wichtig wäre eine Messung unter Zykloplegie - also Weittropfen der Augen. Das darf nur ein Augenarzt (dafür musst Du aber nicht bis Koblenz fahren). Kinder akkommodieren unheimlich viel von ihrer Übersichtigkeit weg - getropft kommen meist viel höhere Werte heraus.
Der Vorteil im Fall Deiner Tochter: Esostellung gepaart mit Übersichtigkeit. Schon allein die richtigen Plusgläser wirken der Esostellung entgegen. Eventuell hilft einfach schon ein wenig mehr Plus in der Brille. wichtig wäre aber die Abklärung, ob Esotropie (also echtes Schielen, eventuell im Bereich des Mikrostrabismus) oder Esophorie vorliegt.
Was ich nicht verstehe: Deine Tochter hat ERST ein knappes halbes Jahr eine Prismenbrille und Du bestätigst, dass sich die Probleme ständig verbessern. Du kannst nicht erwarten, dass sie sich über Nacht legen oder verschwinden!
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
ich kann auch ohne Zykloplegie die zu korrigierende Übersichtigkeit messen. Nah-Skiaskopie nach Mihandra bei Kindern ist sehr gut, anschließend wird genebelt und langsam mit Visussteigerung die Nebelung gesenkt. Es darf natürlich nicht zu viel in Richtung Minus geschritten werden, sondern nur so weit, bis der Visus nicht mehr steigt. Die Ergebnisse habe ich schon oft von einem befreundeten Augenarzt prüfen lassen und nie das Ergebnis ändern müssen.
Frau Blum ist so etwas wie ein Supervisor in Rheinland Pfalz. Sie kennt Augenarztpraxen, Augenoptiker, Ergotherapeuten etc. die sich mit der Problematik latentes Schielen (WF) auskennen.
da du von dem Tomatisinstitut erzählst und einer " Luftleitungslinie über der Knochenleitungslinie" möchte ich dir kurz etwas dazu schreiben:
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dieser Therapie nach Tomatis gemacht. Auch mein Sohn hatte die Aüffälligkeiten/ Unterschiede zwischen Luft- und Knochenleitung. Genau dieser Umstand macht den Kindern Probleme (optimal wäre Luftleitungslinie fast parallel und kurz über der Knochenleitungslinie) und wird bei keinem Arzt getestet!
Ich weiß nicht, inwieweit du dich mal mit dieser Theorie, ihren Grundlagen und Möglichkeiten beschäftigt hast. Wenn ihr allerdings schon den Tipp bekommen habt, das Hörvermögen eurer Tochter untersuchen zu lassen, denke ich, ihr seid dort auf dem besten Wege. Die Testung ist eine völlig andere als die beim HNO-Arzt, sehr viel differenzierter und umfangreicher- und man kann entgegen der heute verbreiteten schulmedizinischen Meinung noch eine ganze Menge machen.
In unserer Stadt läuft inzwischen - über ein Institut unserer Uni angschoben - eine Studie mit Kindergärtenkindern und Förderschulklassen, demnächst wird unser Tomatis-Zentrum mit der Neonatologie unseres Krankenhauses zusammenarbeiten. Gerade für Frühgeborene ist diese Therapie oftmals entscheidend, wieweit sie aufholen und Reifgeborenen ebenbürtig werden.
Sollte dir das Institut bei euch nicht zusagen, kannst du versuchen, die Therapie oder erst einmal Beratung in Belgien, bei Herrn Jozef Verfoort in Anspruch zu nehmen. Das Therapiezentrum dort heißt "Atlantis". Er hat eigentlich die direkte Nachfolge des französischen HNO-Arztes Prof.Dr. Tomatis angetreten. Du findest alles auch über Google.
Die Erfolge dieser Therapie sind echt toll. Es war deshalb sogar schon mal als Krankenkassenleistung etabliert, ist aber im Zuge der Gesundheitsreform unter Herrn Seehofer wieder gestrichen worden (Bestandsschutz hatte halt nichts, was unter 5 Jahren in der Kostenübernahme war).
Solltest du noch mehr Informationen wünschen, gerne per PN- ich weiß nicht, ob dieses Thema hier so gewünscht ist, da es ja ein Optometrieforum ist.
ich brauche für eine komplette MKH mindestens 45 min., eher mehr. Achte darauf, ob nicht nur in der Ferne geprüft wird, sondern auch in der Nähe,(das gehört zur kompletten MKH) und alle Teste der MKH verwendet werden. Kreuztest, Zeigertest, Doppelzeigertest, Hakentest, Stereo-Dreiecktest, Valenztest, differenzierte Stereoteste, Rücklauf aller Teste.
Wenn danach der Nahtest keine Abweichung beim Kreuztest zeigt, ist damit alles erledigt.
Ich habe lange überlegt, ob ich noch etwas zur Tomatis-Therapie schreibe. Aber ich denke, da Erich dieses Thema ursprünglich angeschnitten hat und viele Eltern ob der Probleme ihrer Kinder auf der Suche sind, schreibe ich nochmal ausführlicher. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen doch...
Auch wenn es hier ein Augenforum ist, viele Kinder haben nicht nur eine „Baustelle“, wie ihr es oft nennt...
@ AgnesMaria
Ja, genau darum geht es: Dass die Luft- und Knochenleitung etwas Unterschiedliches ist, aber in gewisser Weise beide harmonieren müssen. Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte mit „Übereinander“ die Anordnung der beiden Linien in der aufgezeichneten Hörkurve, also die Knochenleitung weiter oben und in relativ parallelem Abstand zur Luftleitung (nicht deckungsgleich!) wäre optimal für ein gutes Hören. Sie müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, damit Hören normal, unangestrengt funktionieren kann.
Dass man Schall auch körperlich wahrnimmt- vor allem in extremeren Frequenzbereiche (Höhen können weh tun, Tiefen spürt man anders)- weiß jeder.
Wenn allerdings im Frequenzbereich unseres Sprachverständnisses zwischen Luft- und Knochenleitung große Spannungen/Unterschiede bestehen, merkt man das nicht mehr vordergründig physisch, aber sehr wohl als eventuelle Verhaltensauffälligkeit: Er/sie kann nicht lange zu hören, ist leicht ablenkbar, unkonzentriert, bei leisen Raum- oder Hintergrundgeräuschen ist kaum noch Hörverständnis vorhanden- trotz absolut normaler Hörkurve beim HNO!!! Vielleicht am ehesten vergleichbar mit dem Seheindruck beider Augen, die bei einer Heterophorie durch das Gehirn ständig nachjustiert werden müssen, was bei Konzentration funktioniert. Eben diese Konzentration aber schneller nachlässt, und es von manchen Menschen dann entweder in bestimmten Situationen nicht oder auch gar nicht mehr geschafft wird. Auch diese Zusammenhänge werden ja von vielen Medizinern als nicht vorhanden abgetan.
Wenn durch die Luft- und Knochenleitung unterschiedlich starke oder versetzte, eben nicht oder schlecht korrelierende Höreindrücke im Gehirn ankommen, wird auch die Hörverarbeitung entsprechend schwierig und anstrengend.
Ich kenne diese Einschätzung der ärztlichen Arbeitsgemeinschaften und Gesellschaften unter dem genannten Link sowie einige kommentierende Arbeiten dazu.
Ich finde es schade, dass in der Stellungnahme mit einigen von Tomatis letzten, theoretisch weitergedachten Thesen begonnen wird, um damit Wissenschaftlichkeit oder Unseriösität seiner Arbeitsweise und Therapien anderen zu erklären. Die Grundlagen seiner Therapie kann man selbst als Laie eigentlich recht gut nachvollziehen. Da sein Vater Opernsänger war, hatte er eine Menge Stimmmaterial für seine Studien zur Verfügung, hat von vielen Stimm- und Hörkurven angefertigt und dabei erstaunliche Zusammenhänge festgestellt.
