Hallo!
Da ich auf der Suche nach Informationen zum Thema Mikrostrabismus auf dieses Forum gestoßen bin und den Eindruck habe, dass hier viele kompetente Personen versammelt sind, möchte ich eine Frage stellen:
Bei unserer 4-jährigen Tochter wurde vor einem Jahr ein konvergenter Mikrostrabismus re. festgestellt, nachdem ihr Schielen vorher mehrfach bei augenärztlicher Vorstellung als Pseudoschielen bezeichnet wurde. Erst das wechselseitige Abkleben zeigte eine erhebliche Amblyopie des re. Auges. Außerdem Brillenkorrektur (+2,75 re und +2,5 li, Zyl. -0,5re, -0,75li; Achse 59°re, 70°li)
Seitdem kleben wir das li. Auge ab, zunächst fast 10h/Tag, mittlerweile 5h/Tag mit sehr gutem Erfolg bezügl. der Amblyopie.
In den letzten Monaten fällt uns auf, dass sie in den Zeiten ohne Okklusionspflaster fast ständig ein Auge zukneift, meist das rechte, manchmal aber auch das linke. Ohne Brille fast permanent, aber auch mit Brille kneift sie ein Auge zu beim Versuch, scharf zu sehen, wenn ich beispielsweise frage, ob sie einen weiter entfernten Gegenstand erkennen kann.
Leider kann sie uns noch nicht wirklich erklären, warum sie das macht. Wenn ich frage, ob sie etwas doppelt/zweimal/unscharf sieht, antwortet sie meist mit Ja, was aber möglicherweise auch auf meine Suggestivfragen zurückzuführen ist.
Die Orthoptistin konnte mir beim letzten Termin keine plausible Erklärung geben. Sie sagte, Doppelbilder würden vom kindlichen Gehirn ausgeblendet, daher könnten es keine sein.
Mittlerweile mache ich mir aber große Sorgen, da das Zukneifen des Auges doch immer häufiger auftritt.
ich hoffe, jemand kann mir hier weiter helfen....
Vielen Dank,
LaraC
Moin, LaraC,
durch das konsequente Abkleben ist zwar die Sehschärfe des rechten Auges gestiegen, leider ist aber auch das binokulare System ausgeschaltet worden. Versuche einen Augenarzt oder Augeenoptiker zu finden, der sich darauf spezialisiert hat.
Siehe:
www.selbsthilfegruppe-winkelfehlsichtigkeit.de oder www.ivbs.org
Viele Grüße
Eberhard
Ich fürchte, hier muss ein Prismenaufbau und eine Schielop stattfinden. Vorsichtiger Prismenaufbau, um den Schielwinkel nicht in Unendlichkeit zu treiben (dekompensierter Mikrostrabismus).
Wie ist momentan der Visus auf dem führenden und auf dem "schielenden" Auge? Wie ist die Fixation?
Unter Umständen könnte man sofort mit Bangerterfolie weiter Okklusion betreiben. Wenn der Visus auf dem "schlechteren" Auge über 0,5 liegt und keine exzentrische Fixation vorliegt. Das wäre eine Chance, Binokularsehen wiederherzustellen, ohne auf "härtere" Methoden wie Prismenaufbau und OP zurückgreifen zu müssen.
Und auch hier müsste man prüfen, ob die Vollkorrektion der Weitsichtigkeit mit Brille stattgefunden hat.
Hierzu eine Skiaskopie unter Atropin mindestens 3 Tage vorher getropft durchsetzen.
Hallo Lara,
wann war denn die letzte Refraktionsbestimmung? Eventuell haben sich die Werte Deiner Tochter geändert.
Ansonsten lasse Dir bitte den Befund beim Augenarzt aushändigen und wenn Du magst, kannst Du ihn hier einstellen oder per PN schicken. Dann kann genauer auf Eure Situation eingangen werden.
Wichtig sind auf jeden Fall die genauen Visuswerte (Sehschärfe) und die Art der Fixation Deiner Tochter wie Hesch schon schrieb.
Alles Gute Kugelblitz
Danke für Eure Rückmeldungen! Wir haben in Kürze einen Augenarzttermin... danach werde ich die neuen Befunde posten. Ggf. möchte ich unsere Tochter auch noch in der Uni Giessen vorstellen.
Mit welcher Untersuchungsmethode wird denn die Fixation beim Kind untersucht? So richtig gut ist die Mitarbeit ja noch nicht.
VG,
LaraC
Hallo Lara,
die wesentlichen Untersuchungen hat Hesch hier zusammengestellt:
http://optometrieonline.de/node/6228
Alles Gute Kugelblitz
Liebe Lara,
bitte nicht in die Uni Giessen.
