Hier stelle ich für die Forumnutzer einige wichtige Entscheidungskriterien, aber auch Unterscheidungskriterien, zu allgemein üblichen prismatischen Korrektionen zusammen.
MKH = Mess- und Korrektionsmethodik nach Hans-Joachim Haase
Wer war Hans Joachim Haase? Hier ein beruflicher Lebenslauf:
Was MKH-Korrektion nicht ist:
- diese ist niemals ein rechnerisch ermitteltes (reduziertes) Endresultat! Dies war die gängige Praxis bei Versorgungen, da eine Vollkorrektion ermittelter Messwerte mit den bekannten Messverfahren i.a.R. unverträglich war.
- die Endresultate basieren nie auf Ergebnissen nur vom MKH-Kreuz- und vom senkrechten Hakentest. Dies könnte eine Variante von gezielter Unterkorrektion sein. Sensorisch kompensierte Anteile einer WF werden weitestgehenst und bewusst ausgeklammert. Über die Folgen einer solchen Massnahme sollte ein Kunde/Klient aufgeklärt werden.
- die Ergebnisse der Sehinformationen beider Augen bei einer prismatischen Korrektion basieren nicht auf Trennverfahren mittels Farbfiltern (z.B. Rot/Grün). Diese können im Vorfeld aber Störungen im Binokularstatus aufdecken helfen. Für eine MKH-Messung sind diese bei der Werteermittlung aber ein Tabu!
Was beinhaltet eine MKH Messung auf Winkelfehlsichtigkeit:
- grundsätzlich sind alle vier Grundarten der MKH Bestimmung und deren Rücklauf unter Festhaltung der Teilergebnisse und der Nahwerteerfassung mittels Nahpolatest (dito) erforderlich. Bei Wertänderungen im Rücklauf oder beim anschließenden Nahpolatest ist eine Wiederholung des gesamten Ablaufes notwendig! Zeigt hierbei der Kreuztest stabile Nullstellung und Schwärzungsgleichheit, kann dies ein sauberes Abschlusskriterium darstellen, wenn der Erstdurchlauf einem Regelfall entsprach.
- Die volle Messbrillen-Wertekorrektion wird in die zu fertigende Korrektionsbrille integriert. Das allein dient dem Ziel einer MKH - Vollkorrektion* bei einer assoziierten Heterophorie (Winkelfehlsichtigkeit).
Richtlinien zur Anwendung der MKH
https://www.ivbs.org/fileadmin/user_upload/dateien/MKH-Richtlinien/MKH-R...
* Die MKH-Vollkorrektion fand sich auch im Namen der IVBV (Internationale Vereinigung für Binokulare Vollkorrektion) wieder. Auf Veranlassung etllicher Mitglieder dieses Vereins, wurde nach dem Tode von Hans-Joachim Haase eine Namensänderung erwirkt und durchgesetzt. Die IVBS (Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen) ist ab Juli 2012 der neue Name des Vereins. Hintergrund war die vermehrte Zunahme und dann die Durchsetzung für Teil-Korrektionen durch etliche Mitglieder, sowie die Eingliederung artfremder Techniken aus der Funktional-Optometrie (FO) und dem Visual-Training (VT) in den Leistungsumfang des Vereins. Ein weiterer Aspekt war es, die augenärztliche (opthalmologische) Sicht im Vokabular mit der MKH-Sicht (Augenoptik/Optometrie) zu verquicken, um Sprachbarrieren abzubauen. Dies Bild spiegeln die erweiterten Satzungen in den Auflagen (4+5 ff.) wieder.
Kurz zu mir, zusammen mit Eberhard Luckas (2023 verstorben) und Kerstin Harms haben wir im Jahr 2010 von der IVBV den Hans-Joachim-Haase-Preis* für unseren gemeinsamen Einsatz in diesem unabhängigen** Forum (Optometrie-Online) erhalten. Meine persönliche Mitgliedschaft hat sich nach der Umbenennung damals erübrigt.
Quellen:
Wichtig! Auch bei offenem Schielwinkel (Strabismus) ist die Messtechnik der MKH Messfelder äußerst wertvoll. Da hier aber individuelle Besonderheiten bestehen, kann hier keine Darlegung erfolgen. Auch in Grenzfällen (z.B. Mikrostrabismus) sind weitere und andere Verfahrensabläufe zu beachten. Hier gibt es spezielle Schulungen für Ärzte und sehr erfahrene Fachleute. Gerade dieses Forum wird durch Personen bereichert, die mit ihren Sehstörungen hier Hilfe suchen und nicht selten auch finden können.
