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Bild des Benutzers jeannette
Verbunden: 31. Oktober 2010 - 10:37
Anisometropie und die Folgen, Augenarzt im Raum Chemnitz?

Hallo an alle,

Die augenärztliche Diagnose:

Ich bin mit unserem Sohn das erste Mal zum Augenarzt, als er 1 Jahr alt war. Da hat er manchmal leicht geschielt. Da wurde festgestellt, dass seine Augen sehr unterschiedlich kurzsichtig sind. Seitdem trägt unser Sohn eine Brille. Zur Zeit beträgt der Unterschied ca. 10 Dioptrien, damals war es noch weniger. Unser Sohn hat kaum räumliches Sehen entwickelt.

Die orthoptistische Behandlung:

Als er dann die Sehtests konnte, wurde Amblyopie festgestellt, die Sehkraft auf dem kurzsichtigen Auge betrug nur 0,1. Wir haben im Alter von 3-5 Jahren fleißig abgegklebt und sind so auf eine Sehkraft von 0,6-0,7 gekommen. Die Abklebedauer lag bei täglich 6 Stunden. Da unser Sohn das Abkleben nur schwer toleriert hat, waren wir froh, als wir dann auf teildurchlässige Folie auf dem Brillenglas wechseln konnten. Die hatte er dran, bis er fast acht war. Die Sehkraft hat sich in der Zeit nicht mehr gebessert. Ein Wechsel der Orthoptistin führte dieses Frühjahr dazu, dass wir wieder abkleben sollen, da das mehr bringen würde als die Folie. Das toleriert unser Sohn jetzt überhaupt nicht mehr. Und ich sehe es nicht ein, ihm die Pflaster nochmal aufzudrücken, da ein Nutzen in dem Alter eher zweifelhaft ist, und wenn dann nur gering.

Im Alter von 5 Jahren starteten wir einen Versuch mit Kontaktlinsen. Das wäre besser als die Brille, da die Bilder damit auf der Netzhaut ohne Größenunterschied abgebildet werden. Unser Sohn tolerierte die Kontaktlinsen nicht, es blieb bei der Brille.

Alltagsprobleme:

Unser Sohn war schon immer in seiner motorischen Entwicklung verzögert. Anfangs betraf es die Statomotorik. Je mehr feinmotorisches Handling gefragt war, um so mehr Probs gab es auch dort. Anziehen, Reißverschlüsse und Knöpfe schließen, Bauklötzer bauen, Schnürsenkel binden - alles hat er sehr mühsam gelernt und zeitlich verzögert zum Altersdurchschnitt. Um Mal- und Bastelaufgaben hat er sich wenn möglich gedrückt. Die Ursachen haben wir und die Erzieherin im KiGa zum Einen in den Folgen seines Herzfehlers gesehen und zum anderen darin, dass er durch das zeitlich sehr ausgedehnte Abkleben des besseren Auges gehandicapt war.

Unser Sohn bekam im KiGa Frühförderung, die Physiotherapie und Ergotherapie einschloss. Die Physio führen wir jetzt auch in der Schulzeit fort, Ergo wurde mit dem Schuleintritt beendet.

In der Schule lief es anfangs rundum gut. Mit der Zeit zeigte sich, dass unser Sohn starke Probleme beim Schreiben hatte. Nicht rechtschreibemäßig, sonder damit, die Buchstaben leserlich zu schreiben, in der Zeile zu bleiben, das Tempo zu schaffen. Lesen und Schreiben strengte ihn sichtlich an. Ende der zweiten Klasse eröffnete uns die Klassenlehrerin, dass unser Sohn in der dritte Klasse allein wegen nicht Fertigwerden schlechte Zensuren bekommen würde, wenn er nicht schneller wird. Die Lehrerin empfahl uns wegen dem Schreiben Ergotherapie.

Unsere Orthoptistin fand, dass das bei der Anisometropie-Amblyopie normal sei und sah nichts veranlasst. Ich stöberte im Netz und stieß auf die Funktionaloptometrie.