Die ersten, grundlegenden waren, mal ganz simpel dargestellt:
- man kann nur Frequenzen wiedergeben, die man auch hört, nur diese sind auch in der Stimme/Stimmlage enthalten
- werden über einen Kopfhörer diese fehlenden Frequenzen gehört, während man singt oder spricht, kann man sie plötzlich auch mit wiedergeben
- ohne Kopfhörer fehlen sie wieder, ABER
- werden sie über einen längeren Zeitraum gezielt „eingespielt“, lernt das Gehirn sie zu hören und man kann sie später auch ohne Kopfhörer wiedergeben, sie sind als Frequenzen in der Stimme enthalten
- daraus schloss er, dass sich eine Menge noch „erlernen“ oder programmieren lässt und hat über viele Jahre daran gearbeitet
Es ist leider so, dass es noch zu wenig umfangreiche Studien dazu gibt und dass die Zentren sehr unterschiedlich arbeiten, teilweise allerdings auch gekoppelt mit medizinisch anerkannten Hörtests. Nach Tomatis Tod haben sich viele an seinem Erbe versucht. Er hatte, soweit ich weiß, keinerlei Patentrechte angemeldet für irgend etwas. Deshalb gibt es einige verschiedene Richtungen und Arbeitsweisen. Wegen dieser Vielfältigkeit oder Zersplitterung ist es auch sehr schwer, mit einer ausreichenden Anzahl von Probanden aussagekräftige medizinische Studien durch zu führen. In unserer Stadt wird zur Zeit versucht, eine umfangreiche Studie durch zu führen, in einigen Einrichtungen läuft sie schon.
Und es gibt ,wie in allen Berufen, Leute/Zentren, die gut sind und andere, die besser oder Spitze sind.
Warten wir ab, wie lange diese Einschätzung in vorliegender Fassung aktuell und Grundlage für manche Entscheidung der Politik ist.
Es ist schade, dass die Schulmedizin so manches Neue erst mal ablehnt, weil sie selbst nicht sofort eine sachlich-stoffliche Erklärung hat.
Die Schwierigkeiten gab es hier anfangs auch. Aber die Mutter, die ihrem als behindert eingestuften, frühgeborenen Sohn (685g in der 26.SSW , mit 6 Jahren Empfehlung für reine Behindertenschule, nicht mal Förderschule) durch ihre permanente Suche nach Behandlungsmöglichkeiten mit Hilfe dieser Therapie eine ungeahnte Entwicklung ermöglichte, schaffte es, hier auch so ein Zentrum zu etablieren und umfangreichere Studien anzukurbeln, in die Uni und Krankenkassen involviert sind. Die Entwicklung war so auffällig, dass sich weder Ärzte noch Lehrer oder Therapeuten dem verschließen konnten. Sie hatte dieses Therapiezentrum in Belgien gefunden und dort ein Jahr lang mehrfach eine Therapiewoche absolviert- der Junge ist in eine normale Grundschule eingeschult und besucht z.Z. ohne größere Probleme die 3.Klasse. Wenn man so etwas erlebt, ist es einem völlig egal, ob irgendwer meint, das sei wissenschaftlich nicht bewiesen oder die Wirksamkeit kann wissenschaftlich (noch) nicht erklärt werden. Die Eltern sind nur unendlich froh, ihrem Kind helfen zu können und wollen das auch anderen Eltern zugänglich machen.
Der Ursprung des belgischen Zentrums geht auf eine ähnlich gravierende Erfahrung des jetzigen Leiters Jozef Verfoort zurück. Sein Kind hatte durch einen Geburtsschaden (schwerer Sauerstoffmangel) bis zum 5. Lebensjahr noch nicht sprechen gelernt und war auch ansonsten verhaltensauffällig, kaum konzentrationsfähig. Da Hören und Sprechen, Hör- und Stimmkurve sehr eng verbunden sind und er von einem Dr. Tomatis in Paris und seiner neuen Therapie gehört hatte, fuhr er in den Weihnachtsferien mit seiner Familie heimlich dorthin. Er wusste, seine Lehrerkollegen (er war Schulrektor) und auch seine Ärzte würden ihn auslachen...
Nach dem ersten Therapieblock wartete er, ob von irgend jemand eine Reaktion käme. Am dritten Tag stand eine Lehrerin seines Sohnes bei ihm im Raum und fragte: Was hast du mit deinem Kind gemacht? Warum kann er plötzlich viel besser aufpassen und sich konzentrieren?
Der geburtsgeschädigte Junge spricht heute mehrere Sprachen und hat sein eigenes kleines Unternehmen. Wie das ohne diese Therapie ausgesehen hätte, kann man nur mutmaßen.
Ich kenne noch so ein paar Beispiele. Sicher wird es nicht bei allen durchschlagende Erfolge geben, es sind zum Glück auch wenige Kinder so weit zurück oder so schwer geschädigt.
Ein Allheilmittel ist es sicherlich nicht, das triff auf keine Therapie zu. Jedoch selbst unter Ärzten gibt es zu fast allen Therapien unterschiedliche Meinungen, je nach Standpunkt und Kontext. Wenn ich an unsere interdisziplinären Konsile im Krankenhaus denke, könnten die Meinungen selbst unter den Medizinern manchmal kaum konträrer sein...
Aber es darf sich ja jeder selbst seine Meinung bilden und testen, was ihm oder seinem Kind gut tut und hilft.
Jetzt habe ich einen Schreck bekommen, wieviel ich geschrieben habe und entschuldige mich für den langen Text. Hoffentlich sind für den einen oder anderen nützliche Informationen enthalten.
Falls den Moderatoren der Beitrag für diesen Thread zu lang/ungeeignet erscheint, vielleicht verschiebt ihr ihn an eine passendere Stelle?
Hyperakkusis ist bei Kindern mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten häufig vorhanden. Deswegen ja mein Tipp für Mainz. Von Hanau liegt das nicht so weit weg. Und das Zentrum für Kommunikationsstörungen beschreibt sehr gut das es hier nicht nur um einen Hörtest geht sondern weit darüber hinaus. Der Fingerzeig geht hier auf Wahrnehmung und Verarbeitung derselben.
Tomatis Beschreibungen gehen bei mir "am Ohr vorbei". Ich habe Herrn Warnke mal kennenleren dürfen. Vor Jahren war da Tomatis an erster Stelle. Es hat sich aber nicht durchgesetzt.
Eine MKH-Messung dauert häufig länger als eine Stunde. In nur 20 Minuten bei einem Kind was rauszupröbeln...,Na, ich weiß ja nicht.
Bei der neuen Messung werden die Karten hoffentlich neu gemischt. Man fängt bei der Messung der Prismen immer bei O an, was nicht bedeutet, dass bei der Zweitmessung weniger Prismen herauskommen werden, sondern sehr schnell erreicht man die Werte, die schon getragen wurden und danach sieht man, ob mehr erforderlich ist. Wobei mehr Prismen nur gegeben werden, wenn immer noch ein gewisses Beschwerdebild vorliegt.
Ich weiß nicht, ob ich Dir das schon geschrieben hab, aber ich betone noch einmal für alle, dass geringe Prismenwerte oft katastrophale Probleme im Umfeld bringen, wobei anfänglich hohe Messwerte oft gar nicht diese Problematik hervorbringen.
Es gibt mit Sicherheit viele Baustellen, wenn eine WF sich auswirkt.
Aber das Kind muss leben können, es will lernen und es erfährt Hilfe. Die Auswirkungen merkt man dann ganz unterschiedlich, manchmal sogar verblüffend.
