Hallo Zusammen,
Ich werde dieses Jahr 33 und habe bereits oft über eine erneute Schiel-OP nachgedacht, da mir das starke Schielen zusätzlich zu meiner Depression lange sehr unangenehm ist, da ich niemandem gerade in die Augen sehen kann. Die Warnungen vor Doppelbildern von meinem Augenarzt und der Sehschule haben mich bisher immer abgeschreckt, sodass ich das auch bei einem Psychologen nur kurz angesprochen habe.
ich leide seit dem Kindesalter an Schielen. Heute ist es manifestes Schielen. Ob dieses bereits angeboren war, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Ich hatte bereits im Kindesalter eine Schiel-OP und Behandlung mit Abdeckung des schwächeren Auges. Dabei handelte es sich soweit mir bekannt ist um Innen-Schielen.
Irgendwann habe ich wieder angefangen sehr stark zu Schielen, diesmal ist es Außen-Schielen. Ob ich jemals dreidimensional sehen konnte, kann ich nicht genau sagen, heute kann ich das scheinbar nicht. Ich kann mit beiden Augen unabhängig sehen. Schaue ich mit dem einen Auge schielt das andere sehr weit nach Außen. Doppelbilder habe ich soweit ich mich erinnern kann nie gesehen, oder es war so früh, dass ich mich nicht erinnere.
Außerdem bin ich mit +4,0 Dioptrien (Zyl. -1.75, Ach. 112) auf dem rechten Auge und +3,5 Dioptrien (Zyl. -2.00, Ach. 60) auf dem linken Auge weitsichtig. Scheinbar schaue ich aber trotzdem sehr oft mit dem schwächeren Auge.
Außerdem fällt mir teilweise auf, dass mein rechter Augenmuskel? durch das dauerhafte Schielen teils sehr angespannt ist. Es sieht für mich jedoch so aus, als ob der Schielwinkel nicht immer fest ist, das schielende Augen "pulsiert" oft leicht nach innen. Ich halte das für einen Korrekturversuch, der aber scheinbar nicht gelingt.
Meine Frage ist, wie die Erfolgsaussichten einer erneuten Schiel-OP sind. Was kann bei eventuell auftretenden Doppelbildern getan werden? Brauche ich dann eventuell dauerhaft eine Prismenbrille? Besteht eine Chance auf eventuelles binokulares Sehen, auch mit Training oder Weiterbehandlung, was wäre da ggf. nötig. Ist der Zeitpunkt einer Schiel-OP arbeitstechnisch grob zeitlich planbar, z.B. 3-4 Wochen im Sommer? Alleine wegen der kosmetischen Verbesserung und mehr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein der Depression wegen würde ich es gerne tun. Sind zusätzlich zur ästhetischen Seite Verbesserungen beim Sehen in meinem Alter überhaupt noch wahrscheinlich oder müsste dazu auch die Amblyopie zunächst behandelt werden?
Vielen Dank und viele Grüße
Hallo,
Deine Ausgangssituatuion ist beim Strabismus (Schielen) durchaus sehr häufig anzutreffen. Deshalb stehst Du da keinesfalls alleine dar. Auch Depressionen finden sich in diesen Fällen gar nicht so selten. Gut das Du darüber so offen sprechen kannst.
Wahrscheinlich hast Du bislang im Leben nie sichtbare Doppelbilder gehabt. Denn diese wurden als Kind generell physiologisch, und in Deiner Sehschulbehandlung durch das Abkleben eines Auges unterdrückt. Das einäugige Fixieren wurde zu einem, in Deinem Fall, alternierendem (wechselseitigem) monokularen (einäugigen) Einfachsehen geführt bzw. erzogen. Dies gilt auch heute noch als ein erstrebenswertes Ziel in der Augenheilkunde. Durch die "alternierende" Sehfunktion werden beide Augen weiterhin beim Sehen genutzt und es kommt nicht zu dem krassen Leistungsabfall eines sogenannten Schielauges. Da beide Augen "wechselseitig" am Sehen teilnehmen. Im Vorschul- oder häufig im Grundschulalter wird dann der Schielwinkel reduziert durch einen ersten OP-Eingriff. Dabei wird der Schielwinkel gerade nicht komplett ausgeglichen, um der Möglichkeit bleibender Doppelbildeindrücke zu entgehen. Üblicherweise bleibt man in einer Unterkorrektion und berücksichtigt dabei allermeist nur selten bestehende Höhenabweichungen.
