie sehen ja, das geht ganz einfach. Und schon steht der Kunde wieder auf der Straße. Tausendfünfhundert Mark ausgegeben und kann immer noch nicht richtig sehen. Gottseidank hat man ja noch die alte Brille...
Ich habe von den Dingern drei Stück in irgendwelchen Schubladen liegen, satte viertausend Mark. Gesehen, zwar nicht gleitsichtig, aber doch wenigstens scharf, wenn auch mit begrenzter Reichweite, habe ich hervorragend mit Einfachstbrillen aus der Kaufhalle, Stück für DM 8.-
Ja, und dann das Wunder Mich sticht also wieder einmal der Hafer, eine Brille soll es sein, eine durch die man wirklich was sieht. Ich habe da auf einer Messe einen Stand gesehen, dort wurden Video-Computermesseinrichtungen verkauft. Ich habe mir von diesen Leuten gleich eine Referenzadresse geben lassen und mir dort eine Brille anmessen lassen. Ganz einfach, erst bekomt man eine Meßbrille auf, an der ein Maßbalken mit herausgezogenem, vorstehenden Mittelteil aufgesetzt ist. Mit dem Monstrum auf der Nase wird man fotografiert. Anhand dieser Aufnahme werden alle notwendigen Daten gewonnen Augenabstand, Pupillenabstand, Kopfneigung, Gesichtsbreite usw. Dann durfte ich mir meine Lieblingsbrille aussuchen. Die probegetragenen Modelle konnte ich in einem Kurzfilm auf meiner Nase per Bildschirm bewundern. Nachdem die Entscheidung gefallen war, wurden die augenärztlich ermittelten Gläserwerte eingegeben und ein Blatt mit Brillenmittelteil und einigen Kreuzen auf den Flächen welche später die Gläser einnehmen sollten, lief aus dem Drucker. Die Kreuze genau auf den Mittelpunkten der jeweiligen Linsenteile. Alles vom Computer errechnet. Das Blatt war für mich durfte ich behalten, zu meiner Kontrolle. Zwei Tage später Ich betrete den Optikerladen, der Verkäufer kommt, bringt meine Brille. Haben Sie ihren Zettel mit, den mit der aufgedruckten Fassung? Ich fingere ihn heraus und der Mann legt die Brille auf den Zettel. Noch sind die Markierungen des Glasherstellers nicht entfernt und man sieht, sie sind mit dem Zettel völlig deckungsgleich. Ich gebe mein OK. Nun reinigt er die Gläser und setzt mir das neue Gestell auf. Passt! Und ich sehe zum ersten Mal mit Gleitsichtgläsern scharf. Auf beiden Augen, ohne Schielen, Unterwassereffekte, ohne Schwindelanfälle. Ich bin, obschon mit neuer Brille, fassungslos!
Es geht natürlich auch mit dem Bleistiftende, wenn man´s kann. Aber wer weiß wer? Es kann, oder Glück hat, oder... Aber das ist ja auch egal, Geld ist doch zum Ausgeben da, man sollte sich nicht so geizig (etwa wie manche Optiker) anstellen, oder?
Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute beim Kauf Ihrer neuen (hoffentlich nicht auch vierten) Brille!
Oweowe,
das gleitsichtgläser bei nicht korrekter Zentrierung und, oder nichtkorrekter stärke nicht funktionieren, ist ja nicht so neu ...
die zentriermethode nach victorin, die methode ihrer ersten beschreibung, ist allerdings nicht so ungenau, wie sie darstellen, gekonnt durchgeführt liefert sie gute ergebnisse
was mir nicht gefällt ist, dass sie weite teile unserers Berufsstandes der scharlatanerie und beutelschneiderei bezichtigen
nebenbei bemerkt setze ich ein computergestütztes zentrierverfahren (für DM 28.000) in meinem kleinen betrieb in nordbayern ein, um höhere genauigkeiten zu erreichen
Grundsätzlich ist es bei kurzsichtigen
Kunden die ins Gleitsichtglasfähige Alter kommen, immer ein Punkt des wirklichen Wollens der Gleitsichtbrille.
Wie Sie sicher schon bemerkt haben, werden Sie ohne Brille in der Nähe immer besser sehen wie mit-ganz klar, allerdings ist es doch sehr lästig über der Brille drüber zu linsen oder sie abzunehmen.Grundsätzlich glaube ich hatten Sie einfach nur Pech mit Ihren Optikern, denn die heutigen Gleitsichgläser sind von der heutigen
individuellen Glasberechnung sehr gut und müssten auch Ihren Ansprüchen gerecht werden!!Die Anzeichnung des Ferndurchblickpunktes ist natürlich das Wichtigste an der Vorzentrierung des Glases!Trotzdem traue ich es den meisten
Kolegen durchaus zu, schließlich sind Sie nicht der erste Gleitsichtglaskunde
den man mit einer solchen Sehhilfe versorgt. In Fällen wie bei Ihnen gibt es tatsächlich einen Service wie Verträglichkeitsgarantie der von Ihrem
Optiker angeboten werden sollte- so handhaben wir es in meinem Betrieb bzw.
sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem Optiker Ihre Problematik durgehen!!!!
Dadurch daß solch ein Glas individuell auf die jeweilige Refraktion angefertigt wird denke ich helfen Ihnen
bestimmt keine Statistiken sondern ein Optiker dem Sie vertrauen und nicht nur als ''über den Tisch ziehenden'' Geschäftsmann sehen.
Viel Glück!!!!!
Hallo Herr Poeschel-Gilbert,
mich würde mal interessieren, wie die Glasindustrie auf Ihr Schreiben reagiert hat...
Veröffentlichen Sie die Antworten doch mal hier im Forum.
Viele Grüße,
Andreas Polzer