Liebe Freunde,
bin ein absoluter Leihe, ich schildere den Fall meiner Tochter, fast 6 Jahre:
Sie bekam mit 2 Jahren die erste Brille, da uns auffiel, dass sie immer so nah an die Bücher ranging.
Die erste Brille mit +2 Dioptrin, auf beiden Augen fast gleich und Hornhautverkrümmung von ca. 2 auf beiden Augen.
Bei Kontrolle fiel das Wort Schiel-OP beim Verlassen des Zimmers, wurde aber nie weiter dokumentiert.
Die nächste Brille steigerte sich auf ca. +3,5 Dioptrin und Hornhautverkrümmung auf -3,5 auf beiden Augen.
Mit 4 Jahren wurde uns zwischen Tür und Angel die Diagnose Albinismus mitgeteilt. Wir wechselten die Praxis, da auf vermehrte Nachfrage kein Beratungstermin ob dieser Diagnose gestellt wurde, von der wir total überrascht waren. Wir gingen zu einem Augenarzt, der bekannt für gute Erfolge bei Winkelfehlsichtigkeit ist. Uns fiel in dieser Zeit auf, dass das schlechtere Auge(von dem wir zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht wussten, dass es schlechter ist) unserer Tochter häufig nach aussen rutschte.
Parallel zur Uniklinik Homburg, da dort die einzige Spezialistin in Deutschland für Albinismus sitzt. Diagnose Albinismus bestätigt, mit dem Hinweis, dass der Visus bei einem Auge bei ca. 0,6 beim anderen bei ca. 0,3 läge, rudimentäres räumliches Sehen sei vorhanden. Für ein Kind mit Albinismus aussergewöhnlich gute Werte. Okklusionstherapie mit täglich 3 Stunden, des guten Auges.
Nach3 Monaten Kontrolle beim ortsansässigen Augenarzt, die Augen seien nun beide nahezu gleich, keine Abkleben mehr nötig. Schielen nach Aussen wurde besser, aber nicht ganz weg. Im weiteren Verlauf neue Brille mit jeweils +5 Dioptrin und -3,5 Hornhautverkrümmung. Das Schielen wurde wieder stärker und häufiger beobachtet.
Nach 1 Jahr erneut zur Uniklinik Homburg. Dort stellte man einen Visus bei beiden Augen von 0,6 und dem ursprünglich besseren 0,63 fest. Hornhautverkrümmung sei auf 2,5 gesunken. Nach einigen Test mit einer etwas schächeren Testbrille, die wir ca. 15 Min. tragen sollten, Verordung von neuen Gläsern mit + 4,5 und 4 und -2,5 cyl. Angesprochen auf den bereits ausgemachten Termin zum Polar-Test, gab man sich nicht besonders begeistert, Prismen bürgen die Gefahr von Gewöhnung des Auges und eine Winkelfehlsichtigkeit könne man doch auch so bestimmen, hiess es. Wir sollten insgesamt 4 Stunden die Woche jeweils im Weschsel links und rechts abkleben, egal ob an einem Stück, oder verteilt auf die Woche, da Augen, die einmal abgeschaltet hatten, dazu neigen würden es wieder zu tun. Insgesamt sehr zufrieden mit ihrer Sehleistung angesichts des Albinismus. Es seien keine großen Einschränkungen im Alltag incl. Schule und Führerscheinerlangung zu erwarten.
Lange ausgemachter Termin zum Polar Test wg Prismenbrille in unserer heimischen Praxis, ca.2 Wochen nach Besuch der Uniklinik, ergab Werte von beide Augen +5 und -,5 Cyl, Visus monokular bei beiden Augen 0,4, bei Austesten mit Prisman binocular 0,8. Auf einem Abstand von ca 30 cm hätte sie räumliches Sehen, in der Ferne nicht. Uns sie sei einäugig, sehe keine Doppelbilder, weil immer ein Auge abgeschaltet würde.Mit der Prismenbrille wolle man erreichen,dass beide Gesichtsfelder übereinandergelegt werden und sie beidäugiges Sehen lernen kann. Ziel sei nicht eine Schiel OP, die aber in ca. 3 % erfolgen könne. Prismenbrille mit je 4,75 Prismen innen wurde verordnet.
An diesem Punkt befinden wir uns nun, die Brille liegt fertig beim Optiker, holen wir gleich ab. Aber ich bin nun mit einer Bekannten ins Gespräch gekommen, die vor einigen Jahren bei einem Optiker in Bonn arbeitete, der Visualtraining macht und damit auch bei Kindern gute Erfolge erzielt. Sie meinte, es könnte einen Versuch wert sein zu ihm zu fahren und zu testen, ob das bei unserer Tochter was bringen könnte. Die Prismenbrille könnte man danach ja immernoch aufsetzen, aber kombinierbar hält sie beide Therapien nicht.