Funktionaloptometrie:

Wir stellten unseren Sohn dort vor und ließen nach eine Beratungsgespräch die visuelle Anasyse machen. Die Feststellung: Probleme in der Fusion,  bei der Fern-Nah-Anpassung, bei den Augenbewegungen. Die Augenbewegungen sind vor allem auf dem guten Auge beeinträchtigt. Der Sehtest brachte dieselben Brillenwerte, wie der Cyclo-Test beim Augenarzt. 

Die Empfehlung: Kontaktlinsen bzw. (da unser Sohn diese immer noch kategorisch ablehnt) eine Brille mit Nahunterstützung und Amblyopie-Visualtraining. Ergotherapie sei nicht sinnvoll, solange die Augenproblematik nicht verbessert ist. Ob sie nach Abschluss des Visualtrainings angeschlossen werden sollte, müssen wir dann sehen.

Wir ließen eine Brille mit Nahunterstützung anfertigen und machen jetzt seit drei Monaten Visualtraining. Das Abkleben eines Auges haben wir, nachdem die Folie weg war, nicht wieder angefangen (gegen den orthoptistischen Rat aber unter Absprache mit der Funktionaloptometristin).

Seitdem hat sich die schulische Situation etwas entspannt. Unser Sohn hat zwar noch Mühe, das Tempo zu halten und es leiden die Schrift und z.T. die Rechtschreibung, aber er schafft es. Letzte Woche bei der Zwischenkontrolle fürs Sehtraining waren die Fusion der Augen, die Fern- Nah- Anpassung und die Augenbewegungen schon etwas verbessert.

Gestern bei der Orthoptistin zeigte Justin eine bessere räumliche Wahrnehmung (!). Sie war überzeugt, dass die Verbesserung dem Abkleben geschuldet sei (selbst wenn wir das gemacht hätten: wie das?) und erklärte das Visualtraining nochmal für Humbug. Der Witz war, dass ihr während der ganzen Untersuchung der Nahteil in der Brille nicht aufgefallen ist.

Für uns ist klar, dass wir das Visualtraining weiter machen und einen neuen Augenarzt (genau genommen eine andere Orthoptistin) brauchen. Hat jemand eine Empfehlung im Raum Chemnitz? Eine Augenarztpraxis, in der geschilderte schulische Probleme ernstgenommen werden und ich eine Chance habe, nach Abschluss des Visualtrainings ein Ergo-Rezept zur weiteren Förderung der Auge-Hand-Koordination und Feinmotorik zu bekommen (wenn das denn nötig ist)?

Jeannette

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe Jeanette,

da scheint doch einiges im Argen zu liegen. Die Occlusionbehandlung bei dieser Anisometropie ist hier das erste Mittel der Wahl. Daran ist nichts auszusetzen. Doch das man die Nahfokusierung außer acht ließ ist nicht zu verstehen. Visualtraining kann hier nur unterstützend wirken, geht aber am Eigentlichen vorbei. Ihr Sohn hat noch einen Stellungsfehler der  Mitverursachender der Problematik ist. Das muss man angehen sonst nützt das Visualtraining, welches Motorik und Wahrnehmung schult,  auf Dauer nichts. Das die Motilität des besseren Auges schlechter vorhanden sein soll bezweifle ich hier. Das wäre absolut unphysiologisch.

Räumliche Wahrnehmung und räumliches Sehen sind zwei unterschiedliche Dinge. Bei der Wahrnehmung spielt neben der Eigenwahrnehmung (Wo stehe ich.) das räumliche Sehen und das Gleichgewicht eine Rolle. Räumliches Sehen ist die höchste Stufe der Zusammenarbeit beider Augen (3 D-Sehen).    

Ein Augenarzt kann keine Ergotherapie verordnen. Das kann nur der Kinderarzt oder Allgemeinmediziner.

In Chemnitz gibt es doch eine Augenklinik. Vielleicht wenden Sie sich dahin. Sonst wäre es noch möglich,  das die Moderatoren dieses Forums ihn bei der Suche nach einem guten Therapeuten weiterhelfen können.   

