Hallo,
bei meiner Schwester und mir ist ein Auge wesentlich stärker als das andere, dadurch hat sich ein sogenanntes Führungsauge herausgebildet. Nach einem langen Tag kann es laut Optiker passieren, daß das andere Auge kaum noch zum Sehen beiträgt und daß sogar beim Umschalten von nah auf fern Doppelbilder entstehen können.
Die Lösung soll sein, den Visus auf dem starken Auge soweit zurückzunehmen, bis beide Augen gleich gut sehen. Dadurch muß das zweite Auge sich zuschalten und es kann in erster Zeit zu Schwindel und Kopfschmerzen kommen.
Wie weit (Visus) ist es denn sinnvoll, das stärkere Auge abzuschwächen. Gibt es da Regeln?
Viele Grüße und guten Start in die kurze Woche
Jörn
5. April 2004 - 8:10
#1
Führungsauge
Hallo, Jörn
ich lese Beiträge von Dir mit Interesse. Jedoch verwundert mich öfters Dein Fachwissen. Andererseits kommen Aussagen, die ich mit einem solchen Wissen wieder nicht in Verbindung bringen kann.
Inwieweit bist Du fachlich versiert, oder aber doch Laie in (augen)optischen Bezügen?
Ich nehme Deine Frage nach Deiner Antwort gerne zum Anlass, auch andere Beiträge von Dir in einen möglichen Gesamtzusammenhang zu stellen, aber hätte vorab gerne diese Klärung. Danke!
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo, Jörn
danke für Dein ausführliches und einsichtiges Info.
Nun zu einer Erklärung von meiner Seite über SEHEN.
1) Im Mutterleib gibt es die Entwicklung der Antennen des Sehens (Augen), aber noch keinen Kontakt zur Umwelt.
2) Dies ändert sich nach der Geburt abrupt! Licht an!
3) In kürzester Zeit werden Synapsen und Verbindungen zu den Sehzentren geschlossen. Heute kennt man etwa 50 verschiedene Zentren, die jeweils unabhängig voneinander "Farbe" "Form" "Kontrast" "Tiefe" usw. eigenständig verarbeiten und bewerten. Dabei gibt es keinen Computerbildschirm, keine Leinwand, sondern dass "Gesehene" wird ähnlich einem "Orchesterklangbild" von eben ca. 50 Stimmen in unser Bewustsein geleitet. Dabei gibt es ca. 50 Einzelinfos pro Sekunde und die damit befassten 30 % des Cortex (Gehirns) lassen nur 1/100.00-stel für uns bewust wahrnehmen.
Dieses mich immer wieder faszinierende Wissen lässt sich z.T. auch aus dem rororo Taschenbüchlein " Wie kommt die Welt in unseren Kopf?" ISBN 3 499 602563 nachlesen.
Dies als Vorbemerkung In weiteren Punkten will ich nun auf Deine Fragen eingehen.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Zuerst bildet sich das einäugige Sehen auf jedem Auge, allerdings gibt es sehr schnell auch beidäugig verwertete Bildverarbeitung, so dass nach einem 1/2 Jahr in der normalen Sehentwicklung keine abweichende Augenstellung mehr auftreten sollte.
Sehschärfe - Führungsauge
Sicher ist bei dieser komplexen und sehr raschen Entwicklung die zur Verfügung stehende Sehschärfe von entscheidender Bedeutung.
Leider ist bei angeborenem Cataract (Grauem Star), die Sehentwicklung schon irreversible geschädigt, wenn nicht innerhalb weniger Tage, spätestens nach ca. 2-3 Monaten eine Cateract-OP ausgeführt wird. Das Auge bleibt im Sehen stark behindert auf einer nur geringen Sehschärfe.
Leider gibt es auch bei nicht optimal korrigierten Systemen vor allem bei Weitsichtigkeit, besser Übersichtigkeit, und stärkerem Astigmatissmus hier häufiger Fehlentwicklungen. Die Kurzsichtigkeit in nicht zu starker Form ist anfangs weniger betroffen, da Kleinkinder mehr den Nahraum mit Augen und Händen begreifen lernen. Im Krabbel- und vorallem im Alter des Laufenlernens gibt es hier aber vor allem bei höheren Fehlwerten deutliche Hemmnisse.
