Hallo,
ich habe dieses Forum zufällig gefunden und bin ganz begeistert.
Ich würde gern eine fachliche Frage stellen
Mein 8j. Sohn hat seit Jahren einen SDI, der vor einem Jahr durch Rückverlagerung eines M.rectus (LA) korrigiert wurde, nachdem die Schielstellung zuvor immer häufiger dekompensiert war. Früher Hyperopie um 2.8 dptr. Nach der Op. subjektiv deutlich besser, kaum noch Dekompensation). Bei der letzten Untersuchung jetzt erneute Zunahme des Schielwinkels gegenüber postoperativem Befund um 4 Prismen (ist das viel ?), Visus (mit Zahlentafeln) nur 0.6, aber objektive Refraktion in Zykloplegie + 1.5 dptr., also deutlich besser. Kind reibt sich oft das Auge und kneift es zu beim Lesen (liest auch nicht gern), übliche unerklärliche Lichtempfindlichkeit.
Ist das ein typischer Verlauf ? Muß man evtl. nochmal operieren ? Wie sieht eigentlich so ein Kind ? (auf Befragen keine Doppelbilder, scharfes Sehen). Was macht ihm das Lesen unangenehm ?
Hat das etwas mit der strittigen Winkelfehlsichtigkeit zu tun ?
Bin zwar Arzt aber ophthalmologischer Laie.
Würde mich über guten Rat sehr freuen !
Hallo mfrh,
ich werde es mal versuchen
Bei SDI liegt meist in der Nähe ein kleinerer bzw. kein Schiel:wink:el vor (kompensiert durch fusionale Konvergenz) als in der Ferne (Ausnahme z.B. mit Konvergenzinsuff.). Daher wäre noch spannend wie der Winkel Ferne und Nähe ist (Simultan und alternierender Cover)
Besonderheit ist auch das der Schiel:wink:el wie der Name sagt nicht immer auftritt - bei Konzentration etc. oft kompensiert. Deshalb wird er manchmal auch übersehen.
Visus R,L gleich (meist ja, bei SDI)??
4 Prismen sind nicht die Welt - da kann schon mal die "Art und Weise der Messung" etc. auch einen Einfluss haben.
Doppelbilder sind hier ganz selten.
Treten noch Abweichphasen auf?
Trägt er eine Brille?
Wie sieht die Akkommodation aus?
Mit einer Winkelfehlsichtigkeit würde ich das nicht vermischen - auch wenn sicher eine phorische Komponente mitspielt (das ist was ähnliches - hier gehts dann um Definitionen)
Vielleicht haben Sie noch mehr Information z.B. präoperativer Schiel:wink:el (F+N) postop. , momentane, Stereosehen, wurde mit Prismenfolie/gläser vorbereitet etc.
da müsste sich jemand mit mehr klinischer Erfahurung in der Strabologie melden, der Visus ist aber relativ gering
aus der Ferne kann man da wenig sagen
das müssen Sie, Ihr Sohn und die behandelnden Ätzte entscheiden
das ist eine gute Frage und sehr schwer zu beantworten - für denjenigen völlig normal.......
da könnte die Belastung durch die fusionale Konvergenz eine Rolle spielen, aber wir haben auch keine optometrischen Messwerte - es gibt noch andere Möglichkeiten...
viele Grüße
Georg
Hallo mfrh,
eine frühe Operation des SDI so um das 6-8 LJ zieht nicht selten noch eine weitere Operation in späteren Jahren nach sich, da die divergente Basisabweichung in der Pubertät gerne wieder zunimmt. Macht in der Regel nichts. Frühe OP ist dann angezeigt, um Stereosehen zu erhalten und zunehmenden Suppresionen entgegenzusteuern. Viele Menschen mit SDI haben ein sehr gutes Stereosehen, eben weil das Schielen intermittierend ist und sich deshalb Stereosehen entwickeln konnte. SDI gehört auch zu den Formen des Spätschielens - ein Grund mehr, warum sich Stereosehen entwickeln konnte. Außerdem wird bei den OP's zumeist nicht alles an Winkel operiert, weil man den vollen Winkel vorher schlecht bestimmen kann, und vielleicht auch, um auf der sicheren Seite zu sein. Die Kinder haben nämlich so starke Kompensationsfähigkeiten, dass sie sonst nach der OP nach innen schielen würden.
Das Augenreiben bei Licht ist ein typisches Zeichen für SDI.
Haben Sie denn Verlaufswerte, wie z. B. den Visus in noch früheren Jahren (ist er schlechter geworden?). Wie ist der Visus jeweils mit einem Auge und mit beiden Augen? Hier die Werte unkorrigiert und korrigiert? Wie ist das Stererosehen? Hat Ihr Sohn zusätlich noch einen Astigmatismus?
