Hallo!
Ich bin 55 Jahre alt und seit ca. 45 Jahren Brillenträgerin. Aufgrund zu kurz gewordener Arme trage ich seit einigen Jahren mit großer Zufriedenheit eine Bifokal-Brille mit extrabreitem Nah-Teil (40 mm breit). Eine „altmodische“ Bifokal-Brille deshalb, weil ich aufgrund eines Kleinhirn-Defekts keine präzise Steuerung meiner Muskulatur habe (auch der Augenmuskeln) und andererseits sehr gut in der Nähe bei „Fummelarbeiten“ sehen muss und gleichzeitig mein entfernteres Umfeld scharf im Auge behalten möchte.
(Ein Versuch mit einer Gleitsichtbrille endete dank der Verträglichkeitsgarantie bei 2 Brillen für Nah und Fern).
Ende 2010 wurden meine Arme wieder zu kurz und ich beschloss beim „Optiker meines Vertrauens“ (KEIN Brillen-Discounter!!) der auch bereits meine erste Brille angefertigt hatte, eine neue Bifokal-Brille anfertigen zu lassen. Nach erfolgtem Sehtest mit im Fernbereich gleichen Werten und einer 0,25 stärkeren Addition für die Nähe. Gleiche Gläserqualität, die Kosten betrugen etwa 1000 Euro.
Leider sehe ich mit dieser Brille deutlich schlechter als derzeit mit meiner „Alten“. Für die Ferne erscheint mir das rechte Auge unangenehm-„überscharf“, im Nahbereich bekomme ich kein scharfes Bild und kann ich damit wirklich nichts lesen oder arbeiten.
Also ging ich Anfang 2011 wieder zum „Optiker meines Vertrauens“. Ein Angestellter bog daran herum, machte diverse „Einstellungsversuche“, korrigierte den Neigungswinkel, etc. Diese Verbesserungsversuche erstreckten sich, da ich nicht jederzeit in unsere weiter entfernte Kreisstadt zum Optiker fahren kann, über mehrere Monate (mit „Gewöhnungsversuchen“).
Im Herbst 2011 war ich auf einer Dienstreise und ging dort mit beiden Brillen zu einem kleinen Optiker mit der Bitte diese „auszumessen“, da ich mit der Neuen nicht zurechtkomme.
Ergebnisse:
Alte Brille Neue Brille
Rechts Rechts
- 0,75 Zyl -0,75 97° Add +2,25 -1,00 Zyl -0,75 100° Add +2,5
Links Links
-1,5 Zyl -0,25 93° Add +2,25 -1,5 Zyl -0,25 90° Add +2,5
Dieser Optiker meinte, die -0,25 stärkere Ferne rechts in der neuen Brille dürfte sich jedoch nicht so gravierend auswirken, gab mir aber den Rat, noch einmal zum „Optiker meines Vertrauens“ zu gehen und diesen zu bitten, die Gläser noch einmal genau zu untersuchen und gegebenenfalls auch besser einmal die komplette Brille an den Hersteller einzusenden, da möglicherweise Fehler des Gläser-Herstellers vorlägen, die die Optik beeinträchtigen, die ein kleiner Optiker wie er, mit seinen Geräten, aber nicht feststellen könnte.
Nun ging ich also wieder zum „Optiker meines Vertrauens“ (diesesmal der Chef!). Dieser maß die Brille aus (angeblich identische Werte wie meine „Alte“), setzte sie mir auf, rückte daran herum und sagte dann, dass ich mit dieser Brille sowieso NIE etwas vernünftig sehen würde, weil die Fassung viel zu leicht sei für eine Brille. (Hallo? Fassungen haben die Eigenschaft Brillengläser zu beinhalten. Wozu sind sie sonst da, bzw. verkauft man so etwas??)
Und ich müsste mir sowieso eine ganz neue Brille anfertigen lassen, am Besten mit dem stabilen 800 Euro teueren 14-Karat-vergoldeten Gestell von ….Ich bedankte mich höflich und erbat Bedenkzeit, um das mit meinem Mann zu besprechen...
Danach ging ich zu meinem Augenarzt, dieser ermittelte ähnliche Werte wie der „Kleine-Dienstreisen-Optiker“ (nur mit kleinen Differenzen bei den Achsen) und erklärte mir, dass diese 0,25 bei dieser im Prinzip relativ geringen Fern-Stärke bereits 33 % ausmachen und somit sehr wohl den Seheindruck beeinflussen. Dies würde sich besonders beim Nahsehen auswirken, da mir dabei auf dem rechten Auge mit dieser Brille „Stärke fehlen würde“.