All dies bewirkt die Nutzung und damit die Förderung eines Führungsauges. Dabei wird das "geführte" Auge desto desorientierter, je stärker sich das Sehsystem auf das Führungsauge verlässt. (Beispiel Arm in Gips, schneller Funktionsverlust)
Deshalb ist es weniger ratsam, das Führungsauge zu beschränken (ganz bewust eingesetzte Maßnahmen einmal ausgenommen), sondern die Ursache zu erforschen und das unterlegene System zu stärken.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Es gibt grob betrachtet drei Möglichkeiten unterschiedlicher Sehqualitäten auf beiden Augen
1) Organisch bedingte
Diese sind zum Glück sehr selten und können nur teilweise günstig beeinflusst werden (Trübungen in den Augenschichten, Vernarbungen an den Grenzflächen, Netzhautdefekte, Schädigungen am Sehnerv und den beteiligten Regionen der Sehbahnen und Sehzentren)
2) Entwicklungsbedingte Störungen
Hier ist der Grund, die Art und der Umfang entscheidend. Teilweise können "Spätfolgen" später noch sehr gut behoben werden, wenn die Grundlagen hierzu gut geprägt wurden.
3) Augenoptische Gründe
Diese bilden den Hauptteil unterschiedlicher Sehqualität auf beiden Augen.
Wir unterscheiden hier "einäugig" bedingte Benachteiligungen. Hier bildet sich logischer Weise das Führungsauge dort aus, wo es besonders prädestiniert arbeiten kann. So kann ein Ungleichsichtiger, der z.B. rechts leicht Über-, und links Kurzsichtig ist, zwei Führungsaugen haben. Rechts sieht er dominant auf die Ferne, und Links ebenfalls dominant in der Nähe. Teilweise lehnt er deshalb eine Brillenkorrektion sogar ab, weil sein einstudierter Rythmus sonst durcheinander gerät.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Einen besonderen Abschnitt möchte ich dem oft vernachlässigtem letzten Aspekt widmen. Dieser ist meinem Eindruck nach viel häufiger beteiligt, als allgemein zugegeben.
Beidäugige augenoptische Ursache
Da wir hier von augenoptischen Ursachen schreiben, spielt "Schielen-als ein Krankheitsbegriff" hier nur eine Randfunktion. Es ist, wenn man so will, die Form die das Sehsystem einnimmt, wenn es die Zusammenarbeit der Augen funktionell aufkündigt. Die Steuereinheit in den 50 Zentren (wo ist sie?) sagt "Schluss aus, Ende!" Je radikaler sie es formuliert, desto unausweichlicher bleibt dieser Status quo.
Darüber hinaus gibt es aber eine überwiegende Anzahl von unsauberen Zuständen in der Fixierung, die gemeinhin nicht als Schielen bezeichnet werden können.
Wird hier ein einäugiger Sehfehler sehr gut (scharf) auskorrigiert, fällt dem Augenpaar diese Unsauberkeit "störend" ins Gewicht. Nun bastelt "MAN" in Folge an weniger oder mehr Zylinder, an Unter-, selten sogar an Überkorrektionen der Glasstärken. Der Probant/Kunde ist i.d.R. nicht leicht und selten nur komplett zufrieden zu stellen. (Fällt Dir was auf?)
Denoch bleibt es oft verpönt, Ursachen wie eine "Winkelfehlsichtigkeit" (anderes Forum) nur ins Auge zu fassen. Dabei ist es völlig logisch, wenn man die Komplexheit des Sehens s.o. ins Augenpaar fasst, nicht nur eine Ebene (die Raumtiefe des Bildes), sondern auch die weiteren Parameter, die Bildzuordnung auf den korrespondierenden Netzhautarealen in Seite und Höhe zu koordinieren. Das Ideal-Ergebnis ist dann Iso-Valenz, sprich Sehgleichgewicht in der Bilddominanz beider Augen.
Dies erfordert korrekte Schärfeeinstellung (wer stellt seinen Beamer denn bewust leicht unscharf ein?) und bestmögliche Bildlagenübereinstimmung im bizentralem Seheindruck. ENDE
Schlußbemerkung Doppelbilder ... (kann ich die wirklich mit einäugig wirkenden Korrektionssystemen stabil abfangen?)
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul,
Vielen Dank für das ausführliche Posting, ich hatte zwar eine etwas andere Fragestellung im Sinn, aber ich bin für den theorethischen Hintergrund sehr dankbar.