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers jeannette
Verbunden: 31. Oktober 2010 - 10:37

Hallo AgnesMaria,

die Okklusion war richtig, das sehe ich auch so. Nur deshalb dürfen wir uns jetzt Gedanken über das beidäugige Sehen machen. Ob sie bei Kindern, die älter als 6 Jahre noch sinnvoll ist, ist umstritten. Bei uns gab es jedenfalls die letzten zwei Jahre keine Verbesserung mehr durch das Abkleben. Wir haben es, auch nach Einschätzung der Orthoptistin, nur noch gemacht, um die erzielten Erfolge zu sichern. Mehr wäre bei der hohen Anisometropie ohnehin nur drin, wenn unser Sohn Kontaktlinsen einlegen lassen würde. Problem war, dass unser Sohn das Abkleben im letzten Jahr komplett verweigert hat. Unsere Nerven lagen wegen dem täglichen Kampf blank. Zumindest eine Unterbrechung musste sein, um wieder Entspannung in die Lage zu bringen. 

Als noch die Lehrerin kam und unser Sohn daraufhin von Buchstaben- und Zeilenverlusten erzählte und die Orthoptistin nichts veranlasst sah, haben wir gezielt nach Möglichkeiten gesucht, das Sehen zu trainieren - und sind bei allen Augenärzten, die wir angeklingelt haben, abgeblitzt. In diesem Zusammenhang: In der Chemnitzer Augenklinik kommt man nur mit Überweisung eines Augenarztes über die Rezeption hinaus. Ich konnte daher niemanden erreichen, der eine Empfehlung für einen Augenarzt abgeben könnte. Solche Empfehlungen werden auch lt. Auskunft der Rezeption generell nicht gegeben. Der von der Chemnitzer Blinden- und Sehbehindertenschule empfohlene Augenarzt nimmt nur ältere Kinder als neue Patienten auf, die Schüler dieser Schule sind.Die Schule selbst bietet auch für "externe Kinder" Low Vision Training an - das ist nicht das, was unser Sohn braucht. Solche Wege führen also nicht ans Ziel.

Das Visualtraining bringt nun auch in der Schule spürbare Erfolge. Es war daher richtig, das zu beginnen.

Unser Sohn hat jetzt eine Rot-Grün-Brille vor dem Spiegel liegen. Damit kontrolliert er im Lauf des Tages immer mal, ob er gerade beidäugig schaut und wenn nicht aktiviert er das zweite Auge. Damit stellen wir sicher, dass das schlechte Auge auch ohne Okklusion genutzt wird. Dies sollte lt. Funktionaloptometrie reichen, um die erzielten Erfolge der Okklusion zu sichern. Da er damit gleich noch auf beidäugiges Sehen achtet, ist das insgesamt die bessere Alternative, solange der Visus dadurch erhalten bleibt. Hätte das nicht gereicht, hätten wir an das Verständnis unseres Sohnes appelliert und das Abkleben wieder begonnen. Eine gewisse Unsicherheit wegen dem Weglassen der Okklusion hatten wir anfangs schon, aber nachdem sich nun gezeigt hat, dass der Visus auch so erhalten werden kann... 

Zwischen räumlicher Wahrnehmung und räumlichem Sehen habe ich keinen Unterschied gesehen. Die Orthoptistin hat immer das räumliche Sehen getestet und das ist nun besser geworden - wider alle Erwartungen.

Kann es keinen Augenarzt/ Orthoptist geben, der das Visualtraining anerkennt? Ich würde mir einen Augenarzt wünschen, bei dem der Orthoptist im Idealfall  zur Zusammenarbeit mit der Funktionaloptometristin bereit ist, zumindest aber sollte er das Visualtraining akzeptieren und mit dem Sehen zusammenhängende schulische Probleme mit betrachten. Übrigens: Ergotherapie verordnet unser Kinderarzt nur, wenn der Facharzt das befürwortet. Deshalb brauchen wir einen Augenarzt, der sich auch um so etwas Gedanken machen würde.

Ein Stellungsfehler liegt nicht vor. Da habe ich mich falsch ausgedrückt. Das "Schielen", was damals Anlass für den Augenarztbesuch war, ist mit der Verbesserung des Visus verschwunden. Es war eigentlich ein Abdriften des nicht genutzten Auges. Es liegt auch kein Mikroschielen vor.

