Hallo an alle,
mir wurde früher immer gesagt, ich hätte Adleraugen und bräuchte keine Brille. Naja im letzten Jahr ergaben sich dann doch ein paar Probleme mit den Tafelanschrieben im großen Hörsaal (was sehr überraschend war - meine Eltern sind beide weitsichtig) und ich hab mir dann bei einer low-budget Optikerkette eine Brille machen lassen. Dort wurde mit subjektiver Refraktion rechts -0,25 (sphärisch) festgestellt, links garnichts und auf Astigmatismus wurde nicht geprüft.
Nun ja, mein Seheindruck war erstmal deutlich besser (nicht perfekt, aber für die Vorlesungen hat's gereicht) - jetzt beschlich mich immer wieder das Gefühl, dass es nicht mehr in Ordnung ist / irgendwas noch nicht ganz stimmte. Also zum Optiker, Sehstärke wieder subjektiv vermessen lassen:
Seine Messung ergab L -0,25 (sphärisch, kein Zylinder), wir haben aber dann nach viel Hin und Her -0,5 ausgewählt, weil der echte Wert wohl irgendwo dazwischen lag und das mir lieber war. Der Optiker sagte, dass eine Überkorrektion nicht üblich sei beim Kurzsichtigen, aber wenn es mich nicht stört (keine Verzerrung, Verkleinerung, Anstrengung in der Nähe - getestet mit Gestell), er das gerne machen kann. Naja, im Internet liest man ja, dass junge Menschen (ich bin 23) auch mal von Natur aus bis zu 200% Sehleistung haben können, also wird das vermutlich nicht weiter schlimm sein. Schlimm bzw. schädigend für die Augen ist es wohl nicht weiter.
Der Messwert rechts war R -0,5 (S), -0,25 (C) 37° (A).
Jetzt kamen die Brillen vor etwas über einer Woche an (Sonnenbrille und normale), nur ich sehe damit total komisch. Teste ich die Augen einzeln durch die Brille (jeweils eins Abdecken), dann habe ich links absolut kein Problem. Ich sehe nah wie fern bombenscharf und unverzerrt. Rechts verzerrt es beim Kopf drehen / bewegen enorm und wirklich gestochen scharf (wie mit links) ist meine Sicht auch nicht. Nicht mal so scharf wie mit links ohne Brille. Mit beiden Augen ist es scharf, aber verzerrt und komisch. Nicht verkleinernd oder doppelt, weiß aber nicht wie ich das beschreiben soll, es ist halt irgendwie vom Gefühl her gewölbt / als käme mir auch ein bisschen der Boden entgegen und beim Kopf drehen kippt alles. Habe also nachgefragt, der Optiker hat nochmal die Zentrierung geprüft, stimmt wohl soweit.
Ich vermute, dass die Achse des Astigmatismus nicht stimmt. Ich weiß, dass es gerade bei der ersten zylinderkorrigierenden Brille ein paar Wochen dauern kann, bis man sich dran gewöhnt hat und dass man ein leichtes "Schwanken" wahrnehmen kann. Bei der subjektiven Messung war es auch irgendwie komisch, aber er meinte das wäre normal so. Jedoch wird mir mit der Brille total schlecht und ich hab davon auch richtige Ermüdungserscheinungen. Bei einem anderen Optiker habe ich nachmessen lassen, dort wurde links alles gleich gemessen (subjektiv -0,25, objektiv 0 sphärisch, 0 cyl.), rechts jedoch bei der objektiven Bestimmung im Autorefraktometer R -0,25 (S), -0,25 (C) 13° (A), subjektiv konnte dort gar kein Astigmatismus festgestellt werden, nur sphärisch -0,5 Dioptrien. Ich lasse morgen nochmal bei einem anderen Optiker nachmessen, um endlich irgendwo vielleicht mal etwas nähere, ähnliche Werte bei der Achse zu bekommen.
