Forum

13 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14
Binokularsehen

Hallo,
ich werde bald in Koblenz von Dr. Gorzny operiert. Habe sehr hohe Prismen 55 Pr. Bi, zeitweise Doppelbilder, habe Prismenbrille getragen, aber die korrigiert nicht mehr, außerdem habe ich Hyperopie, Astigmatismus und Exophorie. Könnte mir jemand über eigene Erfahrungen nach der OP berichten, besonders wenn sie auch in Koblenz durchgeführt wurde.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo elbe,

der von Dir angegebene Wert könnte über einen OP-Eingriff, sinnvoll nur angegangen werden, wenn eine Aufteilung des Wertes auf beide Augen erfolgt.

Dies wird i.d.R. so nicht gemacht.

Vielmehr geht man so vor, dass ein Auge max. korrigiert wird, bei Dr. Gorzny ca. 45 Prismen. Der Rest wird evtl. (meistens nur bei Beschwerden) weiter brillentechnisch korrigiert. Sollte er Langzeitstabil sein, kann der Restfehler durch einen zweiten Eingriff erfasst werden.

Merke: I.a.R. ist bei hohen seitlichen Werten noch keine gute Feineinstellung möglich. Hier zeigen sich erst in einer gewissen Zeitdauer nach einer OP die wahren Verhältnisse.

Die OP selbst ist in ca. 1/4h über die Bühne. Danach bleiben für wenige Tage leicht kratzende Irritationen aufgrund von Nahtmaterial an der Bindehaut, welches sich allermeist innerhalb von 10 tagen von selber auflöst. Die ersten Tage arbeitet man mit Salbe zur Rückfettung und antibakterieller Wirkung, später noch mit Tropfen insgesamt acht bis 14 Tage. Das operierte Auge ist anfangs stark gerötet. Die Rötung verliert sich manchmal schon innerhalb eines Monats, kann aber bis zu einem Jahr teils auch nur sporadisch auftreten.

Arbeitsfähig ist man je nach Beruf und Tätigkeit normaler Weise nach 8 bis 14 Tagen wieder, selten wird man auch mal für 3 Wochen krank geschrieben.

Die ersten Tage sollte man Haarewaschen unterlassen, Schwimmen wird wegen der Infektionsgefahr die ersten Wochen nicht angeraten.

Allermeist ist am Auge selbst so wenig spürbar, dass man sich bewust machen sollte, dass hier ein Eingriff unternommen wurde, und gewisse Rücksichtnahme sinnvoll bleibt.

Dr. Gorzny ist ein alter Hase, was Schiel-Ops´angeht, hier ist man in guten Händen. Mir bleibt wichtig, darauf hinzuweisen, dass die OP den WF-Wert nur verringert.

Es macht viel Sinn gerade nach einem Eingriff, in vernünftigen Abständen, das Binokularsehen zu verfeinern und die Reste einer Korrektion zuzuführen.

In sehr seltenen Fällen gibt es nach der OP, aus unterschiedlichen Gründen anfangs Komplikationen bis hin zu Doppelbildern. Diese können und sollten an versierter Stelle sehr schnell brillenglastechnisch korrigiert werden. Allermeist sind dies nicht vorhersehbare Reaktionen auf den Eingriff selbst, die einen weniger versierten Operateur sehr schnell zur Rück-Op verleiten könnten. Das wäre aber falsch. Bei fachlich richtiger Reaktion löst sich die dahinter steckende Verkrampfung in der Augenstellung teils schon während der Überprüfung mittels der Augenglasbestimmung, ansonsten durch vorübergehendes Tragen eines entsprechenden Ausgleichsprismas. Alle weiteren Komplikationen wären so selten, das sie hier keinerlei Erwähnung finden müssen. (z.B. Natürlich kann jede Narkose schon allein tödlich enden. Aber davon geht wohl keiner bei einer OP wirklich aus)

- Deshalb zuerst einmal Alles Gute - und viel Erfolg!

Ich selber habe auch eine solche OP hinter mir (1994), und einige meiner Kunden waren auch bei Dr. Gorzny. Echte gravierende Probleme gab es in den 22 Jahren, in denen ich mit der Materie beschäftigt bin, durch ein OP selbst nie.