Welche Skreeningteste (Vorteste) gehören mit zur Augenglasbestimmung?
Dieses Thema bedarf einer gesonderten Betrachtung.
Sinnvolle Screeningteste (Vorteste) einer Augenglasbestimmung für die Fern- und Nahsicht nach MKH!
1) Vorgeschichte (Anamnese)
Alter, Brillenträger, Befindlichkeiten allgemein, dito im Zusammenhang mit Sehanforderungen, Sehqualität Fern/Nah, Sonstiges
2) Prüfung auf Sehfähigkeit (Visus)
Sehprobe ohne Korrektion (sc) / mit Korrektion (cc); Bei Sehbeeinträchtigung (Lochtest), Komunikation: altersgerecht Kind/Erwachsener/ Analphabet / Testung: Einzelauge/ Beidäugig / Fern- und Nahsicht
3) Beidäugigkeit (Binokolarfunktionen)
Schielstörung: ja/ nein/ zeitweilig (intermittierend)
4) Blickfolgebewegungen der Augen bei Fixation (z.B. Lichtpunkt)
gleitende Blickfolgebewegung, sakadisch gehemmt, ruckelig, geblockt / (horizontal, vertikal, diagonal, quatratisch und frontal zur Nasenwurzel)
5) Abdeck-/ od. Zudeck- und Aufdecktest (Cover- Ancovertest)
Einzelauge (monokular) und Beidäugig wechselseitig Wichtig: Ferne und Nähe
6) Amsler-Card (Amsler-Gitter)
7) Farbsehtestung
Stereosehtestung
Geräte zur Sehtestung:
Bei Bedarf: Sehtestung für Führerscheine
Automatischer Refraktometer: objektive Sehtestbestimmung monokular
Screening Augeninnendruck
Screening Gesichtsfeld
Screening Hand-Ophalmoskopie
Betrachtung der lichtdurchlässigen Schichten des Auges und der Netzhaut auf Trübungen, Abweichungen vom Normal
Skiaskopieverfahren zur Vorbestimmung von monokularer Fehlsichtigkeit
(sph. cyl. Achse) durch Licht(spalt)bewegung und Flackerpunkt
Spaltlampenmikroskopie des Auges
Eher selten in der Augenoptik / Optometrie anzutreffen sind bis heute
Der "Hess-Schirm" zur Aufdeckung und Erfassung von Schielabweichungen und deren Beurteilung
OCR- Screening als Gesundheitsvorsorge für das Auge und Risikofaktoren des Herz-Kreislaufsystems
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Kannst du die beiden Abschnitte bitte noch genauer erklären? Meine Optikerin hat außer der "Amsler-Card" alle der 7 aufgelisteten Tests gemacht. Allerdings wurden die Prismen soweit ich das mitbekommen habe nur mit dem Kreuz (fern) und Farbfolie (nah) gemessen.
Anschließend wurde das Prisma vorgeschaltet und dann habe ich nochmal auf die Lampe, Zahlen, Leseprobe geschaut während die Augen abwechseln abgedeckt wurden. Die Farbfilter waren mir auch sympathischer in der Messung, weil es klarere Ergebnisse gab, als bei dem Kreuz bei dem ich jede zusätzliche Linse gut fand, weil es die Helligkeit reduziert hat.
--> Kannst du erklären, warum die Farbfolie tabu ist und welche Methode noch durchgeführt werden sollte um den Winkel zu messen?
Hallo Simon,
danke für Deine Nachfrage. Leider habe ich nicht ganz verstanden, welche "Farbfolien" Du jetzt gesehen hast und welche bei Deiner Messung genutzt wurden. Ich biete Dir übrigens gerne an, Fragen auch per Telefon mit mir zu klären!
Dieses Thema spricht deshalb einzig diesen immer wichtiger werdenden Punkt an. Es geht um das Verständnis und die Unterscheidung vieler Messverfahren zum Aufsuchen von binokularen Sehstörungen (dazu sind viele gut geeignet) und dem hier herausgestellten "MKH - MESS- UND KORREKTIONSVERFAHREN nach H.-J. HAASE".