LG Hesch
Hallo zusammen,
nachdem wir letzte Woche nochmal beim AA waren, habe ich nun den aktuellen Befund erhalten und werde ihn hier anhängen.
Leider hat sich geoutet, dass die Augenärztin selber von der Thematik gar keine Ahnung hat. Auf meine Frage, ob unsere Tochter nun evtl. aufgrund der Okklusion Doppelbilder sehe oder warum sie in den letzten Monaten ohne Pflaster sehr oft ein Auge zukneife, wusste sie keine Antwort. Sie wolle das nochmal mit der Orthoptistin besprechen. Diese hatte uns vorher geraten, weiter 5 h /d abzukleben wegen der noch vorhandenen re/li-Differenz.
Oder ist es möglich, dass sie aufgrund der zu schwachen Brille ein Auge zukneift? Ich bitte um Rat! Habe schon von Eberhard Tip bezügl. anderer Augenarztpraxis erhalten, würde mich aber trotzdem hier über eine Rückmeldung freuen.
Danke!
Lara
... gerade fällt mir auf, dass im Bericht steht, der Lang-Test sei am 24.01. negativ ausgefallen. Dieser wurde zuletzt vor ca. 8 Monaten durchgeführt, als unsere Tochter insgesamt sehr schlecht mitgearbeitet hat. Ich zumindest war mir damals nicht sicher, ob sie nichts sieht oder einfach nur nichts sagt. Weitere Tests zum Stereosehen wurden seitdem nicht gemacht...
Ich ärgere mich zunehmend, dass ich ein Jahr lang mit unserer Tochter regelmäßig diese Praxis/Sehschule besucht habe und nicht eher auf dieses Forum gestoßen bin
Hallo Lara,
bei diesem Visusunterschied klebt man nur noch 1-2 Stunden ab, besser wäre es ab sofort auf eine Bangerterfolie zu wechseln. Wenn sie mit 1Stunde abkleben immer noch DB hat, muss man auf die Bangerterfolie wechseln.
Wie sehen ihre Beschwerden zu DB genau aus? Wie oft ohne Abkleben? Was passiert wenn du 1-2 Tage gar nicht abgeklebt hast. Klebst Du noch ab?
Wurde sie in diesem Termin getropft? Mit welcher Methode? In der Praxis wieviel Mal? Oder zuhause vorher über Tage?
Unbedingt jetzt diese stärkere Brille fertigen lassen. Es kann sein dass der kleine Schielwinkel, der noch vorliegt, durch die unterkorrigierte Weitsichtigkeit bedingt ist. Das sagt mir der Unterschied im Winkel Ferne zu Nähe 3 bzw. 5 Grad. Bei einem Mikrostrabismus wäre der Winkel Ferne zu Nähe gleich.
So wie der Befund sich anhört, war das hier gar kein Mikrostrabismus, sondern ein akkomodatives Schielen.
Ich sehe hier keine Angaben zur Prüfung der Fixation. Dies ist aber wichtig.
Im Nachgang: es fehlen Angaben zum Führungsverhalten der Augen. Führung linkes Auge? Kann Fixation auf dem rechen Auge gehalten werden? Wie lange? Die Diagnose Mikrostrabismus stützt sich normalerweise auch auf die Untersuchungen dieser Art, die Angaben fehlen aber komplett im Befund.
Dieses ist hier aber auch für die Dosierung der Okklusion enorm wichtig.
LG Hesch
Hallo Hesch!
Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung!
Ich habe das Abkleben in den letzten Tagen schon entgegen der Empfehlung von 5h auf 1h/d reduziert, da ich nach der Recherche hier im Forum schon befürchtet hatte, dass 5 h mittlerweile zu viel sind.
Unsere Tochter kneift ohne Brille mittlerweile fast immer ein Auge zu, wenn sie etwas erkennen will, also nicht einfach nur gedankenverloren in den Raum schaut. Es fällt auch Aussenstehenden sofort auf. Mit der (alten) Brille macht sie es seltener, beim genauen Fixieren aber schon, wenn ich bspw. frage, ob sie die Zahl meiner Finger in ca. 3 m Entfernung erkennen kann.
Aber das könnte doch daran liegen, dass sie aufgrund der zu schwachen Brille unscharf sieht oder eben schielt, oder?
Die neue Brille haben wir umgehend bestellt, sie müsste hoffentlich morgen da sein.
In der Praxis wurde 3 mal getropft, zuhause vorher nicht.