Aber jede Aktion braucht auch Zeiten der Stabilität und der Einrastung. Wird an zu vielen Stellen und immer häufiger geschraubt, kann ein völliger Absturz die Folge sein. Dies wird leider allermeist viel zu wenig beachtet, aber deshalb ist weniger oft gerade viel mehr. Wohlverstanden, es geht hier keinesfalls um weniger Prismen, sondern um das Umfeld mit all den visuellen Reizen und Entscheidungsprozessen, indem dieselben getragen werden.
der alte Optiker hat eine Aussage gemacht, die nie ein MKH-Optiker sagen würde. Soviel dazu.
Die neue Messung konnte durch lösen eines starken Muskeltonusses gemacht werden. Daran sind natürlich die bisherigen Prismen "schuld", was aber nicht bedeutet, dass der Fehler ohne Prismen weniger wäre. Es wird nur immer leichter, den vollen Wert anzupacken. Die Aussage mit der Höhe sagt mir, der Mann hat Erfahrung.
Bei Dr. Gorzny wird versucht, den Muskeltonus noch mehr aufzulösen. Dafür wird nach der 1. Massung die Messbrille 1 Stunde getragen, dann eine 2. Messung gemacht, notfalls eine 3., ein sog. Messmarathon. Ob die danach gefundenen Werte dann spontan verträglich sind, ist nicht immer gesagt.
die Übersichtigkeit wird sich immer mal verändern, wahrscheinlich erst nochmal höher gehen, danach bis zur Pubertät vielleicht schon verschwinden. Ich müsste Hellseher sein, wenn ich sagen könnte, was passiert.
Die bei einem "Messmaraton" gemessenen Werte sind aufschlussreich für eine eventuelle OP, verträglich selten. Ich würde jetzt erst die Messung als Korrektion verwenden, die der neue Optiker gemessen hat.
Nein, es muss auch noch nicht bei 20 Prismen operativ vorgegangen werden! Allerdings haben viele Operateure ihre OP-Dosierung eher reduziert auf 30-35 Prismen, während früher oft 40-45 Prismen auf einmal operiert wurden.
Auch wenn es nicht jeder Augenoptiker noch beherrscht Brillen bis zu einer Gesamtwirkung von 35-40 Prismen sind machbar und im Sehen verträglich nutzbar.
Einen unteren Wert scheint es kaum zu geben, allerdings sollte man bei einer OP-Dosierung mit einer Schwankungsbreite von mind. 1-2 Primen ausgehen, was OP-Werte von unter 5 Prismen zu einer Wunschvorstellung verkommen lässt. Zudem steht letztlich hier ein wenn auch eigentlich vernachlässigbares OP-Risiko in keinem Verhältnis zu Aufwand und Nutzen. Prismatische Bestimmungen und Versorgungen werden auf 1/4 oder gar 1/8 dpt. gefertigt und vor Augen gebracht.
Du hast mein und ich denke, unser aller vollstes Verständnis. Denn jeder, auch ich als Augenoptiker, musste mich der MKH erst einmal mit sehr viel Skepsis nähern, war es doch in meinem Beruf ein teils einfach ignoriertes, aber andererseits mit sehr großer Skepsis bis Ablehnung be- und gehandeltes Thema, welches nur von sehr wenigen, zudem als Extremisten verurteilten Kollegen vertreten wurde. War dies aber so vor 25 - 30 Jahren, hat sich daran trotz inzwischen in den Lehrplänen verankerter Theorie, oberflächlich betrachtet gar nicht soviel geändert. Die, die der Theorie voll vertrauen gelernt haben, sind wenige geblieben, kaschiert von immer mehr Sprungbrettfahrern und Dünnbrettbohrern (Ausdrücke vom Begründer der Methodik Hans-Joachim Haase), die Versorgungen nur halbherzig durchführen, sowie einem wachsenden Heer von Trainern aller möglichen und gar unmöglichen Funktionstesten in der Augenoptik, die in den Sehschulen schon vor Jahren zugrabe getragen wurden. Hier wird Prismenbrille teils als Eingangsstufe genutzt und angewandt, um Spontanerfolge zu servieren, die allein mit dem Training halt nicht so klappen, warum wohl? Aber dann wird auch solch ein Prismenwert möglichst wieder abtrainiert. Ähnlich wie bei der Hyperopie, es kommt nichts dazu, es wird kein Fehler grösser, die Angst bleibt unbegründet, sondern man kann den Restfehler ergründen oder die Kompensation stärken mit allen gewollten, aber auch ungewollten Folgen! Vielleicht steigt durch den Dauerstressfaktor auch das Risiko weiterer typischer Langzeitprobleme, die man aber überhaupt noch nicht im Blick hat, wie Diabethis Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen, etc. (Nur mal so zum Nachdenken)
sorry, ich hatte Urlaub und meinen Rechner zwar dabei gehabt, aber nicht eingeschaltet.
Paul Gerhard hat alles so geschrieben, wie ich es auch getan hätte.
Etwas noch: Prismen werden nur gegeben, wenn ein entsprechendes Beschwerdebild vorliegt. Das heißt nichts anderes, dass Prismen nur steigen, wenn noch Beschwerden vorliegen. Wäre mit den 6 Prismen alles in Ordnung, käme nichts mehr dazu.
Da bin ich auch gleicher Meinung. Ich glaube das heute in dieser ' ich will alles jetzt haben' Gesellschaft, es schwierig ist zu erklären das manche Dinge einfach ihre Zeit brauchen.
Das Erste, was mich überrascht hat, ist der Sprung von 2 x 1.5 auf 2 x 6.0 Winkelfehlsichtigk. Eso, den die MKH erbracht hat. Darüberhinaus beunruhigt mich, daß die Übersichtigkeit Elenas von R +0.50/L +0.25 auf R +1.00/L +0.75 (6 Mon.) angestiegen ist. Meine Frage, ob dies mit ihrer Brille zu tun hat, wurde bejaht. Leider habe ich versäumt, zu fragen, ob dafür die Plusgläser oder die Prismen verantwortlich sind (oder beides). Weiter hat der Optiker prognostiziert, daß er bei einer späteren Messung nicht nur Werte in der
Die Zunahme der Weitsichtigkeit ist auf Grund der nachlassenden Krümmung der Augenlinse (Akkommodationskrampf) zu verstehen. Das isit etwas ganz normales. Die Augen sind vom Achsaufbau zu klein und die Linse krümmt sich dadurch schon für die Fernwerte so stark und in der Nähe noch viel mehr. Wenn sich der Krampf allmällich löst kommen die Stärken erst voll zur Geltung.
Dr. Gorzny misst zwar länger, aber zwischen den Meßschritten wird wiederholt eine Pause eingelegt um zu sehen was nun der Wert der Prismen macht. Ist der konstant wird nicht weiter geprüft, ist er nicht konstant wird die MKH-Messung eben etwas länger dauern. Jeder hat da seine indviduelle Herangehensweise.
Ist es eigentlich richtig, daß ab einem Wert von 20 Prismen operiert werden muß? .
Man sollte operieren wenn der Wert jenseits von 30 cm/m liegt und stabil ist. Mindestens 3 Monate sollten zwischen der Messungen liegen um eine OP-Indikation gut zu planen. Dr. Gorzny operiert schon ab 20 cm/m.
Was mich jetzt noch interessiert, ist, ob ein Prismenaufbau, wie von den Befürwortern häufig behauptet, auch wieder rückgängig gemacht werden kann, indem man - aus welchen Gründen auch immer - wieder zu einer schwächeren Brille zurückkehrt bzw. auf prismatische Wirkungen sogar ganz verzichtet - sozusagen der Muskeltonus sich wieder zusammenzieht, weil ja die Sehhilfe fehlt. (Die Frage zielt auf die Grenzen unseres Vorgehens, die mir ja sehr wichtig sind.)
Beste Grüße
Erich
Man kann jederzeit die Prismen wieder abbauen, falls keine "Notwendigkeit" mehr vorhanden ist.
