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Bild des Benutzers Tina75
Verbunden: 23. Januar 2012 - 14:57
zweijähriges Kind schielt plötzlich, keiner weiß recht warum

Hallo,

bin durch Internetrecherche zum Thema Schielen auf diese Forum gestossen und versuch gleich mal zu erzählen was mich zur Zeit bewegt.

Unsere Tochter ist zweieinhalb und hat bisher nicht geschielt. Am ersten Weihnachtsfeiertag wacht sie morgens auf und schielt plötzlich ganz stark auf dem rechten Auge. Da wir Angst hatten es könnte mehr dahinter stecken sind wir sofort in die Kinderklinik und Augenklinik. Ein Augentumor konnte erstmal ausgeschlossen werden. Im Laufe des Tages verschwand das Schielen und auch bei einer umfangreichen Untersuchung nach den Weihnachtsferien konnte kein Schielen mehr erkannt werden. Wir vermuteten damals dass es aufgrund Übermüdung und Weihnachtsaufregung auftrat.

Da sich das Ganze keiner erklären konnte riet man uns dazu ein MRT vom Gehirn machen zu lassen um etwaige Ursachen im Gehirn auszuschließen, dies war jedoch auch ohne Befund.

Knapp zwei Wochen nach Weihnachten fing sie plötzlich wieder an zu schielen. Nur ab und zu und meist Früh wenn sie nicht richtig wach war oder Abends. Und bis dahin auch immer nur rechts und nur wenn sie in die Ferne schaute.

Wir sind dann nochmal zu meiner Augenärztin bzw. Orthopistin bei der ich mit den Kindern bisher in Behandlung war. Sie konnte sich darauf auch nicht wirklich einen Reim machen, denn ihre Fehlsichtigkeit liegt gerade mal bei 0,5 Diop. (Weitsichtig) Dies begünstigt normalerweise kein Schielen. Sie hat ihr aber trotzdem mal eine Brille verschrieben und gesagt wir sollen das gute Auge tgl. für ca. 2 Std. abkleben. Das hatte jedoch zur Folge dass sie danach rechts umso mehr schielt. Also wurde das wieder verworfen und sie meinte ich soll ihr nun mal auf das gute Auge eine Prismenfolie kleben mit 25! Prismen, damit sie auf dem Auge nicht mehr so gut sieht und gezwungen ist das schielende Auge wieder mehr zu benutzen weil sie das regelrecht ausblendet und das ohne Grund.

Das wiederum führte dazu dass sie links total zu schielen anfing.

Ich hab dann erstmal Pflaster und Folie wieder weggelassen. Sie hat manchmal Tage da schielt sie kaum, dann wieder ganz arg. Und seit ein paar Tagen ist es nun so dass sie im Wechsel schielt. Mal das rechte, mal das linge Auge.

Und meist nur wenn sie etwas direkt vor sich fixiert und ganz besonders wenn sie dabei nach unten schaut. Schaut sie hoch, richten sich die Augen sofort wieder gerade.

Ich weiß echt langsam nicht mehr was ich davon halten soll und mich mach das alles ziemlich fertig. Keiner weiß so recht was es ist und jeder probiert nur rum.

Morgen hab ich nun nochmal einen Termin bei einem anderen Augenarzt und Donnerstag einen Termin bei einer Opthometistin die recht gut sein soll.

Aber vielleicht gibt es ja auch hier jemand der mit weiterhelfen kann

LG

Tina

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Tina, 

Du hast eine PN (private Nachricht).

 

Gruss

Helene

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Tina,

was hat nun der Termin heute ergeben?

 

Gruss

Helene

Bild des Benutzers Hesch
Verbunden: 9. Dezember 2010 - 21:49

Hallo Tina,

kannst Du etwas mehr zu Eurem Fall hier schildern?

 

LG

Helene

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Tina,

nun sind fast drei Monate ins Land gegangen, und der von Elternseite gut beobachtete Zeitpunkt zu einem offenen Winkel haben zwar dankenswerter Weise zur Abklärung mit "negativen Resultat" raumfördernder Prozesse etc. geführt, aber die Symtome haben sich inzwischen (wie üblich) verstärkt und scheinbar ist der Weg, der mit Brille und Prismenfolie gewagt wurde (mir scheint, ein erster richtiger Versuch), aber nicht sauber erklärt und deshalb so nicht verstanden worden. Es besteht leider auch immer die Möglichkeit, dass noch zu ungenau gehändelt wurde. (Position, Stärke, Seite und Richtung der Folie). Dies hätte weiter aufbauend korrigiert und verbessert werden müssen. Evtl. war die Maßnahme sogar nur auf einen ersten Blick falsch.