Jeannette

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe Jeanette, ich muss Ihnen leider widersprechen und das tue ich wirklich ungern. Die Amblyopie eines Auges entsteht nicht allein durch eine Anisometropie, sondern der Schielfehler vom Anfang wurde nur in der Fehlstellung geringer. Das bedeutet auch dass das räumliche Sehen nicht voll vorhanden ist. Was ja bei ihrem Sohn augenscheinlich der Fall ist. Die Probleme in der Nahfokusierung zeigt es ja auch auf. Ich bleibe dabei, dass das Schielen, wenn auch nicht offensichtlich sondern im Mikrobereich mit angegangen werden muss, um dauerhaft Erfolg zu haben.     

Training des Binokularsehens wird das Problem deswegen nicht auf Dauer lösen. Ich möchte hier nicht agitieren sondern schreibe Ihnen was ich aus medizinischer Wissenschaft, aus der Ferne und aus Erfahrung weiß.

Nur eine Rot-Grün Brille  nützt auch nichts, wenn man nicht geeignete Teste oder Übungen damit macht.     

Ein Augenarzt kann keine Ergotherapie verordnen und ein Kinderarzt ist Facharzt auf seinem Gebiet. Ich kenne die gesetzlichen  Bestimmungen darüber.

Low-Vision ist wirklich nichts für Ihren Sohn. Das hilft nur Sehschwachen. Da werden vergrößernde Sehhilfen angepaßt.

Ich drücke Ihnen die Daumen, das Sie einen Augenarzt mit Orthoptistin finden, die auch etwas über den Tellerrand schauen können. Das wird sehr schwierig, wenn nicht total unmöglich.

 

LG

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Hallo Jeanette,

vielleicht sollte man in Deinem Fall nicht alles nur schwarz/weiss malen.

Augenoptisch betrachtet ist Dein Kind in einer katastrophalen Ausgangsposition, die nur durch KL oder eine refraktive OP (z.Zt. unmöglich) sich günstiger ausgestalten würde. Und nur dann machen wiederum Maßnahmen Sinn, die die Binokularität verbessern helfen.

Warum Dein Kind so gegen Kontaktlinsen eingestellt ist, ist nicht nachvollziehbar, aber für die Sehentwicklung tragisch. Ich würde das Kind mit anderen Kindern, die Kontaktlinsen tragen und händeln, zusammen bringen, um ihm spielerisch die Angst zu nehmen. Es gibt Vier-jährige, die Ihre Linsen schon gekonnt selber händeln. Ich hatte mal so ein Kind als Kunden. Inzwischen ist er allerdings über dreizig Jahre alt.

Wenn dies nicht möglich ist, denke ich sind alle Wege, die dem Kind helfen, gute Wege. Und ich würde hier das Training der Kollegin unbedingt mit einbeziehen, obwohl ich selber zur VT insgesamt eine distanzierte Haltung habe. Gerade in solchen Fällen, wo andere Möglichkeiten ausscheiden (warum auch immer), ist ein qualifiziertes Training ganz sicher hilfreich und gut. Und der beobachtete Erfolg zeichnet die Kollegin aus. Evtl. kann Sie durch das so wachsende Vertrauensverhältnis dem Kind auch in spe mit Kontaktlinsen auf einen noch besseren Weg bringen. Super wäre es, wenn die Kollegin auch Fachärzte findet, die ihre Arbeit evtl. auch über solchen Kindern, wie dem Ihren, anerkennen lernen.

Natürlich wäre eine fachärztliche Begleitung zusätzlich hilfreich, Z.Zt. muss halt der Kinderarzt etc. ausreichen. Toll wäre es wenn er Entwicklungsfortschritte feststellt. Denn die Augen sind nicht unwesentlich an allen Entwicklungsschüben beteiligt. Nicht erst angefangen bei der Lauf- und Greifsicherheit. Alles Gute!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Liebe Jeanette,

 

Kontaktlinsen auf dem schwächerem Auge wäre wirklich das beste. Vieleicht bekommen Sie ihren Sohn doch noch dazu. Da wird möglicherweise die Sehschärfe noch ansteigen.