Die Fixation wurde nie anders geprüft als mit einem kleinen Stab mit Symbol, den unsere Tochter anschauen sollte, während die Orthoptistin ihn hin und her bewegt hat und dabei zeitweise ein Auge abgedeckt hat.
Ich habe aufgrund Eurer Beiträge auch schon überlegt, ob es ein akkomodatives Schielen sein könnte. Immerhin haben wir unsere Tochter (aufgrund ihrer Frühgeburt) ab Geburt ca. alle 6 Monate beim AA vorgestellt und die besagte Orthoptistin hat bis zum 3.LJ immer beteuert, dass sie NICHT schiele.
Erst die erstmalige seitengetrennte Visusprüfung mit knapp 3 Jahren zeigte plötzlich die Amblyopie rechts. Der Visus war damals 0,1 im Vergleich zu schätzungsweise 0,5 oder 0,6 links. Daraufhin wurde die Diagnose "Mikrostrabismus" gestellt. Dass sie auf dem rechten Auge fast "blind" war, hat mich damals so schockiert, dass ich sofort nach Erhalt der Brille mit dem langen Abkleben (10h) begonnen habe und auch penibel darauf geachtet habe, dass wir die Zeiten einhalten.
Bereits nach ca. 6 Monaten waren dann der Unterschied zu links nur noch wie im letzten Befund. Trotzdem sollten wir weiter 5 h abkleben, um gleiche Visuswerte zu erreichen. Seit dem Herbst fiel mir dann immer häufiger das Augenzukneifen auf...
Naja, ich bin gepannt, wie sie auf die neue Brille reagiert. Bin nur jetzt verunsichert: Soll ich besser weiter mind. 1h/d abkleben bis zum Termin beim neuen AA? Der Visus rechts könnte doch auch schnell wieder abfallen, oder ?
LG,
Lara
Du schreibst sie kneift ohne Brille immer ein Auge zu und mit Brille macht sie es seltener? Allein das wäre ein Hinweis auf akkomodatives Schielen. Auch voll korrigierte akkomodative Schieler dürfen ohne Brille schielen und DB sehen, mit Brille aber dann nicht mehr. Die stärkere Brille müsste ihr noch ein Stück weiter helfen, dass sich ihr Schielwinkel mit Brille verkleinert und sie dann mit Brille nicht mehr doppelt sehen muss. Das sind aber Wahrscheinlichkeitsfragen. Es wird sich hoffentlich beim neuen AA zeigen, was nun los ist/war.
Sie muss die Brille die gesamte Wachzeit tragen. Das ist wichtig.
Noch eine Frage: sieht sie nun seltener DB oder kneift ein Auge zu MIT Brille seitdem du Abklebezeiten reduziert hast als vorher?
Ob der Visus abfällt oder nicht, kann dir keiner sagen. Aber du könntest den Visus selbst zuhause regelmässig testen, Buch darüber führen und wenn der Visus schlechter werden würde,dann reagieren.
Ach ja: im Befund fehlen auch noch die Angaben zur Augenstellung mit und ohne Brille... so ist z.B. nicht klar ob die genannten Schielwinkel mit Brille sind und aktuell sind oder von früheren Untersuchungen stammen, so wie beim Langtest.
LG Hesch
Hallo Lara,
ärgere Dich bitte nicht. Man verlässt sich nunmal zunächst als Eltern/Laien auf die Kompetenz und Fachkunde des Augenarztteams.
Für zukünftige Termine kannst Du Dich in diesem Forum mit Sicherheit entsprechend informieren und auch Fragen, die oft erst im Nachhinein auftreten, aufklären lassen.
Was mir noch beim Befund auffiel: die Achslagen der Hornhautverkrümmung die unter Brille angegeben sind, weichen doch von den Werten der Refrabestimmung ab. Hat das einen besonderen Grund? Sind dies die Werte, die auf der Sehhilfenverordnung standen?
Alles Gute Kugelblitz
Hallo Kugelblitz,
danke für Deine netten Worte. Ich ärgere mich, dass ich mich nicht früher und besser über die Thematik informiert habe... schließlich geht es um die Gesundheit unserer Tochter. Ich glaube, Du verstehst, was ich meine.
Bezeichnenderweise ist scheinbar vor einem Jahr ein falscher Astigmatismus-Wert rechts gemessen worden
(58° statt 98°). Unter Brillen ist im Befund die alte Brille aufgeführt, die unsere Tochter seit einem Jahr getragen hat. Schon vor Monaten hatte ich nachgefragt, ob die Brille denn so lange getragen wird ohne neu zu messen?!
Die Orthoptistin sagte damals, einmal im Jahr sei ausreichend, da ändere sich meist sowieso kaum etwas.
