Hallo!
Ich würde gerne mal wissen, woran es liegen kann, dass durch die Korrektion von Kurzsichtigkeit mit einer Brille unterschiedliche Schärfen entstehen zwischen beiden Augen und ich frage mich warum die Schärfe nicht gleich ist auf beiden Augen.
Hier sind mal meine Werte:
R: -6,25 +2,00 86°
L: -6,50 +0,5 15°
Also ich sehe einen sehr deutlichen Unterschied in der Konturenschärfe zwischen beiden Augen, trotz richtiger Auskorrigierung mit der Brille. Mein linkes Auge sieht super scharf, das Rechte dagegen irgendwie verschwommen. Hier mal ein Bild zum Vergleich (oben das Display vom Ipad 2 (entspricht meinem rechten Auge) verglichen mit dem Display vom Ipad 3 (entspricht meinem Linken).
Komischerweise sehe ich mit harten Kontaktlinsen auch auf dem rechten Auge super scharf. Mit Brille gelingt das aber nicht. Woran liegt das? Am eingebauten Zylinder im rechten Glas? Ist dadurch die Abbildungsqualität schlechter? Ich kanns mir nicht erklären..
Ich freue mich über eine Antwort!
Viele Grüße
Leonora
Hallo Leonora,
Hornhautverkrümmungen sind zunächst mal einfach eine Abweichung der Oberflächenkrümmung der Hornhaut vom optimalen Krümmungsverlauf.
Der optimale Verlauf ist eine nahezu kugelförmige Fläche. "Nahezu" deshalb, weil das Optimum eine Fläche ist, die in der Pupillenmitte am stärksten gekrümmt ist und zum Pupillenrand ein kleines bisschen flacher wird.
Eine ganz wesentliche Eigenschaft der optimalen Oberflächenform ist aber: Sie ist rotationssymmetrisch.
Rotationssymmetrisch bedeutet, dass der Krümmungsverlauf ausgehend vom Pupillen-Mittelpunkt zum Pupillenrand hin in alle Richtungen (also nach oben, unten, links, rechts und auch alle schrägen Richtungen dazwischen) der gleiche ist. Dies ist bei beiden deinen Augen nicht so ganz exakt der Fall. (Absolut perfekte Augen sind sowieso ziemlich selten.)
Bei den Abweichungen des Krümmungsverlaufs vom Optimum sind verschiedene Verläufe möglich, die alle die Bezeichnung "Hornhautverkrümmung" verdienen und einen Astigmatismus verursachen. Da gibt es sehr einfache Verkrümmungen, die mit der Oberfläche eines Löffels verglichen werden können, der ansonsten aber sehr schön glatt ist. Eine solche Oberfläche verursacht vorwiegend einen Astigmatismus erster Ordnung, der sich mit zwei verschieden starken Krümmungen beschreiben lässt. Nämlich der Krümmung in Richtung des Löffelstiels und eine etwas stärkere Krümmung rechtwinklig zu dieser Löffelstiel-Richtung.
Eine solche Verkrümmung ist gut mit einem Brillenglas korrigierbar. Hierzu muss nur ein zylindrischer Anteil in das Brillenglas eingearbeitet werden, der gerade den Unterschied zwischen den beiden Krümmungsradien ausgleicht, die in Richtung der beiden Hauptschnitte besteht (vergleichbar: in Löffelstielrichtung und quer dazu).
Bei komplizierteren Hornhautverkrümmungen, die man sich im Extremfall als völlig zerknitterte Oberfläche vorstellen kann, gelingt eine Korrektion nicht mehr mit einem einfachen Brillenglas, das einen prinzipiell glatten Verlauf aufweisen muss.
Dass ein Brillenglas "glatt" sein muss und nicht (quasi in Form des Gegenstücks zur Hornhaut) gegen-zerknittert sein darf, hat mehrere Gründe.
Der wichtigste ist, dass der Blick durch das Brillenglas nicht nur an genau einer winzigen Stelle (in Größe der Pupille) passiert sondern mit der normalen Blickbewegung hin-und-her wandert. Dies würde dazu führen, dass z.B. die Brillenglasstelle, die für die Korrekur eines "Knitters" am linken Pupillenrand passen würde, plötzlich auch über der Pupillenmitte oder dem rechten Pupillenrand stünde, wo sie nicht mehr hilft sondern nur zusätzliche Störungen verursacht. Dagegen hätte die richtige Stelle am linken Pupillenrand ihre Gegen-Korrektur verloren.
Eine solche Brille wäre nicht nutzbar, sie würde mehr Verschlechterungen als Verbesserungen bereiten, auch wenn man die extremen Herstellungsaufwände einer solchen Spezial-Knitter-Brille nicht betrachten müsste.
Aber warum geht es nun mit formstabilen Kontaktlinsen viel besser, solche Hornhautverkrümmungen höherer Ordnung (irreguläre Astigmatismen) zu korrigieren?
Dazu muss die Kontaktlinse nicht einmal eine besonders komplizierte Form eingearbeitet haben, denn hier hilft ein billiger Trick ganz toll: Der Tränenfilm macht die Arbeit von ganz alleine.
Der Tränenfilm füllt den Spalt zwischen Kontaktlinse und Hornhaut. Dort, wo der Abstand zwischen Hornhaut und Kontaktlinse höher ist, ist der Tränenfilm entsprechend dicker. Da der Tränenfilm fast ganz genau den gleichen Brechungsindex hat wie die Hornhaut, kommt es duch diesen Trick zu einem optischen "Ausbügeln" der Oberflächenknitter der Hornhaut.
Weiche Kontaktlinsen profitieren zwar auch etwas von diesem Spalt-Füll-Trick, aber die weiche Kontaktlinse übernimmt (je nachdem, wie weich sie ist), einen Teil der "Hornhautknitter" und "Hornhautwellen". Damit werden diese Knitter nur zum Teil durch den Tränenfilm ausgeglichen. Der sich auf die Außenfläche der Kontaktlinse übertragende Knitter-Anteil bleibt unkorrigiert und streut weiterhin das einfallende Licht in ungewünschte Richtungen, wodurch die Abbildung auf der Netzhaut unscharf wird.
Hornhautverkrümmungen höherer Ordnung ("Wellen" und "Knitter") findet man statistisch gesehen häufiger auch bei solchen Augen, die einen stärkeren Astigmatismus erster Ordnung aufweisen. Bei Dir scheint das auch so zuzutreffen. Dein rechtes Auge hat mehr Hornhautverkrümmungen, sowohl erster Ordnung als auch höherer Ordnung.