Die Fragestellung war eher praktischer Natur, am Ende des Sehtests beim Optiker, wenn beide Augen eingestellt sind, wird ein Bild gezeigt, daß das Übereinanderlegen der Augen demonstriet, entweder rotes Kreuz in grünem Kreis, oder ein Plus und ein Minus, wenn ich mich recht erinnere. An dem Punkt stellt der Optiker die Augen so ein, daß sie gleich stark sind, dabei wurde bei mir 1994 ein Auge deutlich gesenkt, damit das andere mitkam. Da ich damals noch keine Ahnung davon hatte, weiß ich nicht, was er genau gemacht hat und daher war meine Frage, um wie weit man das Führungsauge absenkt, bis dieses Bild (rotes Kreuz grüner Kreis) passt. Kann das dann schon mal 0,25 -0,5 Dioptrin sein?
Da Deine Erklärung in optischer Hinsicht so ausführlich war, gibts jetzt auch gratis eine EDV-Nachhilfestunde
Bilderzeugungsgeräte wie TV's, "neuere" Beamer und Rückprojektor TV's haben heute einen Bildschärferegler. Wenn zum Beispiel ein TV ausgeliefert wird, dann steht der Bildschärferegler defaultmäßig auf 50%. Das ist erfahrungsgemäß der Wert, wobei die Käufer am wenigsten rote Augen bekommmen. Sony war darin Vorreiter.
Phillips hatte eine viel zu scharfe Black Magic Bildröhre auf den Markt gebracht, nach dem Motto "zu scharf geht nicht" und hat einen Absatzeinbruch zu verzeichnen gehabt. Ich war vor 14 Tagen bei Saturn und habe mit meinem Vater ein TV gekauft. Dem Verkäufer hat mein Vater gesagt, daß er mit der Black Magic Bildröhre von Phillips nicht zurechtkäme, der Verkäufer hat betont, daß Phillips daraus gelernt hätte und die aktuellen Röhren viel weicher wären. Naja, es wurde dann doch eine Schlitzmaske gekauft.
In der Praxis sieht das so aus, daß ich mit Kollegen vor der Präsentation die Bildschärfe des Beamers einstelle, und zwar mit mehreren, damit sich niemand nachher beschwert. Aber Achtung, viele Hersteller lassen nur den normalen Videoeingang über den Bildschärferegler laufen, viele sparen sich den teuren Regler im RGB Eingang. Das erkennt man daran, daß das Verstellen des Reglers bei Nutzung des RGB-Einganges keinen Effekt hat.
Soweit der kurze Abstecher in die EDV. Aber obige Frage nach dem Korrekturverfahren würde mich dann doch interessieren. Macht man das heute immer noch so?
Viele Grüße
Jörn
Hallo, Jörn
danke für Deinen Exkurs, der mir gleichzeitig klar machte, warum in manchen Bereichen weniger Schärfe sogar mehr sein kann. Prima! Nochmal besten Dank!
Übrigens gibt es ein anderes Beispiel aus der Fernglas-Optik vor (oder kurz nach) dem zweiten Weltkrieg. Die Fa Zeiss hatte damals ein verzeichnisfreies Fernglas konstruiert und entsprechend beworben. Nur es wurde nicht vom Markt angenommen. Viele kennen kissen- und tonnenförmige Verzeichnungen (z.B. auch am Bildschirm). Ein verzeichnisfreies Fernglas hatte keinen leicht gekrümmten Horizont mehr, dies war so unnatürlich, dass das Fernglas eingestamft werden mußte.
Der rote Ring und das grüne Kreuz stellt den Schober-Test dar. Ein Test zur Prüfung der beidäugigen Fixierung. Er wird in der Medizin als Hinweis auf eine Heterophorie-Störung benutzt. Auch der zweite Test deutet mir eher auf die Prüfung einer Binokularsituation hin. (evtl. der Worth-Test).
Es gibt aber ein monokulares Rot/Grün Verfahren zur Testung der Sehschärfe. Dies wird heute als zu ungenau betrachtet und weithin kaum noch benutzt. Basis ist die Betrachtung, dass unterschiedliche Wellenlängen der Lichtes im Auge unterschiedlich gebrochen werden, und man aus dem Schwärzegleichgewicht der Sehzeichen auf ein Refraktionsgleichgewicht "Spärisch" schließen könne. Faktisch hat dies eine Reihe von Fehlermöglichkeiten und es ergeben sich allein daraus häufig zu geringe Korrektionswerte.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul,
das mit dem Fernglas finde ich super interessant, also die Materie ist wirklich spannend. Ich habe auch noch so etwas beizusteuern.