SDI und Hyperopie ist halt so eine Sache....die Hyperopie bewirkt ja per se eine Neigung zur Innenschielstellung bei Nah-Fixation. Damit kommt sie dem Außenschielen entgegen. Gibt man nun das nötige Plus in die Brille, empfindet das Kind dies in der Regel als anstrengend, weil es noch mehr dem Außenschielen entgegensteuern muss.
Schön zu wissen wären auch die Schiel:wink:el für Nähe und Ferne. Sie sind in der Regel unterschiedlich groß. Aber man kann daraus schließen, wie gut die Konvergenzfähigkeit des Kindes ist. Konvergenzübungen braucht man dann nicht zu machen. Günstig sollen Übungen mit Streifengläsern nach Bagolini sein vor einem Licht oder einer Kerze kann die Abweichung subjektiv erkannt und fusionell kompensiert werden. Sehr nützlich ist auch die Stereomodifikation der Bagolinistreifen nach Lang, weil man damit die Fusion und Stereopsis für die Ferne üben kann.
Eine OP ist meist dann nicht zu umgehen, wenn die Basisabweichung mehr als 10 Grad (= 16-18 Prismen) beträgt. Der Zeitpunkt für eine OP ist spätestens dann gekommen, wenn der Patient für die Ferne und Nähe konstant manifest divergent wird.
Ich habe selber einen betroffenen Sohn (mit super Stereosehen, aber ansonsten die ganze Palette der Anstrengungsbeschwerden und keine Brille wird vertragen und Lesen und Schule.... na ja...) und habe beschlossen, mit der OP bis nach der Pubertät zu warten. Die SDI'ler werden nicht über Nacht zu manifesten Schielern, bei Innenschielern ist meist Eile angesagt, während man bei den Außenschielern in der Regel zuwarten kann, weil es sich langsam entwickelt. Prismentrageversuch scheitert bei den hyperopen SDI'lern meist....ich weiß nicht, wieviel Euro ich in Brillen investiert habe, die immer nur kurze Zeit verträglich waren, und später dann gar nicht mehr. Kinder können die Hyperopie ja auch super wegkompensieren. Geht halt alles oft auf Kosten der Belastbarkeit in Sachen Konzentration und Schule.....
Viele Grüße
Kerstin Harms
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
mfrh schrieb
hab mal den link einer Seite rauskopiert wo bildlich dargestellt wird, wie die Kids sehen (sie wissen ja nicht dass andere das anders sehen), über den restlichen Inhalt der Homepage kann ich/möchte ich nichts sagen, auch kann ich nicht beurteilen, ob die Texte zu den Bildern korrekt sind, aber falls die Zwerge wirklich so ein Chaos sehen wunderts mich nicht, dass sie null Bock auf lesen haben, erinnert mich irgendwie an Marathon mit zusammengebunden Beinen...
leider kann mein Sohn keine Angaben machen was er sieht und auch ich kann mich nur erinnern, dass ich mir einfach ein Auge zugehalten habe und zum Glück im liegen gelesen habe und meinen Kopf mit einer Hand abgestützt und da die Hand bald einschlief die Seite gewechselt habe und damit beide Augen zumindest gleichmässig trainiert hab...
http://www.werkstetter.de/navigation/brosch/brosch.htm
Grüße
Dani
Sieht Du, ich habe ein ähnliches Problem, beschrieben am Ende von "Abkehr von der Prismenbrille". Mein Kind trägt seit 3 Jahren eine Brille, das letzte Jahr eine immer stärkere Prismenbrille. Mein Kind hat schon immer Schwierigkeiten beim Lesen und Scchreiben gehabt. Rechtschreibung katastrophal, 10 Fehler aufwärts. Leichte Besserung brachte uns die erste Prismenbrille. Plötzlich begann er zu lesen wie ein Wilder. Die Schrift wurde nach wie vor nicht besser. Weder das AUSSEHEN seines Schriftbildes noch die Rechtschreibung. Nach kurzer Zeit war die wirkung der Prismenbrille wie verpufft. Er bekam eine stärkere Prismenbrille, kam damit aber überhaupt nciht klar. Nach rund einem Vierteljahr sind wir eigenmächtig auf die erste Prismenbrille zurückgegangen. Damit kam er wieder so einigermaßen klar. Weiterhin 10-15 Fehler waren die Regel. Wenige Ausnahmen. Ich glaube mal in einem Diktat war er mit 4 Fehler (oder so war in der Größenordnung) überdurchschnittlich gut für seine Verhältnisse. Diese Prismenbrille ist vor rund fünf Wochen zu Bruch gegangen (Mittelsteg gebrochen). Die Bestellung des ERsatzstegs dauerte zwei Wochen. Er war also völlig ohne Brille. Danach hat er sie plötzlich überhaupt nicht mehr vertragen. Wir einigten uns darauf zunächst auf die Brille zu verzichten, da wir inzwischen einen Termin bei der Orthoptistin vereinbart hatten. Diese bestätigte zwar dann einen Teil der Korrektur, die uns ein von der Selbsthilfegruppe Winkelfehlsichtigkeit empfohlener Optiker für unseren Sohn verpaßte, aber eben nur einen Teil. Besser korrigiert wären in der Brille wohl die Hornhautverkrümmung und auch seine Weitsichtigkeit. Mit den Prismen war sie nicht ganz glücklich obgleich sie Prismen durchaus nicht grundsätzlich ausschloss. Sie wies uns auf den Microstrabismus des Kindes hin und erklärte, dass sie daher nicht unbedingt Prismen als erste Wahl sehen würde.