Nur der Astigmatismus-Anteil erster Ordnung ist aber über ein Brillenglas korrigierbar. Die anderen Astigmatsmus-Anteile bleiben leider unkorrigiert.
Schade, aber da hilft nur die Kontaktlinse.
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram!
Ich freue mich sehr über deine ausführliche und anschauliche Antwort! Es haben mir ja schon einige Optiker versucht zu erklären, wie das mit der Hornhautkrümmung funktioniert, bisher habe ich es nie komplett verstanden. Jetzt kann ich es nachvollziehen, danke!
Also ich weiß, dass ich einen regulären Astigmatismus habe, die Topografie von der Hornhaut im rechten Auge sieht aus wie eine Art Sanduhr (so wie hier ungefähr http://www.google.com/imgres?um=1&hl=de&client=opera&hs=Dyf&sa=N&rls=de&biw=1152&bih=669&tbm=isch&tbnid=oGQyDrCo-vDZMM:&imgrefurl=http://www.gutsehen.de/kompetenz/schwieriger_fall.html&docid=J8TVRKfX9f-hqM&imgurl=http://www.gutsehen.de/gfx/topographie.jpg&w=202&h=200&ei=KS-UT9DfDIiztAbMsJy_BA&zoom=1&iact=rc&dur=2&sig=106960112383753752280&page=1&tbnh=152&tbnw=154&start=0&ndsp=15&ved=1t:429,r:4,s:0,i:74&tx=118&ty=89 )
Im Prinzip habe ich also einen Astigmatismus erster Ordnung, aber weil die Krümmung so stark ist (vom vertikalen Meridian?), entsteht dieser Knick in der Hornhaut und es wird ein Astigmatismus höherer Ordnung, der nicht über das Brillenglas korrigierbar ist. So hab ichs jetzt verstanden.
Das Problem mit den Kontaktlinsen sind meine trockenen Augen. Ich hatte nochmal einen zweiten Versuch gestartet und neue Linsen anpassen lassen, aber meine Augen sind ständig überreizt, das Fremdkörpergefühl verschwindet nicht und das macht alles wahnsinnig anstrengend. Deshalb habe ich es jetzt wieder gelassen, weil ich glaube meinen Augen mehr zu schaden als zu helfen..
Ich habe mich ja auch ein wenig mit Augentraining beschäftigt und wenn die Unschärfe klar vom Astigmatismus kommt, könnte ich gezielt hierfür Übungen machen. Meint ihr, dass man die 2 Dioptrin von der Hornhautverkrümmung auf dem rechten Auge damit etwas reduzieren könnte oder klappt das eher nur bei leichtem Asigmatismus? Andere Alternativen habe ich ja nun nicht..
Viele Grüße
Hallo Leonora
Bezüglich der neuen Infos muss ich jetzt doch noch einmal etwas nachhaken, weil es da Widersprüche zu geben scheint.
Ein „Knick in der Hornhaut“ würde sowohl einen Astigmatismus erster Ordnung (korrigierbar mit Brille) verursachen, als auch einen Astigmatismus höherer Ordnung (nicht korrigierbar mit Brille).
Soweit passt das noch.
Aber ein solcher „Knick“ würde sehr deutlich von jedem normalen Topographen dargestellt.
Wenn da keiner zu sehen ist, dann ist da auch kein „Knick“.
Genau im direkten Bereich des „Knicks“ wäre der Radius der Hornhaut sehr viel kleiner als der Radius der übrigen Hornhaut und würde auch so angezeigt. Dass ein Gerät wegen mangelnder Auflösung diesen nicht „sehen“ könnte, ist aufgrund des Konstruktionsprinzips unmöglich. Eine „zu niedrige Auflösung“ würde nur den Knick etwas breiter verteilt darstellen als er wirklich ist, aber prinzipiell genauso deutlich identifizierbar.
Man beachte: Ein „Knick“ würde hier die Trennlinie zweier gekrümmter Flächen beschreiben, deren Krümmungsradien sich nicht den gleichen Kugelmittelpunkt teilen würden.
Im Gegensatz dazu könnte ein Topograph aber durchaus Hornhautnarben „übersehen“, die sich dadurch auszeichnen, dass die Bereiche außerhalb der Narbe beidseitig weiterhin den gleichen Radien-Mittelpunkt besitzen (also eine Zick-Zack-Form, die außerhalb der Narbe so weiter läuft, als gäbe es die geschädigte Stelle nicht).
Wohlgemerkt: Nur bei sehr kleinen Narben, unterhalb des optischen Auflösungsvermögens des Topographen.
Solche Narben wären aber sehr wohl mit der Spaltlampe zu sehen, lange bevor sie eine Größe haben, die sich negativ auf den Visus auswirken könnte.
Ich sehe zwei Möglichkeiten:
1.) Es liegt tatsächlich ein reiner regulärer Astigmatismus vor, der Optiker hat aber die optimalen Werte für die Brille noch nicht gefunden.
2.) Es liegt (auch) ein irregulärer cornealer Astigmatismus vor, den der Optiker aber nicht in der Abbildung des Topographen entdeckt hat, weil der recht große zylindrische (reguläre) Anteil (=„Sanduhr“) diesen überdeckt und etwas schwerer erkennbar macht.
Wie war denn die Vorgehensweise um zur Aussage zu kommen, “ich weiß, dass ich einen regulären Astigmatismus habe”?
Hat Dir der Optiker – während Du deine neue Brille aufhattest – noch weitere Zusatz-Testgläser vor deine Brille gehalten? Also beispielsweise eine Abgleichleiste, die mehrere Gläser in kleinen Abstufungen von schwachen Plusgläsern über ein Planglas bis zu schwachen Minusgläsern aufgereiht hatte?
Hat er auch mit einem zusätzlich vor deine Brille gehaltenen Kreuzzylinder getestet, ob es eine Achsrichtung gibt, die besser oder schlechter ist als die inverse Richtung?
Danach finde ich persönlich den Test mit je einem einzelnen "+0,25D" Pluszylinder im direkten Vergleich zu einem um 90° gedrehten "-0,25D" Minuszylinder sehr hilfreich, aber natürlich gibt es verschiedene Vorgehensweisen, um die idealen Werte zu ermitteln.
Wie wurde denn bei Dir vorgegangen?
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Betreffend der Astigmatismus-Reduktion durch „gezielte Übungen“ nur ein kurzer Hinweis: Ich glaube nicht, daß das wirklich hilft. Aber es gibt auch wenig Grund, Dir diesen Versuch auszureden.
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram,
danke für deine Antwort!
