Hallo allerseits,
zunächst einmal meine Situation: Ich bin 33 Jahre alt. Als ich drei Jahre alt war, wurde bei mir ein starkes Einwärtsschielen bemerkt. Daraufhin wurde zunächst okkludiert und dann in Alter von vier und fünf Jahren jeweils ein Auge operiert. Mit dreizehn setzte dann ein mit den Jahren stärker werdendes Auswärtsschielen ein, das ich mit 21 Jahren operieren ließ, das dann aber sehr schnell in schwächerer Form wieder kam. Mit Prismen wurde nicht gearbeitet, ich habe sogar erst durch dieses Forum überhaupt von Prismen erfahren. Amblyopie liegt bei mir nicht vor, ich habe auf beiden Augen (mit Myopiekorrektur) einen Visus von mindestens 1,25. Allerdings besteht laut Aussage des Arztes, der die drei OPs durchgeführt und mich regelmäßig untersucht hat, keinerlei Fähigkeit zum räumlichen Sehen.
Ich erinnere mich allerdings, dass ich nach mindestens einer der beiden ersten OPs eine Zeit lang Doppelbilder gesehen habe und dass ich bis zum Auftreten des Auswärtsschielens in der Sehschule Bilder des rechten und linken Auges überlagern konnte (Spinne im Netz usw.; wie heißt das Gerät, mit dem das getestet wird?). Nach der dritten OP traten definitiv niemals Doppelbilder auf. Jetzt wüsste ich gerne, ob diese Erinnerungen der Aussage des Arztes widersprechen und ich vielleicht doch räumliches Sehen erlernen könnte.
Viele Grüße
Chris
Hallo Chris,
ein gewisses räumliches Sehen hast Du offensichtlich erreicht, eventuell nur kein vollständiges.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eberhard,
danke für deine Antwort, hätte ich denn dann eine Chance, Stereopsis zu erlernen? Falls das prinzipiell möglich sein sollte, kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Zwischen meinen Augen besteht ein Myopieunterschied von drei Dioptrien und ich trage nur Brillen, keine Kontaktlinsen. Würde allein der Unterschied in der Bildgröße rechts und links eine Stereopsis unmöglich machen? Welche Dioptrieunterschiede kann ein Nichtschieler diesbezüglich "verkraften"?
Viele Grüße
Chris
Auswärtsschielen bekommt man mit Visualtraining laut Studien schneller in den Griff als andere Probleme. Falls eine Höhendifferenz besteht sollte man Prismen hinzufügen. Google doch mal nach VT und der Brook-Schnur, das könnte eine mögliche Übung für Dich sein...
Als ich drei Jahre alt war, wurde bei mir ein starkes Einwärtsschielen bemerkt
Die Grundlagen für Binokular- und Stereosehen werden in den ersten sechs Lebensmonaten angelegt und im weiteren Verlauf wird das Binokularsehen ständig verbessert und verfeinert. Das bedeutet, dass Sie es wahrscheinlich einmal erlernt haben, aber es dann im Verlauf der Schielentwicklung aufgegeben haben. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ist Stereosehen bei Ihnen möglich, allerdings wird diese Fähigkeit wohl ziemlich tief „verschüttet“ sein.
Mit dreizehn setzte dann ein mit den Jahren stärker werdendes Auswärtsschielen ein ...
Das deutet darauf hin, dass durch die Operation leider keine funktionelle Heilung erzielt wurde. Will heissen: die Augen stehen zwar gerade, arbeiten aber nicht wirklich zusammen.
... das ich mit 21 Jahren operieren ließ, das dann aber sehr schnell in schwächerer Form wieder kam ...
Was wiederum darauf hindeutet, dass auch dieses Mal keine funktionelle Heilung erreicht wurde.
Ich erinnere mich allerdings, dass ich nach mindestens einer der beiden ersten OPs eine Zeit lang Doppelbilder gesehen habe und dass ich bis zum Auftreten des Auswärtsschielens in der Sehschule Bilder des rechten und linken Auges überlagern konnte ...
Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen.
... Spinne im Netz usw.; wie heißt das Gerät, mit dem das getestet wird?
Synoptophor oder früher auch Amblyoskop
Nach der dritten OP traten definitiv niemals Doppelbilder auf...
Daraus geht leider noch nicht hervor, ob Sie mit beiden Augen gleichzeitig sehen oder das Gehirn ein Auge oder einen Teil davon ausblendet um Doppelbilder zu vermeiden.
...hätte ich denn dann eine Chance, Stereopsis zu erlernen?
Im Prinzip ja. Die Betonung liegt auf erlernen. Wobei ich davon ausgehe, dass es eher ein mühsames wieder-erlernen wäre.
Welche Dioptrieunterschiede kann ein Nichtschieler diesbezüglich "verkraften"?
Wenn ich mich richtig erinnere, ist in der Literatur die Grenze bei etwa 4 bis 5 dpt beschrieben. Wobei die Fähigkeit zum „Verkraften“ individuell sehr verschieden ist. Festzuhalten bleibt, dass Anisometropie und Aniseikonie beim Binokularsehen nicht sonderlich hilfreich sind, weshalb das Tragen von Kontaktlinsen vorteilhafter sein könnte.
Vielen Dank für die Antworten, die helfen mir auf jeden Fall ein großes Stück weiter.
Viele Grüße
Chris