Okay, genug gefaselt, hier zum Ergebnis Da wir nocheinmal zum Augenarzt müssen wegen des Tropfens, haben wir uns mit der Orthoptistin geeinigt die Brille komplett wegzulassen bis dahin (da er die Brille ja plötzlich ablehnte). Eine weitere Korrektur sei jedoch unumgänglich. Sein Stereosehen im Nahbereich ist eingeschränkt und in der Ferne macht ihm die HOrnhautverkrümmung zu schaffen.
So, jetzt wird es aber richtig spannend das Kind hat seitdem DREI Übungsdiktate geschrieben. Unangesagt, ohne dass sie vorher diesen Text oder einen ählnichen gelesen oder bearbeitet hätten. Jeweils einen Fehler pro Diktat. Beim ersten hielt ich es für einen Zufall, beim zweiten vielleicht auch noch, beim Dritten kam ich ins Grübeln. Wieso schreibt das Kind auf einmal ohne Brille bessere Diktate. Und wieso wird seine Schrift auf einmal gleichmäßiger? Ich bin jedenfalls ratlos. Noch dazu, wo die Fehler wirklich solche waren, die auch ein Kind ohne Sehproblematik hätte fabrizieren können (zweimal DAS statt dass und einmal Berren statt Beeren).
So, die Frage steht ihm Raum haben wir also die Schulproblematik selber verursacht? Andererseits wird es unumgänglich sein, dass er wieder einen Brille bekommt. Was tun? Ich bin echt ratlos. Ihm sagen, er soll beim Diktateschreiben auf die Brille verzichten? Beim Schreiben überhaupt vielleicht? Aber das geht ja auch nicht wirklich.
LG
Marion
Hallo Marion,
wie gesagt ich würde ihm mal die normale Brille mit Asti. und Hyperopie machen. Es ist nicht die Regel das ein Microstrabist Prismen braucht - was natürlich vom Fall abhängt.......
Vielleicht hat die Prismenbrille zu seiner Zeit ja eine Besserung gebracht und unterstützend gewirkt - wenn es jetzt ohne genauso oder besser geht ist der Fall klar.
Sicher habe ich aber keine Messdaten um wirklich eine optimale Aussage zu treffen - aber mit der Brille wie die Orthoptistin meint machst Du nichts falsch.
liebe Grüße
Georg
Bei Strabismus Divergenz immer die Hyperopie voll korrigieren. Ist zwingend notwendig um in die schon bestehende Instabilität in Akkommodation und Konvergenz Ruhe reinzubringen. Dann erst entscheidet sich, wie hoch der Winkel für Ferne und Nähe ist.
Ohne präoperativen und postoperativen Befund kann man per Tastendruck vom PC aus auch nicht mehr sagen. Das hier ist keine " WF".
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Hallo Marie und Dani_i,
mrfh hat hier eindeutig von Strabismus divergens intermittens geschrieben! Bitte bringt das nun nicht mit Euren eigenen Fällen durcheinander.
Hier geht es NICHT um Wf, NICHT um Mikrostrabismus und NICHT um "Mischformen". Und er ist auch in der glücklichen Lage, dass ihm bisher keiner weismachen wollte, dass sein Sohn eine WF hat, oder, falls doch, ist er das Thema kritisch genug angegangen und hat sich rechtzeitigig Informationen besorgt. Prismen bei SDI wären auch ok, wenn man letztendlich auf eine OP zusteuern möchte (früher oder später werden viele manifeste Schieler), aber es ist halt so eine Sache bei SDI und Hyperopie.....
Ein Strabismus div. intermittens hat NICHTS mit Wf zu tun!!!!! Auch wenn manche anderes behaupten mögen, warum auch immer......