Nur zur Info: Occlusionsbehandlung bringt auch was bei Kindern über 8 Jahre. Ich habe es selber häufig erlebt, das so was noch bis zum zwölften Lebensjahr etwas bringt.  

Mit VT beübt man die Muskulatur und die visuelle Wahrnehmung jedoch die sensorische Fehlverschaltung kann man damit nicht beseitigen.

Das versuchte man jahrzehntelang mit adäquten Übungen in den Sehschulen und es wurden kaum dauerhafte Erfolge erzielt. Deswegen wird VT absolut skeptisch gesehen wenn ein Schielen oder Mikroschielen vorliegt und deswegen findet man kaum Augenärzte die das unterstützen.

 

LG

 

A.M.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

Einfach mal DANKE!

Viele Grüsse

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers jeannette
Verbunden: 31. Oktober 2010 - 10:37

Hmmm...

Schielen wurde, als unser Sohn 4 Jahre war, auch in einer Augenklinik ausgeschlossen. Also dazu, dass er nicht schielt, haben wir schon zwei Arztmeinungen. Die Amblyopie ist "refraktionsbedingt" bzw. "amblyopia ex anisometropia", wie die Arztberichte aussagen. Wir waren damals in der Augenklinik im Vorfeld eines Kontaktlinsenversuchs.

Okklusion - ist bei uns über die Jahre immer ein Krampf gewesen. Ablenkungen und Belohnungen haben von Anfang an NIE gewirkt. Wir haben ihm das Pflaster immer aufzwingen müssen. Anfangs hat er es nach einer Weile Toben (jeden Tag) akzeptiert, dass das jetzt sein muss. Er war dann aber die ganze Abklebezeit IMMER traurig, wir haben ihm nie wenigstens ein Lächeln entlocken können. Wir haben ihn NIE zum Spielen bekommen, auch im KiGa hat er sich mit Pflaster immer nur in eine Ecke gesetzt. Irgendwann hat er sich so heftig gewehrt dass es nicht mehr ging. Wir waren froh, dass zugleich der Visus so angestiegen war, dass die Orthoptistin nun die Brillenfolie gewählt hat. Bis er durchschaut hat, dass man über die Brille schauen kann. Nicht so toll, wenn das schlechte Auge wegen seiner Kurzsichtigkeit über der Brille gar nichts mehr sieht... Inzwischen ist er so stark, dass wir ihm kein Augenpflaster mehr aufzwingen können. Und freiwilig ist nichts zu machen - nicht mit Belohnungen oder Spielen die nur während der Okklusionszeit gespielt werden und auch nichts mit Appellen an die Vernunft, z.B. der Erklärung, welche Berufe alle nicht möglich sind. Eine "Piraten"-Augenklappe hat er auch verweigert. Es ist wohl die Berührung, die ihn so stört.

Wenn man die Therapievorschläge im Internet liest, steht bei amblyopia ex anisometropia die Brillen- bzw. Kontaktlinsenkorrektur im Vordergrund und bei tiefer Amblyopie zusätzlich Okklusion. Die Okklusion war also richtig, als das Auge sehr schlecht war, aber liegt denn jetzt noch eine "tiefe Amblyopie" vor, wenn der Visus schon bei 60-70 ist? Zumal es ja auch ärztliche Meinung ist, dass es jetzt nur noch auf Erhaltung dieses Visus ankomme, da ohne Kontaktlinsen nicht mehr drin ist?

Die zwei Arztmeinungen, die wir damals durch den Besuch der Augenklinik hatten: Während unsere Augenärztin damals der Meinung war, mit Kontaktlinsen würde sich der Visus von selbst verbessern, ohne weitere Okklusion, war das Ergebnis der Augenklinik, dass KL nicht sinnvoll seien und wir auf jeden Fall weiter den Weg Brille und Abkleben gehen sollen. (Auf meine Nachfrage: Das sei so wichtig, dass wir es gegen alle Widerstände machen sollten und selbst dann, wenn unser Sohn 5 Stunden im Wutanfall verharrt. Psychische Folgen waren denen offenbar egal, genauso wie die Tatsache, dass er dann die ganzen 5 Stunden keine Brille aufsetzen lässt und bei einer so hohen Myopie die Okklusion ohne Brille absurd wird. Ich hatte das Gefühl, die nehmen uns die massiven Widerstände unseres Sohnes nicht ab.)

