Hallo, ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und würde mich freuen, hier ein paar Antworten auf meine Fragen zu bekommen.
Ich bin kurzsichtig und habe vor sechs Monaten eine neue Brille bekommen. Seitdem habe ich leider nur Probleme. Um diese zu beschreiben, muß ich ein bißchen ausholen: Seit ca. 5 Jahren leide ich unter starken Verspannungen in der rechten Hals-/ Schulterregion, die sich inzwischen bis in die Hüfte ziehen sowie unter Verspannungen im Kieferbereich und bin deswegen auch in orthopädischer und zahnärztlicher Behandlung (Diagnose: Sie arbeiten im Büro und haben Streß). Vor ca. 2 Jahren ist mir dann mal aufgefallen, daß ich bei der Bildschirmarbeit immer den Kopf nach links wende, um scharf sehen zu können. Ich habe dann meine Brillenstärke überprüfen lassen und tatsächlich hatten sich meine Werte etwas verschlechtert von
R -3,25 auf jetzt -4,25 Zyl. gleichbleibend -1,25
L -2,25 auf jetzt - 3,00 Zyl. gleichbleibend -1,25, Achsenwerte sind jetzt leicht anders
Ich dachte, das Kopfschiefhalten käme von der Verschlechterung und würde sich mit einer neuen Brille geben, aber leider weit gefehlt. Auch mit der neuen Brille halte ich den Kopf nach links gedreht, weil es so einfach schärfer ist. Ich habe dann Stunden beim Optiker verbracht, um die Brille immer wieder militerweise zu verstellen, aber geholfen hat es auch nicht.
Dann ist mir noch aufgefallen, daß die Schrift am Bildschirm immer wieder verschwimmt und ich manchmal doppelt sehe. Allerdings nur in der Nähe, so bis ca. 3 m Abstand. Das ist aber auch sehr abhängig davon, wie entspannt ich bin bzw. wie sehr ich mich anstrenge, scharf zu sehen. Wenn ich mich sehr anstrenge, geht es, allerdings bin ich dann auch sehr verspannt, weil ich das linke Auge fest zusammenkneife. Bereits mit meiner alten Brille ist mir aufgefallen, daß ich das linke Auge immer ein bißchen mehr geschlossen hatte und wenn ich das rechte Auge zugehalten habe, das linke Auge wie "faul" oder eingerostet war. Dann habe ich noch einmal durch Zufall im Spiegel beobachtet, daß sich das linke Auge nach außen gedreht hat.
Irgendwann in den letzten sechs Monaten ist mir dann noch ein Kurzbericht meines Augenarztes an meine Hausärztin in die Hände gefallen, in dem bei Augenstellung irgendwas Undefinierbares stand. Ich habe mir also noch einen Termin beim Augenarzt geben lassen und ihn gefragt, was das heißt. Seine Antwort "Exophorie". Auf meine Nachfrage, was das sei, meinte er, das würde heißen ,daß ich auswärts schiele, aber das würde ich ja gar nicht und hat es wieder durchgestrichen. Nachdem mir in meinen nun 43 Lebensjahren noch nie jemand was von Schielen erzählt hat, habe ich dem erst keine Bedeutung beigemessen. Erst als ich quasi anfing, meine Mittagspausen beim Optiker zu verbringen, ist mir das wieder eingefallen. Ich habe dann alles dem Optiker erzählt, der murmelte was von "latentem Schielen" und schickte mich wieder zum Augenarzt.
So, und jetzt wirds richtig spannend:
Mein bisheriger Augenarzt erklärte mir nach Schilderung meiner Beschwerden und nachdem mir eine sehr junge Orthoptistin diverse Lineale vor die Augen gehalten hatte, daß ich links tatsächlich eine Konvergenzschwäche hätte. Da ich diese aber noch sehr gut selbst kontrollieren könnte, bräuchte man nichts zu unternehmen. Deshalb hätte er das auch bei meinem ersten Termin nicht gleich gesehen. Auf meinen Hinweis, daß es mir bei der Bildschirmarbeit eben zunehmend schwerer fällt, dieses Schwäche zu kontrollieren, weil entweder alles verschwimmt oder ich abends völlig verspannt nach Hause gehe, empfahl er mir einen Termin bei seinem Seniorchef, der in unserer Stadt schon einen sehr guten Ruf hat. Nach vier Stunden Wartezeit mit Termin erklärte mir dieser, daß mir gar nichts fehlt, ließ sich dann aber doch herab, mir nochmal Lineale vor die Augen zu halten. Und siehe da, bei längerer Untersuchung hatte ich dann doch eine Konvergenzschwäche. Zur Behandlung empfahl er mir Augenübungen und eine Überkorrektur um 0,5 Dioptren beidseits. Diese Brille soll ich hauptsächlich in meiner Freizeit tragen ,wenn ich in die Ferne schaue, nur wenns geht auch am PC. Von Prismen riet er mir dringend ab, diese würden den Schielwinkel nur vergrößern, unweigerlich zu einer Operation führen und demnächst würde ich dann auch ohne Brille schielen. Verursacht würde diese Konvergenzschwäche durch die über längere Zeit nicht korrigierte Verschlechterung der Sehstärke. Das Kopfdrehen könnte er sich nur so erklären, daß ich das linke Auge quasi "ausgeschaltet" hätte, um nur noch mit rechts zu sehen.