Als man anfing, in Tauchermasken Korrekturgläser einzukleben, kam man auf die Idee, den natürlichen Brechungsindex des Wasser, das alles 25% größer darstellt, mit einzurechnen. Das Ergebnis war eine Sicht, wo die Leute unter Wasser genauso sehen konnten wie über Wasser. Das hatte zur Folge, daß diese Taucher sich nicht mehr unter Wasser zurecht fanden, weil sie das ganz anders gewöhnt waren. Man konnte von außen in einer Gruppe von Tauchern denjenigen erkennen, der als einziger unverzerrt sehen konnte, das war derjenige, der sich unter Wasser falsch bewegte.
Also hat man dieses Verfahren aufgegeben und klebt jetzt einfach das Brillenglas als Sattelschliff, weil es ja mit der planen Seite geklebt werden muß, von innen gegen die Tauchermaske.
Ja, die Optik hat schon Überraschungen bereit. Aber zu meinem Ausgangspunkt, wenn ich Dich richtig verstanden haben, werden die Tests, die ich genannt habe, nicht mehr durchgeführt, weil zu fehlerbehaftet. An den Test mit den unterschiedlich schwarzen Flächen kann ich mich auch erinnern.
Was ist denn Nachfolge-Standard geworden, um die beiden Augen aufeinander abzugleichen? Oder macht man das gar nicht mehr. Was ist denn, wenn ein Auge bei Visus 1,2 stehenbleibt, man das andere aber auf 1,75 bekommen könnte?
Gleicht man einfach beide Visen auf 1,2 an oder gibt es da ein Verfahren wie die oben von Dir genannten Tests, um das direkt ausgleichen zu können?
Hier lernt man noch richtig was dazu.
Vielen Dank für Deine ausführliche Infos
Ich werde versuchen, etwas über die Testverfahren nachzulesen. Bis ich aber durch alle Eure Artikel durch bin, besonders Refraktion.pdf und refraktion2.pdf, ist aber Ostern durch.
Jörn
Hallo Jörn,
ich habe den Eindruck, Du verfolgst eine falsche Fährte.
Wenn Teste beidäugig einen Schärfeabgleich testen, geht es um die Frage Hat ein Auge zuviel PLUS- oder MINUS-Wirkung gegenüber dem Zweiten. Hierzu werden Polarisierte ROT/GRÜN-Teste auch heute noch angewendet. Alternative gibt es auch Teste mit polarisierten Optotypen, die gleichfalls "Schärfe" durch Kontrastempfindlichkeit der beiden Augen gegeneinander abgleichen.
Keinesfalls wird aber ein unterschiedlich deutlich sehendes Augenpaar auf den schlechteren Seheindruck hin abgepegelt. Dies hätte im Nahsehbereich unterschiedliche Einstellentfernungen zur Folge. Toleriert wird dies technisch ausschließlich im KL-Bereich im Übergang zur Alterssichtigkeit. Hier gibt es die Variante, das NICHT-Führungsauge stärker auf den Nahsehbereich zu korrigieren, und so mit nur Einstärkenlinsen, den Einstellbereich von Ferne zur Nähe noch künstlich etwas zu erweitern. Heute werden aber auch hier vermehrt Mehrstärkenlinsensysteme eingesetzt. Dein Weg ginge hierzu jedoch in die genau umgekehrte Richtung, das hat in aller Regel Unverträglichkeit zur Folge. Vielfach ist ungleiche Sehschärfe ein Anzeichen von Binokularproblemen, wie oben schon ausgeführt. Diese brauchen keinesfalls besonders dominant auffällig zu sein. Einäugig refraktive werden beide Augen schärfetechnisch immer bestmöglich versorgt, sodass der Unterschied bestehen bleibt. Hieran ist der Probant gewöhnt, oder akzeptiert dies sehr schnell. Die sonst auftretenden Wettstreitphänomene zwischen der Verarbeitung künstlich gleichwertig gemachter Seheindrücke ohne(!) einen Binokularausgleich können dagegen sehr störende Folgen im Sehen aufwerfen. Mit dem Binokularausgleich steigt die Sehschärfe des schlechter sehenden Auges auf Dauer häufig wieder an. Dies beweist indirekt die Zwangsfehlsteuerung, die vorher im Sehvorgang wirksam war.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul,
Betrifft falsche Fährte ich arbeite dran.