Kontaktlinsen hat er danach ein einziges Mal Probe getragen. Danach hat er sie nie wieder reinmachen lassen und sich auch nicht zeigen lassen, wie es selbst geht. Ihm war das Fremdkörpergefühl unerträglich und obwohl es schon ein paar Jahre her ist, ist dieses Gefühl immer noch präsent. Es war für ihn so schlimm, dass selbst die Aussicht auf kein Augenpflaster mehr keine Verlockung war. Wo die FO läuft, ist man auch spezialisiert auf Kontaktlinsen bei Kindern und weil wir wissen, dass das am Besten wäre bleiben wir dran. Aber unsere Hoffnung ist da genauso auf dem Tiefpunkt, wie bei der Okklusion.  

Wir haben Bekannte, wo das Kind Kontaktlinsen trägt und sie sich selbst reinmacht. Das beeindruckt unseren Sohn geausowenig wie zwei gleichaltriger Kinder in der Schule, die sich ein Auge weitgehend problemlos pflastern lassen.

Woher diese starke Ablehnung kommt, der selbst Erzieher im KiGa und Hort nicht beikommen konnten und können? Keine Ahnung. Irgendwas im Unterbewußtsein nach seinen schweren Herzoperationen? Eine sensorische Störung, die ihn manche Dinge als extrem störend empfinden lässt? Das müsste man aber auch an anderen Stellen merken...

Wir sind froh, dass wir eine Alternative gefunden haben, die ihm hilft. Die einzige sonstige Alternative wäre gewesen, außer der Brillenkorrektur und gelegentlichen Versuchen, die Okklusion wieder einzusetzen nichts zu tun. Nach dem letzten Augenarztbesuch mit der ablehnenden Haltung der Orthoptistin war es schwer, unseren Sohn zum VT zu animieren. Sie hat seine ganze Motivation kaputt gemacht. Ein paar Tage später ging es zum Glück wieder. Deshalb brauchen wir so dringend einen Augenarzt, der auch das VT akzeptiert. Unsere FO hat schon den Kontakt zu Augenärzten gesucht. Der einzige, der sich angeschaut hat, was sie tut und es akzeptiert hat, hat sich auf Augen-OP und OP-Nachsorge spezialisiert und ist von daher kein Ansprechpartner für uns.

Jeannette

Bild des Benutzers jeannette
Verbunden: 31. Oktober 2010 - 10:37

Was ich mit meinem Gejammere gestern sagen wollte: Wir mussten den besten für uns umsetzbaren Weg finden und das ist zur Zeit das Visualtraining. Auch wenn es bei entsprechender Mitarbeit des Kindes andere und z.T. erfolgversprechendere Behandlungsmethoden geben würde.

Mit meinem Ausgangspost wollte ich anderen Eltern, die vor einer ähnlichen totalen Blockadehaltung ihres Kindes stehen Mut machen nicht aufzugeben, sondern Alternativen zu suchen, mit denen man trotzdem noch etwas erreichen kann.

Jeannette

Bild des Benutzers Steen Aalberg
Verbunden: 15. Januar 2007 - 17:09

Hallo Jeanette,

ich gebe Herr Mosch Recht, man sollte die Sache nicht ganz in Schwartz/Weiss mahlen, und alles was Vorteile bringt muss überlegt werden.

Das folgende ist keine Empfehlung, nur eine Idee die im Hinterkopf zu lagern ist. Wenn es schon keine normale Akkommodation gibt kann sogar entfernung von die Augenlinse ein Vorteil bieten, veil sich dadurch die Kurzichtigkeit/Aniso ausgleichen lässt - Es kan sein dass die Verhältnisse im inneren Auge dass nicht zulässt, darüber muss aber der Augenarztz entscheiden.