Die Optikerin erwähnte den regulären Astigmatismus als sie der Schwesternschülerin (war beim Termin anwesend - Kontaktlinsenanpassung in der Augenklinik) dieTopografie meiner Hornhaut erklärte (anhand des Computerbildes). Das Problem mit der Unschärfe auf dem rechten Auge beim Tragen der Brille besteht schon sehr lange und die Werte haben sich auch immer mal leicht verändert und ich war auch nicht immer beim gleichen Optiker, wenn ich mir neue Gläser habe machen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass verschiedene Optiker immer den Wert fürs rechte Auge nicht richtig gefunden haben. Welche genauen Messungen gemacht wurden, kann ich als Laie schlecht beurteilen, aber das was du beschreibst, sind mir keine unbekannten Dinge.
Auf Hornhautnarben wurde ich bisher nie hingewiesen. Bei der Kontaktlinsenanpassung wird ja auch mit der Spaltlampe gearbeitet, meiner Meinung nach war immer alles in Ordnung. Aber genau kann ichs eben nicht sagen, weil die Anpasserinnen dazu nichts gesagt haben. Bei den harten Linsen handelte es sich übrigens um torische Linsen, für das rechte Auge eine bitorische, vielleicht hilft das noch weiter zur Klärung?
Hallo Leonora
Neben der Hornhautverkrümmung liegt bei Dir rechts auch noch ein innerer Astigmatismus vor. Deine Augenlinse, die hinter der Iris sitzt, ist auch nicht ganz so rotationssymmerisch wie es optimal wäre.
Da Du aber mit einer bitorischen Kontaktlinse einen guten Visus erreichst, ist diese Anomalie trotzdem nicht die Hauptquelle deiner Visus-Differenz mit Brille.
Bitorisch bedeutet, wie Dir sicher bekannt ist, dass sowohl die vordere als auch die hintere Oberfläche der Kontaktlinse einen zylindrischen Anteil enthält. Der zylindrische Anteil auf der Rückseite dient der Anpassung an deine Hornhaut und deren „Verkrümmung“. Der zylindrische Anteil der Vorderseite korrigiert den inneren Astigmatismus der Augenlinse. Nur der reguläre (zylindrische) Astigmatismus-Anteil der Augenlinse ist aber so korrigierbar. Da Du mit einer bitorischen Linse einen guten Visus erreichst, liegt offenbar kein irregulärer innerer Astigmatismus vor. Der reguläre zylindrische Anteil ist aber ebenfalls mit einem zylindrischen Brillenglas vollständig korrigierbar.
Daraus folgt, dass die Hornhaut die Quelle der Visus-Differenz sein muss.
Ich vermute, dass bei genauer Analyse das Hornhaut-Topogramm eben doch noch weitere Abweichungen zum idealen Krümmungsverlauf aufzeigt, beispielsweise Krümmungsgradienten oder sphärische Aberrationen. Aber die findet man eben nur, wenn man explizit danach sucht.
Ich schätze mal, dass Du wahrscheinlich keine Kopie deines Topogramms mitbekommen hast, oder doch?
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram,
eine Kopie von meinem Hornhaut-Topogramm habe ich nicht bekommen. Ich habe meine letzte Anpasserin aber mal per Mail angeschrieben, vielleicht schickt sie mir es zu.
Aber wenn tatsächlich noch eine andere Abweichung auf der Hornhaut besteht, so lässt sich diese aber wahrscheinlich trotzdem nicht über eine Brille korrigieren. Oder?
Mich beschäftigt dieses Thema eben sehr stark, weil ich schon sehr lange unter Kopfschmerzen und Schwindel leide mit Brille, mit Kontaktlinsen ist das nicht der Fall. Habe dazu hier auch schon verschiedene Beiträge gestartet und habe mir auch extra nochmal neue Brillengläser machen lassen und den Optikern vor Ort meine Probleme geschildert. Die jetzige Brille passt optimal, die Höhenzentrierung wurde auch nochmal verändert, aber mein Problem besteht weiterhin. In der Augenklinik haben sie mich auch getestet, ob im binokularen Sehen alles in Ordnung ist, da wurde nichts festgestellt.
Was mir halt bei jedem Sehtest immer wieder gesagt wird, dass ich eine sehr feine Wahrnehmung hätte (zum Beispiel bei dem einen Test, wo zwei Bilder nebeneinander mit vielen Punkten gezeigt werden und man sagen soll, auf welcher Seite die Punkte unschärfer sind, das wird ja dann immer weiter wiederholt, bis sich beide Augen irgendwann angleichen und beide Bilder ähnlich scharf sind.. Die Optikerin meinte, ich kann die kleinen Unterschiede noch genau benennen).
Und das andere ist die Höhe meines Visus, was immer wieder für Erstaunen sorgt. Er liegt zwischen 1,2 und 1,6 und hier wird halt jedesmal gesagt, für meine Kurzsichtigkeit wäre die Höhe eher ungewöhnlich. Wieso ist das aber so? Alles was ich gelesen habe, ist ein Visus bis 1,6 im Durchschnitt. Bezieht sich dass denn nur auf Menschen ohne Sehfehler oder was ist daran ungewöhnlich?
Jedenfalls ist das rechte Auge auch mein dominantes Auge und ausgerechnet das hat mit Brille diese Unschärfe. Vielleicht würde mich die Unschärfe nicht weiter stören, wenn es das Linke betreffen würde..?
Hallo Leonora,
mit der "subjektiven Refraktion", die bei Dir gemäß deiner Angaben mehrfach und offenbar sorgfältig gemacht wurde, wird das mit Brille erreichbare Optimum erreicht.
Mehr geht mit Brille nicht.
An den zugrundeliegenden physikalischen Gesetzen kann auch das teuerste Messgerät nichts ändern. Selbst beim Einsatz von hochtrabend klingender Schlangenöl-Software gelingt dies nicht. Was moderne Messtechnik dagegen aber sehr wohl kann, ist, die genauen Zusammenhänge aufzudecken, warum mit einer Brille nicht mehr erreichbar ist. Wellenfronten-Aberrometer sind hierbei das Mittel erster Wahl.
Aber wie schon gesagt: Am Ergebnis einer guten subjektiven Refraktion kommt nichts vorbei, wenn es um die Ermittlung der optimalen Korrektionswerte geht.
Du schreibst von einem Visus von knapp 1,6.
War das der rechts erzielbare Wert mit bitorischer Kontaktlinse?
Dass bei myopen Augen mit einer Brille nicht ganz der gleiche Visus erreichbar ist, hat mit der Verkleinerungswirkung von Minuslinsen (proportional zum Hornhautscheitelabstand) zu tun. Das ist aber für dein rechtes Auge hier kein Nachteil gegenüber deinem linken Auge.