Gerade auch Deine Fall-Beschreibung zeigt auf, dass in der Praxis sehr viel verquacksalbt wird. Und so soll hier der Finger in genau diese Wunde gelegt werden! Möglichst jeder Laie soll dies erkennen und erfassen. Die Messung nach MKH ist nur dann eine solche und auch nur dann als eine solche zu benennen, wenn im binokularen Messverfahren für die Ferne und die Nähe, ausschließlich (und im Wesentlichen allein) die orginalen Mess-Testtafeln* zur Anwendung gelangen, und dies im Standartfall auch vollständig. Abweichungen von dieser Regel, sind evtl. notwendig in speziellen begründbaren Ausnahmefällen, da sie sonst den Probanden noch völlig überfordern oder auch um ein Messverfahren abzukürzen, um einer Erschöpfung des Probanten Rechnung zu tragen und so wird dann z.B. ein Folgetermin vereinbart. Wird alternative nur eine Teilmessung zur Fertigung einer Korrektion genutzt, war es streng genommen noch keine MKH-Korrektion. Zum Beispiel: Wird nur der MKH-Kreuztest im Ergebnis in Nullstellung gebracht, ist dies immer ein sehr eingeschränkt aussagekräftiger Teilwert. Jedes ECHTE Endergebnis hätte verlangt, dass alle Folgeteste, einschließlich dem Rücklauf und dem Nahpolatest "eine saubere NULLSTELLUNG" aufzeigen und halten. Dies erst wäre ein Endergebnis nach MKH. Die MKH kann sogar Überkorrektionsstellungen am Kreuztest akzeptieren, wenn an anderen Testfeldern weitere Werte auf-gefunden wurden, die sich am Kreuztest momentan aber nicht bestätigen lassen. Dennoch kann der gefundene Wert der derzeit beste MKH Mess- und Korrektionswert sein und sich längerfristig als stabil bewahrheiten. Notprogramme im Sehen werden zurück entwickelt und eine verarbeitungsfehlerfreie Software im Gehirn wird unter idealeren Bedingungen aufgebaut.
Ja, es ist genau so, wie von Dir beschrieben, und diese Teste sind nicht nur Dir, sondern auch vielen "Schein-MKH-lern" lieber. Sie nutzen die MKH deshalb nur zum Schein - und das ist zum Schaden der Hilfe suchenden Probanten!
Denn nur die Original-Teste der MKH sind so modifiziert und aufgebaut, dass sie alle momentan wirksamen Störungen in der Sehverarbeitung direkt sichtbar machen sollen (die ganze momentan wirksame Sehunruhe! und dies ist der beständig anfallende Verarbeitungsmüll im Sehen(!) und genau diese Offenlegung hilft dem erfahrenen MKH-Anwenderüber eine erfragte Schilderung des Probanten, um in Kooperation eine erfolgversprechende Korrektionsempfehlung zu ermitteln. Sichtbar wird dies allermeist schon imTestfeldrücklauf, der aufzeigt, dass die Sehunruhe während des Messvorgangs zumindest deutlich verbessert, teils sogar ganz abgestellt werden konnte. Der erfahrene MKH-ler hat so schon hier eine sehr brauchbare Rückmeldung zum Erfolg seiner Massnahme: "Messung". Eine fehlerfreie Ümsetzung in Bezug auf eine Korrektionsbrille wird so abrufbar und umsetzbar. Dies erklärt auch das Reizwort der "Vollkorrektion". denn nur diese enthält alle "benötigten Messparameter". Übrigens, es wurde in diesem Fall zunächst das derzeit gültige Notprogramm abgebaut, allermeist nicht alle alten Verspannungen im Bewegungsapperat der Augenmuskulatur, der beteiligten Nerven und der komplexen Sehverarbeitung im Gehirn. Sagen wir das Sehen wurde auf einen höheren Level versetzt, eine neue Plattform auf einem Aussichtsturm mit besserer Umsicht. Erst einLangzeiterfolg bestätigt, die oberste Plattform erreicht zu haben. Aber man hat einen entscheidenden Schritt unternommen und der kurzfristige Erfolg ist bei direkter Umsetzung gesichert.
Aber all das fehlt anderen viel unsensibleren Messverfahren mit ihren schnellen und von unserem Sehsinn sehr leicht zu verarbeitenden Testaufbauten. Letztlich bleibt da jeder Korrektionsmesswert nur eine "Meinung" oder gar ein "Rechenwert" ohne direkten Bezug zu der visuellen Ursache von den individuellen Störungen im Sehen. Übrigens, da das individuell wirksame Notprogramm im Sehen ein bewährter alter Erfahrungsschatz in diesem Dilemma ist, halten viele gemessenen, errechneten, oder gar geschätzten prismatischen Teilwerte, da nicht mit und werden so ein Fall für die Tonne. Ein oft nur teurer Fehlversuch! Hinzuzählen kann man viele Schiel-OPS, ohne sauberen Prismenaufbau nach MKH Kriterien. Nur da wurden gleich Fakten (echte Korrekturen) geschaffen.