Deine Folgerungen betreffen alle den Fall, dass nach der Geburt eine gewisse Zeitlang Bildlagefehler (WF) bestanden haben. Diese sind später dekompensiert in ein manifestes Schielen.
Unter dieser Voraussetzung nimmt man an, dass durch einen Korrektionsausgleich der WF zumindest der Zustand vor der Dekompensation wiederherstellbar ist. In aller Regel, da jetzt der benötigte Ausgleich erfolgt erwartet man einen optimaleren Gesamtzustand. Es bleibt hier also alles reversibel.
Anders verhält es sich, wenn es nicht am Anfang der Entwicklung im Sehen zu normal ausgebildeten Prägungen gekommen ist, z.B. weil ein Frühchen nicht in der Lage war Prägungen im Sehen normal zu entwickeln und zu durchlaufen. Diese Defizite können später nie mehr ganz, teilweise auch nicht einmal teilweise, nachgebaut werden. Sind dererlei falsche Prägungsmuster vorhanden, wird mit der Abnahme der Korrektionswirkung ein entsprechender Effekt sichtbar und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass durch die Sensibilisierung der Sehfunktionen eine vorher noch notdürftig funktionierende Fixation, nach Abbruch des Tragens nicht mehr einrastet.
Die Gefahr ist aber insofern vernachlässigbar, da entweder die Funktionalität ohne Werteausgleich so stabil gestaltet ist, dass es auch nach Abbruch der Massnahme hier verrasten kann, oder die Korrektion wird mit solchem Gewinn genutzt, dass eine Rückkehr zum Ausgangsstadium keine Alternative bildet.
Zur Erklärung Deiner Frage mag noch angefügt sein, dass es ganz sicher auch anatomisch unvollständige oder auch ungleich gelagerte Muskeln gibt, zB. in Länge und Stärke, die ein Ungleichgewicht produzieren.
zu 2. Man erkennt es daran welche binokularen Sehweisen vorhanden sind.
zu 3. Man kann die Prismen weglassen wenn man das visuelle Problem als nicht korrektionswürdig ansieht.
zu 4. Kinder mit Problemen mit dem binokularen Sehen haben auch Schwierigkeiten mit der räumliche Wahrnehmung. Dazu gibt es spezielle Übungen in der Ergotherapie.
das mit der Teilkorrektion ist ein schwieriges Unterfangen. Wie soll man festlegen wann der Prismenwert Beschwerdefreiheit bringt? Das geht nur über Versuche den Winkel irgendwann zu treffen.
Nur als Beispiel: ein 9-jähriges Mädchen, sehr in sich gekehrt und mit sich selbst beschäftigend trug eine "Vollkorrektion" von 22,50 Prismendioptrien. Zur Nachkontrolle vor 2 Tagen kam ein völlig verwandeltes KInd. Der Vater sagte schon nach 10 Minuten wäre seine Tochter eine andere gewesen. Er lobt sich damit, und das kann ich gut verstehen, diesen Weg gegangen zu sein. Die Brille mit den dicken Gläsern sieht wirklich nicht schön aus, aber sie wird mit einem Selbstbewußtsein getragen, da staunt man nur. Der Weg in eine OP ist nun gewählt worden und wir werden alles versuchen auch diese Option zu einem Erfolg zu machen.
Manchmal bringt erst die OP den wirklichen Durchbruch. Auch das kommt vor.
Anders gehe ich bei wirklichen Schielern vor. Hier versuche ich das beste Binokularsehen hervorzukitzeln. Das endet eindeutig in einer Teilkorrektion weil die wirkliche Vollkorrektion niemals erreicht wird.
Ich drücke trotzdem die Daumen das bei Herrn G. in K. alles positiv verläuft.
Das Doppeltsehen dürfte eine erste Anpassungsreaktion an die stärkeren Prismen sein. Da die Augen mit den stärkeren Prismen mehr Richtung Nase stehen und Elena wahrscheinlich nur geringe Kontrolle über ihre eigenen Augen hat, braucht sie einfach noch Zeit bis die Augen wieder parallel stehen bzw. die Seheindrücke von beiden Augen wieder verschmelzt hat.
Normalerweise wird das Doppeltsehen innerhalb der nächsten Tage verschwinden und das visuelle System "normalisert" sich mit den neuen Werten. Stichwort: "Sie gewöhnt sich daran.".
Dass Sie bei Ihrer Tochter keinen deutlichen Schielwinkel erkennen können ist normal. Die Abweichung des Auges muss nicht gross sein um bereits Doppelbilder zu verursachen.
So hat meine Nachfrage beim Augenoptiker ergeben, daß, berücksichtigt man den Prismenwert von 2x6.0=12, es sich bei dem Doppelbild-Effekt
entweder: um eine noch anhaltende Gewöhungssituation handeln könnte, die später vom Sehsystem schneller überbrückt wird, oder aber: um eine kurzfristige aber ständige Reaktion, an die sich später der Brillenträger gewöhnen wird.
Weder noch.
Unter der Brille entsteht ein entspannteres Sehen als ohne Brille und just in dem Augenblick in dem angespanntes Sehen verlangt wird, wird dann durch den noch vorhandenen Entspannungseffekt dann doppelt gesehen. Das ist völlig normal.
das klingt doch alles sehr positiv. Das Thema Hörverarbeitung solltet Ihr nicht aus den Augen verlieren - Agnes Maria hat ja eine kompetente Klinik in Eurer Nähe genannt. Deine Schilderungen, wie Elena in der Schule agiert, lassen mich vermuten, dass sie Probleme mit der Hörverarbeitung haben könnte - es kommt mir alles soooo bekannt vor ;)
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Kunststoffgläser sind teurer als Silikatgläser - und leichter!!!! Prismengläser mit 7,5 Prismen wären da aus Silikat ganz schön schwer...wg. der Verletzungsgefahr, insbesondere bei Kindern, tragen die KK die Kosten für Kunststoff, wenn eben erwähnt wird, dass die Brille (auch) beim Sport getragen werden muss. ;) und das muss sie in Elenas Fall ja auch, nicht wahr?....
Augen und Ohren sind unsere wichtigsten Sinnesorgane. Das meiste wird visuell aufgenommen, gleich danach kommen die Ohren. Es ist bekannt, dass sich bei Blinden das Gehör in der Regel über die Maßen gut entwickelt. Ferner hängt die Gleichgewichtsverarbeitung unmittelbar zusammen. Das vestibuläre System versucht die Seheindrücke zu verarbeiten....
Wenn ein Kind nun Probleme in der Hörverarbeitung hat (das hat nichts mit Hörvermögen zu tun!!! Das ist sehr oft sogar überdruchschnittlich gut) und z. B. nicht filtern kann, woher Geräusche kommen, oder nicht trennen kann (wichtiges von Unwichtigem), der versucht, die Quelle visuell zu erfassen. Wenn im visuellen Bereich da nun auch Probleme sind, wird das zum reinsten Stress!!! Diese Kinder kommen total abgeschlagen, gefrustet und müde nach Hause, nicht selten landen sie in der AD(H)S Schublade, und die extrovertierten werden irgendwann zum Klassenclown oder aggressiven Störenfried (Jungs i. d. R. ). Diese Kinder brauchen reizarme Umgebung, um ungestört lernen zu können. Nicht selten sind es außerordentlich kluge Kinder, die mit der Zeit ein extremes Störungsbewusstsein entwickeln. Sie können gut beobachten und merken schnell, dass sie nicht so können, wie sie eigentlich können und es auch wollen. Schulfrust über Jahre wird zur Schulunlust, manchmal Schulverweigerung und totalem Schulversagen.....ich kann Euch nur wärmstens ans Herz legen, eine gute pädaudiologische Stelle aufzusuchen, z. B. die bereits genannte...