Welchen Visus erreichst Du rechts mit Brille im Vergleich zu links?
Wenn wir auch dann noch von einem Visus über 1,2 reden, dann liegt das in einem Bereich, bei dem der 2dpt-Zylinder schon sehr genau eingearbeitet sein muss, sowohl betreffend des Wertes als auch der Achslage. Ein Winkelfehler von wenigen Grad kann bei so einem Zylinderwert den subjektiv empfundenen Kontrast schon mächtig verschlechtern. Aber wie ich verstanden habe, bist Du dir ja doch relativ sicher, dass da ordentlich gearbeitet wurde.
Wenn Du bei abgedecktem linken Auge (Handfläche dafür nutzen, nicht das Auge nur zukneifen!) deine Brille ein paar Winkelgrade um die optische Achse des rechten Brillenglases hin-und-her rotierst (also eine Wackel-Dreh-Bewegung, bei der Du den linken Brillenbügel etwas auf und ab bewegst und den rechten Brillenbügel leicht entgegengesetzt bewegst), dann solltest Du bemerken, dass der Kontrast schlechter wird, je mehr Du das Brillenglas gegenüber der normalen Position verdreht hast.
Kannst Du in eine der beiden Drehrichtungen einen größeren Verdreh-Winkel erreichen, bevor Du eine Verschlechterung bemerkst?
Falls Du beispielsweise feststellst, dass bei einer Verdrehung im Uhrzeigersinn es schneller zu einer wahrnehmbaren Verschlechterung kommt als bei einer Verdrehung im Gegenuhrzeigersinn (oder umgekehrt), dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass eventuell nicht mit der notwendigen Präzision gearbeitet wurde. Für einen solchen Test suchst Du dir am besten eine kleine Schrift (z.B. Zeitung mit großen Überschriften), positioniert in mehreren Metern Entfernung. Das betreffende Schriftstück muss gut beleuchtet sein, während es sonst im Raum möglichst dunkel sein sollte. Vielleicht findest Du ja eine geeignete Spot-Beleuchtung bei Dir zu Hause. Eine helle Taschenlampe, nahe vor dem Schriftstück positioniert, wäre eventuell auch nutzbar.
Kannst Du dabei etwas Erwähnenswertes feststellen?
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram!
Ich habe das Verdrehen der Brille ausprobiert. Ich sehe eher eine Verzerrung des Bildes, wenn ich gegen den Uhrzeigersinn drehe. Da reicht es schon, wenn ich ganz leicht den rechten Bügel nach oben bewege (und den linken Bügen nach unten), schon wird es verzerrt. Wenn ich den linken Bügel dagegen nach oben bewege (also im Uhrzeigersinn), kann ich es höher verdrehen, bis ich deutlich merke, dass das Bild verzerrt wird..
Ich habe auch mal meine ganzen Sehttests durchgeschaut, da habe ich sehr unterschiedliche Visus-Ergebnisse gefunden (beziehen sich auf Messung mit Brillenglas bei unterschiedlichen Optikern):
2006 L: 1,6 R: 1,6
November 2009 L:1,0 R: 1,0
Februar 2011 L: 1,0 R: 1,0
Mai 2011: L: 1,8 R: 1,8 (Dieser Optiker war mir irgendwie suspekt, denn er hat nur glatte Werte ermittelt und ich hatte vorher noch nie auf dem linken Auge einen Zylinder von -1,0, habe mir auch dort keine Gläser machen lassen / seine gemessenen Werte L - 6,00 Zyl -1,00 Achse 95 R -4,00 Zyl -2,00 Achse 178, der Wert für den Visus erscheint mir daher auch nicht glaubwürdig)
Feburar 2012 L:1,0 R: 0,9
Februar 2012 L: 1,2 R:1,2
März 2012 L:1,2 R: 1,0
Für die Kontaktlinsen habe ich keine genauen Werte vorliegen. Die Optikerin meinte hier immer zwischen 1,2 und 1,6.
Nach dem Wellenfronten-Aberrometer habe ich auch mal gegooglet, wird dieser auch bei der Kontaktlinsenanpassung eingesetzt? Denn in der Augenklinik wurde meine Hornhaut nicht über einen Keratographen gemessen, jedenfalls war das Gerät nicht mit diesen Ringen (http://www.google.com/imgres?um=1&hl=de&client=opera&sa=N&rls=de&tbm=isch&tbnid=70rgBN2AxEgXhM:&imgrefurl=http://www.oculus.de/de/sites/detail_ger.php%3Fpage%3D342&docid=ip8azyKQqVIakM&imgurl=http://www.oculus.de/de/images/dyn/produkt/kerato/keratograpth_pf1_effekt03_200.jpg&w=200&h=300&ei=YkWeT-nsB43ktQbBwtiaAQ&zoom=1&iact=hc&vpx=88&vpy=164&dur=1515&hovh=240&hovw=160&tx=142&ty=181&sig=106960112383753752280&page=1&tbnh=142&tbnw=89&start=0&ndsp=16&ved=1t:429,r:0,s:0,i:68&biw=1152&bih=669) ausgestattet, sondern ich hatte durch ein Gerät geschaut, wo ein kleiner roter Lichtstrahl von der Seite kam. Vielleicht war das ein Wellenfronten-Aberrometer?
Viele Grüße
Leonora
Hallo Leonora.
Wellenfront-Aberrometer sind im Bereich der refraktiven Chirurgie seit langem Standard, werden aber auch zunehmend häufiger bei Augenoptikern eingesetzt. Hauptsächlich im Bereich der Anpassung individualisierter Brillengläser.
Ein "kleiner roter Lichtstrahl von der Seite" ist allerdings nicht direkt ein Merkmal solcher Geräte. Vielleicht meinst Du eine Fixierleuchte? Solche werden eingesetzt, um dem Kunden zu mitzuteilen, in welche Richtung er bitte bei der jetzt folgenden Messung blicken möge. Fixierleuchten finden sich an sehr vielen Geräten, beispielsweise auch an Spaltlampen oder Ophthalmometern, die zur Kontaktlinsenanpassung routinemäßig zum Einsatz kommen.
Dein Google-Link bezieht sich auf einen Keratographen.
Diese sind schon wesentlich häufiger bei Augenoptikern anzutreffen als Wellenfront-Aberrometer. Keratographen erfassen sehr effizient die Oberflächenform der Hornhaut, aber sie können nicht "in die Tiefe schauen". Mit einer Kamera werden hierbei die Reflexionen der roten Ringe auf der Augenoberfläche fotografiert und vermessen. Refraktive Einflüsse der Augenlinse im Inneren des Auges werden dabei nicht erfasst.
