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Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00
Ab wann Prismenbrille?

Hallo,

Ich habe mir die bisherigen Beiträge mit Interesse gelesen und auch ausgiebig gegoogelt, dennoch keine für mich befriedigenden Antworten gefunden.
Daher ein ewas ausführlicherer Einstieg

Die Augenärztin hat bei mir ein latentes Innenschielen festgestellt, das mir seit längerem Beschwerden bereitet, und zwar
Anstrengung beim Sehen, verzögerte Einstellung beim Wechsel der Blickdistanz, und ich empfinde Sehen im Nahbereich als sehr unangenehm, z.B. auch, wenn ein Gesprächspartner sehr dicht vor mir steht.
Nach längerem Lesen bekomme ich Schwindel- und Übelkeitsgefühle (keine Kopfschmerzen, aber nicht weniger unangenehm) und mein eigentlich sehr schnelles Lesetempo ist eingeschränkt.

Ich sehe außer auf sehr kurze Entfernungen (Zigarette anzünden z.B.) nicht doppelt, habe aber das Gefühl, dass die Augen das Schielen nur unter Anstrengung vermeiden. Das alles verschlimmert sich, wenn ich muede bin, ist aber auch in ausgeruhtem Zustand vorhanden.
Da ich beruflich sehr viel und sehr schnell lesen muss, fühle ich mich dadurch sehr beeinträchtigt.

Sichtbar ist allerdings nur ein leichter Silberblick. Auch räumliches Sehen ist
vorhanden.
Seit ca. 20 Jahren bin ich kurzsichtig und trage seit 18 Jahren ohne Probleme Kontaktlinsen mit den Werten links -4,5, rechts -2,5.

Durch Zufall habe ich eine Optikerin gefunden, die mir probeweise eine Prismenbrille ohne Stärken mit 4 Prismen (Basis außen)angefertigt hat, die ich als
Arbeitsbrille zu den Kontaktlinsen jeweils
für einige Stunden pro Tag seit zwei Wochen
probegetragen habe.
(Die Optikerin tat dies auf eigene Kosten und obwohl sie wusste, dass ich nur
für kurze Zeit in der Stadt war, eine richtige Brille also gar nicht bei ihr bestellen würde).

Mit der Prismenbrille komme ich sehr gut zurecht, sie ist eine deutliche Erleichterung und ich habe das Gefühl, dass die Augen auch nach dem Absetzen noch entspannter sind. Die Umstellung mit/ohne Brille dauert einige Minuten, ist aber problemlos. Auch das räumliche Sehen verbessert sich dadurch.

Daraufhin bin ich nun noch einmal zur Augenärztin, um mir eine Prismenbrille verschreiben zu lassen. Sie meinte jedoch,
dass dafür keine medizinische Indikation vorliege (da das Schielen nur latent sei)
und die Prismen das Schielen auf jeden Fall verschlimmern würden, auch wenn ich die Brille nur einige Stunden pro Tag trüge.

Daher meine Fragen

-ist es möglich, dass auch ein vermeintlich schwaches latentes Schielen solche Beschwerden verursacht?
(Die Optikerin hat keinen MKH-Test gemacht, soweit ich das beurteilen kann, sondern
einen Kreuztest u.ae. und dann ausprobiert,
wie sich die Fokussierung durch die Prismen verbessert. Notwendig wären demnach 5-6, sie hat "vorsichtshalber" nur die 4 genommen)

-was ist dran an der Verschlechterung des Schielens durch Prismen?
Wo kann ich fachgerechte, _unabhängige_ Informationen dazu bekommen, die weder von der Ärzteschaft noch den Optikern herausgeben wurden?
(Die Optikerin erzählte, dass viele ihrer Kundinnen alle paar Jahre in der Tat weitere Prismen benötigten. Allerdings habe ich nicht vor, die Brille den ganzen Tag zu tragen, sondern nur bei Ermüdungserscheinungen)

-kann es sein, dass das latente Schielen,
welches doch eigentlich angeboren ist, sich
im Laufe der Jahre verschlechtert? Evt. durch starke Beanspruchung der Augen (ich habe immer schon sehr viel gelesen und sitze die letzten Jahre täglich mehrere Stunden am Bildschirm).
Soweit ich mich erinnern kann, habe ich meine Beschwerden erst seit einigen Jahren.
Besteht möglicherweise ein Zusammenhang mit einer Überkorrektur meiner Kontaktlinsen, die ca. 5 Jahre lang um ca. 0,75 Dioptrien zu stark waren?

Ich würde mich sehr über einen Erfahrungsaustausch und Informationen freuen, die über das schon hier Veröffentlichte hinausgehen.