LG
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo Erich,
wichtig wäre eine Messung unter Zykloplegie - also Weittropfen der Augen. Das darf nur ein Augenarzt (dafür musst Du aber nicht bis Koblenz fahren). Kinder akkommodieren unheimlich viel von ihrer Übersichtigkeit weg - getropft kommen meist viel höhere Werte heraus.
Der Vorteil im Fall Deiner Tochter: Esostellung gepaart mit Übersichtigkeit. Schon allein die richtigen Plusgläser wirken der Esostellung entgegen. Eventuell hilft einfach schon ein wenig mehr Plus in der Brille. wichtig wäre aber die Abklärung, ob Esotropie (also echtes Schielen, eventuell im Bereich des Mikrostrabismus) oder Esophorie vorliegt.
Was ich nicht verstehe: Deine Tochter hat ERST ein knappes halbes Jahr eine Prismenbrille und Du bestätigst, dass sich die Probleme ständig verbessern. Du kannst nicht erwarten, dass sie sich über Nacht legen oder verschwinden!
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo Kerstin,
ich kann auch ohne Zykloplegie die zu korrigierende Übersichtigkeit messen. Nah-Skiaskopie nach Mihandra bei Kindern ist sehr gut, anschließend wird genebelt und langsam mit Visussteigerung die Nebelung gesenkt. Es darf natürlich nicht zu viel in Richtung Minus geschritten werden, sondern nur so weit, bis der Visus nicht mehr steigt. Die Ergebnisse habe ich schon oft von einem befreundeten Augenarzt prüfen lassen und nie das Ergebnis ändern müssen.
@ Erich
Hallo Erich, gehe mal auf die Seite www.selbsthilfegruppe-winkelfehlsichtigkeit.de
Dort findest Du eventuell die nötigen Adressen, oder kannst dort nachfragen.
Viele Grüße
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Deichstraße 9
56564 Neuwied
Tel. 02631- 345302
Frau Blum ist so etwas wie ein Supervisor in Rheinland Pfalz. Sie kennt Augenarztpraxen, Augenoptiker, Ergotherapeuten etc. die sich mit der Problematik latentes Schielen (WF) auskennen.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Beitrag gelöscht
Hallo Erich,
da du von dem Tomatisinstitut erzählst und einer " Luftleitungslinie über der Knochenleitungslinie" möchte ich dir kurz etwas dazu schreiben:
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dieser Therapie nach Tomatis gemacht. Auch mein Sohn hatte die Aüffälligkeiten/ Unterschiede zwischen Luft- und Knochenleitung. Genau dieser Umstand macht den Kindern Probleme (optimal wäre Luftleitungslinie fast parallel und kurz über der Knochenleitungslinie) und wird bei keinem Arzt getestet!
Ich weiß nicht, inwieweit du dich mal mit dieser Theorie, ihren Grundlagen und Möglichkeiten beschäftigt hast. Wenn ihr allerdings schon den Tipp bekommen habt, das Hörvermögen eurer Tochter untersuchen zu lassen, denke ich, ihr seid dort auf dem besten Wege. Die Testung ist eine völlig andere als die beim HNO-Arzt, sehr viel differenzierter und umfangreicher- und man kann entgegen der heute verbreiteten schulmedizinischen Meinung noch eine ganze Menge machen.
In unserer Stadt läuft inzwischen - über ein Institut unserer Uni angschoben - eine Studie mit Kindergärtenkindern und Förderschulklassen, demnächst wird unser Tomatis-Zentrum mit der Neonatologie unseres Krankenhauses zusammenarbeiten. Gerade für Frühgeborene ist diese Therapie oftmals entscheidend, wieweit sie aufholen und Reifgeborenen ebenbürtig werden.
Sollte dir das Institut bei euch nicht zusagen, kannst du versuchen, die Therapie oder erst einmal Beratung in Belgien, bei Herrn Jozef Verfoort in Anspruch zu nehmen. Das Therapiezentrum dort heißt "Atlantis". Er hat eigentlich die direkte Nachfolge des französischen HNO-Arztes Prof.Dr. Tomatis angetreten. Du findest alles auch über Google.
Die Erfolge dieser Therapie sind echt toll. Es war deshalb sogar schon mal als Krankenkassenleistung etabliert, ist aber im Zuge der Gesundheitsreform unter Herrn Seehofer wieder gestrichen worden (Bestandsschutz hatte halt nichts, was unter 5 Jahren in der Kostenübernahme war).
Solltest du noch mehr Informationen wünschen, gerne per PN- ich weiß nicht, ob dieses Thema hier so gewünscht ist, da es ja ein Optometrieforum ist.
Liebe Grüße und alles Gute für dein Mädchen
Eli
Zu Tomatis:
http://www.neuropaediatrie.com/uploads/media/Tomatis_lang.pdf
Da kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Ich persönlich halte nichts von den "Grundlagen" der Tomatis-Therapie.
Wichtig ist die Verarbeitung akkustischer Wahrnehmungen. Da empfehle ich Die Uni-HNO-Klinik " Zentrum für Kommunikationsstörungen in Mainz."
Akkustische Verarbeitung und Wahrnehmung ist was anderes als eine audiologische - phonometrische Ableitung.
@ Pfeiffchen:
Cochleäre und Knochenleitung sind nie identisch. Da gibt es stark anatomisch, sinnespsychiologische und neurophysiologische Unterschiede.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Beitrag gelöscht
Hallo Erich,
ich brauche für eine komplette MKH mindestens 45 min., eher mehr. Achte darauf, ob nicht nur in der Ferne geprüft wird, sondern auch in der Nähe,(das gehört zur kompletten MKH) und alle Teste der MKH verwendet werden. Kreuztest, Zeigertest, Doppelzeigertest, Hakentest, Stereo-Dreiecktest, Valenztest, differenzierte Stereoteste, Rücklauf aller Teste.
Wenn danach der Nahtest keine Abweichung beim Kreuztest zeigt, ist damit alles erledigt.
Viele Grüße
Eberhard
Ich habe lange überlegt, ob ich noch etwas zur Tomatis-Therapie schreibe. Aber ich denke, da Erich dieses Thema ursprünglich angeschnitten hat und viele Eltern ob der Probleme ihrer Kinder auf der Suche sind, schreibe ich nochmal ausführlicher. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen doch...
Auch wenn es hier ein Augenforum ist, viele Kinder haben nicht nur eine „Baustelle“, wie ihr es oft nennt...
@ AgnesMaria
Ja, genau darum geht es: Dass die Luft- und Knochenleitung etwas Unterschiedliches ist, aber in gewisser Weise beide harmonieren müssen. Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte mit „Übereinander“ die Anordnung der beiden Linien in der aufgezeichneten Hörkurve, also die Knochenleitung weiter oben und in relativ parallelem Abstand zur Luftleitung (nicht deckungsgleich!) wäre optimal für ein gutes Hören. Sie müssen in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, damit Hören normal, unangestrengt funktionieren kann.
Dass man Schall auch körperlich wahrnimmt- vor allem in extremeren Frequenzbereiche (Höhen können weh tun, Tiefen spürt man anders)- weiß jeder.
Wenn allerdings im Frequenzbereich unseres Sprachverständnisses zwischen Luft- und Knochenleitung große Spannungen/Unterschiede bestehen, merkt man das nicht mehr vordergründig physisch, aber sehr wohl als eventuelle Verhaltensauffälligkeit: Er/sie kann nicht lange zu hören, ist leicht ablenkbar, unkonzentriert, bei leisen Raum- oder Hintergrundgeräuschen ist kaum noch Hörverständnis vorhanden- trotz absolut normaler Hörkurve beim HNO!!! Vielleicht am ehesten vergleichbar mit dem Seheindruck beider Augen, die bei einer Heterophorie durch das Gehirn ständig nachjustiert werden müssen, was bei Konzentration funktioniert. Eben diese Konzentration aber schneller nachlässt, und es von manchen Menschen dann entweder in bestimmten Situationen nicht oder auch gar nicht mehr geschafft wird. Auch diese Zusammenhänge werden ja von vielen Medizinern als nicht vorhanden abgetan.
