Hallo,
meine Tochter trägt zur Zeit eine Prismabrille da sie mit beiden Augen nach aussen schielt. Die Brille hat sie vor ca. 2 Monaten verschrieben bekommen. Auf den linken Brillenglas kleben wir noch eine Prismenfolie von 20 drauf.
Was mir eigentlich komisch vorkommt ist das die Brille die Augen nach aussen zwingt und nicht nach innen. Müsste das nicht umgekehrt sein da sie eh nach aussen schielt?
Die Brille soll sie bis zur sehr wahrscheinlichen OP tragen. Die OP wird noch vor der Einschulung dann durchgenommen.
mfg
mehabu
7. April 2006 - 9:07
#1
Frage zur Prismabrille (Aussenschielen)
Das hat alles so seine Richtigkeit. Es wird hier ein Prismenaufbau vorgenommen um den vollen stabilen Schiel:wink:el für eine OP-Indikation zu erreichen. Bei Außenschielern ist das zwingend notwendig, da diese häufig zum Ausgleich der Schielstellung eine akkommodativ/konvergente Komponente benutzen. Worauf soll ich sonst operieren?
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo,
also ganz einfach dann gesagt heißt es das sie die Brille für die OP trägt damit die die maximale abweichung haben.
Die Brille trägt sie demzufolge nicht um die augen schiel:wink:el zu korregieren.
Habe ich das so richtig verstanden?
Fast.
Sie trägt die Brille und Folie um die z.Zt. maximale Abweichung zu erreichen und das als Indikation für eine Schiel-OP nehmen zu können. Man möchte doch nicht ständig erneut am Auge operieren sondern möglichst mit einem Eingriff das Problem beheben. Und natürlich der Prismenaufbau auch um diese akkommodativ/konvergente Komponente auszuschließen um nicht in die Irre geführt zu werden.
Und natürlich wird der Schiel:wink:el damit korrigiert. Nicht kosmetisch, da ist es bis zur OP sogar das Gegenteil. Aber sensorisch für die Verschaltungen von Netzhaut über Sehbahn bis in die Sehrinde rein. Ist jetzt sicher nicht einfach zu verstehen. Aber so ist das.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo, mehabu
wenn Dein Kind ohne Korrektion (Prisma) nach aussen schielte, funktinierte die Zusammenarbeit beider Augen nicht, es kam nur deshalb nicht zu Doppelbildern, weil die Doppelbildinfo als Seheindruck des Schielauges vom Gehirn unterdrückt wurde.
Über den prismatischen Ausgleich wird
1) in einfachster Form nur versucht, den Winkel voll auf zu decken, um den die Augachsen wirklich falsch zueinander stehen. Hier könnte der Schiel:wink:el sich vom Wert her sogar noch grösser darstellen, gegenüber der Ausgangssituation selbst. Wurde dann mit der OP der Schiel:wink:el korrigiert, fällt dieser somit weg.
2) in eine weit bessere Situation kommt man, wenn man in der OP-Vorbereitung durch einen Prismenaufbau eine Situation bekmmt, in der beide Augen auch funktionell in Korrespondenz treten. Jetzt wird Wert darauf gelegt, den zu operierenden Winkel nicht auf den sichtbaren, sondern auf den subjektiv feststellbaren Winkel zu festigen. Dieser ist zwar oftmals anders, als der ursprünglich festgestellte objektive Schiel:wink:el, bietet aber den Vorteil, dass die Funktion beider Augen in der Korrespondenz (zumindest grob) wieder aufgenommen wird. Die Sehverarbeitung fängt an, die Seheindrücke beider Augen zu nutzen, da über der Glaskorrektion die Lichtwege -trotz der Schielstellung- wieder aneinander gekoppelt werden.
3) Ideal würde es, wenn die Sehentwicklung selbst noch ungestört abgelaufen wäre und relativ früh nach dem Schielbeginn, ein sogenannter Spätschieler in richtige Hände gelangt. Hier könnte der Prismenaufbau an die ursprünglich geprägten Sehbahnen wieder anknüpfen und zu idealen bis nahezu idealen beidäugigen Verarbeitungstechniken zurück gelangen. Auch hier wird ein Eingriff i.a.R. erforderlich. Und es ist sehr wichtig, frühzeitig Hilfe zu schaffen, um falschen Prägungsphasen vorzubeugen.
4) Nach einem Eingriff bleibt eine gewissenhafte Beobachtung und Beurteilung eine verantwortliche Aufgabe. Keinesfalls sollte man zu früh Aussagen Glauben schenken, es sei nun alles in Ordnung.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)