Mit dieser Information ging ich Ende 2011 zum „Optiker meines Vertrauens“. Eine junge Dame (Angestellte) verschwand mit meinen Brillen im Labor, kehrte mit diesen und kleinen Zettelchen mit Messergebnissen wieder. Laut diesen beiden Zettelchen, die mir „als Beweis“ vorgelegt wurden, hätten die Brillen identische Werte (nur höhere Addition bei der Neuen).
Da ich dringend wieder eine stärkere Arbeitsbrille benötige, machte ich dem Optiker (Chef) den Vorschlag mir auf MEINE Kosten ein neues rechtes Glas zu bestellen und einzuarbeiten (weil schon soviel Zeit vergangen war). Dieses wurde kategorisch abgelehnt.
Da ich nie einen Brillenpass erhalten hatte, bat ich darum, mir den Gläser-Hersteller und –Typ zu nennen, damit ich bei einem anderen Optiker eine Brille anfertigen lassen könnte. Daraufhin wurde ich beschimpft „Wir sind Nr. 1 bei der Kundenzufriedenheit“… „Sie stehlen nur meine Zeit“…„das geht jetzt nicht, keine Zeit dafür“ (Anm: der Laden war leer, und viele Angestellte standen untätig herum).
Inzwischen habe ich ein Schreiben bekommen, mit Hersteller und Gläsertyp. Die Gläser sind - angeblich bei beiden Brillen- : Rodenstock, Bifokal-Kunststoffgläser mit Spezialnahteil (40 mm breit) / Solitaire TopCoat.
Ich konnte bei meinem letzten Besuch die kleinen Meßzettelchen an mich bringen und mitnehmen. Auf den ersten Blick erscheinen die Werte ziemlich identisch. Leider verstehe ich vor allem die Werte weiter unten nicht, die definitiv NICHT identisch sind.
Inzwischen traue ich diesem Optiker überigens alles zu, auch eine „Messwerte-Manipulation“.
Hier die ausgedruckten Messwerte:
Alte Brille Neue Brille
Rechts Rechts
SPH -1.00D SPH -1.00D
CYL -0.75D CYL -0.75D
AXS 96 AXS 102
PSM 1.00 (kl. Dreieck) PSM 0.25 (kl. Dreieck)
BAS 35 BAS 167
ADD +2.25D ADD +2.50D
Links Links
SPH -1.50D SPH -1.50D
CYL -0.25D CYL -0.25D
AXS 94 AXS 84
PSM 1.50 (kl. Dreieck) PSM 0.50 (kl. Dreieck)
BAS 40 BAS 74
ADD +2.25D ADD +2.50D
Meine Frage und Bitte an Euch:
Wie kann es sein, dass ein Optiker zu anderen Ergebnissen kommt wie ein anderer Optiker und ein Augenarzt? Ist das „technisch“ überhaupt möglich?
Könnte mir jemand bitte diese Messwerte erklären?
Für mich ist es sehr wichtig, dass ich baldmöglichst wieder zu einer brauchbaren Bifokal-Brille komme um die „Fummelarbeiten“ für die Augen anstrengungsfrei erledigen zu können.
Kann ich einfach (z.B. bei der nächsten Dienstreise) zu dem „Kleinen Optiker“ gehen und mir eine Bifokal-Brille mit diesen Rodenstock-Gläsern anfertigen lassen, oder sind irgendwelche Probleme mit dieser Gläserart bekannt? (und ich hatte mit der ersten Brille nur Glück?)
Ich trage gerne Brillen und bin ein regelrechter „Brillen-Freak“. Meine Brillenstärke hat sich auch seit Mitte 20 nicht mehr geändert (Sph und Zyl), abgesehen von der inzwischen nötigen Addition.
Ich hatte mit allen meinen bisherigen Brillen noch NIE Eingewöhnungsprobleme, die länger als 1-2 Stunden dauerten und kann auch derzeit problemlos zwischen meiner (alten) Bifokalbrille, einer getönten Stärken-Sonnenbrille und einer Autofahrbrille und meiner chicen „Abends-Ausgehbrille“ hin- und herwechseln.
Meine Augen tolerieren jedoch nicht gut, wenn der Krümmungsradius der Gläser anders als bei den „gewohnten“ Gläsern ist (das Problem hatte ich gottseidank erst einmal), bzw. wenn der Augenabstand nicht stimmt. Das gleichen meine Augenmuskeln nicht aus, sondern entzünden sich.
Für eine Analyse meines Brillenproblems und einen Rat wäre ich Euch sehr, sehr dankbar!
Sehnix(e)
P.S. Entschuldigt die Länge, aber das ist wirklich ein Brillendrama auf Raten und ich fand Euer Forum erst jetzt.
Hm, dass ich soooo wenig sehe, überrascht mich doch etwas...