Wenn durch die Luft- und Knochenleitung unterschiedlich starke oder versetzte, eben nicht oder schlecht korrelierende Höreindrücke im Gehirn ankommen, wird auch die Hörverarbeitung entsprechend schwierig und anstrengend.
Ich kenne diese Einschätzung der ärztlichen Arbeitsgemeinschaften und Gesellschaften unter dem genannten Link sowie einige kommentierende Arbeiten dazu.
Ich finde es schade, dass in der Stellungnahme mit einigen von Tomatis letzten, theoretisch weitergedachten Thesen begonnen wird, um damit Wissenschaftlichkeit oder Unseriösität seiner Arbeitsweise und Therapien anderen zu erklären. Die Grundlagen seiner Therapie kann man selbst als Laie eigentlich recht gut nachvollziehen. Da sein Vater Opernsänger war, hatte er eine Menge Stimmmaterial für seine Studien zur Verfügung, hat von vielen Stimm- und Hörkurven angefertigt und dabei erstaunliche Zusammenhänge festgestellt.
Die ersten, grundlegenden waren, mal ganz simpel dargestellt:
- man kann nur Frequenzen wiedergeben, die man auch hört, nur diese sind auch in der Stimme/Stimmlage enthalten
- werden über einen Kopfhörer diese fehlenden Frequenzen gehört, während man singt oder spricht, kann man sie plötzlich auch mit wiedergeben
- ohne Kopfhörer fehlen sie wieder, ABER
- werden sie über einen längeren Zeitraum gezielt „eingespielt“, lernt das Gehirn sie zu hören und man kann sie später auch ohne Kopfhörer wiedergeben, sie sind als Frequenzen in der Stimme enthalten
- daraus schloss er, dass sich eine Menge noch „erlernen“ oder programmieren lässt und hat über viele Jahre daran gearbeitet
Es ist leider so, dass es noch zu wenig umfangreiche Studien dazu gibt und dass die Zentren sehr unterschiedlich arbeiten, teilweise allerdings auch gekoppelt mit medizinisch anerkannten Hörtests. Nach Tomatis Tod haben sich viele an seinem Erbe versucht. Er hatte, soweit ich weiß, keinerlei Patentrechte angemeldet für irgend etwas. Deshalb gibt es einige verschiedene Richtungen und Arbeitsweisen. Wegen dieser Vielfältigkeit oder Zersplitterung ist es auch sehr schwer, mit einer ausreichenden Anzahl von Probanden aussagekräftige medizinische Studien durch zu führen. In unserer Stadt wird zur Zeit versucht, eine umfangreiche Studie durch zu führen, in einigen Einrichtungen läuft sie schon.
Und es gibt ,wie in allen Berufen, Leute/Zentren, die gut sind und andere, die besser oder Spitze sind.
Warten wir ab, wie lange diese Einschätzung in vorliegender Fassung aktuell und Grundlage für manche Entscheidung der Politik ist.
Es ist schade, dass die Schulmedizin so manches Neue erst mal ablehnt, weil sie selbst nicht sofort eine sachlich-stoffliche Erklärung hat.
Die Schwierigkeiten gab es hier anfangs auch. Aber die Mutter, die ihrem als behindert eingestuften, frühgeborenen Sohn (685g in der 26.SSW , mit 6 Jahren Empfehlung für reine Behindertenschule, nicht mal Förderschule) durch ihre permanente Suche nach Behandlungsmöglichkeiten mit Hilfe dieser Therapie eine ungeahnte Entwicklung ermöglichte, schaffte es, hier auch so ein Zentrum zu etablieren und umfangreichere Studien anzukurbeln, in die Uni und Krankenkassen involviert sind. Die Entwicklung war so auffällig, dass sich weder Ärzte noch Lehrer oder Therapeuten dem verschließen konnten. Sie hatte dieses Therapiezentrum in Belgien gefunden und dort ein Jahr lang mehrfach eine Therapiewoche absolviert- der Junge ist in eine normale Grundschule eingeschult und besucht z.Z. ohne größere Probleme die 3.Klasse. Wenn man so etwas erlebt, ist es einem völlig egal, ob irgendwer meint, das sei wissenschaftlich nicht bewiesen oder die Wirksamkeit kann wissenschaftlich (noch) nicht erklärt werden. Die Eltern sind nur unendlich froh, ihrem Kind helfen zu können und wollen das auch anderen Eltern zugänglich machen.
Der Ursprung des belgischen Zentrums geht auf eine ähnlich gravierende Erfahrung des jetzigen Leiters Jozef Verfoort zurück. Sein Kind hatte durch einen Geburtsschaden (schwerer Sauerstoffmangel) bis zum 5. Lebensjahr noch nicht sprechen gelernt und war auch ansonsten verhaltensauffällig, kaum konzentrationsfähig. Da Hören und Sprechen, Hör- und Stimmkurve sehr eng verbunden sind und er von einem Dr. Tomatis in Paris und seiner neuen Therapie gehört hatte, fuhr er in den Weihnachtsferien mit seiner Familie heimlich dorthin. Er wusste, seine Lehrerkollegen (er war Schulrektor) und auch seine Ärzte würden ihn auslachen...
Nach dem ersten Therapieblock wartete er, ob von irgend jemand eine Reaktion käme. Am dritten Tag stand eine Lehrerin seines Sohnes bei ihm im Raum und fragte: Was hast du mit deinem Kind gemacht? Warum kann er plötzlich viel besser aufpassen und sich konzentrieren?
Der geburtsgeschädigte Junge spricht heute mehrere Sprachen und hat sein eigenes kleines Unternehmen. Wie das ohne diese Therapie ausgesehen hätte, kann man nur mutmaßen.
Ich kenne noch so ein paar Beispiele. Sicher wird es nicht bei allen durchschlagende Erfolge geben, es sind zum Glück auch wenige Kinder so weit zurück oder so schwer geschädigt.
Ein Allheilmittel ist es sicherlich nicht, das triff auf keine Therapie zu. Jedoch selbst unter Ärzten gibt es zu fast allen Therapien unterschiedliche Meinungen, je nach Standpunkt und Kontext. Wenn ich an unsere interdisziplinären Konsile im Krankenhaus denke, könnten die Meinungen selbst unter den Medizinern manchmal kaum konträrer sein...
Aber es darf sich ja jeder selbst seine Meinung bilden und testen, was ihm oder seinem Kind gut tut und hilft.
Jetzt habe ich einen Schreck bekommen, wieviel ich geschrieben habe und entschuldige mich für den langen Text. Hoffentlich sind für den einen oder anderen nützliche Informationen enthalten.
Falls den Moderatoren der Beitrag für diesen Thread zu lang/ungeeignet erscheint, vielleicht verschiebt ihr ihn an eine passendere Stelle?
Liebe Grüße
Eli
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@Pfeiffchen
Hyperakkusis ist bei Kindern mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten häufig vorhanden. Deswegen ja mein Tipp für Mainz. Von Hanau liegt das nicht so weit weg. Und das Zentrum für Kommunikationsstörungen beschreibt sehr gut das es hier nicht nur um einen Hörtest geht sondern weit darüber hinaus. Der Fingerzeig geht hier auf Wahrnehmung und Verarbeitung derselben.
Tomatis Beschreibungen gehen bei mir "am Ohr vorbei". Ich habe Herrn Warnke mal kennenleren dürfen. Vor Jahren war da Tomatis an erster Stelle. Es hat sich aber nicht durchgesetzt.
Eine MKH-Messung dauert häufig länger als eine Stunde. In nur 20 Minuten bei einem Kind was rauszupröbeln...,Na, ich weiß ja nicht.