Der sollte auch nachschauen ob die Augenlinse normal sitzt damit keine Subluxation (teilweise trennung vom Platz) vorliegt, wie es z.B bei Mafan Syndrom der fall sein kann. Ich habe erlebt wie die Rezeptwerte von -10 D geringere Visus gab als  +16 (womit der Patient die Augenlinse vorbeischaute) Ich nenne dies weil du auch einen Herz-OP genannt hast, und eventuelle Syndrome selbstverständlich auch ausgeschlossen werden muss.

AM hat geschrieben: "Mit VT beübt man die Muskulatur und die visuelle Wahrnehmung jedoch die sensorische Fehlverschaltung kann man damit nicht beseitigen." Das leztze wiederspricht einfach meinen eigenen Erfahrungen mit Schieler (wenn im Fall Ihren Sohn überhaupt Schielen vorliegt), und die Aussage/Definition von AM über was VT ist und was man dadurch erreichen kann ist leider nicht vollständig.

Okklusionstherapie mache ich selber nur mit gleichzeitig entwichlungsfremmende Aktivitäten zusammen, nie über Stunden oder Tage. Warum hast du ja selbst erlebt und auch hier beschrieben.

Glüchlicher weise bringt jeder Tag was neues, man muss eben wach bleiben. Viel Glück!

LG

Steen Aalberg

Bild des Benutzers edelweiss
Verbunden: 20. April 2009 - 19:55

Hallo Jeannette,

schau doch mal auf diese Seite http://spielen-statt-schielen.de/sehschulung/ Dresden ist doch nicht so weit von Dir weg.

Gruß Edelweiss

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

.

AM hat geschrieben: "Mit VT beübt man die Muskulatur und die visuelle Wahrnehmung jedoch die sensorische Fehlverschaltung kann man damit nicht beseitigen." Das leztze wiederspricht einfach meinen eigenen Erfahrungen mit Schieler (wenn im Fall Ihren Sohn überhaupt Schielen vorliegt), und die Aussage/Definition von AM über was VT ist und was man dadurch erreichen kann ist leider nicht vollständig.

Okklusionstherapie mache ich selber nur mit gleichzeitig entwichlungsfremmende Aktivitäten zusammen, nie über Stunden oder Tage. Warum hast du ja selbst erlebt und auch hier beschrieben.

Steen Aalberg

 

Herr Aalberg, der Junge leidet nicht an einem Marfan-Syndrom. Woher ich das mal wieder weiß...

Eine Vollocclusion nur für ein paar Minuten mit Aktivitäten, das reicht bei weitem nicht...

usw.usf.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers Steen Aalberg
Verbunden: 15. Januar 2007 - 17:09

AM,

Ich weiss mein Deutsch ist weit von perfekt, aber du willst nicht Lesen.... oh je...

/Steen

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

Doch ich weiß ich bin im Recht und sie sind im Hintertreffen.

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers AgnesMaria
Verbunden: 31. März 2006 - 0:00

 und wie . Nicht nur geschichtlich sondern auch kulturell. Es ist weihnachtlich und wir sind nicht in Worms .  

In allen Grenzen ist auch etwas Positives.

 

Immanuel Kant

Bild des Benutzers adlerauge12
Verbunden: 26. Dezember 2010 - 21:17

Guten Abend Frau oder " Herr" Agnes Maria, ich habe bis jetzt hier nur mal in diesem Forum mitgeslesen aber  wer oder was sind Sie denn bei solchen Komentaren?

Bei Agnes Maria tippt man ja auf einen Engel. Bei Ihren Komentaren aber eher auf einen Halbgott in weiß.

Bekennen Sie doch mal Farbe.  

Gruß ein scharfer Beobachter 

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Adlerauge12,

 

hier muss niemand sagen bzw. schreiben, wer er/sie ist. Jeder darf anonym bleiben oder bekennen , wer er/sie ist. Das ist ein Grundsatz dieses Forums.

 

Gruß

Eberhard, Moderator

Viele Grüße

Eberhard