(Irgendwas lief da mit der Antwort wohl schief, ich sehe da leider keinen Text)
Viele Grüße
Seh-Nixe
Hallo Sehnixe,
im Ernst: 3 Messungen, 4 Ergebnisse.
Die Augenprüfung läuft subjektiv ab. Dabei gibt es viele zu berücksichtigende Faktoren, der Tränenfilm spielt eine Rolle, der Hormonstatus (vor allem bei Frauen) kann schwanken, Nebenwirkungen von Medikamenten uv.m.
Also unterschiedliche Ergebnisse sind nicht selten. Aber Deine Unverträglichkeit ist kaum auf die gering veränderten Werte zurückzuführen. Eher tippe ich auf nicht korrekte Zentrierung, was Dein Konvergenz - und Akkomodationssystem durcheinander bringt.
Viele Grüße
Eberhard
3 Messungen an 2 Brillen (die angeblich gleiche Werte enthalten sollten) und 4 Ergebnisse?
Hm... meine Mathematik ging früher irgendwie anders...
Dass Augen je nach Tagesform (Grippe, Blutdruckschwankungen, etc..) mal besser und mal schlechter sehen können ist mir nach 45 Jahren des Brillentragens durchaus klar. An meiner Sehschärfe hat sich überigens NICHTS geändert. Das wurde ja auch überprüft bevor die "Neue" angefertigt wurde.
Vieleicht fällt noch jemandem etwas zu diesem höchst ärgerlichen Brillen-Mysterium ein.
Vor allem die Bedeutung von Psm und Bas würden mich sehr interessieren!
(Bin überigens naturwissenschaftlich vorbelastet, die Ausführung kann ruhig mathematisch-physikalisch sein!)
Viele Grüße
Rena die Sehnixe
Hallo,
wenn ich fremde Brillengläser überprüfe und die Zentrierung nicht kenne, schmeisst mein Messgerät auch prismatische Werte raus, wenn ich das Glas nicht exakt in der optischen Mitte messe. Das passiert eben bei den modernen elektronischen Scheitelbrechwertmessern.
Was ich oben meinte, ist eine unbewußt falsche Zentrierung, die eben auch prismatische Wirkungen bringt und damit sog. Asthenopien.
Viele Grüße
Eberhard
Danke!
Bedeutet "Falsche Zentrierung" dass sich optische Mittelpunkt des Glases nicht da befindet, wo er meinem Augenabstand nach sein sollte? (Ich sehe also entweder neben oder oberhalb-unterhalb des "besten" Punktes durch das Glas?)
Oder bezieht sich das auf die Technik des Gläser-Ausmessens zur Erklärung der abweichenden Werte z.B. PSA? Dass z.B. durch Schräglage (Neigung) der Brille beim Ausmessen die Werte systematisch (unabsichtlich!) Richtung "prismatisch" verändert werden?
Viele Grüsse
Rena, die Sehnixe
...meinte natürlich die abweichenden PSM und BAS-Werte.
Die gemessenen Prismen beziehe ich auf das Ausmessen. Wie Du schon richtig beschreibst, z.B. Schräglage beim Messen, nicht exakt im OM gemessen usw.
Die Unverträglichkeit beziehe ich auf falsche oder ungenaue Zentrierung der Brillengläser.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo!
Ich war heute noch einmal beim Augenarzt (gottseidank ein guter Freund von mir), der einen subjektiven und objektiven (so ein Gerät zum Reingucken und in die Ferne schauen auf eine Straße) gemacht hat. Beide Tests anscheinend mit gleichem Ergebnis.
Eine gründlichere Untersuchung ergab, dass wohl ein leichtes, latentes Schielen vorliegt (Mikrostrabismus), das sich in der Nähe deutlich verstärkt ("Winkelfehlsichtigkeit"?). Das ist für mich aber nichts grundsätzlich Neues, sondern schon seit dem deprimierenden Gleitsichtgläserversuch vor einigen Jahren bekannt.
Ich habe mit einem altmodischen Probiergläsergestell auf der Nase in der Praxis etwas mitgebrachte "Fummelarbeit" gearbeitet und kam mit
Rechts - 0,75 Zyl -0,75 90 Grad Add 2,50 und Links - 1,5 Zyl. -0,25, 90 Grad, Add 2,50
am Besten zurecht. (Was auch meiner in Auftrag gegebenen Brillenstärke entspricht).
Anschließend ging ich zum Optiker "seines Vertrauens" (also zum Optiker-Freund des Augenarztes), der sich in seiner Mittagspause viel Zeit nahm und die beiden Brillen möglichst gründlich ausmaß.
Ergebnis: Wie bereits mehrfach ermittelt, ist das rechte Glas der neuen Brille tatsächlich um - 0,25 stärker als in der alten Brille. (Da hat wohl irgendwer auf dem Weg von Gläserbestellung bis Brillen-Auslieferung gemurkst und versucht da etwas zu vertuschen).