* Nur dies sind die Orginal MKH-Grundtestfelder (immer auf weißem Grund, graue bzw. schwarze Zeichen), die polarisiert von beiden Augen getrennt wahrgenommen, im Gesamtbild durchaus versetzt zueinander, teils räumlich in unterschiedlicher Tiefe, visuell erfassbar sind. Beim Kreuztest wirkt beidäugig nur ein Rahmenfusionsreiz ohne eine zentral beidäugig gesehene Kreis- oder Punktfläche in der Testfeldmitte, sprich: ohne zentralen Fusionsreiz. Die beiden unterschiedlich polarisierten unterteilten Balken (senkrecht und waagerecht) können frei im Raum erscheinen. Sollte ein Auge seine Mitarbeit im Sehen reduzieren, kommt es zu Schwärzungsverlusten (grauwerten, ausfranzen, abknicken, bis hin zum Auslöschen des Balkens oder einer Hälfte). Alles dies sind aufzuarbeitende visuelle Verarbeitungsstörungen im Sehen, für die uns aber nur als Korrektionsregel ein besseres Einmitten und justieren per Prismenausgleich zur Verfügung stehen. So kann es sein, dass das Kreuz zwar schon mittig steht, aber dennoch völlig unruhig bleibt. Zielt die Unruhe noch in eine Richtung ist dies ein Korrektionsansatz, bleibt sie unruhig um die Mittellage kann man nur die Zuordnung der Bilder für das Auge wechseln, um hier evtl. noch Verbesserungen zu erwirken. Überkorrektionen bleiben ein Tabu! Ab dem Zeigertest kommt zentral ein Fixationsring für beide Augen hinzu. und ab jetzt soll zentral fixiert und dezentral die Übereinstimmung von Zeigerspitze und Skalenmitte (es kann auch eine kleine Dreiecksspitze sein) beurteilt werden. Keiner meine, das das einfacher sein muss, Schön nacheinander, erst oben, dann unten und wieder oben ..., später inverse umgeschaltet auf die zweite Darbietungsart. Bekommt man keine Mittelstellung hin, soll eine Symmetrie hergestellt werden, oben gleichweit nach einer Seite, und unten entgegengesetzt. Je ruhiger und schwärzungsgleicher das Gesamtbild wird, desto feiner wird die Balance und die Fixation im Sehen beider Augen miteinander. Nach dem Zeiger- und Hakentest kommen die räumlichen Tiefen-Sehteste zur Anwendung. Nach vorn und hinten soll ein möglichst direkter Umschlag erfolgen mit möglichst großer Tiefendarbietung, je nach Testvorgabe. Am Stereo-Seitentest (Valenztest) wird eine Seitenabweichung in räumliche Tiefe beurteilt und korrigiert. Dann erfolgt ein Rücklauf an allen Testen mit evtl. weiteren Korrektionsschritten bis zum ursprünglichen Kreuztest und anschließend das Gleiche am "Nahpolatest". Sollten dort Abweichungen korrigiert werden müssen, geht es zur Kontrolle an den Fernpolatest zurück. (Bei Bedarf natürlich mit den erforderlichen Nahadditionswerten), aber unbedingt immer auch bei allen jungen Klienten. Denn das Fixieren beider Augen kann hier durchaus auch ganz anders ablaufen. Gut wenn man sich vorher über "Coverteste" (Vorteste mit Prismenausgleich bei Einstellungsfehlern) schon eine grundsätzliches Bild verschafft hatte. Erst jetzt wird die Vollkorrektion besprochen, da alle Teilkorrektionen, bis auf wenige, aber im Messverfahren klar herausgearbeitete Teilwerte neben der Vollkorrektion als verträglich gelten. Ein Abbau der softwareunterstützten Notprogramme wird aber sicher nur über den Weg der Vollkorrektion angegangen und letztendlich auch erzielt. So lassen sich aber auch operative sinnvolle Korrektionsschritte sauber vorbereiten und dann gesichert durchführen (soweit man dies sagen kann). Der Operateur erfährt mit der Zeit eine ganz neue Erfahrungswelt und kann so seine Einzelschritte und -Schnitte weit besser vorausplanen und auch umsetzen. In dem Sinne allen Probanten, Klienten und Patienten viel Erfolg bei der Umsetzung dieser Messergebnisse in echt notwendiges und brauchbares Sehen!
Erstkontaktaufnahme: mosch.pg@gmail.com
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)