Forum

11 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bild des Benutzers Chrissi
Verbunden: 26. September 2004 - 0:00
Nystagmus/Augenop/Winkelfehlsichtigkeit

Hallo!
Meine 12jährige Tochter ist zweimal wegen Kopfzwangshaltung im Alter von 5 und 7 Jahren operiert worden. Bei der zweiten OP ist von 25 Grad auf 8 Grad korrigiert worden. Die Muskeln sind also sehr stark gezogen worden und die Zwangshaltung ist damit fast ausgeglichen.
Unser Problem Starke Nackenverspannungen und Kopfschmerzen beim Nahfixieren wie Lesen, Schreiben, Computerarbeiten. Allerdings sind diese Symptome erst im letzten Jahr sehr stark aufgetreten. Sie ist keine Legastenikerin und auch sonst sind keine Entwicklungsstörungen sprich motorische Schwierigkeiten da. Lesen war eines ihrer liebsten Freizeitbeschäfigungen und ist zur Zeit fast gar nicht machbar.
Da die Beschwerden sich zeitgleich mit einer kieferorth. Behandlung sprich festen Zahnklammer gehäuft haben, würde ich gern wissen, ob dies in Zusammenhang zu den Augenmuskeln gesehen werden kann? Kann durch eine Kiefer/Zahnmanipulation eine Augenmuskelveränderung bzw. eine Winkelfehlsichtigkeit ausgelöst werden?

Viele liebe Grüße
Chrissi

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Chrissi

wenn man weiß, daß der Trigenimusnerv eine Verbindung zum Nervus abducens hat, kann man sich vorstellen, daß eine Kieferbehandlung Störungen im Binokularsehen verursachen kann.
Der nervus abducens innerviert die äußeren geraden Muskeln. Aber vielleicht weiß noch jemand mehr darüber?

Gruß
Eberhard

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Katrin
Verbunden: 17. Mai 2004 - 0:00

Hallo Chrissi,

was ist denn bei Deinem Kind operiert worden?
Die Augen oder der Hals?
Habt Ihr sie denn mal auf KISS untersuchen lassen? (www.kiss-kid.de) Wenn sie noch eine Blockade in der HWS hätte, könnte das durchaus Einfluß auf eine WFS haben.

Katrin

Bild des Benutzers Chrissi
Verbunden: 26. September 2004 - 0:00

Hallo!

Sorry, ich hab Nystagmus nur in die Beitragsüberschrift geschrieben. Meine Tochter hat einen ererbten Pendelnystagmus und hatte eine sehr ausgeprägte Kopfzwangshaltung. Es ist eine Anderson-Op gemacht worden, die in der 2. Op zu einem Kestenbaum komplettiert wurde. Fragt mich nichts genaueres. Ich weiß nur, das die Augenmuskeln verkürzt und bei der Folge-Op die hinteren Muskeln gestreckt wurden.
KISS hat sie nicht, denn sie hat keine der typischen Symptome, sondern wirklich "nur" diese ewigen Nacken/Kopfschmerzen durchs Arbeiten im Nahbereich. Allerdings kommen diese Beschwerden auch manchmal bei Stress, wenn sie sich sehr auf etwas/jemanden konzentriert.
Wenn sich beim binokularen Sehen eventuelle Differenzen normalerweise von allein ausrichten, wie ist es dann bei operierten Augenmuskeln? Die sind doch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, oder?
Ich hab auf jeden Fall jetzt einen Termin zum Ausmessen für Winkelfehlsichtigkeit und bin dann demnächst schlauer!

Liebe Grüße
Chrissi

Bild des Benutzers Linus
Verbunden: 20. Juni 2004 - 0:00

Hallo Chrissi,
zu Deiner Frage wegen der Funktion der Augenmuskeln. Glücklicherweise können die Augenmuskeln auch nach einer OP Differenzen im beidäugigen Sehen ausgleichen (ansonsten könnte mann eigentlich niemanden operieren!).
Gerade Nystagmiker verfügen über ein großes Spectrum in Bezug auf das Ausgleichen von Differenzen.
Es ist sogar oft so, daß diese Menschen über eine erhöhte Convergenz (nach Innendrehen beider Augen) ihren Nystagmus beruhigen, und somit besser sehen! (Die Fusion gleicht die entstehende Innenabweichung häufig ohne Probleme aus). Weil mit der Convergenz auch Akkommodation (Nahschärfeneinstellung) verknüpft ist, könnte Deiner Tochter vielleicht über eine entsprechende Nahkorrektur geholfen werden.
Ein Prismenausgleich kann dazu führen, daß das Sehen eher schlechter wird, weil eben der Convergenzimpuls dann fehlt.
Gruß
L.

Bild des Benutzers Gast
Gast (nicht überprüft)

Hallo Chrissi,

Eine generelle Warnung vor Prismen möchte ich nicht unerwidert stehen lassen.
Ich habe Nystagmen schon bedeutend beruhigen können, indem Prismen mit gleichseitiger Basislage montiert wurden (Beispiel R. 8^ Basis aussen / L. 8^ Basis innen). Damit kann der antagonistischen Anspannung zwischen Kopfzwangshaltung und funktionellerem Geradeausblick etwas Druck weggenommen werden.
In jedem Falle ist eine sehr individuelle und möglichst alle Problemkreise erfassende Abklärung sinnvoll.
Gute Erfolge können auch erzielt werden, wenn die Basis-Systeme für die Augenmotorik und das Binokularsehen, zum Beispiel die vestibulären Funktionen und die Propriozeption, besonders gut unterstützt und trainiert werden.