Ich werde deshalb zur Erklärung einfach mal einige Hinweise auflisten.

1) Die wichtigste Frage ist z.Zt. welches Auge hat welche Sehleistung. Dabei ist die Frage auch interessant, welche Sehleistung bietet sich über Korrektionslinsen (Brillenlinsen) an. Diese sollte möglichst besser ausfallen. - Denn man sollte wissen, dass über die Prismenfolien als Trageversuch, Sehschärfe auf dem folienversorgten Auge, um mind. 1-3 Stufungen schlechter wird. Ich komme darauf noch zurück. Aber hier liegt der eindeutige Vorteil von in Brillenlinsen integrierte Bestandteile von definierten Prismen.

Gibt es auf die Frage 1 klare Antworten ohne wischi/waschi(!) hat man bei Zweijährigen schonmal einen ersten ordentlichen Ansprechpartner. Je nach Sehleistung ergeben sich damit unterschiedliche Vorgehensweise und Korrektionsschritte.

2) Dazu sollte aber ersteinmal von den Eltern das Grunddilema dieser unterschiedlichen Betrachtungsweisen und zu hörenden diagnostischen Massnahmen, Wege und Ziele verstanden worden sein.

Dazu demnächst von mir aus vordergrundig augenoptischer Sicht der MKH und Vollkorrektion mehr.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo, inzwischen im Wochenende zuhause.

Nun ich hatte mir vorgenommen, zumindest noch einen weiteren Punkt zu klären.

1) Kam das Schielen wirklich so unerwartet und plötzlich?

Es ist bekannt, dass wir Menschen unsere Umwelt, alle Abläufe (auch unsere eigene Bewegung) zu wesentlichen Anteilen (je nach Aufgabe meist zu 70-90%) über unseren Sehsinn koordinieren.

- Was ist bei Frühchen, wenn diese Suglinge, anstatt im dunklen Mutterleib, vielleicht mit groben Schattenbildern, in die raue Wirklichkeit mit abertausenden Sinnesreizen für Sehen konfrontriert sind, aber der Entwicklungsprozeß, der ja erst nach der Geburt, dann aber fast explosionsartig abläuft, noch nicht genügend vorbereitet ist.

- Wie oft hat man es da mit Schreikindern zu tun, die sich völlig verausgaben.

- Lichtempfindlichkeit ist ein weiteres sehr frühes Symtom, wenn man untwerschiedliche Kleinkinder, aber auch ältere beobachtet.

- Kopfschmerzen werden inzwischen zumindest ab Kindergartenalter durchaus ernster genommen.

- Krabbeln, Laufen u.s.w. stehen auf einem Bein, Hüpfen bilden Unterschiede in der Grobmotorik

- Und in der Feinmotorik, angefangen vom Ausstrecken und Greifen gibt es viele Variationen. Übrigens gehört auch das Sprechen-Lernen hierhin.

War das alles altersgerecht und normal? Ich denke, dass es dann kaum noch ein Kind mit "erworbenen" offenen Winkel gibt. Aber durchaus können eher von Geburt an schielende Kinder in den meisten Phasen sich eher unauffällig gestalten, warum?

A) Dankbarer Weise wurden echte medizinische Mängel ausgeschlossen. Jedoch sucht die Medizin weiter nach Gründen.

Dirol Warum macht man nicht einen Hacken mit Ausrufezeichen und sagt sich und den Eltern, organisch alles i.O (Punkt)

Aber was bliebe dann übrig?

Nun anatomisch sind die Augen örtlich und funktionell voneinander getrennt. Es gibt krass gesehen, zwischen beiden Augen überhaupt keine Zusammenarbeit, wie oft fälschlich behauptet.

C) Es ist ein Wunder, wenn Kinder "Sehen" und die Augen dabei auch noch ideal ausgerichtet erscheinen. (Es wird schon sehr schwierig , dies noch viel genauer abzugrenzen. Deshalb haben wir bei Kleinkindern, neben dem groben Massstab, den Visus (Sehschärfe). Bei normaler Entwicklung entspricht diese einer Alterserwartung und sollte rechts und links gleichwertig sein. (s. Punkt 1 im vorhergehenden Part) Deshalb greifen alle Methoden nicht, die eine Funktion zwischen beiden Augen herzustellen versuchen. Was dann?