Betreffend der Tests mit der Brillen-Verdrehung: Du hast primär eine Verzerrung bemerkt. Also nicht primär, dass der Kontrast (einer gerade noch lesbaren, gut beleuchteten Schrift in dunkler Umgebung und größerer Entfernung) bei einer Verdreh-Richtung stärker leidet als in die andere Richtung.
Das spricht dafür, dass die Achslage nicht nennenswert falsch ist. Wahrscheinlich wäre rechts eine Achse von 87° oder 88° ein winziges bisschen besser als 86°, aber das ist definitiv nicht der Hauptgrund für die Visus-Differenz.
Die wahrgenommenen Verzerrungen beim Verdrehen der Brille sind sicher tatsächlich vorhanden, aber normalerweise kein langanhaltendes Problem. Das Gehirn ist in der Lage, diese Verzerrungen nach einiger Gewöhnungszeit zu unterdrücken. Der Vorgang heißt Neuroadaptation, ist sehr effizient und funktioniert um so schneller, je jünger die Person ist.
Für das weitere Vorgehen würde ich vorschlagen:
1.) Falls es nur darum geht, zu ermitteln, ob mit einer Brille durch Optimieren aller Werte noch mehr heraus geholt werden kann:
Der Test mit einem +0.25D-Zylinder und einem um 90° gedrehten -0.25D-Zylinder wäre jetzt angebracht. Normalerweise müsstest Du bei deinem Optiker deines Vertrauens hierzu Unterstützung bekommen können. Alternativ gibt es die Möglichkeit, sich einfach zwei solche Zylinder-Gläser übers Internet zu bestellen und den Test selbst zu Hause zu machen. Die finanziellen Kosten für das Do-it-yourself sind zwar gering, aber Du wirst dafür dann deutlich mehr Zeit investieren müssen.
2.) Falls Du dagegen die genauen Details kennenlernen möchtest, warum eine vollständige Korrektion deiner Sehfehler nicht mit einer Brille möglich ist, dann ist die Abbildung eines Wellenfront-Aberrometers der richtige Weg. Frag mal deinen Augenoptiker, ob er da helfen kann.
Viele Grüße, Nitram
Hallo Leonora,
nun ja, eine detaillierte Analyse machen zu lassen, dürfte sich für Dich schon deshalb lohnen, weil Du einfach wissen willst, warum Du mit der Brille einen Visus-Unterschied zwischen beiden Augen hast.
Bevor Du dich aber dazu entschließt, eine neue Brille anfertigen zu lassen, prüfe das Ergebnis wirklich sorgfältig auf Plausibilität. Wunder solltest Du dir aber sicher keine davon versprechen. Der Sehschärfeunterschied ist schon bei zu vielen Brillen vorhanden gewesen, um Zufall zu sein. Das wird sich auch durch die Analyse mit einem Wellenfront-Aberrometer nicht beheben lassen. Aber immerhin weißt Du danach sicher, warum das so ist.
Okay, dann werde ich mich bei Neuigkeiten wieder melden!
Vielleicht kennst du einen Optiker in Leipzig, der mit diesem Gerät arbeitet?
Hallo!
ich habe einen Optiker gefunden, der mit der Wellenfrontmessung arbeitet. Ich war gestern auch gleich dort und die Optikerin hat sich sehr viel Zeit genommen und herausgekommen ist, dass ich nur sehr wenig höhere Abbildungsfehler auf dem rechten Auge habe. Auf dem linken wohl sogut wie gar nicht.
Ich habe den Ausdruck mal abfotografiert, mit den Zahlen kann ich wenig anfangen:http://oi50.tinypic.com/ngbm6d.jpg
Sie hat dann auch nochmal einen Sehtest gemacht, die Werte haben alle gestimmt. Es wurde wieder ein Visus von 1,6 gemessen. Die Brille hat sie auch kontrolliert und meinte sie sei sehr genau angepasst worden.
Was bedeutet das alles nun für meine Unschärfe im rechten Auge? Da die Abbildungsfehler höherer Ordnung so gering sind, sollten sie die Unschärfe nicht verursachen? Oder aber doch, weil ich durch meinen Visus auch kleinere Abweichungen wahrnehmen kann?
Hallo Leonora,
gemäß der Wavefront-Messung sind die RMS-Werte der nicht sphäro-zylindrischen Astigmatismen beider Augen sehr klein, rechts (Oculus Dexter) sogar noch ein kleines bisschen weniger als links.
Aufgrund der begrenzten Pixel-Auflösung des Mikrolinsen-Arrays vor dem Kamera-Sensor können üblicherweise zwar nur Aberrationen bis zur 5. Ordnung des Zernike-Polynoms erfasst werden, aber normalerweise reicht das um alle relevanten Astigmatismen von Hornhaut und Augenlinse zu erfassen.
Nicht erfasst werden Trübungen der Augenmedien, weil diese erst bei sehr hohen Ordnungen (>> 5. Ordnung) im Zernike-Polynom erscheinen würden und deshalb nicht über einen Hartmann-Shack-Sensor (der übliche Sensor in Wellenfront-Aberrometern) erfasst werden können.
Trübungen im Inneren des Auges können wir aber bei Dir ausschließen, weil sich diese bei Nutzung von Kontaktlinsen ebenso auswirken würden wie bei der Nutzung einer Brille.
Momentan sehe ich folgende möglichen Ursachen für die rechts-links-Differenz:
1.) Der Tränenfilm des rechten Auges ist qualitativ weniger gut als der des linken Auges und benetzt die Hornhaut nicht so gleichmäßig glatt wie links (verursacht dann quasi eine Trübung). Momentan fehlt mir leider die Einschätzung, um wie viel weniger sich diese unerwünschte Eigenschaft des Tränenfilms auf einer Kontaktlinse auswirken würde.
2.) Es gibt trotz Überprüfung eben doch noch einen nicht korrigierten sphäro-zylindrischen Fehler in der Refraktion mit Brille.
Ich würde gerne zunächst noch mal "2.)" überprüfen:
Habe ich es richtig verstanden, dass folgender Test bereits mehr als einmal gemacht wurde?
Du hattest deine derzeitig aktuelle Brille ganz normal auf und Dir wurden dazu (also zusätzlich!) noch weitere Test-Linsen vor dein rechtes Brillenglas gehalten. Hierbei wurden auch Versuche unternommen, durch Verdrehen der Test-Linsen die schärfste und unschärfste Achsrichtung zu finden. Dieser Verdreh-Test wurde auch mit so schwachen Gläsern gemacht, dass es Dir schwer gefallen ist, überhaupt eine Änderung in Abhängigkeit von der Verdrehung wahrzunehmen. War das in etwa so gelaufen?
