Hallo,
ich schiele seit ich klein bin, eine OP ist noch nie erfolgt. Ich bin nun 23 Jahre und es stört mich nun zunehmend, so dass ich mich dazu entschlossen habe Infos für eine OP einzuholen.
Ich war deshalb im September bei einer Sehschule:
Dort wurde der Schielwinkel ausgemssen:
Esotropie: 9-10 Grad mit Zunahme im Nahbereich bis 15 Grad. Ganz minimales Höhenschielen. Sehkraft auf beiden Augen 90% , kein Stereosehen vorhanden
Mein rechtes Auge schielt also nach Innen, ich führe stark mit dem linken Auge.
Wenn ich allerdings mein linkes Auge zuhalte, dann ist das rechte Auge parallel ausgerichtet. Ich kann außerdem das recht Auge dazu bringen zu führen, dann schielt das linke Auge. Allerdings erfordert dies Konzentration, so dass ich im Alltag eigentlich nur mit dem linken Auge führe. Doppelbilder habe ich keine, nur wenn ich mich stark konzentriere, also dann mit dem rechten Auge führe. Aber dies kommt ja nur vor wenn ich es will
Zur weiteren Behandlung wurde ich in die Uniklinik Köln verwiesen. Dort habe ich ende Oktober einen Termin bekommen und dort wurden, ohne die Werte des Augenarztes vorher zu wissen die selben Ergebnisse herbeigeführt.
Dort wurde dann auch ein Test mit einer Prismenbrille gemacht für ca. 20 Minuten. Ich habe dort keine Doppelbilder gesehen, nur ganz vereinzelt, wenn ich mich darauf konzentriert habe. Die Orthoptistin meinte daraufhin, dass ich so gut wie nicht zu Doppelbildern neige und dies sehr positiv wäre.
Dann folgte ein sehr kurzes Gespräch mit dem Professor, der die OP durchführt. Er meinte er müsste an beiden Augen operieren. Das Höhenschielen wäre zu gering um es zu beseitigen, bzw. nicht notwendig.
Mir wurde dann ein OP Termin in Aussicht gestellt, ich sollte mich aber nochmals Anfang Dezember melden um den Termin fest zu machen.
So, heute kam nun die Rechnung, mit einem Anschreiben für meinen Augenarzt:
Dort steht nun drin:
Bei Herrn ***** besteht eine Emmetropie und einem Visus von 0,9 beidseits eine Esotropie von 9-10 Grad mit Zunahme im Nahbereich bis 15 Grad. Es besteht eine geringe Deorsoadduktion rechts und eine Sursoadduktion von 3 Grad links. Dennoch bin ich der Meinung, dass eine beidseitige Internus Rücklagerung das Problem am besten löst.
So nun habe ich folgende Fragen, die ich auch nochmal der Orthoptistin stellen will. Ich will jedoch erstmal noch andere Meinungen einholen
1.) Was heißt Deorsoadduktion und Sursoadduktion? Und wieso steht dann im Bericht "Dennoch", das verunsichert mich irgendwie...
2.) Warum wird an beiden Augen operiert, wenn doch nur eines schielt, wenn ich normal gucke?
3.) Was ist eine Internus Rücklagerung, ist dies sinnvoll bzw. üblich? Ist diese OP risikoreicher wie "normale" Schiel OPs`?
4.) Ich habe das Gefühl, dass bei Müdigkeit oder Stress der Schielwinkel zunimmt. Dies habe ich der Othoptistin auch gesagt, bzw sie hat danach gefragt. Es ist ihr also bekannt. Kann trotzdem so operiert werden, das hinter beide Augen gerade stehen`?
5.) Der Arzt meinte, das Höhenschielen wäre so minimal, dass er es daher weglässt bei der OP. Ist das in Ordnung? Wie gesagt, hätte er es mir nicht gesagt, dann hätte ich auch nie gewusst, dass ich ein Höhenschielen habe.
6.) Sowohl die Othoptistin bei meinem AA, als auch diese in der Uniklinik meinte zu mir, es bräuchte kein langer Prismenaufbau erfolgen. Die bei meinem AA meinte sogar, dass ich dann schon ins Grübeln kommen müsste, wenn jmd einen langen Prismenaufbau durchführen will.Hier lese ich allerdings immer wieder, dass dies notwendig ist. Was stimmt denn nun? Ist in meinem Fall wirklich ein langer Aufbau notwendig?