Laut Eurem Artikel refraktion.pdf Seite 17 gibt es feste Formeln, den Binokularausgleich durchzuführen. Demnach wird eins der beiden Augen mittels erhöhter oder erniedrigter Sphäre dem anderen angegeglichen, jedoch, ohne den Visus grundlegend einzupegeln, wenn ich das richtig verstanden habe.
1. Frage
Verschiebe ich das Gleichgewicht wenn ich meine Gläser um 0,5 Dioptrin auf beiden Augen erhöhe?
2. Frage
Meine Zweitbrille mit identischen Werten, mm-genauem Achsabstand und exakt positioniertem optischen Mittelpunkt in x und y-Richtung führt nach einiger Zeit beim Absetzen (Dusche etc) der Brille zu Doppelbildern. Diese Phänomen verschwindet sofort nach Zurückwechseln auf die Erstbrille. Worin kann die Zweitbrille noch von der Erstbrille variieren?
1. Neigung des Glases
2. Wölbung des Glases
3. Brechungsindex?
Jörn (hoffentlich auf der richtigen Spur)
Hallo, Jörn
zu Frage 1
Bei diesem sphärischen Abgleich wird (übrigens von unserer Seite durchaus kritisch* betrachtet), nur insoweit "+" bzw. "-" auf einer(!) Seite dazu gegeben, wenn das Schwärzesehgleichgewicht nicht(!) gegeben ist. Hier wird nach bestimmten Regeln vorgegangen.
*Kritikpunkt
Es besteht mittlerweile ein Konsens, das an monokularen Testen monokulare Korrektionen (plus/minus Werte) ausgeführt werden sollen und an Binokularen Testen "Binokulare Messungen" (Prisma) auszuführen sind. Demnach müßte die oben erwägte Änderung (an einem Binokulartest ermittelt), unbedingt anschließend an monokularen Testen bestätigt werden. Sonst ist die Veränderung zu verwerfen.
zu Frage 2
alle drei Punkte treffen zu!
Zusätzlich zu nennen ist die Glasdicke, dann war der Rohscheibendurchmesser unterschiedlich groß.
Am wesentlichsten dürfte die Grundkurve der Gläser sein. Evtl. kann auch eines der Glaspaare asphärische Grundflächen (bessere Abbildungseigenschaften) beinhalten.
Auch die Fassung kann unterschiedlich durchgemuschelt sein (Scheibenfassungs:wink:el), Zusatzmaß neben der unterschiedlichen Vorneigung der Gläser.
Letztlich wird die optische Mitte der Brillengläser zur Augenposition in der Höhe variieren können. Während ich dies schreibe denke ich, dass dies die wahrscheinlichste Ursache für Deine Probleme sein dürfte, da Du ja unterschiedliche Stärken zwischen Rechts und Links trägst. Selbst wenn die Werte R/L in der Höhe in beiden Brillen genau gleich eingearbeitet wären, könnten Sie vor den Augen bei zwei unterschiedlichen Fassungsformen unterschiedlich hoch positioniert sein, die Ursache wäre gefunden.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Paul,
jetzt kommen wir ja mit Riesenschritten der Problemlösung näher.
1. Prismen sind bei mir mehrfach ausprobiert worden und jedesmal mit Sicherheit ausgeschlossen worden.
2. Lösung zu den falsch positionierten Gläsern wäre nur, wenn ich 2 Brillen kaufen, eine mit meiner Stärke und eine mit 0,5 Sphäre mehr, zu versuchen exakt dasselbe Gestell zu bekommen mit gleichen Gläsern und vom Optiker gleich einschleifen zu lassen?
3. In Eurem Arktikel refraktion.pdf wird darauf hingewiesen, daß auszuschließen ist, das eine einseitige Schwäche eines Augenmuskels vorliegt. Wie macht man denn das?
Angenommen beide Augen haben parallele Achsen, es liegt keine Winkelfehlsichtigkeit vor, aber ein Augenmuskel ist langsamer als der andere?
Schöne Feiertage wünscht
Jörn