Liebe Grüsse
Urs

Bild des Benutzers Linus
Verbunden: 20. Juni 2004 - 0:00

Hallo Urs,
ich habe keine generelle Warnung in Bezug auf Prismen ausgesprochen (ich nehme an, daß Du meine Anmerkungen gemeint hast).
Selbstverständlich benutzen auch wir (OrthoptistInnen) Prismen z. B. zur Beruhigung eines Nystagmus oder zu Linderung einer Kopffehl(zwangs)haltung, falls eine Augenmuskel-OP nicht möglich ist; und auch zu präoperativen Untersuchungen.
Gruß
L.

Bild des Benutzers Chrissi
Verbunden: 26. September 2004 - 0:00

Hallo!

Vielen Dank für die Antworten bzw. Erklärungen!

Allerdings verstehe ich einiges nicht. Warum verfügen Nystagmiker über ein größeres Spektrum zum Ausgleichen von Differenzen? Bedeutet das nicht auch, dass sie somit auch mehr Anstrengung aufwenden müssen, die wiederrum zu den Beschwerden führen?
Eine Lesebrille mit 1,5 Diop. hat meine Tochter seit kurzem, setzt diese aber ungern auf. Sie meint, es bringt ihr keine Erleichterung?!
Was bedeutet
die vestibulären Funktionen und die Propriozeption, besonders gut unterstützt und trainiert werden.
Wie kann man sowas trainieren oder an wen muß man sich wenden?

Wenn durch Prismen der Impuls zum Nachinnen drehen der Augen wegfällt und diese "Arbeit" nun die Prismen übernehmen, warum ist das nicht zu empfehlen? Wäre der Effekt nicht der gleiche, bloß ohne Anstrengung der Muskeln?

Ich bin sehr dankbar, dieses Forum gefunden zu haben und danke ganz herzlich, für all die Mühe!!!

Liebe Grüße
Chrissi

Bild des Benutzers Linus
Verbunden: 20. Juni 2004 - 0:00

Hallo Chrissi,
das Sehsystem ist eine sehr komplexe Leistung des Gehirns.
Glücklicherweise verfügen Nystagmiker (und andere, deren Sehen irgendwie beeinträchtigt ist) noch über andere Möglichkeiten, ihren Defizit auszugleichen. Warum - weshalb - weswegen kann wohl keiner genau erklären. Es ist eine Tatsache, die für die Betroffenen gut ist.
Genau der Impuls "Innendrehen" der Augen gehört dazu; wenn in einem solchen Fall dieser Impuls wegfällt, weil mit Prismen korrigiert wird, fehlt dieser Impuls ...
Theoretisch mag das Ausgleichen über diesen Impuls für den Nystagmiker anstrengender sein (wie auch das ganze Sehen), aber das System hat sich selbst darauf "geeicht", deshalb ist es nicht in jedem Fall sinnvoll, wenn man das System stört.
Grüße
L.

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Linus,

hier stellt sich die Frage, was war zuerst da, "Ei" oder "Henne".

Da prismatische Korrektionen, nicht schaden können, so damals Prof. Brückner / Basel nach etlichen Selbstversuchen mit falschen prismatischen Wirkungen über längere Zeit getragen.

Stellt sich für mich die Frage, ob nicht auch solch komplexe Störungen prismatisch nach allen Regeln der MKH bestmöglich versorgt werden sollten. Bildlagefehler in Ferne und Nähe können prismatisch ja immer auch reversible korrigiert werden. Dies ist bei operativen Eingriffen leider nicht immer der Fall. Wo sind aber die hier geforderten Fachleute (vorallem Ärzte), die dies gemeinsam mit verantworten und betreuen wollen?

Ich habe bislang immer nur erlebt, das wohl ein Fehlwert "nummerisch" ansteigen konnte, dass aber in der Funktion Verbesserungen und Stabilisierungen eintraten und "SEHEN" erfahrbar besser funktionierte, wenn die Regeln der MKH beachtet wurden. Nystagmus macht für mich hier keine Ausnahme, warum auch?

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Chrissi
Verbunden: 26. September 2004 - 0:00

Hallo an alle!!

Danke für die Antworten!

Ich war mit meiner Tochter mittlerweile zum Messen ob und wie stark Winkelfehlsichtigkeit besteht. Der Optiker hat nach MKH gemessen und ich war vom Ergebnis mehr als freudig "entsetzt". Ensetzt insofern, als das erst vor einem guten Monat Sehtests von der Sehschule für Sehgeschädigte (ich berichtete bereits) durchgeführt wurden und vor 2 Monaten vom Augenarzt die Sehschärfe geprüft und neue Kontaktlinsen verorndet wurden. Meiner Tochter ist seit langem von diesem eigentlich sehr kompetenten Augenarzt eine Sehfährigkeit von 30 % bescheinigt worden.
Der Optiker hat eine WFS von 5 Prismen gemessen und eine Unterversorgung der Kurzsichtigkeit von über einem Dioptr. Er kommt mit Prismen und korrigierter Sehschärfe somit auf eine Sehfähigkeit von 65 % statt 30 % bei ihr!!!
Die Beschwerden sind bei meiner Tochter mittlerweile so häufig, dass weder Lesen, Spielen, Malen oder sonstige Tätigkeiten, die mit Nahfixieren zu tun haben, ohne Beschwerden durchgeführt werden können. Sie bekommt sofort einen heißen Nacken und wenn die Anspannung bleibt, Kopfschmerzen. Nächste Woche bekommt sie die Prismenbrille und neue Kontaktlinsen und wir hoffen sehr, dass sich Besserung einstellt. Übrigens war ihr nystagmusbedingtens Kopfwackeln mit Prismen fast völlig weg!!! Für mich einfach unglaublich toll!!!

Liebe Grüße
Chrissi