Im Netz in einer Quelle (http://www.wwesemann.de/wp-content/uploads/2018/01/71_2004-Wesemann-Mode...) habe ich eine Formel gefunden, wie sich die Achsendifferenz in Dioptrien auswirkt: DA = 2 * C_SR * sin(A_AR - A_SR), wobei C_SR der Negativzylinder in Dioptrien (SR=subjektiv als Sollwert) und A (AR=objektiv mit Autorefraktometer als ist-Wert, SR=subjektiv mit Phoropter als soll-Wert) die Achse ist. Wenn nun also mehrere (2, morgen 3) Werte im Raum stehen, kann ich dann einfach den kleineren nehmen? Nach meiner Berechnung würde dann DA = 2 * 0,25 dpt * sin(13°-37°) = -0,2 ergeben, dass eine kleinere Achse bei Kurzsichtigen zur leichten Überkorrektion führt, wovon ich weniger abgeneigt wäre als von einer Untekorrektion wegen zu großer Achse. Oder habe ich hier nen Denkfehler drin, weil der Zylinder als Negativzylinder in die Formel eingesetzt wird? Heißt das Ergebnis -0,2 dann also überhaupt, dass es bei zu kleiner Achse bei Kurzsichtigkeit zu einer Überkorrektion kommt oder tatsächlich doch zu einer Unterkorrektion? Das ist für meine weitere Auswahl entscheidend, vielleicht kann hier jemand vom Fach was dazu sagen?
In einem anderen Thread hatte ich folgendes gelesen: "Es gibt in der Optik folgenden Merksatz 'Bei einer Achsverdrehung von 3° entsteht ein Restzylinder von 10% des Korrektionszylinders.'
Beispiel Zylinder 2,00 verordnete Achse 90°, benötigte Achse 84°. Dies hieße, es entsteht ein Restzylinder von 0,40. Dies wäre natürlich schon heftig und darf auf keinen Fall passieren. Bei einem Zylinder von 0,50 und einer Achsverdrehung von 6° wären wir bei einem Restzylinder von 0,10. Restzylinder bis etwa 0,15 sind tolerabel." (User: Roman). Klingt als würde das zumindest von der Größenordnung mit meiner Berechnung übereinstimmen.
Wie schlimm ist die genannte Achsenabweichung überhaupt (0,2 Restzylinder sind ja laut Roman nicht mehr tolerabel)? Würdet ihr mir im Zweifelsfall den kleineren Wert (13°), den größeren Wert (37°) oder einen Mittelwert (25°) empfehlen? Oder soll ich mir die Gläser einfach ohne Korrektur des Astigmatismus holen, da er echt klein ist? Ich habe halt schon gerade bei runden Buchstaben häufiger Probleme, diese in der Ferne auseinanderzuhalten, weshalb der Optiker das ja dieses Mal extra mit gemessen hatte; bei dieser low-budget Kette gehört es wohl nicht zum Standard (s. letztes Jahr). Insgesamt sehe ich natürlich bei meinen Werten auch ohne Brille ganz okay... Aber es stört schon, wenn ich eben weiß, dass es auch gestochen scharf sein könnte. Wie gesagt tendiere ich vom persönlichen (subjektiven) Geschmack her eher zu einer Überkorrektion und an die Verzerrung durch eine vielleicht nicht 100% passende Achse wird sich ja vermutlich das Auge und Gehirn nach ausreichender Zeit gewöhnen... Natürlich wäre es ideal, die "richtigen" Gläser zu haben, aber wenn die Achsen bei der Messung so enorm abweichen, muss ich mich ja für irgendwas entscheiden - ich würde dann halt auch dabei eher die Tendenz zur Überkorrektion bevorzugen. Daher wäre mir wichtig, dass jemand vom Fach mir mitteilt, wie sich eine zu kleine oder zu große Achse (unabhängig von der Verzerrung) auswirkt, gerade in Bezug auf die Umrechnung oben in Dioptrien / Restzylinder.
Ich sage euch bescheid, was der dritte Optiker morgen sagt - wenn wieder was enorm anderes rauskommt, werde ich wohl zum Augenarzt müssen - ich schreibe die nächsten zwei Wochen meine Klausuren und werde in der Zeit zwischendrin die Brillen zur Eingewöhnung tragen, Rückgaberecht der Brillen habe ich noch ca. 70 Tage lang. Ob ich vor Ablauf der 70 Tage noch nen Augenarzt-Termin bekomme, bleibt abzuwarten.