Der schlimmste mir bekannt gewordene Fall war ein im Umfeld der OP vom Operateur entdeckter winziger Netzhautdefekt. Dieser erwies sich im Nachgang durch klinische Untersuchungen etc. als bösartiger mikroskopisch kleiner Tumor, der leider in der Folge zum Verlust des gesamten Auges führte. Hier hätte der ein 3/4 Jahr zuvor erfolgte WF-Eingriff unterbleiben können.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo Paul-Gerhard,
ich bin sehr dankbar, dass Du mir so viel zu diesem Thema schreiben konntest. Tatsächlich möchte Dr. Gorzny 40 Prismen korrigieren und schließt eine zweite OP nicht aus. Die Aufteilung des Wertes auf beide Augen erscheint mir auch unter diesen Umständen sinnvoller. Da ich sowieso nach der OP noch die Prismenbrille tragen werde, interresiert mich noch wie man das Binokularsehen dann verfeinern kann.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo elbe,

Dein Binokularsehen geht jetzt (und das war noch viel mehr in der Vergangenheit) übertrieben ausgedrückt >>am Stock!

Fallen die dicken Klötzchen erstmal weg und machen dünnen Brillenlinsen Platz (nach der OP) fällt das ständige Umschalten von >mit Brille zu ohne Brille>Gehirn

Dann wird derselbe sich fast automatisch darauf besinnen, Deinem fähigen Augenpaar mehr Interesse zu widmen und sich über Dein Sehen präzisere und schnellere Inputs holen. Die Leistungsfähigkeit im Sehen dürfte sich steigern (Visus, Präzision, weniger Ermüdung weniger Stress).
Wäre das Sehen jetzt schon spitze, was ich von hier nicht ausschließen kann, fallen aber die hierfür aufgebrachten Stressfaktoren weg. Dies bedeutet dann zwar keine weitere Sehsteigerung (s.o.), aber Dein Gesamtorganismus dürfte trotzdem ne Menge zusätzlicher Freiheiten genießen lernen.

Aber bitte, alles braucht seine Zeit! - Dennoch freu Dich drauf!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo Paul-Gerhard,
ich danke Dir und warte gespannt auf das OP-Ergebnis.
Bis dann
Elbe

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo Paul-Gerhard,
Habe schon die OP überstanden, die Nähte kratzen noch aber habe keine Schmerzen mehr. Die OP kann man als gelungen einstufen, 40 Prismen am linken Auge und keine Doppelbilder. Was ich schon jetzt merke, das war wirklich nur grobe Korrektur, man sieht beim Abdecktest noch eine Abweichung, aber genauer werde ich es nach drei Monaten wissen.
Im Moment bin ich zufrieden und habe deutlich weniger Sehstreß!
Grüße
Elbe

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo,

nach längerer Pause melde ich mich wieder. Nun wurden bei mir 26 Prismen ( drei Monate nach der OP) festgestellt. Der Wert ist also höher als davor! Könnte sich der Augenmuskel noch weiter entspannen? Auf jeden Fall soll ich wieder operiert werden. Ich bin nun etwas unsicher, was darf ich jetzt von der zweiten OP erwarten:
eine vollständige Korrektur oder noch weitere Veränderung des Schielwinkels danach?
Weiß es jemand ?

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Elbe,

hast Du jemals Strabismus intermittens divergens ausschließen lassen? Was ist mit der Korrespondenz? Liegt normale Netzhautkorrespondenz vor? Hierfür wäre strabologische Abklärung nötig. Denn wenn es keine reine Exophorie ist, werden Deine Werte immer wieder steigen - mit jeder prismatischen Vollkorrektion schnellen sie wieder hoch. Im Zweifelsfall nur motorisch korrigieren lassen....wie wurden die 26 Prismen denn ermittelt? Mit allen Testreihen der MKH? Auch dem Stereovalenztest?