Da beide Augen in frühester Kindheit so gut wie nie zu einem funktionalem beidäugigen Einfachsehen herangeführt wurden (durch prismatisch wirksame Prismenkomponenten per Brillenkorrektion, konnte auch kein Zusammenspiel in den Sehbahnen im Gehirn per Synapsen verschaltet werden, stattdessen prägten sich einäugige Sehbahnen und Strukturen im Gehirn aus. Heute geht man mit Respekt in diesem Zusammenhang an weitere Schielkorrektionen heran, denn durch unsere visuell sehr stark geprägte Leistungswelt besteht eine nicht ausschließbare Gefahr, auf dieser Grundlage zu Doppelbildern zu kommen. Die Grenzen zwischen Restschielwinkel und Doppelbildern sind fließend. Die Kosmethik ist vor diesem Aspekt medizinisch gesehen zweit- oder drittrangig angesiedelt. Soweit der ganz allgemeine Hintergrund zur Sache.
In Deinem Fall kommt die Depression mit zum Tragen. Diese wird medizinisch ganz sicher eher als erschwerender Faktor eingestuft. Da Deine physische Belastbarkeit eingeschränkter ist. Aus diesem Grunde wird ein Operateur hier sicher zunächst vor einem solchen Eingriff zurück schrecken. Zumal es in der Spätfolge auch beim Ausbleiben von Doppelbildern immer wieder zu Schielabweichungen kommen dürfte, da keine beidäugige Verrastung im Sehen vom Gehirn her angelegt ist.
Dabei muss man sich einmal bewusst machen, dass Doppelbilder durchaus trotzdem im Unterbewustsein bestehen können, aber vom visuellen System weggerechnet werden (das antrainierte Sehen soll ja jeweils nur einen Seheindruck verarbeiten, tut es das aber wirklich nur? - Ich denke da vergleichbar, an Phantomschmerzen, die sind plötzlich da, ohne erkennbare Ursache). Die falsch angelegten Sehbahnen und Synapsen in der Sehverarbeitung schließen die Verarbeitung der Bilder des Schielauges ja nicht organisch vollkommen aus. Begünstigt das evtl. sogar Depressionen, etc., denn auch das interne Abschalten einer Sehfunktion bedeutet einen gewissen Stressfaktor.
Je höher Ihr individuelles Beschwerdemangesment ist, desto sinnvoller könnte der Versuch sein, einen Weg über eine optimale Brillenversorgung nach MKH zu gehen. Dabei braucht es einen sehr erfahrenen Anpassberater, ideal wäre ein Augenarzt, da Strabismusbehandlung als eine medizinische Massnahme gilt. Leider sind Ophtalmologen, die hierin sehr gut geschult sind äußerst selten. Manchmal finden sich auch Kooperationen zwischen Augenärzten und Augenoptikern/Optometristen auf diesem Gebiet.
Zunächst noch eine Warnung: Je geringer das visuell verursachte Beschwerdebild ist, desto besser ist der monokulare Verarbeitungsweg angelegt. Desto weniger erfolgversprechend sind die Prognosen ein gutes Ziel erreichen zu können.