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram!
Danke für deine Antwort!
Soweit ich das in Erinnerung habe, benetzt laut meiner damaligen Kontaktlinsenanpasserin mein Tränenfilm relativ gut, dass Problem war halt eher, dass der Tränenfilm zu schnell aufreißt. Ob es da aber qualitative Unterschiede zwischen linken und rechten Auge gab, kann ich nicht sagen. Die harten Kontaktlinsen haben sich auch immer sehr gut bewegt auf dem Tränenfilm. Ich dachte allerdings, dass der Tränenfilm durch Kontaktlinsen allgemein doch viel mehr gestört wird, als wenn man keine trägt?
Vielleicht ist es hilfreich, hier sind mal die zwei Vorgängerbrillen, bei denen das selbe Problem der Unschärfe definitiv auch bestand:
R: -6,25 +2,50 90°
L: -6,75 +0,50 17° (2009-2012)
R:-6,00 +2,50 89°
L: -6,75 +0,50 24° (2004-2009)
Zu zweitens mit dem Verdrehtest: Dieser Test wurde meiner Meinung nach immer mit der "Testbrille", in die man die Dioptrinwerte einbaut für den Sehtest, gemacht. Ich wüsste jetzt nicht, dass das mit meiner richtigen Brille gemacht wurde. Am Montag bei dem Optiker wurde das auch gemacht, allerdings wieder mit der Testbrille. Da wurde nichts weiter dazu gesagt. Zielt dieser Test darauf ab, die genaue Achslage zu bestimmen?
Insgesamt ist es so, dass diese Unschärfe rechts auch öfters schwankt, mal ist sie stärker, mal schwächer, aber vorhanden ist sie immer. Vielleicht ist es deshalb gar nicht möglich, die exakte Korrektion zu finden, weil sie sich ständig leicht verändert?
Bezüglich der Ursache kann man bisher zusammenfassend also sagen, es liegt nicht an Abbildungsfehlern höherer Ordnung, weil die Werte zu gering ausfallen? Und da mein Astigmatismus regelmäßig ist, scheidet er ebenfalls aus, weil dieser über ein Brillenglas ebenfalls korrigierbar ist?
Schöne Grüße
Leonora
Hallo Leonora,
wenn ein Tränenfilm schon nach wenigen Sekunden aufreißt, kann kommt er als Verdächtiger für die Kontrastschwäche zwar durchaus in Frage, aber bevor wir weiter in die Richtung forschen, lasse uns doch erst mal die einfacheren Möglichkeiten ausschließen.
Es wurde also bisher nie eine Kontroll-Refraktion über deiner aktuellen Brille gemacht.
Ich würde das als erstes mal nachholen lassen oder selbst nachholen.
Wenn Du es selbst in aller Ruhe zu Hause machen möchtest, brauchst Du dir natürlich kein komplettes Refraktions-Equipment zu kaufen, denn für deinen Bedarf genügen zwei Testlinsen: 0,25dpt-Pluszylinder und 0,25dpt-Minuszylinder. Für deine privaten Tests reichen einfache Testlinsen für unter 10 Euro übrigens völlig aus.
Wenn Du dann einen Kontrastunterschied durch Verdrehen einer solchen vor das rechte Brillenglas gehaltenen Testlinse feststellen kannst oder eine der beiden Testlinsen den Kontrast signifikant mehr verschlechtert als die jeweils andere Testlinse, dann darfst Du davon ausgehen, dass sich durch eine ordentlich durchgeführte subjektive Refraktion eben doch noch mehr mit einer Brille erreichen lässt, als bisher erreicht wurde. Dazu dann später mehr.
Achte bitte auch darauf, bei welchen Beleuchtungsverhältnissen die rechts-links-Unterschiede besonders zu Tage treten.
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram,
die zwei Zylindergläser sind leider immernoch nicht geliefert worden..Dafür war ich aber zwischenzeitlich bei meiner alten Kontaktlinsenanpasserin und habe mit ihr nochmal ausführlich über mein Unschärfe-Problem gesprochen und sie hat mir auch eine Kopie vom Topogramm der Hornhaut mitgegeben:
Rechtes Auge: http://oi48.tinypic.com/30ct1fd.jpg
Linkes Auge: http://oi45.tinypic.com/wtdhi.jpg
Sie meinte, dass ich auf dem rechten Auge einen regulären Astigmatismus hätte und ansonsten liegt nichts ungewöhnliches auf der Hornhaut vor, was nicht korrigierbar wäre. Interessanterweise verbessert sich laut ihren Daten mit den Kontaktlinsen auf dem rechten Auge nicht der Visus. Mein subjektiver Eindruck war aber, dass ich mit den Linsen besser bzw. schärfer gesehen habe.
Hier sind auch nochmal gemäß ihren Messungen die Refraktionswerte der Brille bei HSA 16:
R -4,00 CYL -2,25 A. 5 V. 1,2
L -6,00 CYL -0,75 A. 100 V. 1,0
Und die Keratografiewerte:
R. 7,96/7,66 -1,7/178° V. 1,2
L. 7,81/7,91 +0,5/100° V. 1,2
Ich habe auch bezüglich des Tränenfilms als mögliche Ursache gefragt, sie meinte da gäbe es qualitativ keinen großen Unterschied zwischen linken und rechten Auge. Die Tränenaufreißzeit lag beim rechten Auge bei 4 Sekunden, beim linken bei 5 Sekunden.
Wie ist deine Meinung zu den Werten?
Viele Grüße
Leonora
Hallo Leonora,
im Topogramm des rechten Auges lässt sich durchaus ein gewisser irregulärer Astigmatismus erkennen, der nicht mit einer Brille korrigierbar ist, aber mit einer Kontaktlinse korrigierbar wäre.
Es ist von den Werten her nichts, was man als "erheblich" bezeichnen würde, aber für deine relativ hohen Visus-Ansprüche durchaus relevant.
Hierbei handelt es sich um eine ungleiche Abflachung der Cornea zu den jeweils gegenüber liegenden Pupillenrändern hin. Eine Abflachung ist prinzipiell normal und ist auch gut und wichtig für die Sehschärfe (normale "Sphärische Exzentrizität"). Aber diese Abflachung der Krümmung muss bestimmten Regeln folgen, um eine gute Sehschärfe zu ermöglichen. Eine dieser Regeln ist, dass die Abflachung an sich gegenüber liegenden Seiten der Pupille jeweils gleich sein soll. Dies ist bei deinem linken Auge gut erfüllt, bei deinem rechten Auge dagegen weniger gut. Der dann entstehende Abbildungsfehler enthält einen nennenswerten Anteil "Koma", auch "Schweif-Fehler" genannt.