Und ein Kind mit Strab. div. int. sieht oftmals hervorragend! Da ist nichts mit Verwirbelungen und co....Es sieht NICHT doppelt, manche können Panoramasehen einschalten, sie können bewusst auf doppelt Sehen schalten und wieder abschalten, sie haben oftmals ein hervorragendes Stereosehen. Ihre Schulprobleme kommen daher, dass sie ständig enorme Anstrengungen aufbringen müssen, um die Augen in Geradestellung zu halten. Sind sie hyperop, kommen noch die Akk.anstrengungen dazu. Also lesen und schreiben diese Kinder oftmals ungern, werden schnell unlustig, teils hyperaktiv, auf alle Fälle jedoch schwindet die Konzentrationsfähigkeit. Ist das Ganze noch mit auditiven Verarbeitungsproblemen gepaart, brauchen die Kinder doppelte Kraft zum Kompensieren - mit einer gewissen Intelligenz gleichen sie das aus, haben gute bis durchschnittliche Noten, die Ausrutscher kommen, wenn das System zusammenbricht, z. B. durch unruhige Klassensituation, ungünstiger Sitzplatz. Diese Kinder sind dann auch psychisch stressanfälliger. Oft bleiben sie weit unter ihrem geistigen Potential zurück, nicht wenige sind sogar per se überdurchschnittlich intelligent. Die, die es nicht sind, oder gar unterdurchschnittlich, bei denen darf man dann nicht mehr von Teilleistungsstörungen sprechen, sondern von Lernbehinderung. Sie schaffen es intellektuell nicht, die Mankos zu kompensieren.
Und wie AgnesMaria schon schreibt, primär gehören Kinder mit Sehproblemen gut refraktioniert hinsichtlich Plus oder Minus und vor allem Zylinder und Achse. Das allein behebt oft schon die Probleme. Ausnahmen gibt es immer, und auch KInder, die Brille prinzipiell nicht tolerieren.
LG
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Kerstin Harms schrieb
ups 'schuldigung, ich dachte, da er im WFS-Forum geschrieben hat, wär es auch eine Form von WFS, sorry, wollt keine Verwirrung stiften....
lg
Dani
Hier sind in den letzen beiden Jahren eher die Fälle aufgeschlagen, die eigentlich Strabismen sind. Aber wo soll das diskutiert werden, wenn Augenoptiker immer von "WF" reden? Der Laie kann da nicht unterscheiden und die Super-Spezis die Prismenbrillen als das Non plus Ultra halten, scheinen auch nicht sehr viel Ahnung zu haben. Ankorrigiert mit Prismenbrillen und stehengelassen mit den Problemen die ja angeblich keine sind. Man braucht nur hier nachlesen.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant
Lieber Georg, liebe Kerstin, lieber dani,
herzlichen Dank für die ausführlichen und für mich sehr informativen Antworten auf meine Fragen. Ich werde versuchen, die notwendigen Daten zu besorgen und darf dann vielleicht noch einmal nachfragen. Der Tipp mit dem Optiker Werkstetter in Dortmund ist sehr wertvoll, wir werden vielleicht diese Untersuchung dort mal durchführen lassen, vielleicht hilft auch das Übungsprogramm, das man dort anbietet (?).
Auf bald, nochmal vielen Dank für die Mühe !
Michael (mfrh)
Ihr Sohn gehört in eine kompetente Strabologie! Er ist Schieler! Und Konvergenzübungen gehören gut und engmaschig überwacht.
Bei der OP wurde unterdosiert, Rückverlagerung des einen Muskels allein reicht nicht. Aber das macht man halt, wenn man vorher nicht den genauen Schiel:wink:el erfasst hat - das geht nur über volles Auskorrigieren der Hyperopie und dann auch OHNE Konvergenzübunben. Weil die Kinder sonst postoperativ durch Konvergenzspasmus eine Eso-Stellung haben. Man muss wissen, auf welches Ziel man zusteuern möchte OP? Dann bitte vorher vollen Schiel:wink:el bestimmen und über längere Zeit die richtige Korrektion tragen (auch ggf. Prismen). Oder lieber keine OP? Dann sind Übungen angesagt, um die Kompensationsfähigkeiten aufrechtzuerhalten.
Sohnemann wurde vor der Pubertät operiert, und dann auch noch unterdosiert. Insofern wird da noch einiges nachrutschen. Da würde ich schon überlegen, ob ich nicht lieber noch mal eine OP in Kauf nehmen möchte, um dann Ruhe zu haben, oder ob jahrelange bis lebenslange Übungen angezeigt sind.
Herzliche Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!