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo Kerstin,

Danke für Deine Antwort. Ich glaube, es wurden nicht alle Testreihen der MKH diesmal gemacht, jedoch vor der OP. Da waren es 55 Prismen, nun wären es mit der Korrektur von 40 Prismen 66. Strabismus intermittens divergens und die Korrespondenz wurde nicht untersucht.
Mit welchem Test kann man das machen? Meinst Du mit motoricher Korrektur das Visualtraining?

Grüße
Elbe

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Elbe,

dann solltest Du einmal eine Strabologieabteilung aufsuchen und auf Strabismus intermittens abklären lassen - diese Untersuchungen zahlt die Krankenkasse.

Visualtraining hat nichts mit motorischer Korrektur zu tun!!!!! Visualtraining zielt auf sensorische Verschaltungen als Langzeiterfolg ab - deshalb bei Schielern mit äußerster Vorsicht anzuwenden. Einige Übungen sind aber gerade für intermittierende Außenschieler wunderbar geeignet.

Es gibt bei der MKH motorische und sensorische Testreihen. Echte Schieler sollte man immer nur nach den motorischen Testen korigieren. Der Stereovalenztest ist ein sensorischer Test - ein Schieler wird dort immer wieder Prävalenzen haben. Man kann Prismen reinschieben, warten, und wieder Prismen nachschieben..und zaubert so die nächste OP herbei.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!

Bild des Benutzers elbe
Verbunden: 10. August 2009 - 14:14

Hallo Kerstin,

vielleicht habe ich vorher nicht erwähnt, dass ich nach der OP keine Prismen getragen habe und ungefähr nach einem Monat wieder angefangen habe zu schielen.
Den motorischen Test habe ich gemacht und ich habe Strabismus intermittens. Jetzt trage ich wieder Prismen (20) und fühle mich wieder gut damit. Ich hoffe, dass ich nach zwei, drei Monaten genauer weiss, wie der Restschielwinkel ist.

Grüße
Elbe

Bild des Benutzers looky
Verbunden: 20. November 2009 - 16:33

hallo elbe,

ich kann mich als selbst betroffener -höchster zwischenzeitlicher prismenbedarf: 86^ba; 17 operationen innerhalb von 10 jahren- nur dem rat von kerstin anschließen, mal eine strabologieabteilung aufzusuchen; wenn du dich aber weiterhin wohl fühlst, würde ich es erst mal damit belassen, einfach ruhe in die sache kommen lassen und abstand gewinnen.
da ich auch aus dem großraum koblenz komme, würde ich dir für den fall, dass du doch mal eine andere klinik aufsuchst -eine zweite meinung schadet nie, das sage ich aus erfahrung- verkehrstechnisch folgende unikliniken empfehlen:
- universitätsklinik bonn
abteilung für neuroophtalmologie und orthoptik
leitung: frau dr. bettina wabbels

- universitätsklinik mainz
abteilung für neuroophtalmologie und orthoptik
leitung: frau dr. pitz

Bild des Benutzers Kerstin Harms
Verbunden: 10. April 2002 - 0:00

Hallo Elbe,

wenn es Strabismus inermittens divergenz ist, dann zaubert man mit jeder neuen sensorischen Korrektion wieder höhere Prismenwerte. Mann kann das natürlich mit Absicht machen, damit aus dem intermittens irgendwann ein manifester Außenschielwinkel mit permanenten DB wird, den man dann operiert. Die intermittierenden Außenschieler haben oftmals gigantisch hohe Endwerte, insofern sollte das "V-max" vor einer OP mittels Prismen rausgekitzelt werden und dann auch 40 Prismen (es geht auch mehr, aber nicht jeder macht das) operiert werden.

Wenn Du keine OP mehr wünscht, dann lass Dich nur bei Beschwerden motorisch prismatisch korrigieren und dann auch so wenig Prismen wie nötig. Alternativ wäre VT ratsam, damit Du den Schielwinkel damit in den Griff bekommst. Die Konvergenzübungen helfen wirklich und auch auf Dauer! Bei meinem Sohn ist nicht mehr viel übrig vom Divergenz....was nicht heißt, dass es mal wieder kommt, wenn er erwachsen ist.

Viele Grüße
Kerstin

Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!