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Bild des Benutzers betti
Verbunden: 30. Juni 2014 - 12:58
Schiel OP im Oktober, alles versucht und verstanden?

Ich wende mich auch relativ ratlos an euch.

Es geht um meinen Sohn (6 Jahre). Er schielt (innenschielen) seit ca. 3 Jahren. Bei den ersten Tests damals hatte er wohl noch ein räumliches Sehen (er griff z.B. nach den Fliegen Flügeln). Er bekam seine erste Brille und wir stellten fest, dass er mit Brille nicht schielte, nur, wenn er sie abgenommen hat.

Als er ca. 4 war, wurden wir nach München (Klinikum rechts der Isar, Dr. Klopfer) geschickt um eine OP abklären zu lassen.

Dort hat man uns empfohlen erst mal mit dem Abkleben zu beginnen. Sein gutes Auge wurde seitdem täglich ca. 1-2 Stunden abgeklebt (machen wir immer noch). Die Sehstärke des schwachen Auges hat sich seitdem sehr verbessert.

Es bestand dann der Verdacht, dass er nur "in der Nähe" schielt und er bekam eine bifokale Brille...anfangs mit Erfolg (schielen besserte sich)...dann schielte er auch damit, wir kehrten zurück zu einer normalen Brille.

Letztes Jahr waren wir dann wieder bei Dr. Klopfer zur Kontrolle. Dort hatte er dann einen niedrigen Schielwinkel und man sagte uns wir sollen in einem Jahr wieder kommen...

Wir waren mit ihm regelmäßig ca. alle 3 Monate beim Augenarzt um nichts zu verpassen...

Ich muss dazu sagen, dass sein Schielwinkel immer extrem schwankte, manchmal nahezu unauffällig, dann wieder extrem sichtbar.

Teilweise hatte er Doppelbilder nun aber seit ca. einem Jahr keine Doppelbilder mehr.

Nun waren wir letzte Woche wieder in München zur Kontrolle und dort wurde uns nun zu einer OP geraten. Wir haben nun einen Termin im Oktober.

Wir wurden darauf hingewiesen, dass er ein räumliches Sehen bzw. stereo Sehen nicht mehr erlangen wird.

Ich verstehe im Moment nur noch Bahnhof. Ist das richtig, dass er eigentlich immer nur ein Auge aktiv nutzt und das andere unterdrückt? Ist es richtig, dass die OP nur die Augenstellung, kosmetisch verändert und der Einfluss auf sein Sehen eher gering  ist?

Ich verstehe auch schon die Grundlage des räumlichen Sehens nicht (z.B. wenn ich mir ein Auge zuhalte sehe ich ja immer noch räumlich, oder? )

Welche Einschränkungen wird er dadurch in seinem Leben haben?

Gibt es für uns noch andere Möglichkeiten?

Als ich auf eine Prismenbrille zu sprechen kam, wurde uns nur gesagt, die treibt in einen größeren Winkel und hätte bei ihm keinen Nutzen.

Es wird nur einen Tag vor der OP getestet, wie er auf die Prismenbrille reagiert.

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.

Liebe Grüße Bettina

 

 

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin,

 

ich hätte schon versucht, eine optimale prismatische Korrektion zu finden, die das Schielen zwar nicht beseitugt, aber sicher binokulares, also beidäugiges Sehen erzielt hätte.

Da er mal so gesehen hat (Fliege), wird das auch wiederkommen, wenn das Schielen optimal korrigiert wird mit einer Brille.

Es ist doch so, dass sowieso eine Schiel-OP durchgeführt werden soll, bitte aber nur nach vorheriger voller Schielkorrektur egal welcher Stärke.

 

Schau mal bei www.ivbs.org oder bei www.selbsthilfegruppe-winkelfehlsichtigkeit.de

Dort solltest Du jemanden finden, der Deinem Kind helfen kann.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Bettina,

wie lauten denn seine aktuellen Brillenwerte und seine Visuswerte?

Lasse Dir auf jeden Fall die Befunde aushändigen und wenn Du magst, kannst Du sie hier einstellen.

Auf jeden Fall ist ein Tag Prismenfolie vor der OP zu wenig, um die Gefahr von Doppelbildern nach der OP zu minimieren.