Nun noch die Vorteile: Je höher das Beschwerdemangesment, desto eher könnte die Entlastung positiv durchschlagen. Auf diesem Wege kann jedenfalls auch jede operative Massnahme vorbereitet werden und falls Doppelbilder auftreten sollten, kann die Vorversorgung (sollte als Brillenreserve greifbar bleiben) im Grenzfall reaktiviert werden. Natürlich wird der Berater in solch einem Fall zunächst versuchen, ob nicht nur eine verbesserte geänderte Korrektion die Doppelbilder wieder beseitigt. Jedenfalls müsste das als Erstmaßnahme umgehend geprüft werden. Übrigens ist dies der Königsweg, um zu Checken, ob die Gefahr von Doppelbildern real auftritt bei einer OP. Ein solcher Weg ist jedenfalls nicht kurzfristig zu sehen, sondern ein langfristig anvisiertes Ziel für funktionaleres binokulares Sehen. Bei dem auch die Zwischenziele aber schon Optimierungen herbeiführen sollten. Hier heißt es zunächst ehrlich, dass der Weg selbst schonmal ein Ziel von Sehverbesserung darstellt. Dies sollte nicht in Monaten, sondern in Jahren gesehen werden. Denn die möglichen visuellen Verbesserungen betreffen immer auch die vorgegebene Sehstruktur und die individuelle Sehverarbeitung des Gehirns in den Grenzen der Machbarkeit.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Herr Mosch,
vielen Dank für Ihre ausführliche und sehr informative Antwort. Ich versuche die Sache aus meinem Blickwinkel noch etwas weiter zu beleuchten, noch einige weitere Infos zu geben und freue mich auf Ihre Rückmeldung:
Ich bin froh, dass ich mittlerweile so offen über die meisten Dinge sprechen kann, dass war nicht immer der Fall. Durch die Depression habe ich mich lange Zeit sehr zurückgezogen und mir ist es auch nie leicht gefallen auf Personen zu zugehen. Das Schielen stört mich dabei solange ich mich zurückerinnern kann und ist so wie ich das heute sehen würde mit ein Grund, warum es zu dem Rückzug kam. Ich habe mir zwar oft gesagt, es ist nicht so tragisch, aber ich merke auch heute noch, dass ich in vielen Situationen nicht auf Leute zugehe, weil mir das Schielen immer wieder bewusst wird. Darüber konnte ich in einer Gruppentherapie bisher auch nicht gut sprechen. Mein Weg zu einer Weiterbehandlung des Schielens wäre deshalb zunächst nochmal über einen Therapeuten. Zusätzlich habe ich Ende August ein Beratungsgespräch bei meinem Augenarzt vereinbart. Um die Möglichkeiten weiter abzuklären.
Soweit ich mich erinnern kann hatte ich nie Doppelbilder, ich weiß auch nicht, wie ich als Kleinkind / Säugling gesehen habe. Die Sehschulbehandlung mit abkleben der Augen fängt ja meist sehr früh an. Die Prozedur war in etwa so wie von Ihnen beschrieben, wie weit der Schielwinkel damals ausgeglichen wurde, kann ich aber nicht sagen. Ich weiß nur, es war zu dieser Zeit Innen-Schielen, jetzt ist es Außen-Schielen, eine Höhenkorrektur gab es soweit ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher, was in diesem Fall ein krasser Leistungsabfall des schwächeren Auges wäre, aber für mich sind 0,5 Dioptrien viel?
Ich verstehe, dass es durch weitere Schielkorrekturen zu eventuellen Doppelbildern kommen kann. Das ist mit ein Grund, warum ich trotz meiner Depression viel Respekt vor einer OP habe, die Frage ist für mich immer, wie hoch das Risiko ist und wie gut eventuelle Nachbehandlungen dem entgegenwirken können. Auf der einen Seite schäme ich mich ehrlich gesagt oft, wenn ich Leuten nicht gerade in die Augen sehen kann, nicht mal mir selbst, was mich in vielen Situationen zurückhält, auf der anderen Seite mache ich mir sorgen um eine weitere Verschlechterung nach der OP.