7.) Ich trage jetzt Kontaktlinsen und will dies nach der OP auch wieder tun. Die Orthoptistin meinte 4 Wochen Pause. Danach wäre es wieder gut möglich Linsen zu tragen. Ist das so richtig? Kann man nach einer OP wieder problemlos Linsen tragen?
Ich hoffe ich bekomme hier Antworten auf meine Fragen. Ich fühle mich zwar in der UK Köln sehr gut aufgehoben, trotzdem würde ich mir meine Unsicherheit gerne nehmen lassen
Gruß,
Andre
Lieber Andre,
zur 1. Frage: Deorsoadduktion bedeutet das ein Auge beim Blick nach innen tiefer steht, und Sursoadduktion ist das Gegenteil: ein Auge steht beim Einwärtsblick höher. Da es sich um eine rein kosmetische OP handelt wird auf den Höhenfehler nicht sehr viel Wert gelegt. Trotz des Höhenfehlers wird man nur den großen Schielwinkel in der Horizontalen operieren. Daher das "Dennoch".
zu 2. Der Schielwinkel ist so groß, das man beidseits die inneren Augenmuskeln zurücklagern wird.
zu 3. Es ist eine ganz normale Schiel-OP. Ich favorisiere da immer eine kombinierte OP Aber jeder Operateur hat da seine Paradestrecke.
zu 4. Mit Einschränkungen. Der volle Schielwinkel ist ja überhaupt nicht auskorrigiert worden. Mal mit der Prismenleiste drübergehen kann manchmal zu Unterkorrekturen führen. Andererseits hat ein Prof. schon sehr lange Praxiserfahrung. Da hoffen wir mal das beste.
zu 5. Da rein kosmetische Aspekte hier vorliegen kann man die Höhe mit operieren was mehr an Technik erfordert, da hier die Obliquii operiert werden müssen. Da überlegt man gerne wie man sowas umgeht.
zu 6. Ein Prismenaufbau ist bei beidäugigeh Sehen wie beim Schielen sehr sinnvoll. Bei echten Schielern kann man manchmal ein Binokularsehen aufspüren und festigen. Bei Heterophorien ist das absolut wichtig. Die Orthoptistin spricht hier nur nach, was so in den Wald gerufen wird. (Keine Ahnung vom Schielen und den Konsequenzen) Ist nicht das erste Mal das so eine Dame nur nachäfft und nicht das Denken einschaltet. Ich liebe das...
zu 7. Man kann auch nach einer Schiel-OP Kontaktlinsen tragen. Aber die Auszeit mit 4 Wochen ist zu gering angesetzt. Ehe alles so richtig verheilt ist dauert es etwas länger. Ich würde 2 Monate mit Kontaktlinsentragen warten.
Die UAK Köln ist wirklich eine der Kliniken wo ich was hinschicken würde, wenn es mich mal überfordern sollte.
Also, viel Erfolg und möge das kosmetische Ergebnis zur Zufriedenheit ausfallen.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo,
schonmal vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Bin jetzt ein bisschen sicherer was die OP anbetrittft
Aber einige Sachen sind mir noch nicht ganz klar.
1.) Ich verstehe noch nicht ganz, warum es notwendig ist beide Augen zu operieren. Ich denke mal auch nach der OP werde ich mit dem linken Auge führen und würde es da nicht ausreichen einfach den Schielwinkel des rechten Auges auszugleichen? Wäre nett wenn mir das nochmal jmd. genau erklären könnte. Interessiert mich nämlich wirklich
2.) Wird das Höhenschielen, denn nach der OP kosmetisch wahrnehmbar sein? Weil ansonsten, würde es ja doch Sinn machen, dies auch anzupassen oder irre ich mich da?
Ansonsten bin ich in der Uniklinik Köln anscheinend wirklich gut aufgehoben, wenn ich Ihre Aussage richtig verstanden habe
gruß
Zu !. Der Schielwinkel ist zu groß für eine OP nur an einem Auge. Da müssen beider her (internusrücklagerung bds.)