Zum räumlichen Sehen: man kann nicht pauschal sagen, dass Dein Sohn kein räumliches Sehen wiedererlangen kann. Mit welchen Test wurde dies denn festgestellt und begründet bzw. wurden Tests unter Prismenausgleich durchgeführt, die Aufschluss über die Qualität des Binokularsehens geben könnten?

Alles Gute Kugelblitz

Bild des Benutzers betti
Verbunden: 30. Juni 2014 - 12:58

Erstmal Danke für die Antworten!

Ich bin am Freitag bei der Augenärztin und versuche die Befunde zu bekommen.

Zum Binokularsehen wurde glaube ich gar nichts getestet, soweit ich das mitbekommen habe...

ich ärgere mich echt über mich selber, dass ich davon nichts verstehe!

 

OT:Mein Sohn hat heute zu mir gesagt "Schade Mama dass du nicht der Arzt für die Augen bist, dann müssten wir nicht immer so lange warten..."

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Bettina,

ja, wenn Du die Befunde hast, wird es einfacher, Eure Situation zu beurteilen. Im Moment ist es etwas zu wenig an Angaben, um gezielt zu antworten.

Aber ich möchte schon mal Folgendes loswerden: falls Dein Sohn jemals räumliches Sehen besessen hat, ist es m.E. unwahrscheinlich, dass es gänzlich verloren ging. Es ist vielmehr die Frage zu stellen, ob es definitiv vorhanden war und falls ja, warum es jetzt nicht mehr vorhanden ist. Das muss man dann ergründen.

Unter der Voraussetzung, dass Dein Sohn weitsichtig ist, halte ich es ebenfalls für unwahrscheinlich, dass nur durch die Weitsichtigkeit allein das räumliche Sehen nicht erlernt werden konnte. Die Höhe der Weitsichtigkeit nimmt jedoch Einfluss, insbesondere dann, wenn erschwerend noch ein Schielen hinzukommt und/oder die Weitsichtigkeit auf beiden Augen unterschiedlich stark ausgeprägt ist und/oder eine Hornhautverkrümmung ebenfalls vorliegt.

War jedoch niemals ein räumliches Sehen vorhanden, stellt sich trotzdem noch die Frage, ob es noch zu erreichen ist. Das ist aber in erster Linie davon abhänig, warum es denn nicht vorhanden ist. Darüber sollte der Befund Auskunft geben.

Die pauschale Aussage vieler Augenärzte, ein Schieler könne kein räumliches Sehen mehr erlangen, bekamen wir auch zu hören... Aus heutiger Erfahrung am eigenen Kinde kann ich nur sagen: das ist NICHT richtig!

Es müssen sich allerdings alle Beteiligten deutlich mehr bemühen, wenn ein anderen Weg als die Standardtherapie eingeschlagen werden soll. Wenn man sein Kind z.B. monatelang mit einer Prismenfolie auf der Brille rumlaufen lässt, um als Ziel ein OP-Ergebnis mit den bestmöglichen Binokularfunktionen zu erreichen, wird man von Aussenstehenden nicht gerade bejubelt.

Wohlgemerkt, es gibt Befunde, die kein räumliches Sehen zulassen. Ich möchte hier auch nicht den Eindruck entstehen lassen, dass Menschen ohne räumliches Sehen nicht glücklich sind oder sich nicht erfolgreich durchs Leben schlagen können. Ich bin nur der Meinung, dass gerade bei Kindern mit Chancen auf Binokularsehen - egal welcher Qualität - diese genutzt werden sollten. Dazu muss man wiederum entsprechend testen, befunden und therapieren...

Und ich werde auch nicht müde zu betonen, dass die richtige Brille das A und O einer jeden Schieltherapie ist. Die Entlastung des ohnehin labilen Sehsystems durch die richtige Brille schafft erst die Grundvoraussetzung für die weitere erfolgreiche Therapie.

Und ich möchte noch anfügen, dass ich weder Arzt noch Orthoptistin bin, sondern die Mutter eines erfolgreich therapierten Schielkindes.

Alles Gute Kugelblitz

Und noch etwas: bitte nicht ärgern! Ihr seid zum Arzt gegangen und man vertraut erst mal auf die Kompetenz der Menschen dort.

Bild des Benutzers betti
Verbunden: 30. Juni 2014 - 12:58

Vielen vielen Dank für deine Worte!

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Bettina,

dafür nicht Wink

Ich antworte aus bestem Wissen und Gewissen. Und hoffe, dass die Hinweise hier aus dem Forum helfen, die richtige Therapie zu finden.

