Liebe Foristen!
Seit einigen Jahren werden nicht nur Sonnenbrillen, sondern auch ganz normale Brillengläser fast ausschließlich mit UV-Schutz angeboten. Der Grund ist, dass UV-Licht im allgemeinen als schädlich für die Augen angesehen wird. Es könne die Linse trüben und die Netzhaut schädigen.
Andererseits ist UV-Licht aber auch für allerlei Vorgänge im menschlichen Organismus lebensnotwendig, zum Beispiel für die Bildung von Vitamin D. Vitamin-D-Mangel kann bekanntlich die Entstehung zahlreicher Krankheiten begünstigen.
Dass man seine Augen in gleißender Sonne mit einer guten Sonnenbrille samt UV-Filter schützen sollte, scheint mir einleuchtend. Aber ist es nicht kontraproduktiv, in unseren mitteleuropäischen Wetterverhältnissen mit gemäßigter Lichtintensität permanent mit UV-Schutz herumzulaufen? Ist das im Herbst oder Frühling wirklich notwendig? Schadet man sich damit nicht eher, als dass es nützt?
Vor allem, wenn man bedenkt, dass normalsichtige Menschen, die weder Brille noch Kontaktlinsen benötigen, auch keinen UV-Schutz haben, wenn sie sich im Tageslicht bewegen - und die werden schließlich auch nicht alle krank oder blind, oder?
Also meine Frage: Wäre es nicht besser, normale Brillengläser ohne UV-Filter zu belassen? Und wo kann man solche Gläser überhaupt noch bekommen?
Simon
Hallo Simon,
das Vitamin D wird in der Haut produziert und nicht im Auge. Zuviel UV-Belastung der Augen führt u.a. zu grauem Star, Netzhautveränderungen und Schäden im vorderen Augenbereich.
Allerdings wird im zunehmenden Maße der Schutz vor kurzwelligem blauen Licht erforderlich, weil es fast ungehindert bis zur Netzhaut kommt und dort Schäden verursachen kann.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Lieber Eberhard,
die Gefahren durch zuviel UV-Licht sind mir bewusst. Die Frage ist nur, ab wann "zuviel" beginnt. Ich habe angefangen, über diese Frage nachzudenken, nachdem ich einen Artikel gelesen habe, in dem Dieter Friedburg vom Berufsverband der Augenärzte zu Wort kommt. Zitate daraus:
"Zumindest was die Auswirkungen von Sonnenlicht auf die Augen betrifft, könnten die Deutschen nach Ansicht von Experten deutlich gelassener sein. Die Natur habe den Menschen mit einem natürlichen UV-Schutz ausgestattet, so dass er auch ohne getönte Schutzbrille guten Gewissens längere Zeit im Freien verbringen könne, sagt Dieter Friedburg, Professor für Augenheilkunde in Krefeld. (...)
So sei etwa die landläufige Behauptung, ungefiltertes UV-Licht könne einen grauen Star verursachen, wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. (...) "Bei unseren mitteleuropäischen Verhältnissen droht den Augen durch das Sonnenlicht keinerlei Gefahr", unterstreicht der Mediziner. Im Gegenteil - Licht ist wichtig für den Hormonhaushalt und das Wohlbefinden und wird unter anderem über die Augen aufgenommen. Wer häufig eine Sonnenbrille trägt, blockiert diesen wichtigen Stoffwechselprozess.
Nur bei extremer Sonneneinstrahlung macht die Brille Sinn"
(Sind im Forum Links erlaubt? Sonst bitte löschen: http://www.konsumo.de/news/1259-Die-Sonnenbrille-darf-auch-mal-im-Etui-bleiben)
Seitdem stelle ich mir die Frage, ob durch das ständige Tragen von Gläsern mit UV-Schutz - den ja nicht nur die im Artikel erwähnten Sonnenbrillen, sondern schlechthin alle Korrekturbrillen haben - dem Organismus nicht doch etwas vorenthalten wird, was er zum gesunden Funtkionieren braucht. Immerhin wird laut Friedburg auch der Hormonhaushalt über das Licht gesteuert, und da spielt auch die Aufnahme über die Augen eine Rolle. Und Dieter Friedburg ist ja nicht irgendein Scharlatan.
Daraufhin fragte ich meinen Optiker, ob es möglich sei, Brillengläser ohne UV-Schutz zu bekommen. Er sagte sinngemäß: "Warum sollte man das wollen?" und sah mich an, als hätte ich ihn gefragt, wo man billig Crack kaufen kann. Solche Brillengläser gebe es jedenfalls nicht, und das sei auch völlig unverantwortlich.