Wie von Dir vermutet stimmt wohl am rechten Glas auch die Zentrierung nicht. (Zu geringer Augenabstand).
Seltsamerweise scheint aber der optische Mittelpunkt des Fernteils auch höher zu liegen als beim linken Auge, obwohl der Nahsichtteil beider Brillen dem Augenschein nach an identischer Stelle liegt. Liegt hier (zusätzlich zur falschen Stärke) möglicherweise doch ein werksseitiger Fabrikationsfehler beim Rodenstockglas vor?
Der Augenarzt meinte, jemand mit ansonsten "gesunden" Augen könnte möglicherweise die falsche Stärke irgendwie ausgleichen, aber da ich seit einer ziemlich heftigen Uveitis (nur) auf dem rechten Auge kaum mehr in der Lage bin zu akkomodieren (wegen Entzündung der Zilliarmuskeln und Verklebungen) macht eine "Weiterquälerei" mit dieser neuen Brille keinen Sinn. Mit meiner augenmässigen Grundproblematik würde ich damit zumindest in der Nähe NIE zu einem brauchbaren Seheindruck kommen. Er würde mir fast eher auf beiden Seiten zu einer Addition von 2,75 raten um das Auge auf die Nähe möglichst zu entlasten.
Meine Frage an Dich / Euch:
Macht es Sinn, nur das rechte, nicht passende Glas, gegen eines mit der richtigen Stärke auszutauschen? Das wäre für mich die kostengünstigste Lösung (ca. 300 - 400 Euro). Oder besteht dabei die Gefahr, dass linkes und rechtes Glas dann dennoch nicht optimal "zusammenpassen"? (Gläsereinsetzerei scheint ja eine nicht ganz unkomplizierte handwerkliche Fummelarbeit zu sein)
Oder ist es sinnvoller, BEIDE Gläser noch einmal neu anfertigen und einsetzen zu lassen? (Die neue Brille ist ein randloses Titan-Gestell von Silhouette, die Alte war zwar auch randlos, aber deutlich massiver und mit Federbügeln von Cazal) Ich möchte die Alte gerne als "Reserve-Brille" behalten.
Ist irgendeine Problematik mit diesen Gläsern bekannt? Es handelt sich um Rodenstock Bifokal-Kunststoffgläser mit Spezialnahteil (40 mm breit) / Solitaire TopCoat.
Gibt es überhaupt einen anderen Hersteller, der Bifokal-Gläser mit 40 mm breitem Nahteil herstellt?
Vielen Dank für Euere Mithilfe!
Rena, die Sehnixe
Hallo Rena,
normalerweise kenne ich keine häufigen Fabrikationsfehler von Rodenstock, aber man sollte eben nie "nie" sagen.
Wenn das linke Glas optimal gefertigt ist, sollte es reichen mit dem rechten. Da die Uveitis am rechten Auge die Akkomodation verhindert hat, ist es auch möglich, dort eine höhere, nämlich 2,75 Add. zu nehmen. Du musst aber bedenken, das der Leseabstand sich dadurch auf etwa 36cm veringert.
Viele Grüße
Eberhard
Danke Eberhard!
Das linke Glas ist wirklich optimal, das rechte "total daneben", also werde ich den "Optiker des Vertrauens meines Augenarztes" bitten, mir ein "passendes" rechtes Glas zu besorgen und einzubauen (sofern er sich das so zutraut).
Falls nicht, gibt es eben 2 neue Bifo-Gläser mit Addition 2,75 und das möglicherweise in eine alte, gut geeignete, relativ stabile Fassung.
Danke für den Hinweis mit dem "Leseabstand"!
Ich trage diese Brille jedoch wirklich NUR für feine berufliche "Fummelarbeiten", und habe dort meistens einen Arbeitsabstand von nur etwa 20 - 25 cm. Ich könnte auch eine Uhrmacherlupe nehmen, aber da fehlt mir dann die für mich oft sehr nützliche scharfe Fernsicht. Mit der Bifokal an sich habe ich da sehr gute Erfahrungen.
Zeitunglesen (normalgroßer Druck und gute Lichtverhältnisse) kann ich durch meine leichte Kurzsichtigkeit sogar bisher noch ganz ohne jegliche Lesehilfe
Vielen Dank nochmal für die Tips !
Rena, die Sehnixe (hoffentlich bald die "Sehwiederwas")
P.S. Weiterhin viel Erfolg mit Euerem Forum. Ich fand die Beiträge (gerade auch zum Binokularsehen) bisweilen so interessant, daß ich mich regelrecht "festgelesen" habe!