D) Nun wir müssen die Augen als gleichberechtigte Partner in das Sehen integriert wissen. Deren Zusammenarbeit wird desto besser gelingen, desto feiner wir die Steuerprozesse beachten, die kräftemäßig (über Muskeln) und sensorisch (über Nerven) und softwaremäßig (über Gehirnsynapsen) miteinander in Verbindung sehen. Der größte Fehler, der hier immer wieder gemacht wird, ist es einer oder mehreren Stellen unfähigkeit und Dummheit zu bescheinigen, da das Gegenteil allermeist der Fall ist.

E) Die einen sagen, der Muskel ist lahm, oder zu kräftig, ok, aber warum steuert das Gehirn über die Nerven das Ungleichgewicht nicht super aus? Ist es zu dumm? - Es gibt diese Ansicht wirklich, man kann sie nachlesen. Ich kenne stark lädierte Augenmüskelsysteme, die nach Schlaganfall, verblüffend schnell trotz Störungen, die Herrschaft über das Sehen zurück erlangen und Sehen, vielleicht auch nur relativen Zufriedenheit, des Probanden zurückgewinnen (Doppelbilder Ade!)

F) Wenn wir von gesunden Kindern mit offemnem Winkel ausgehen können (bei Kranken wird es nur schwieriger), dann muss die Lösung da zu finden sein, wo anatomisch (vererbt?) ein Ungleichgewicht in der Sehausrichtung besteht, welches durch die drei oben genannten Faktoren: Muskeln, Steuerungsnerven und Gehirn parallel gehalten wird. Genauso wie beim Kutscher mit zwei Pferden, oder in der Ehe mit den gleichwertigen(!) Partnern, die durchaus unterschiedliche Gewichtungen haben. Frage gibt es hier Harmonie? Nichts anderes, verlangt da Sehen. Wehe, wenn durch Überforderung, körperliche grippe, e.t.c. ein zugrunde liegendes Ungleichgewicht inb der Ausrichtung zur Aufgabe (Teilaufgabe) der Zusammenarbeit führt.

G) Erst danach setzt die Intelligenz alles daran, Zusammenarbeit, die vormals als mühsam empfunden wurde, nun erst recht mit allen Mitteln zu zerstören. Ein-, oder sogar beidseitiger Visusabfall; Verfestigung von Strategien, die das Zusammensehen möglichst blockieren oder wieder auseinander brechen lassen. usw. - Aber das muss ja nicht sein.

H) Wenn man den echten offenen Winkel aufspürt, fällt ja durch eine Korrektion aller Stess weg und das system kann hier erst einmal lernen, unter einer Augenstellung X (jetzt nur als scheinbares Schielen) wieder funktionelle Zusammenarbeit aufzubauen.. Später würde bei großen Winkeln eine Schiel-OP diese Funktion weiter stabilisieren.

I) Was passiert, wenn man den Punkt H) ignoriert? Alles Das was auch in gestörten Ehen abläuft. Man lebt sich auseinander. Wird dann operiert, ist das Ergebnis im günstigsten Fall noch kosmetisch gut zu nennen. In jedem Fall bleibt die Funktion auf der Verliererseite, und je mehr man zuwartet, hier muss in Wochen und nicht in Monaten gerechnet werden, desto eher bleibt ein irreparabler Teilschaden zurück. Nicht, weil nichts ging, sondern, weil sich hohe Intelligenz ein eigenes Grab für Binokularität geschaufelt hat.

- Möglichst frühe und optimale Korrektion des offenen Winkels (es sieht dann aus, als wenn die Augen hinter der Brille Schielen, aber sie sehen und arbeiten miteinander) Wichtig bleibt es hier immer auch Höhenfehler aufzuspüren, da reine Seitenfehler allein seltenst zu einem offenen Schielwinkel führen.

- Bei sehr unterschiedlichem Visus kann gezieltes Abkleben des guten Auges eine vorausgehende oder besser begleitende Massnahme sein. In aller Regel bessert sich das visusschwächere Auge bei funktioneller Zusammenarbeit von selbst wieder. Es steht ja nicht mehr in der Ecke, sondern darf zum Sehergebnis beitragen.

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)