In einem augenärztlichen Online-Forum stellte ich eine ähnliche Frage. Die Antwort des Experten lautete, UV-Schutz sei sinnvoll, weswegen man nicht auf ihn verzichten sollte. Meine, zugegeben etwas provokante, Rückfrage war, ob er dann auch eine flächendeckende Versorgung mit UV-Schutzbrillen ohne optische Wirkung für jene Hälfte der Bevölkerung befürworten würde, die keine Brillenkorrektion benötigt. Dies, so der Experte, fände er dann doch übertrieben.
Nun ist es mir aber rein logisch nicht klar, warum es übertrieben wäre, jemanden, der keine Brille trägt, bei gemäßigten Lichtverhältnissen vor dem UV-Licht der Sonne zu schützen, während es als unverantwortlich gilt, bei Brillenträgern darauf zu verzichten.
Es geht mir einfach darum, entscheiden zu können, wann, wie und in welchem Maße ich meine Augen schütze. Bei sehr hellem Licht, etwa am Strand oder auch an einem strahlend hellen Sommertag in der Stadt, merke ich selber, dass dies meine Augen anstrengt, und ich trage dann eine Sonnenbrille, selbstverständlich mit UV-Schutz. Bei normalen Lichtverhältnissen - im Herbst, am Nachmittag, whenever - würde ich meinen Augen gerne das volle Lichtspektrum gönnen, so wie die vielen Brillenlosen das ja auch machen, ohne Schaden zu nehmen. Doch das kann ich nicht, da ich auf meine Brille angewiesen bin, und die hat UV-Schutz. Ich habe ansonsten gesunde Augen und bin eben lediglich kurzsichtig.
Was würden Sie und die anderen Optiker im Forum einem Kunden sagen, der Gläser ohne UV-Schutz wünscht?
Simon
Hallo Simon,
wer weiß schon, was später im Alter passiert durch zu viel UV bzw. kurzwelliges Blaulicht. Zumindest weiss man, dass die "Altersbedingte Makuladegeneration" AMD, auch durch ein Zuviel von Licht entsteht. Etwa ab dem 50.Lebensjahr muss man sich vor kurzwelligem blauem Licht schützen, denn das kommt ungehindert durch und zerstört zuerst die Zapfen für blaues Licht.
Das Problem ist das Lutein, was im "Alter" immer weniger im menschlichen Körper zu finden ist. Lutein ist im Prinzip ein Müllentsorger und wenn der Müll nicht weggeschafft wird,lagert es sich in der Netzhaut ab. (Drusen) Diese Drusen reagieren oxydativ mit kurzwelligem blauem Licht.
Ein Augenarzt, der das nicht bestätigt, sollte sich zur Ruhe setzen.
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Lieber Eberhard,
das ist ja richtig, was du schreibst, dennoch geht es in mehreren Punkten an dem von mir gemeinten vorbei.
1.) Das kurzwellige blaue Licht, das in Verdacht steht, AMD zu fördern, ist doch etwas ganz anderes als das UV-Licht. Letzteres liegt im unsichtbaren Spektrum, ersteres ist Teil des sichtbaren Spektrums. Eine normale ungetönte Brille mit UV-Schutz - von solchen sprach ich - schützt sowieso nicht vor Blaulicht. Wenn man sich ab dem 50. Lebensjahr vor dem Blaulicht schützen sollte, dann wäre es sinnvoll, ab dem 50. Lebensjahr eine gelb getönte Kantenfilterbrille zu tragen, die die blaue Strahlung abblockt. Aber nach wie vor weiß ich nicht, was das damit zu tun hat, bereits im Alter von 20 oder 30 eine Brille mit UV-Schutzgläsern tragen zu sollen, die vor dem kurzwelligen Blaulicht ohnehin nicht schützt. Zwei Paar Schuhe.
2.) Ich würde auch gerne mal wissen, wie hoch das Risiko, durch Sonnenlicht in mäßiger Intensität - also solches, bei dem man nicht ohnehin unwillkürlich die Augen zusammenkneift - Augenschäden zu erleiden, in Zahlen ausgedrückt tatsächlich ist. Man liest und hört überall, dass dies so sei, aber welche Studien belegen dies? Wo finde ich Hinweise auf solche Studien? Das interessiert mich wirklich.
3.) Und mal ehrlich, wie viele Stunden verbringt der durchschnittliche Mitteleuropäer am Tag unter freiem Himmel? Muss in diesen wenigen Stunden (oft sind es nur Minuten) wirklich durchgängig ein kompletter UV-Schutz sein?