Sie sprachen davon, dass der Schielwinkel oft nicht komplett kompensiert wird, ich kann Ihre Argumentation nachvollziehen. In meinem Fall kann ich noch dazu sagen, dass es sich teils nicht um einen geringen Schielwinkel handelt. Es ist praktisch so, dass ich, wenn ich mit einem Auge sehe, dass andere teils wirklich komplett nach Außen abdriftet und dort "hängen bleibt", bis auf die eventuellen Korrekturversuche die nicht funktionieren. Außerdem bilde ich mir ein dieses abdriften auch im Alltag zu bemerken durch Muskelspannung in besagtem Auge. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll, und ob das überhaupt möglich ist oder ob es sich um die von Ihnen beschriebenen Phantomschmerzen handelt. Es würde mir ja schon eine kleine Korrektur genügen, damit die Augen nicht immer komplett abdriften. Haben Sie dazu eine Idee?
Aus oben beschriebenen Gründen ist die Depression sicher ein erschwerender Faktor. Um ehrlich zu sein habe ich die Sache über die letzten Jahre oft abgewägt. Momentan bin ich jedenfalls an einem Punkt, an dem ich bei einigen Erfolgsaussichten eine Operation in Kauf nehmen würde, weil ich mich damit ziemlich entstellt und teils Minderwertig fühle. Die Frage ist was in einer Nachbehandlung machbar ist, falls Komplikationen auftreten.
Wie sähe denn Ihrer Meinung nach eine optimale Brillenversorgung in meinem Fall aus? Meinen Sie eine Prismenbrille? Ich kann mir darunter gerade noch nichts vorstellen.
Ich fühle mich derzeit jedenfalls so gestärkt, dass ich gerne an einer Verbesserung arbeiten würde, wie der Weg auch sein wird und wie lange es auch dauern könnte. Verstehe ich Sie da richtig, dass es sinnvoll wäre, vor der Operation zu prüfen, wie gegebenenfalls eine Korrektur durch die Brille sich auch das Sehen auswirkt, auch auf eventuelle Doppelbilder, oder wie sähe der Weg aus?
Vielen Dank für Ihre Antworten
Viele Grüße
nixor
Zunächst einmal kurz;
Ja, ich spreche "Prismenbrillen" an. Ein Prisma ist ein Glaskeil, durch den Licht um die Ecke abgelenkt wird. Die Kunst besteht darin, die Brillenglaswerte so zu bestimmen, dass die Ablenkung so gelenkt wird, dass der zugrunde liegende Schielwinkel kompensiert wird, dass die Augen gemeinschaftlich "trotz der Schielstellung" die Fixierung aufnehmen und beibehalten können. Allerdings ist das zunächst noch nicht sicher und bleibt deshalb zunächst ein Versuchs- oder Teststadium, was zu akzeptieren wäre. Gleichfalls sollte der aufgesuchte fachliche Berater viel Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringen, denn das Kerngebiet der MKH (Mess-und Korrektionsmethodik nach H.J. Haase) wendet sich im Regelfall an Personen, die ein funktionales beidäugiges Sehen haben, was aber unter Belastung abläuft. Hier sind zumindest binokulare Sehfunktionen vorhanden und angelegt. Davon kann in Deinem Fall jetzt noch nicht ausgegangen werden.
Deshalb muss der Berater fachlich sehr spezialisiert sein. Und selbst dann wäre ein guter Erfolg noch nicht voraussagbar.
Ich würde mit Dir gerne telefonisch in Kontakt treten, um einige weitere Punkte persönlich zu besprechen. Wenn Du mir eine mail schickst "mosch.pg@gmail.com", kann ich dir meine Handy-Nr. mitteilen und wir können uns telefonisch austauschen. Alle meine Beratung bleibt für Dich ohne Berechnung. Beruflich war ich als Augenoptiker über 30 Jahre selbstständig und schon persönlich von 1967/68 mit definierten Prismenwerten in meinem Sehen versorgt worden. Dies hat meine Ausbildung in meinem Beruf seit 1970 sehr spezifisch geprägt.
Wichtig wäre für Dich noch zu wissen, dass die derzeitige Schielstellung sehr häufig eine "Fluchtschielstellung" ist. Das Gehirn, als sehverarbeitendes Zentrum, nutzt diese Haltung aus, um der wahren, oft viel geringeren Winkelabweichung auszuweichen (diese wurde ja schonmal operiert und hatte damals den Gesamtschielfehler verringert).
Nun gilt es auszuloten, ob es eine funktionale Stellung der Augen im Miteinander gibt, unter der sie bereit wären, über die Sehverarbeitung im Gehirn zu kommunizieren. Das ist immer ein sehr spannendes Erlebnis mit unterschiedlichen Ergebnissen. Diese entscheiden entweder über einen notwendigen Abbruch oder alternative über einen Prismentrageversuch in einer neuen visuellen Sehverarbeitungswelt bei Dir. Da wir beim Sehen in der Ferne und in der Nähe unterschiedliche Verarbeitungspraktiken nutzen, wird es schon im Prüfraum und erst recht im Sehalltag auch Bewährungsphasen geben, die auch später noch zu einem Trageabbruch führen könnten. Auch die finanzellen Kosten sollten im Vorfeld als Entscheidungshilfe grob angesprochen werden.
Diesen vorletzten Satz (Heute Morgen um 3 Uhr geschrieben), muss ich ergänzend korrigieren, da er in Deinem Fall zu falschen Erwartungen führen muss. Ich habe Ihn deshalb aber nicht gelöscht, sondern herausgezogen und jetzt hier neu angeführt, da das Internet sowieso nichts vergisst. Diese Zahlen stammen aus meiner praktischen Arbeit, die ich heute weder belegen, noch statistisch relevant bestätigt sehen kann. Deshalb setze ich mich heute so früh (9:30 Uhr) wieder an den PC.
Wie kam die Zahl von 30% in meinen Kopf? Diese Zahl war ein gefühlter Faktor, wenn ich über die letzten 15 Jahre meiner beruflichen Tätigkeit mir Personen mit offenem Schielwinkel ansehen durfte. Dies war schon eine sehr starke Auswahl Einzelner, da sich nicht jeder Probant/Kunde von mir in die Augen oder besser in seine individuelle Sehverarbeitung schauen ließ. Ein zweiter grösserer Klientel-Anteil waren Patienten einer neurologischen Reha-Klinik, mit der ich zusammenarbeitete, die mir einen Teil Ihrer Patienten mit Doppelbildern zuleitete. Auch dies war keine statistisch fassbare ausgewählte Gruppe. Oft lag darüber auch ein Zeitdruck von wenigen Tagen oder Wochen, in denen ein Ergebnis gezeitigt werden musste. Überraschend war der Anteil von ca. 30%, in dem man relativ schnell zu Lösungen vorstoßen konnte, die ein deutlich besseres Sehen (doppelbildfrei wieder-) herstellen konnte. Waren dies Personen, bei denen sich die Doppelbilder im weiteren Genesungsverlauf auch unabhängig von meinen Lösungen zurückgebildet hätten (Akut-Reha-Klinik)? Waren es Spät-Schieler, bei denen eine Anlage zum Binokularsehen schonmal bestanden hatte? - In vielen Fällen mögen das Gründe gewesen sein.
Und die Aussage der 70%? Besonders mit den Reha-Patienten, gab es nur(!) ca. 30% denen ich nicht helfen konnte, und die ich unverrichteter Dinge wieder zurückschicken musste. Dazu zähle ich eine gewisse Anzahl von Patienten, die eine begonnene Massnahme kurzfristig abbrachen, aus unterschiedlichsten Gründen. Aber interessant war das Klientel, was versorgbar war, und zumindest zur Zeit ihres Reha-Aufenthaltes sehr positive Erfahrungen mit einem deutlich stabilierem, doppelbildfreierem Gesichtsfeld oder gar einem doppelbildfreien Gesichtsfeld machen konnten. Je nach vorhandenen Lähmungskomponenten blieben dabei Einschränkungen bestehen. Aber das vielfach Binokularfunktionen optimierbar, bzw. teils deutlich verbesserbar waren, blieb mir ein beständig motivierender Ansatz meiner Tätigkeit.
Quintessenz: Was in Deinem speziellen Fall erreichbar sein könnte, darf keinesfalls von diesen Prozentzahlen abgeleitet werden. Aber es lohnt sich allermeist, wenn jemand mit viel Erfahrung auf dem Gebiet des Binokularsehens es wagt, hier saubere Aufbauarbeit im individuellem Sehen binokular über Coverteste und die Methodik der MKH (übrigens immer nur nach und möglichst mit Abklärung medizinischer Befundermittlung oder auch als Ophtalmologe/Strabologe, (eingeschränkt) als Orthoptistin, Augenoptiker/Optometrist auszuführen. Aus diesem Grunde berate ich weiterhin gerne in diesem Forum.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Guten Tag Herr Mosch,
vielen Dank für Ihre weiteren Ausführungen, diese machen mir Mut, gleichzeitig habe ich aber auch noch keine zu hohen Erwartungen. Nach der langen Zeit in der ich mit dem Strabismus lebe, wäre es schön, eine Verbesserung zu erreichen, gleichzeitig stelle ich mich aber darauf ein, dass mindestens alles beim Alten bleibt. Meine Möglichkeiten wären ja erst noch auszuloten.
Ich würde Ihr Angebot zu einer telefonischen Kontaktaufnahme gerne annehmen und werde Ihnen eine E-Mail zukommen lassen. Zunächst jedoch zu Ihren obigen Punkten:
Gehe ich richtig in der Annahme, dass nach einer vorherigen genauen Feststellung des Schielwinkels bei einem Fachmann, ein erster grober Test mit einem Prisma schon vor Ort durchgeführt werden kann? Danach würde ein Test mit einer Prismenfolie oder Prismengläsern über einen längeren Zeitraum im Alltag folgen? Ich wäre falls machbar in diesem Fall definitiv bereit es so zu versuchen.
Wie Erfahren meine Augenärztin oder die Mitarbeiter in der Sehschule bei meinem Arzt auf diesem Gebiet sind, kann ich nicht bestimmt sagen, auch nicht, ob diese sich auf einen längeren Versuch dieser Art und eine eventuelle OP einlassen würde. Die Augenärztin ist mit ihrer Praxis jedenfalls Teil eines ambulanten Augenzentrums hier vor Ort. Gegebenenfalls müsste ich mir eine zusätzliche Anlaufstelle bei einem anderen Augenarzt suchen. Wo genau meine OPs im Kindesalter durchgeführt wurden, müsste ich erst in Erfahrung bringen.
Ich verstehe, dass es sich bei diesem voroperativen Versuch um einen Langzeitversuch handeln würde. Ob ich damit bis zum Ende klar komme, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen, ich würde es aber versuchen wollen. Der Punkt der anfallenden Kosten ist ein weiterer Punkt, über den ich mir noch nicht vollkommen im klaren bin, da ich mir momentan weder die Kosten für eine Vorbehandlung, OP und Nachbehandlung genauer vorstellen kann und wie diese aufgeteilt oder gestaffelt wären.
Aus der Aufführung Ihrer langjährigen Arbeit sehe ich, dass es bei Mitarbeit, Durchhaltevermögen und der richtigen Ausgangssituation durchaus gute Aussichten auf Erfolg geben kann. Wie die Wahrscheinlichkeit bei mir aussieht bleibt natürlich abzuwarten. Dazu werde ich defninitiv auch noch mit meiner Augenärztin Rücksprache halten.
Vielen Dank nochmal. Ich werde Ihnen zeitnah eine E-Mail zukommen lassen.
Viele Grüße
nixor