Soviel erstmal und viele Gruesse,
Anna

PS Noch etwas Unmut am Rande Keiner der vielen Augenärzte, die ich durch verschiedene Wohnortwechsel hatte, ist je auf die Idee gekommen, einen Schieltest oder 3-D-Test zu machen. Ich habe es daher erst bei einem Sehtest beim Optiker überhaupt selbst gemerkt. Zuvor war ich schon mit Beschwerden wie Druckgefühl auf dem Auge (das beschreibt es nicht ganz, aber anders lässt es sich kaum umschreiben) beim Arzt. Daraufhin wurde lediglich der Augeninnendruck gemessen und für normal befunden. Selbst die o.g. Ärztin
hat keine ausgiebigen Tests gemacht, sondern lediglich die Augenbewegungen bei Nah- und Fernsehen und Abdeckungen eines Auges beobachtet sowie die Distanz festgestellt, ab der ich im Nahbereich doppelt sehe (diese liege noch im normalen Bereich).

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Anna

entschuldige bitte einmal !!!
"Fachgerecht" soll es schon sein! Nur nicht vom Optiker oder Augenarzt, bzw. diesen irgendwie dienen. Ich denke, daß geht nicht und hört sich für mich so an, wie die Quadratur des Kreises?

Echte Fragen auch in Deinem Fall, will ich auf Wunsch gerne beantworten, aber das geht in meinem Fall nur als Augenoptiker!
Ob Dir mit den Antworten von Laien letztlich "fachgerecht" gedient ist, wo sich die Fachleute wirklich uneinig sind, wage ich zu bezweifeln. Das selbst gutgemeinte Versuche letztlich keine Lösung schaffen können, berichtest Du schon selbst.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Anna
Verbunden: 21. März 2003 - 0:00

ZitatOriginal erstellt von Paul-Gerhard Mosch
Hallo, Anna

entschuldige bitte einmal !!!
"Fachgerecht" soll es schon sein! Nur nicht vom Optiker oder Augenarzt, bzw. diesen irgendwie dienen. Ich denke, daß geht nicht und hört sich für mich so an, wie die Quadratur des Kreises?


Das mag sein. Soweit ich die Diskussionen bisher verfolgt habe, sind die unterschiedlichen Meinungen sehr deutlich am Berufsstand festzumachen.
Das laesst doch ahnen, dass dahinter etwas einseitige Wahrnehmungen stehen. Das ist ja auch ganz normal und wird in allen anderen Streitfragen zwischen verschiedenen Berufsstaenden genauso sein.
Fuer Laien wird es dadurch allerdings schwer, die Qualitaet einer Meinung einzuschaetzen.
Ich dachte daher zunaechst an einen Erfahrungsaustausch mit Betroffenen oder
Hinweisen auf Selbsthilfegruppen, die evt.
Infomaterial herausgeben.

Damit wollte ich keineswegs die Meinung der
hier schreibenden Fachleute abwerten. Die Frage bezog sich ja auch in erster Linie auf _Veroeffentlichungen_ zum Thema.

Echte Fragen auch in Deinem Fall, will ich auf Wunsch gerne beantworten, aber das geht in meinem Fall nur als Augenoptiker!

Natuerlich wuerde ich mich auch sehr ueber eine Antwort von einem Fachmann freuen!

Interessant wäre auch, ob es von Seiten
der Medizin auch positive Einschätzungen
zum Tragen von Prismenbrillen gibt.

In diesem Sinne immer noch gespannt auf
alle Antworten aus diesem Forum,

Anna
Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, Anna

1988 hat ein Schweizer Augenarzt, Dr. med. David Pestalozzi zusammen mit weiteren interessierten Augenärzten, Augenoptikern, zwei Orthoptistinnen, dem Prof. Brückner für Augenheilkunde /Schweiz und Prof. Lie für Sinnespsychologie / Norwegen die "Internationale (und interdisziplinäre) Vereinigung für binokulare Vollkorrektion" gegründet, und Ihr bis vor zwei Jahren vorgestanden. Aus damals schon über 100 Besuchern des Gründungskongresses , hat sich mittlerweile ein vielbeachteter Verein entwickelt. Der Mitgliederbestand ist mir zwar jetzt nicht bekannt, dürfte aber zwischen 500-1000 Fachleuten liegen, evtl. auch höher.

Infos gibt es über www.IVBV.org
Hier gibt es auch eine umfangreiche Literaturliste, von namhaften Autoren zum Thema Binokularsehen

(alle namentlich genannten Personen sind leider in den letzten Jahren ebenso, wie Hans-Joachim Haase selbst, verstorben)
Sie hatten aber alle durch die IVBV einen wesentlichen Anteil an der Fortführung der von Hans-Joachim Haase entwickelten Messtechnik. Er war damals in den 50-er bis 70-er Jahren Dozent für Augenglasbestimmung an der "Berliner Fachschule für Augenoptik und Fototechnik", einer von heute vier bestehenden Fachhochschulen für Augenoptik in Deutschland.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)