Bei hellem Licht und entsprechend kleiner Pupille (3mm Durchmesser) ist dieser Abbildungsfehler des rechten Auges noch relativ klein, in der Größe vergleichbar einem unkorrigierten Astigmatismus von 0,5 Dioptrien.
Mit abnehmender Helligkeit und entsprechend zunehmender Pupillengröße steigt dieser irreguläre Astigmatismus an. Bei 5mm Pupillendurchmesser auf 0,8 Dioptrien, bei 7mm Pupillendurchmesser auf 1,1 Dioptrien äquivalenter Astigmatismus.
Auch beim linken Auge gibt es mit zunehmender Pupillengröße ansteigende irreguläre Astigmatismen, aber von der Werten her kleiner und natürlich völlig im Normalbereich, mit einem Maximum von 0,55 Dioptrien äquivalentem Astigmatismus bei 7mm Pupillendurchmesser.
Rechts unten im jeweiligen Topogramm-Bild findest Du für die 3 verschiedenen Pupillendurchmesser den jeweils steilsten (kleinsten) Krümmungsradius als rote Beschriftung an der zugehörigen roten Linie zur Markierung der betreffenden Hauptschnittrichtung. Entsprechend befindet sich die Angabe des flachsten (größten) Krümmungsradius an den blauen Linien. Beispielsweise kannst Du für dein rechtes Auge und 7mm Pupille ablesen, dass der Krümmungsradius zur 0°-Richtung (also Richtung Nase) 8,19mm beträgt. Auf der Gegenseite in Richtung Schläfe (180°) ist der Krümmungsradius 7,98mm. Dieser Unterschied führt unter anderem dazu, dass der schläfenseitige Teil der Pupille um ca. 1,1 Dioptrien mehr Brechkraft hat als das nasenseitige Pupillenrandsegment.
Um es abzukürzen: So ganz identischen Kontrast rechts wie links wirst Du mit Brille wohl nicht erreichen können, zumindest nicht ohne chirurgische Maßnahmen. Zu einer solch radikalen Maßnahme werde ich Dir aber momentan ganz bestimmt nicht raten. Dafür ist dein Visus rechts einfach viel zu gut, auch wenn Dich der Unterschied zu links nerven mag.
Wie gut kommst Du denn mit Kontaktlinsen zurecht?
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram!
Ich danke dir sehr für deine Einschätzung! Die Zusammenhänge habe ich gut verstanden. Trotzdem bin ich etwas geknickt, wenn eine Brille diese ungleiche Abflachung nicht korrigieren kann. Denn Kontaktlinsen sind für mich eigentlich keine Option mehr. Sicherlich, all meine Beschwerden (Schwindel/Kopfschmerzen) konnte ich mit den Kontaktlinsen beheben, weil ich richtig scharf gesehen habe und das war ein so erleichterndes gutes Gefühl. Anderseits, der Preis dafür war sehr hoch. Denn ich hatte mit den Linsen nur Probleme aufgrund der Trockenheit der Augen. Die Augen waren ständig überreizt und extrem anfällig bei trockener Luft, Staub, Klimaanlage usw. Ich hatte ständig irgendwelche Entzündungen und jeden Morgen zum Teil stark verklebte Augen, die beim Öffnen extrem schmerzten, egal wie gut ich die Lidrandpflege gemacht habe. Die Belastung für die Augen waren einfach extrem hoch, zumal auch das Fremdkörpergefühl der harten Linsen nie verschwunden ist und ich keine hohen Tragezeiten erreicht habe. Bzw. wenn ich die Linsen lange getragen habe (ca. 10 Stunden) dann brauchten meine Augen danach eine mehrtägige Pause. Mit weichen Linsen kam ich noch weniger klar. Kurzum ich hatte das Gefühl ich mache mit den Linsen meine Augen kaputt, deshalb habe ich es aufgegeben. Und die Beschwerden sind nun aber wieder da und ich habe gehofft, dass man vielleicht auch für die Brille eine Lösung findet.
Heißt das, den Test mit dem Plus- und Minuszylinder brauche ich dann gar nicht mehr zu machen, weil wohl nicht mehr aus der Brille herauszuholen ist?
Wäre es denn auch möglich, den Visus bewusst zu verringern, damit ich weniger empfindlich reagiere? Und die Beschwerden sich dadurch dann vielleicht auch bessern.. Ich habe hier im Forum einen Beitrag (http://www.optometrieonline.de/node/4248) gefunden, wo es eine Diskussion über höhere Sehschärfe gab, da hat jemand geschrieben:
Wäre das bei mir auch ein Versuch wert? Zumal ich ja auch denke, dass mich die Unschärfe im rechten Auge auch darum so extrem irritiert, weil es mein Führungssauge/bevorzugtes Auge betrifft. Vielleicht würde mich eine Unschärfe im linken Auge weit weniger stören.
So erkläre ich mir ja auch die Schwindelbeschwerden. Ich habe oft das Gefühl, beide Augen streiten sich um die Führung. Meist in solchen Situationen wo beide Augen sehr unterschiedliche Bilder wahrnehmen. Das linke Auge sieht besser und will die Führung übernehmen, aber das rechte ist nunmal das dominante Auge, aber es ist im Nachteil wegen der schlechteren Sicht und verliert die Führung. Und es gibt ein ständiges Hin- und Hergekämpfe, keine eindeutige Tendenz und das macht mich ganz schwindelig. Wäre es daher möglich, bewusst das linke Glas abzuschwächen, damit das linke Auge nicht besser sieht als das rechte? So das letztendlich das Rechte wieder das bevorzugte Auge wird bzw. sich ein Gleichgewicht einstellt?
Viele Grüße
Leonora
Hallo Leonora,
die ungleiche Abflachung ist zwar aus fundamentalen technischen Gründen nicht mit einer Brille korrigierbar. Aber die Überprüfung, ob der optimale Kompromiss schon in der Brille eingearbeitet ist, lohnt sich trotzdem auf jeden Fall. Sobald Du zu deinem Zylinder-Test kommst, gib bitte kurz Bescheid. Da habe ich dann noch diverse Hinweise.
Zunächst mal ist bei Dir sicher nicht die "in Summe zu hohe Schärfe des Seheindrucks" primäre Ursache für deine Probleme mit Schwindel und Kopfschmerzen, denn sonst wären die auch mit Kontaktlinsen da oder sogar noch stärker, weil der Visus damit noch ein bisschen besser ist.
Neben der zweifellos ungünstigen Konstellation, dass sich dein dominantes Auge weniger gut mit einer Brille korrigieren lässt als das nicht-dominante Auge, kann auch die durch die Brille verursachte zylindrische Anisometropie mit der resultierenden Anisophorie für deine Probleme verantwortlich sein.
In horizontaler Richtung unterscheidet sich die Stärke der beiden Brillengläser um mehr als 2,0 Dioptrien. Das ist schon eine Differenz, die ziemlich unverträglich sein kann.
Um diese unerwünschte Wirkung zu beseitigen, könnte man entweder iseikonische Brillengläser nehmen (das sind leider relativ schwere Gläser), oder die Stärken der beiden Gläser ähnlicher machen. Letzteres ist natürlich verbunden mit Einbußen bei der Sehschärfe.
Falls Du das testen willst, dann mache den ersten Test mit einer preisgünstigen Glasversion, denn das wird vermutlich nur ein Experiment von begrenzter Dauer sein.
Auch wenn ich chirurgischen Maßnahmen zur Vermeidung einer Brille relativ kritisch gegenüber stehe: Völlig ausgeschlossen ist das natürlich nicht. Aber bitte nichts überstürzen. Das ist alles auch mit Risiken verbunden, die man sorgfältig abwägen muss.
Lass uns erst mal versuchen, das beste aus der Brille herauszuholen.
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram,
Ja das stimmt, ich meinte das eher im Zusammenhang mit der wahrgenommenen Unschärfe. Wenn mein Visus geringer wäre, würde mich die Unschärfe vielleicht gar nicht stören bzw. wäre gar nicht wahrnehmbar und dann hätte ich vielleicht auch keine Beschwerden. Daher der Gedanke, den Visus zu verringern. Obwohl ich dadurch aber auch unschärfer sehen würde..
Mein Fehler, im letzten Beitrag habe ich die alten Werte von 2010 gepostet. Mittlerweile ist die Differenz der Hornhautverkrümmung bei 1,5 Dioptrin (siehe erster Beitrag), ich hatte mir vor ein paar Monaten neue Gläser machen lassen. Die Beschwerden sind aber geblieben, trotz Verbesserung der Werte. Aber davor hatte ich immer den 2 Dioptrin Unterschied, mehr als 10 Jahre. Und ich würde auch sagen, als der Zylinderwert rechts so hoch geworden ist, sind meine Beschwerden auch stärker geworden.
Ich denke, ich würde die Einbußen bei der Sehschärfe in Kauf nehmen, wenn sich dadurch mein gesamtes Körpergefühl verbessern würde und die Probleme reduziert werden könnten. Das wäre es mir wert!
Darüber habe ich bisher nie nachgedacht und wenn, wäre es die allerletzte Alternative. Ich bin ja immernoch optimistisch, dass es vielleicht doch noch mit der Brille klappt.
Die Keratografie ist ja auch von 2010. Kann sich die Hornhaut von der Oberfläche auch jeder Zeit noch verändern oder ist das Vorliegen der bisherigen Werte relativ konstant über längere Zeit? Kann man da eine allgemeine Aussage darüber machen?
Ich habe auch nochmal darüber nachgedacht, wann ich die Unschärfe stärker wahrnehme, weil ich auch immer das Gefühl hatte, sie schwankt und die Abhängigkleit von der Helligkeit würde ich durchaus bestätigen. Bei Sonnenschein geht es mir meistens nämlich merklich besser, auch was das Schwindelgefühl betrifft. Ich habe mir das immer so erklärt, dass das helle Licht wohl beruhigend auf den Körper wirkt und es entspannt. Und anderseits kann ich mich an einige Situationen erinnern, wo ich abends im Halbdunkeln mit Bekannten in einem Cafe saß und mir richtig heftig schwindelig wurde und ich das Gefühl hatte rapide schlechter zu sehen, viel schlimmer als sonst. Das ist mir nicht nur einmal passiert. Meine Erklärung dafür war immer die mögliche innere Aufregung. Das jetzt auch mal von einer anderen Perspektive zu betrachten, ist total interessant!
Viele Grüße
Hallo Leonora,
sind diese Werte aktuell?
R: -6,25 +2,00 86°
L: -6,50 +0,5 15°
Das ist dann eine zylindrische Differenz von 2,4 Dioptrien, davon mehr als 2 Dioptrien in horizontaler Richtung.
Ungünstig ist, dass die Zylinderachsen fast senkrecht aufeinander stehen. Hätten sie die gleiche Achslage, dann wäre die zylindrische Differenz nur 1,5 Dioptrien. Bei Dir ist die zylindrische Differenz aber ungefähr die Summe der beiden Zylinderwerte.
Im Gegensatz zur Sehschärfeproblematik, die bei großer Pupille (also im Dunkeln) deutlich stärker zu Tragen kommt, verändert sich die Anisophorie übrigens nicht mit der Pupillengröße. Deshalb hatte ich es nicht so direkt erwartet, dass deine Kopfschmerz/Schwindel-Probleme im Wesentlichen nur bei schwacher Beleuchtung bestehen.
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Hornhautverkrümmungen können sich zwar auch verändern, wie alles bei lebenden Organen, aber bei den meisten Leuten sind diese relativ stabil. Stabiler zumindest, als die sphärische Komponente der Refraktion.
Viele Grüße,
Nitram
Hallo Nitram,
das sind die aktuellen Werte der Brille, die ich seit März habe, ja. Und meine Beschwerden bestehen eigentlich immer, nur die Stärke ist unterschiedlich und schwankt. Bezüglich der Anisophorie hatte ich Anfang des Jahres hier mal einen Beitrag geschrieben: http://www.optometrieonline.de/node/5619. Im letzten Jahr hatte ich mich auf Winkelfehlsichtigkeit testen lassen, mit der alten Brille. Da kamen diese Werte heraus:
R PRh: 3,50 Bh: 0
L PRv 1,00 Bv: 90
Mit der neuen Brille (bei der auch zum ersten Mal eine Höhenzentrierung gemacht wurde) war ich ja letztens bei einem Optiker, der die Wellenfrontmessung gemacht hat. Der hat dabei auch getestet, ob eine Heterophorie vorliegt, da kamen Werte von 0,5 (für welches Auge weiß ich nicht) heraus bzw. sie meinte relativ geringe Werte und sie sollten nicht so sehr ausschlaggebend sein für meine Probleme.
Die zwei Gläser sind nun endlich auch angekommen! Wie gehe ich jetzt vor?
Viele Grüße
Leonora
Hallo Leonora,
habe Dir eine PN geschickt.
Viele Grüße,
Nitram