Auf Anraten einer Bekannten habe ich mir dann in einer anderen Augenarztpraxis einen Termin bei einer Orthoptistin der Augenklinik Nürnberg geben lassen. Die war auch schon älter und sehr freundlich, hat sich meine Beschwerden angehört und "intermitt. Strab. div. Typ Konvergenzschwäche, Diplopie" diagnostiziert. Weiter sagte sie, daß man mich halt sehr genau untersuchen müßte, da ich diese Schwäche tatsächlich anfangs noch sehr gut kontrollieren könne. Da ich hauptsächlich am Bildschirm arbeite, würde sie mir eine Prismenbrille verordnen, beidseits 1,5 Basis innen. Wenn ich keinen Bildschirmarbeitsplatz hätte, bräuchte ich wahrscheinlich keine Prismen. Ich habe sie dann vorsichtig auf eine Überkorrektur angesprochen und sie meinte, sie hätte erst ein Kind gehabt, das von einem anderen Augenarzt so behandelt worden wäre und das mußten sie auf Prismen umstellen, als es in die Schule kam und nur noch Kopfschmerzen hatte. Ich bräuchte auch keine Angst wegen einer Vergrößerung des Schielwinkels zu haben, das müßte nicht zwangsläufig passieren und eine Operation wäre noch in weiter Ferne. Die Übungen könne ich machen, ich dürfte aber keine Wunder erwarten.
So, jetzt habe ich drei Meinungen
- nichts machen
- Überkorrektur
- Prismen
und 1000 Fragen:
- Hat jemand Erfahrungen mit so einer Überkorrektur? Bringt das überhaupt was, wenn ich diese Brille nur für ca. 1 Stunde am Tag trage? Und wie lange dauert es dann, bis sich Erfolge einstellen? Kann ich damit am PC arbeiten? Gewöhnen sich die Augen nicht an diese Stärke und verschlechtern sich damit weiter? Kann ich eigentlich ständig von einer Brille auf eine andere wechseln? Ich bin schon bereit, etwas dafür zu tun, damit es mir besser geht. Nachdem ich allerdings schon seit Jahren unter diesen Verspannungen leide und aufgrund dieser Kopfzwangshaltung inzwischen meine ganze Körperhaltung verdreht ist, habe ich wenig Lust ,diesen Zustand auf unbestimmte Zeit mit ungewissem Ausgang zu verlängern. Momentan trage ich die Brille in meiner Freizeit so wenig wie möglich, und merke, wie entspannt und frei ich dann den Kopf halte.
- wie ist das mit dem Prisma? Schiele ich dann wirklich bald auch ohne Brille und vergrößert sich der Winkel immer?
- Woher kommt eigentlich diese Konvergenzschwäche? Hatte ich die schon immer und konnte sie einfach nur besser kontrollieren? Oder kann man durch eine nicht passende Brille wirklich anfangen zu schielen? Ich merke nämlich ,daß es einen Unterschied macht, wie ich die Brille aufsetze. Dazu muß ich sagen, daß meine Ohren leicht unterschiedlich hoch sind. Da hatte ich schon mit meiner alten Brille (so eine leichte Randlose mit ganz dünnem Metallgestell) das Problem, daß die quasi hinter den Ohren festgeklemmt wurde und damit immer leicht schief im Gesicht saß. Angeblich aber immer auf dem Augenmittelpunkt. Vorher hatte ich immer feste Kunststoffgestelle mit Rand, die saßen immer gerade.
Wenn ich meine jetzige Brille gerade aufsetze, drehe ich den Kopf nur leicht nach links, kneife aber das linke Auge ganz stark zusammen, um scharf sehen zu können. Rücke ich sie etwas nach links auf das tieferliegende Ohr, drehe ich Kopf ganz stark nach links, und sehe super scharf. Rücke ich sie etwas nach rechts, halte ich den Kopf ziemlich gerade, sehe aber alles leicht unscharf.
kann es auch sein, daß die Brille nicht paßt? Die Werte sind alle doppelt überprüft und auch der Augenmittelpunkt wurde nachkontrolliert. Trotzdem habe ich immer das Gefühl, sie müßte noch ein bißchen nach rechts verschoben werden.
Eine Bekannte meine jetzt, meine Probleme kämen vom Astigmatismus und von der randlosen Brille. Mit einer Fassung mir Rand wäre alles besser. Aktuell habe ich eine Switch-it.
- Macht es eigentlich einen Unterschied, ob man sich eine Brille bei einer Kette wie Fielmann oder alloptik machen läßt? Ist die Qualität dort schlechter?
So, und jetzt hoffe ich auf viele Antworten!
Hallo Martina,
nur keine Aufregung, denn im Grunde genommen haben Dir alle sehr ähnliche Diagnosen zu Deinen Sehproblemen benannt.
Ich fasse mal kurz zusammen:
i.d.R. gut kompensierbare Störung einer Exophorie (wir sagen Exo-Winkelfehlsichtigkeit); die aber selten schonmal leicht dekompensiert, bei Müdigkeit oder Erschöpfung.
Dies bedeutet, Du hast dies Problem "medizinischer seits gesehen" immer noch sehr gut im Griff, deshalb kommen auch so unterschiedliche Empfehlungen zutage. Dies beurteile ich als Augenoptiker allerdings, genauso wie Du es tust, völlig kontroverse.
Das wär es schon!
Willst Du Hilfe, wende Dich an einen Augenoptiker, der Spezialist für Winkelfehlsichtigkeit ist, und Dir sollte geholfen werden. Allerdings nimm nicht den Erstbesten zu Hilfe, sonst kann das Dilemma sich fortsetzen, da eine EXO ihre Tücken hat.
Bei Bedarf, kannst Du Dich per PN an mich wenden oder hier auch noch weitere Fragen los werden.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Hallo Martina,
suche Dir einen guten Funktionaloptometristen ( Augenoptiker) ansteigen der Kurzsichtigkeit kann auch ein Zeichen von Stress sein. So wie es aussieht hast du eine Konvergenzinsuficiens. Beides lässt sich durch ein optometrisches Visualtraining sehr gut in den Griff kriegen.
Gruß Anne Petra
Anne Petra