Dankeschön schonmal für die hilfreichen Antworten und fürs Durchlesen meines (doch schon eher komplexen und fachlich evtl. fordernden) Anliegens. Falls etwas unklar ist, fragt einfach nach, und entschuldigung für falsche Ausdrücke - ich bin nicht vom Fach.
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Liebe Grüße,
Adlerauge (oder eben nicht mehr so ^^)
Also inzwischen war ich beim nächsten Optiker, der hat wieder was anderes gemessen. Zur Übersicht stelle ich euch hier jetzt mal die Werte dar:
1. Messung subjektiv Phoropter (Oktober 2019), 1. Optiker
R -0,25 (S), PD 31,0
L 0 (S), PD 33,0
-> hat sich nicht viel Zeit genommen
-> diese waren in meiner letzten Brille eingeschliffen
-> Empfindung: Zentrierung war nicht ideal
2. Messung subjektiv Phoropter (Ende Mai 2020, abends), 1. Optiker
R -0,5 (S), -0,25 (C), 37° (A), PD 31,0
L -0,5 (S), PD 33,0
-> hat sich mittelmäßig viel Zeit genommen
-> Diese sind in meinen aktuellen, neuen Brillen so eingeschliffen
-> Vermutung: Achse stimmt nicht (s. 1. Post)
3. Messung subjektiv Phoropter (17.06.2020, früh nachmittags), 2. Optiker
R -0,5 (S), 0 (C), Visus neu/bisher 1,0/0,63
L -0,25 (S), 0(C), Visus neu/bisher 1,25/0,8
-> hat sich sehr viel Zeit genommen
4. Messung objektiv Autorefraktometer (18.06.2020, früh nachmittags), 3. Optiker
R -0,25 (S), -0,25 (C), 13°
L -0,00 (S)
VD 13,75 (was bedeutet der Wert?)
PD 63,5 (gesamt)
-> eigene Nachmessung mit PD-Schablone ergab auch eher R PD 30,5 (vgl. 1. Optiker 31,0) & L PD 33,0
-> hat sich keine Zeit gelassen, nach 2 Minuten fertig
5. Messung objektiv Autorefraktometer & manuelles (?) Refraktometer & subjektiv Phoropter (19.06.2020, nachmittags nach am PC durchgearbeiteter Nacht ohne Schlaf), 3. Optiker/andere Filiale
R -0,75 (S)
L -0,25 (S), Prisma (!) 1cm/m B.a.
Vcc 0,8 zög / 0,8+ (was bedeutet dieser Wert?)
-> Gesamtergebnis aller Messmethoden, Einzelergebnisse liegen mir leider nicht vor. Beim Blicken auf den Zettel vom Autorefraktometer standen hier jedenfalls dieselben sphärischen Werte wie am Ende
-> PD (gesamt) laut Autorefraktometer 65,0
-> Die Messung des Prismas war seltsam/mein Auge kam damit nicht zurecht: Punkt in der Mitte, zwei Teilquadrate oben und unten, die übereinstimmen sollten, aber sie sprangen nur und mal passte es und dann wieder nicht, ohne Veränderung... Vielleicht wegen falschem Pupillenabstand gemessen?
-> hat sich relativ viel Zeit gelassen und meinte, sie würde vor Anfertigung einer Brille erst nochmal zum Abgleich der Werte eine zweite Messung machen, um sicherzugehen. Da bei diesem Optiker noch kein Datenbestand zu mir (am Tag davor in der anderen Filiale wurde es nicht eingetragen).
Ich mach mir jetzt also mal definitiv nen Termin beim Augenarzt, ich habe keine Lust auf dieses Rätselraten mit ganz vielen Werten von unterschiedlichen Optikern. Für wie plausibel haltet ihr die unterschiedlichen Werte? Entstehen hier so hohe Abweichungen, weil der Zylinder der Hornhautverkrümmung nicht sonderlich stark ist, sodass er nicht sauber messbar ist?
Freue mich schon auf eure Antworten!
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Liebe Grüße,
Adlerauge
Okay lustig, ein A in Klammern für die Achse ergibt hier wohl nen Engel-Emoji