Bin gewillt alles zu tun, was meiner Tochter langfristig eine höhere Sehschärfe bringt, auch wenn ich Angst davor habe, welche Glasbausteine mich da gleich erwarten. Sie zeigt im Alltag keinerlei Auffälligkeiten, malt, bastelt, bewegt sich gerne, kann sich konzentrieren. Aber sie ist halt auch noch nicht in der Schule.
Nun habe ich gelesen, dass für ein Visualtraining ausschließlich gesunde Augen in Frage kommen. Die Augen von einem von Albinismus betroffenen Menschen sind allerdings ja nicht ganz so normal angelegt. Kann mit hier jemand etwas zu sagen, oder habt Ihr gute Erfahrungen mit Visualtraining bei Vorschulkindern gemacht?
Bin für jede Anregung dankbar.
Falls möglich, bitte nicht so viele Fachausdrücke verwenden, damit ich auch gut folgen kann.
Herzlich grüßt,
tomate1701
Moin,
ich halte die Korrektion mit Prismen erstmal für besser. Was mich nur wundert ist die plötzlich niedrige Zylinderwirkung ( -,5, was ja -0,5 bedeutet), oder hast Du Dich verschrieben?
Viualtraining macht dann Sinn, wenn die Prismenbrille keinen Erfolg bringt. Lasse Dich bitte nicht davon abbringen, erst die Brille zu versuchen. Eine Kontrolle in 3 Monaten kann dann klären, ob das binokulare, also beidäugige Sehen in der Ferne angesprungen ist.
Die meisten Albinismuskinder haben übrigens eine solch hohe Übersichtigkeit. Trägt sie zudem eine Lichtschutzbrille mit Kantenfiltern?
Viele Grüße
Eberhard
Hallo,
mit welchen Tests ist denn der Visus in Homburg und in der jetzigen Augenpraxis erhoben worden? Je nachdem welche Tests man verwendet, kann man die Ergebnisse nicht unbedingt vergleichen.
Ein wechselseitiges jahrelanges Abkleben verhindert die Entwicklung des Binokularsehens. Es ist sehr schön zu hören, dass die Kleine im Nahbereich ein räumliches Sehen besitzt. Wenn es gelingen würde, es weiterauszubauen, hätte die Kleine ganz sicher weniger Probleme in der Schule in der Naharbeit und es würde ihr den Start in der Schule erleichtern. Eine Steigerung des Visus von 0,4 beidäugig auf 0,8? Das ist ja traumhaft.
Bzgl. der Dicke der Prismengläser und der Kosmetik muss ich sagen, das kann man gut lösen, indem man einen kleinen Durchmesser wählt und das ganze in ein Kunststoffgestell packt. Basis innen (Dick an der Nase) fällt kosmetisch zudem kaum auf. Meine Tochter trägt 20 Prismen basis außen auf der Nase und es ist kosmetisch überhaupt nicht auffällig, wenn man einen Brechungsindex von 1,6 wählt.
Hat die Kleine einen diagnostizierten Nystagmus (Augenzitten)? Ein gutes Binokularsehen würde auch dieses typische Symptom bei Albinismus "einfangen" helfen.
Mit Prismen erreicht man schnell eine Stabilisierung im Sehen. Das ist in Anbetracht des Alters der Kleinen, die bald in die Schule geht, ein sehr wichtiges Argument dafür.
Wie sieht denn sonst der organische Befund der Augen aus? Was sagt der Augenarzt zum VT? In jedem Fall muss vor Anfang des VT Trainings grünes Licht vom Augenarzt erfolgen, sonst darf ein Optometrist, auch bei gesunden Augen, vor allem bei Kindern, gar nicht ran. Bei Albinismus wäre ich auch extrem skeptisch bei Einsatz von VT.
LG Hesch
Moin,
noch ein Nachsatz von mir: VT ist bei Albinismus nicht indiziert. Meist gibt es schlechtere Fixation durch einen binokular geringen Nystagmus, der aber, wenn z.B, abgeklebt wird, sofort deutlich anspringt. Dabei wird die Fixation gestört. Zudem sind die Netzhautzellen nicht normal ausgebildet. Was vorliegt, kann natürlich nur der Augenarzt sagen, ich denke, das ist Euch schon erzählt worden. Visualtraining macht nur Sinn, wenn es sich um einen Schielfehler handelt, den man selber ausgleichen kann.
Viele Grüße
Eberhard
Lieber Eberhard,
beim Cylinder habe ich mich wirklich verschrieben, er soll-2,5 heißen , Verzeihun!
Nystagmus hat unsere Tochter nich.
Melde mich später noch einmal, das Schreiben im Forum über Smartphone funktioniert nicht richti.
Herzlichen Dank schon einmal!!!!!