M.f.G.
A.M.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
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Hallo Erich,
ersteinmal ist der Erfolg ja schon mal da, prima.
Bei der neuen Messung werden die Karten hoffentlich neu gemischt. Man fängt bei der Messung der Prismen immer bei O an, was nicht bedeutet, dass bei der Zweitmessung weniger Prismen herauskommen werden, sondern sehr schnell erreicht man die Werte, die schon getragen wurden und danach sieht man, ob mehr erforderlich ist. Wobei mehr Prismen nur gegeben werden, wenn immer noch ein gewisses Beschwerdebild vorliegt.
Ich weiß nicht, ob ich Dir das schon geschrieben hab, aber ich betone noch einmal für alle, dass geringe Prismenwerte oft katastrophale Probleme im Umfeld bringen, wobei anfänglich hohe Messwerte oft gar nicht diese Problematik hervorbringen.
Viele Grüße
Eberhard
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Es gibt mit Sicherheit viele Baustellen, wenn eine WF sich auswirkt.
Aber das Kind muss leben können, es will lernen und es erfährt Hilfe. Die Auswirkungen merkt man dann ganz unterschiedlich, manchmal sogar verblüffend.
Aber jede Aktion braucht auch Zeiten der Stabilität und der Einrastung. Wird an zu vielen Stellen und immer häufiger geschraubt, kann ein völliger Absturz die Folge sein. Dies wird leider allermeist viel zu wenig beachtet, aber deshalb ist weniger oft gerade viel mehr. Wohlverstanden, es geht hier keinesfalls um weniger Prismen, sondern um das Umfeld mit all den visuellen Reizen und Entscheidungsprozessen, indem dieselben getragen werden.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
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Hallo Erich,
der alte Optiker hat eine Aussage gemacht, die nie ein MKH-Optiker sagen würde. Soviel dazu.
Die neue Messung konnte durch lösen eines starken Muskeltonusses gemacht werden. Daran sind natürlich die bisherigen Prismen "schuld", was aber nicht bedeutet, dass der Fehler ohne Prismen weniger wäre. Es wird nur immer leichter, den vollen Wert anzupacken. Die Aussage mit der Höhe sagt mir, der Mann hat Erfahrung.
Bei Dr. Gorzny wird versucht, den Muskeltonus noch mehr aufzulösen. Dafür wird nach der 1. Massung die Messbrille 1 Stunde getragen, dann eine 2. Messung gemacht, notfalls eine 3., ein sog. Messmarathon. Ob die danach gefundenen Werte dann spontan verträglich sind, ist nicht immer gesagt.
Viele Grüße
Eberhard
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Hallo Erich,
die Übersichtigkeit wird sich immer mal verändern, wahrscheinlich erst nochmal höher gehen, danach bis zur Pubertät vielleicht schon verschwinden. Ich müsste Hellseher sein, wenn ich sagen könnte, was passiert.
Die bei einem "Messmaraton" gemessenen Werte sind aufschlussreich für eine eventuelle OP, verträglich selten. Ich würde jetzt erst die Messung als Korrektion verwenden, die der neue Optiker gemessen hat.
Viele Grüße
Eberhard
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Nein, es muss auch noch nicht bei 20 Prismen operativ vorgegangen werden! Allerdings haben viele Operateure ihre OP-Dosierung eher reduziert auf 30-35 Prismen, während früher oft 40-45 Prismen auf einmal operiert wurden.
Auch wenn es nicht jeder Augenoptiker noch beherrscht Brillen bis zu einer Gesamtwirkung von 35-40 Prismen sind machbar und im Sehen verträglich nutzbar.
Einen unteren Wert scheint es kaum zu geben, allerdings sollte man bei einer OP-Dosierung mit einer Schwankungsbreite von mind. 1-2 Primen ausgehen, was OP-Werte von unter 5 Prismen zu einer Wunschvorstellung verkommen lässt. Zudem steht letztlich hier ein wenn auch eigentlich vernachlässigbares OP-Risiko in keinem Verhältnis zu Aufwand und Nutzen. Prismatische Bestimmungen und Versorgungen werden auf 1/4 oder gar 1/8 dpt. gefertigt und vor Augen gebracht.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
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Hallo Erich,
Du hast mein und ich denke, unser aller vollstes Verständnis. Denn jeder, auch ich als Augenoptiker, musste mich der MKH erst einmal mit sehr viel Skepsis nähern, war es doch in meinem Beruf ein teils einfach ignoriertes, aber andererseits mit sehr großer Skepsis bis Ablehnung be- und gehandeltes Thema, welches nur von sehr wenigen, zudem als Extremisten verurteilten Kollegen vertreten wurde. War dies aber so vor 25 - 30 Jahren, hat sich daran trotz inzwischen in den Lehrplänen verankerter Theorie, oberflächlich betrachtet gar nicht soviel geändert. Die, die der Theorie voll vertrauen gelernt haben, sind wenige geblieben, kaschiert von immer mehr Sprungbrettfahrern und Dünnbrettbohrern (Ausdrücke vom Begründer der Methodik Hans-Joachim Haase), die Versorgungen nur halbherzig durchführen, sowie einem wachsenden Heer von Trainern aller möglichen und gar unmöglichen Funktionstesten in der Augenoptik, die in den Sehschulen schon vor Jahren zugrabe getragen wurden. Hier wird Prismenbrille teils als Eingangsstufe genutzt und angewandt, um Spontanerfolge zu servieren, die allein mit dem Training halt nicht so klappen, warum wohl? Aber dann wird auch solch ein Prismenwert möglichst wieder abtrainiert. Ähnlich wie bei der Hyperopie, es kommt nichts dazu, es wird kein Fehler grösser, die Angst bleibt unbegründet, sondern man kann den Restfehler ergründen oder die Kompensation stärken mit allen gewollten, aber auch ungewollten Folgen! Vielleicht steigt durch den Dauerstressfaktor auch das Risiko weiterer typischer Langzeitprobleme, die man aber überhaupt noch nicht im Blick hat, wie Diabethis Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen, etc. (Nur mal so zum Nachdenken)
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Erich,
sorry, ich hatte Urlaub und meinen Rechner zwar dabei gehabt, aber nicht eingeschaltet.
Paul Gerhard hat alles so geschrieben, wie ich es auch getan hätte.
Etwas noch: Prismen werden nur gegeben, wenn ein entsprechendes Beschwerdebild vorliegt. Das heißt nichts anderes, dass Prismen nur steigen, wenn noch Beschwerden vorliegen. Wäre mit den 6 Prismen alles in Ordnung, käme nichts mehr dazu.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Paul-Gerhard
Da bin ich auch gleicher Meinung. Ich glaube das heute in dieser ' ich will alles jetzt haben' Gesellschaft, es schwierig ist zu erklären das manche Dinge einfach ihre Zeit brauchen.
Gruss
Bernd
Winkelfehlsichtigkeit
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Die Zunahme der Weitsichtigkeit ist auf Grund der nachlassenden Krümmung der Augenlinse (Akkommodationskrampf) zu verstehen. Das isit etwas ganz normales. Die Augen sind vom Achsaufbau zu klein und die Linse krümmt sich dadurch schon für die Fernwerte so stark und in der Nähe noch viel mehr. Wenn sich der Krampf allmällich löst kommen die Stärken erst voll zur Geltung.
Dr. Gorzny misst zwar länger, aber zwischen den Meßschritten wird wiederholt eine Pause eingelegt um zu sehen was nun der Wert der Prismen macht. Ist der konstant wird nicht weiter geprüft, ist er nicht konstant wird die MKH-Messung eben etwas länger dauern. Jeder hat da seine indviduelle Herangehensweise.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Man sollte operieren wenn der Wert jenseits von 30 cm/m liegt und stabil ist. Mindestens 3 Monate sollten zwischen der Messungen liegen um eine OP-Indikation gut zu planen. Dr. Gorzny operiert schon ab 20 cm/m.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Man kann jederzeit die Prismen wieder abbauen, falls keine "Notwendigkeit" mehr vorhanden ist.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
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Hallo Erich,
Deine Folgerungen betreffen alle den Fall, dass nach der Geburt eine gewisse Zeitlang Bildlagefehler (WF) bestanden haben. Diese sind später dekompensiert in ein manifestes Schielen.