Ich hoffe, zukünftig läuft es in einer anderen Praxis besser!!
VG,
Lara
Hallo Lara
ich versuche nochmal, die Brillenwerte Deiner Tochter zu ergründen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde am rechten Auge die gemessenen Achslage nicht korrekt in die Brille übertragen. Ein Unterschied von 40 Grad (58 Grad anstatt 98 Grad) ist aber nicht gerade wenig und kann sich durchaus negativ auf den Visus auswirken. Das kann Dir aber besser ein Optiker erklären.
Viel Erfolg in der neuen Praxis und alles Gute Kugelblitz
Hallo zusammen,
es gibt Neuigkeiten, wenn auch keine sehr aufschlussreichen. Zwischenzeitlich waren wir bei einem anderen Augenarzt, leider allerdings noch nicht bei dem hier im Forum empfohlenen. Dort haben wir erst einen Termin im April bekommen.
Den neuen Befundbericht stelle ich hier online und würde mich über Erläuterungen freuen, besonders bezügl. des Binokularsehens. Den Lang-Stereotest hat unsere Tochter übrigens leider nicht "bestanden".
Die Empfehlung der Orthoptistin lautete übrigens zunächst, das Abkleben des re. Auges für ein paar Monate nochmal extrem zu intensivieren (ca. 10h/d), um den noch bestehenden Visusunterschied evtl. noch auszugleichen. Einen Versuch wäre das wert, sagte sie.
Im Abschlussgespräch mit der Augenärztin hieß es dann von dieser genau umgekehrt: Abkleben reduzieren auf 2 h/d, nach 3 Monaten Kontrolle. Wenn ich es richtig verstanden habe, war sie der Meinung, das linke Auge solle lieber etwas besser und damit Führungsauge bleiben und außerdem mache sie sich Sorgen wegen der fragl. Doppelbilder, die zwischenzeitlich aufgetreten waren.
Wie sollen wir es nun machen: Den goldenen Mittelweg nehmen und weiter 5h/Tag abkleben??
LG,
LaraC
...der Befundbericht!
Moin Lara,
ich gebe dem Augenarzt recht, auf 2 Stunden das Abkleben zu reduzieren. Auch wenn der Visusunterschied noch höher wäre, würde ein Abkleben von 10 Stunden das Hervorbringen von Doppelbildern fördern.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Lara,
Wie lange hat die Kleine die neue Gläser vor der aktuellen Untersuchung getragen?
Die Augenstellung scheint sich schon gebessert zu haben (Ferne 0° Nähe 2° manifester Winkel). Vorher waren ja 3° bzwl 5 ° gemessen worden. Also ist eine akkomodative Komponente vorhanden. Der Schielwinkel ist ja durch die stärkere Brille kleiner geworden, bzw. in der Ferne gleich 0°.
Man muss die Eingewöhnung an die Verstärkung der Brille mindestens 4 Wochen abwarten und erst dann sind die gemessenen Visuswerte verlässlich.
Nicht alle Kinder sehen alles im Langtest, obwohl sie längst Stereosehen erreicht haben. Die 400 WS im Titmus Test, die sie gezeigt hat, zeigen ein noch besseres Stereosehen als im Langtest (550 WS).
LG Hesch
Hallo Hesch,
unsere Tochter hat die Brille 3 Wochen vor der Untersuchung bekommen. Der Schielwinkel ist durch die neue Brille definitiv kleiner geworden, das ist mir sofort aufgefallen.
Die Durchführung des Tests mit der Fliege fand ich etwas fragwürdig. Die Orthoptistin sagte: Kitzel doch mal die Fliege unter den flügeln und unsere Tochter fühlte auf den Flügel. Reicht das aus, um zu sagen, wie sie diese gesehen hat?
Ich würde mir natürlich sehr wünschen, dass sie Stereosehen hat.
Kann das Stereosehen sich denn im Alter von 4 Jahren noch besser/weiter entwickeln bzw. kann man es fördern?
Irgendwo habe ich gelesen, dass man beim Mikrostrabismus obligat kein Sterosehen hat?!
LG und vielen Dank für Deine Antworten!
Lara
Moin,
Stereosehhen kann sich noch verbessern und auch bei Mikrostrabismus hat man Stereosehen.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Lara,
der Test mit der Fliege ist korrekt durchgeführt worden. Bei Vollkorrektion der Brille wenn es ein vollakomodatives Schielen war/ist, wird volles Stereosehen mit der Zeit kommen. Im Falle des Mikrostrabismus (hier kann es auch eine akkomodative Komponente geben) wird sich nach Vollkorrektion auch ein gutes Stereosehen entfalten können.
LG Hesch