Wenn ich Deinen Beitrag lese, erinnert er mich an die Situation meines Sohnes. Es liest sich ähnlich. Mal sehen, was der Befund hergibt.

Alles Gute Kugelblitz

Bild des Benutzers betti
Verbunden: 30. Juni 2014 - 12:58

Also, ich versuche mal den Befund abzuschreiben- Er ist sehr schlecht leserlich also vielleicht mache ich Fehler beim Abschreiben!

Diagnose: Esotropie o.s., Hyperopie, Astigmatismus

Visus mit Korrekturrechts 1,0, linkes Auge 1,0 LR

Stellung Esotropie os bis +12,5 °

Stereo negativ

Refraktionswerte: rechts +2,25   -0,1???(kann ich nicht lesen) 12°

                              links +2,75

Therapie Occlusion bleibt 1-2 Stunden

Brille bleibt

 

 

Mehr habe ich nicht...

liebe Grüße Bettina

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Bettina,

vor der OP müsste stattinden:

1) eine erneute Refraktion (Brillenbestimmung) unter Atropin über mehrere Tage getropft 

2) vollständiger Prismenausgleich nach Tragen dieser Brille  (das bedeutet den Schielwinkel mit Prismenfolie ausgleichen) und mehrmonatiges Tragen dieser Prismenfolie, so dass sich nichts mehr im Schielwinkel verändert.

Beim Tragen einer Prismenfolie muss man nicht mehr abkleben.

Das sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche OP.

LG Hesch

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Bettina,

da hast Du Recht, der Befund ist eher mager. Sinnvoll wäre es, wenn Du der Praxis auch die alten Befunde entlocken könntest.

Was die Brille betrifft, gibt es noch einen Brillenpass, um die Refraktionswerte mit den verordneten Werten vergleichen zu können?

Wie Hesch bereits schrieb, aktuelle Refraktionsbestimmung und Prismenaufbau sind auch meiner Meinung nach zwingend erforderlich für eine erfolgreiche OP.....

Alles Gute Kugelblitz

Im Nachgang zu den Befunden: die älteren Befunde gäben eventuell Aufschluss über die gesamte Entwicklung und wären daher interessant.

Bild des Benutzers betti
Verbunden: 30. Juni 2014 - 12:58

Ich bin noch nicht wirklich weiter gekommen.

Morgen haben wir einen Termin in unserer Augenarztpraxis. Ich wollte die Werte nochmal nachmessen lassen, weil ich das Gefühl habe, dass er auch mit Brille immer mehr schielt.

Ich habe keine Ahnung wie ich dort argumentieren soll. Ich habe immer dass Gefühl, dass Ärzte mit eigenen Meinungen von Patienten überfordert sind.

Wie ich verstanden habe erhält unser Sohn eine absolute Standard Behandlung wie sie üblicherweise bei "Schielkindern" abläuft. Dies muss doch auch fundiert sein, wie könnten sonst Kliniken mit gutem Ruf einfach so verfahren.

Ich bin wirklich im Zwiespalt wie ich mich verhalten soll.

Hier wird immer von Prismenaufbau uws. geschrieben aber wenn dies wirklich soooo notwendig wäre, würden doch alle Ärzte bzw. Operateure so verfahren, oder?!

Immer noch ratlose Grüße Bettina

 

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Bettina,

 

das Problem ist so: wenn keinPrismenaufbau gemacht wird, geht die OP meist in die Hose. Da das so ist, sagen viele Augenärzte, dass eine OP keinen Sinn macht. Sie haben schlichtweg Angst davor, dass nach der OP alles nur schlimmer ist. 

Sie haben einfach kaum Zeit dafür, die Messungen richtig und fundiert durchzuführen und deswegen wird´s nicht gemacht. Welcher Arzt kann sich 45 min um einen einzigen Patienten kümmern???

Nur wenn genügend Ärzte in einer Praxis sind, könnte man das richtig machen, aber der schnöde Mammon.....

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Kugelblitz
Kugelblitz (nicht überprüft)

Hallo Bettina,

versuche doch nochmal, auch die älteren Befunde zu bekommen.

LG Kugelblitz

Im Nachgang: Wenn das Schielen Dein Sohnes weiterhin zunimmt, ist es auf jeden Fall ratsam, die Brille überprüfen zu lassen. Warum wurde eigentlich seinerzeit wieder auf die Bifokalbrille verzichtet?