Unter dieser Voraussetzung nimmt man an, dass durch einen Korrektionsausgleich der WF zumindest der Zustand vor der Dekompensation wiederherstellbar ist. In aller Regel, da jetzt der benötigte Ausgleich erfolgt erwartet man einen optimaleren Gesamtzustand. Es bleibt hier also alles reversibel.
Anders verhält es sich, wenn es nicht am Anfang der Entwicklung im Sehen zu normal ausgebildeten Prägungen gekommen ist, z.B. weil ein Frühchen nicht in der Lage war Prägungen im Sehen normal zu entwickeln und zu durchlaufen. Diese Defizite können später nie mehr ganz, teilweise auch nicht einmal teilweise, nachgebaut werden. Sind dererlei falsche Prägungsmuster vorhanden, wird mit der Abnahme der Korrektionswirkung ein entsprechender Effekt sichtbar und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass durch die Sensibilisierung der Sehfunktionen eine vorher noch notdürftig funktionierende Fixation, nach Abbruch des Tragens nicht mehr einrastet.
Die Gefahr ist aber insofern vernachlässigbar, da entweder die Funktionalität ohne Werteausgleich so stabil gestaltet ist, dass es auch nach Abbruch der Massnahme hier verrasten kann, oder die Korrektion wird mit solchem Gewinn genutzt, dass eine Rückkehr zum Ausgangsstadium keine Alternative bildet.
Zur Erklärung Deiner Frage mag noch angefügt sein, dass es ganz sicher auch anatomisch unvollständige oder auch ungleich gelagerte Muskeln gibt, zB. in Länge und Stärke, die ein Ungleichgewicht produzieren.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
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zu 1. Das ist korrekt.
zu 2. Man erkennt es daran welche binokularen Sehweisen vorhanden sind.
zu 3. Man kann die Prismen weglassen wenn man das visuelle Problem als nicht korrektionswürdig ansieht.
zu 4. Kinder mit Problemen mit dem binokularen Sehen haben auch Schwierigkeiten mit der räumliche Wahrnehmung. Dazu gibt es spezielle Übungen in der Ergotherapie.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
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Lieber Herr Eßer,
das mit der Teilkorrektion ist ein schwieriges Unterfangen. Wie soll man festlegen wann der Prismenwert Beschwerdefreiheit bringt? Das geht nur über Versuche den Winkel irgendwann zu treffen.
Nur als Beispiel: ein 9-jähriges Mädchen, sehr in sich gekehrt und mit sich selbst beschäftigend trug eine "Vollkorrektion" von 22,50 Prismendioptrien. Zur Nachkontrolle vor 2 Tagen kam ein völlig verwandeltes KInd. Der Vater sagte schon nach 10 Minuten wäre seine Tochter eine andere gewesen. Er lobt sich damit, und das kann ich gut verstehen, diesen Weg gegangen zu sein. Die Brille mit den dicken Gläsern sieht wirklich nicht schön aus, aber sie wird mit einem Selbstbewußtsein getragen, da staunt man nur. Der Weg in eine OP ist nun gewählt worden und wir werden alles versuchen auch diese Option zu einem Erfolg zu machen.
Manchmal bringt erst die OP den wirklichen Durchbruch. Auch das kommt vor.
Anders gehe ich bei wirklichen Schielern vor. Hier versuche ich das beste Binokularsehen hervorzukitzeln. Das endet eindeutig in einer Teilkorrektion weil die wirkliche Vollkorrektion niemals erreicht wird.
Ich drücke trotzdem die Daumen das bei Herrn G. in K. alles positiv verläuft.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
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Das Doppeltsehen dürfte eine erste Anpassungsreaktion an die stärkeren Prismen sein. Da die Augen mit den stärkeren Prismen mehr Richtung Nase stehen und Elena wahrscheinlich nur geringe Kontrolle über ihre eigenen Augen hat, braucht sie einfach noch Zeit bis die Augen wieder parallel stehen bzw. die Seheindrücke von beiden Augen wieder verschmelzt hat.
Normalerweise wird das Doppeltsehen innerhalb der nächsten Tage verschwinden und das visuelle System "normalisert" sich mit den neuen Werten. Stichwort: "Sie gewöhnt sich daran.".
Dass Sie bei Ihrer Tochter keinen deutlichen Schielwinkel erkennen können ist normal. Die Abweichung des Auges muss nicht gross sein um bereits Doppelbilder zu verursachen.
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Hallo Erich,
das ist wirklich ganz normal.
Viele Grüße
Eberhard
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Weder noch.
Unter der Brille entsteht ein entspannteres Sehen als ohne Brille und just in dem Augenblick in dem angespanntes Sehen verlangt wird, wird dann durch den noch vorhandenen Entspannungseffekt dann doppelt gesehen. Das ist völlig normal.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
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Hallo Erich,
das klingt doch alles sehr positiv. Das Thema Hörverarbeitung solltet Ihr nicht aus den Augen verlieren - Agnes Maria hat ja eine kompetente Klinik in Eurer Nähe genannt. Deine Schilderungen, wie Elena in der Schule agiert, lassen mich vermuten, dass sie Probleme mit der Hörverarbeitung haben könnte - es kommt mir alles soooo bekannt vor ;)
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
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Hallo Erich,
Kunststoffgläser sind teurer als Silikatgläser - und leichter!!!! Prismengläser mit 7,5 Prismen wären da aus Silikat ganz schön schwer...wg. der Verletzungsgefahr, insbesondere bei Kindern, tragen die KK die Kosten für Kunststoff, wenn eben erwähnt wird, dass die Brille (auch) beim Sport getragen werden muss. ;) und das muss sie in Elenas Fall ja auch, nicht wahr?....
Augen und Ohren sind unsere wichtigsten Sinnesorgane. Das meiste wird visuell aufgenommen, gleich danach kommen die Ohren. Es ist bekannt, dass sich bei Blinden das Gehör in der Regel über die Maßen gut entwickelt. Ferner hängt die Gleichgewichtsverarbeitung unmittelbar zusammen. Das vestibuläre System versucht die Seheindrücke zu verarbeiten....
Wenn ein Kind nun Probleme in der Hörverarbeitung hat (das hat nichts mit Hörvermögen zu tun!!! Das ist sehr oft sogar überdruchschnittlich gut) und z. B. nicht filtern kann, woher Geräusche kommen, oder nicht trennen kann (wichtiges von Unwichtigem), der versucht, die Quelle visuell zu erfassen. Wenn im visuellen Bereich da nun auch Probleme sind, wird das zum reinsten Stress!!! Diese Kinder kommen total abgeschlagen, gefrustet und müde nach Hause, nicht selten landen sie in der AD(H)S Schublade, und die extrovertierten werden irgendwann zum Klassenclown oder aggressiven Störenfried (Jungs i. d. R. ). Diese Kinder brauchen reizarme Umgebung, um ungestört lernen zu können. Nicht selten sind es außerordentlich kluge Kinder, die mit der Zeit ein extremes Störungsbewusstsein entwickeln. Sie können gut beobachten und merken schnell, dass sie nicht so können, wie sie eigentlich können und es auch wollen. Schulfrust über Jahre wird zur Schulunlust, manchmal Schulverweigerung und totalem Schulversagen.....ich kann Euch nur wärmstens ans Herz legen, eine gute pädaudiologische Stelle aufzusuchen, z. B. die bereits genannte...
LG
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
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