4.) Wie überall im Leben, wäre auch hier eine Kosten-Nutzen-Abwägung angebracht. Mögliche Schäden durch mäßiges Sonnenlicht auch vor dem 50. Lebensjahr vs. mögliche negative Beeinflussung des Hormonhaushaltes durch UV-Schutzgläser bei ansonsten gesunden Menschen. Jeder Erwachsene sollte hier seine eigene Entscheidung treffen, in welchem Maße und auf welche Weise er seine Gesundheit schützen will.
5.) Und das ist der Punkt, auf den ich eigentlich hinauswill: Diese Entscheidung ist für einen Brillenträger praktisch unmöglich, da er mit UV-Schutz quasi zwangsversorgt wird. Die Möglichkeit des "Opting out" ("Für mich bitte Gläser ohne UV-Schutz" - die Verantwortung liegt ja sowieso bei mir) besteht offenbar nicht. Ein bisschen kommt mir das so vor, wie wenn nur noch Lebensmittel mit künstlichen Vitaminzusätzen verkauft würden, weil Vitamine ja so gesund sind, und jemand, der dem skeptisch gegenübersteht und lieber naturbelassene Lebensmittel haben möchte, sich die Frage stellen lassen müsste: "Warum sollte man so was wollen?"
An den (aber nun wirklich maximal) ein bis zwei Stunden, die ich - Mitte 30, kurzsichtig, gesund - am Tag außerhalb von Wohnung, Büro oder sonstigen Räumen verbringe, würde ich, so wagemutig bin ich, gerne auf den UV-Schutz verzichten, so wie meine vielen Freunde und Kollegen auch, die keine Brillenträger sind und denen es anscheinend mit dieser Schutzlosigkeit ganz gut geht.
Daher wäre noch einmal meine Frage in die Runde: Welche Möglichkeiten gibt es? Kann ich mir Gläser ohne UV-Filter anfertigen lassen, und wenn ja, wo?
Simon
Die Durchlässigkeit für normales Brillenkronglas (B 270) beginnt bei etwa 290 nm Lichtwellenlänge, die von CR 39 (Werkstoff für Kunststoffbrillengläser) bei 340 nm. Beide Werte liegen deutlich unterhalb von 380 nm, der unteren Schwelle der menschlichen Wahrnehmung für Licht.
Wenn nicht noch durch Beschichtungen die Transmission im nicht sichtbaren Bereich wieder gemindert wird, so ist man beispielsweise mit einem Standard-Mineralglas nicht zwangsmäßig mit UV-Schutz versorgt.
Außerdem befindet sich ein Brillenglas im Bereich des abbildenden Strahlenganges für das Auge. Überall seitlich kann aber auch ungefiltertes Licht das Auge erreichen.
Insoweit möchte ich vorschlagen, den Sachverhalt nicht übermäßig zu dramatisieren.
Es gibt durchaus Brillengläser, die weit in den nicht sichtbaren UV-Bereich hinein transparent sind. Sicher wird es auf Anfrage auch machbar sein, daraus Brillengläser zu fertigen, wenn die Durchlässigkeit der Standard-Materialien nicht ausreichend erscheint. Eine Anfrage könnte eventuell bei Fa. Rupp und Hubrach (Bamberg) erfolgreich sein.
Hallo Simon,
nochmal zu den möglichen Schäden: Die Menschen, die heute an einer Cataract erkranken und operiert werden müssen, immer jünger. Jetzt könntest Du sagen, es läge nur an der operativen Beseitigung einer Fehlsichtigkeit, die viele zur CAT-OP führen, aber so ist es mitnichten.
Die Kunden, die eine sichtbare Cataract haben, werden definitiv jünger.
was führt zur Cataract?
Zuerst einmal das Alter, aber stop, wir sagen doch gerade, die Menschen werden jünger krank. Dann ist es das Licht, und zwar das UV-Licht, es sind natürlich auch Medikamente (z.B. Cortison) und letztendlich sicher auch die Ernährung, die auch nicht immer optimal ist
Haber wir gesagt, UV-Licht ist auch ein Förderer der Cataract? Dann hast Du den Grund für die möglichst flächendeckende Verwendung von Brillengläsern mit UV-Schutz.
Wenn Dir dieser Grund nicht reicht, dann viel spaß zur Cat-OP vielleicht schon mit 55?
Gruß
Eberhard
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Simon,
zwei kurze Anmerkungen zu Deinen Gedanken, die allerdings schon angerissen wurden:
eine Menge Licht kommt durchaus an Deiner Brille vorbei an Dein Auge, von 100% Schutz kann also keine Rede sein.
Außerdem haben mineralische Gläser sowie organische Gläser mit Index 1,5 keinen so hohen UV-Schutz wie die höherbrechenden organischen Materialien. - Also hast Du die Wahl, wieviel UV-Schutz Du haben möchtest.
Gruß Lucccy