Zu 2. Das Höhenschielen wird sicher kaum sichtbar sein, wie eben jetzt auch. Es ist Ihnen ja bisher noch nie aufgefallen.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
http://optometrieonline.de/content/schiel-op-beim-6-jkind-diplopie-m%C3%...
Dort geht es ebenfalls um einen Strabismus Convergens, wie er bei mir vorliegt, und eine beidseite Internus Rücklagerung, wie es auch bei mir geplant ist. Zu dieser Methode nehmen Sie dort wie folgt Stellung:
"Man operiert nicht mehr bei einem Strabismus convergens beide Interni. Anzustreben ist eine kombinierte OP an einem Auge als Internusrücklagerung und Externusresektion. Und beide Interni lagert man nie über 5 mm zurück, es kommt sonst zu Convergenzeinschränkungen. Hier ist, fast schon typischerweise wie die Vorbeitung war, was fehlgelaufen."
In meinem Thread jedoch sagten Sie, dass die bds. Internusrücklagerung eine "völlig normale Schiel OP" ist und dass auf beiden Seiten der Internus zurückgelagert werden muss, weil der Schielwinkel zu groß sei.
Jetzt bin ich ein bisschen verunsichert ob die Methode die bei mir angewandt werden soll auch wirklich "zeitgemäß" ist und erfolg verspricht.
Außerdem habe ich noch eine Frage:
Mein linkes Auge ist mein Führungsauge, ich habe keine Doppelbilder wenn ich mit dem linken Auge gucke.
Wenn ich mich konzentriere, dann kann ich allerdings auf mein rechtes Auge umschalten, wenn ich dies mache, dann habe ich allerdings Doppelbilder. Liegt das daran, dass mein linkes Auge ja eigentlich mein Führungsauge ist und sich deswegen durchsetzen will, obwohl ich gerade eigentlich mit dem rechten Auge schaue?
Nach der OP wird mein linkes Auge doch trotzdem noch Führungsauge sein oder?
Meine größte Angst ist nach der OP Doppelbilder zu haben, da ich im moment ja eigentlich "beschwerdefrei" sehen kann. Nur das kosmetische stört mich halt ziemlich.
Ich hoffe Sie finden die Zeit um mir ein bisschen Klarheit zu verschaffen.
Ich bedanke mich schon einmal dafür!
Beste Grüße
André
Bei Ihnen ist der Nahschielwinkel stärker als der Fernschielwinkel. Daher bietet es sich an beide Interni zurückzulagern. Bei fast gleichen Schielwinkeln macht sich eine kombinierte OP besser.
Das linke Auge bleibt ihr Führungsauge. Wenn Sie mit dem rechten Auge schauen wird ein anderes Korrespondenzzentrum angeregt, daher die Doppelbilder. Da muss man mit der OP-Indikation besonders vorsichtigt an.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich habe die OP nun hinter mir: Bei beiden Augen wurde der Internus um ca 6mm zurückgelagert. Hat bisher alles super geklappt, hatte keine Doppelbilder bis jetzt, noch nicht mal ansatzweise, und der Schielwinkel in der Ferne beträgt nun 0 Grad und in der Nähe 3 Grad, was aber nicht auffällt. Laut Arzt ist das ein super Ergebnis und ich bin auch wirklich zufrieden.
Das Auge ist im Moment halt noch wirklich rot und ziept, aber das sieht in 1-2 Wochen garantiert schon anders aus
Das Ergebnis ist wirklich gut. Da drücke ich mal die Daumen dass das alles so bleibt.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Anfang der Woche war ich nochmal beim Augenarzt zur Kontrolle, dort wurde sogar Stereosehen festgestellt, was dort alle verwundert bzw. begeistert hat, da damit laut den Aussagen vor der OP nicht zu rechnen war
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies dauerhaft so bleibt?
Wenn das Schielen erst in der Kleinkinderphase auftritt und man einen relativ kleinen Winkel hatte, besteht die Möglichkeit das subnormales Binokularsehen weiterhin besteht. Waren da andere Voraussetzungen vohanden kann der streoskopische Effekt auch wieder verschwinden.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant