Hallo und guten Abend!
ich bin neu im Forum und mein Sohn hat das angeborene Innenschielen, beidseitig.
Mit 6 Monaten wurde er zum ersten Mal beim Augenarzt untersucht und seitdem regelmäßig im 3 Monate Takt.
momentan mache ich mir aber große Sorgen, da er sich die beiden letzten Male nicht mehr eingehend untersuchen ließ.
Das heißt, nicht mal der Schielwinkel konnte gemessen werden, da er sich andauernd gedreht hat und geschrien wie am Spieß. Die Orthopistin meinte, das würde in dem Alter (1,5) oft vorkommen, er hätte einfach Angst vor dem Gerät und irgendwann legt sich das wieder. Ich soll mir keine Sorgen, so rein äußerlich sieht sie keine Veränderungen.
Nun, ich mache mir aber Sorgen, da ich Angst habe, man könnte was verpassen und nicht rechtzeitig behandeln. Wer weiß wie lange er noch diese Angst hat.
vorher hat alles wunderbar geklappt, wir waren immer abwechselnd bei unserem Augenarzt und in der Charité, wo eingehend untersucht würde, mit Augentropfen usw. Eine Okklusionstherapie wurde ausgeschlossen, da er beidseitig immer abwechselnd schielt, und mit der Brille wollten sie in der Charité noch warten, da er erstens noch zu klein war, zweitens hat sich die Sehstärke konstant verbessert (Weitsichtigkeit, die Werte habe ich nicht parat) und der Schielwinkel von allein kleiner geworden, von 30 auf 15 Grad. Manchmal kann er aber ganz kurz auch sehr stark schielen und dann fährt das Auge sofort zurück. in der Charité waren wir vor 6 Monaten und sie sagten uns, wir sollen jetzt immer zu unserem Augenarzt gehen, und an sie erst wieder, wenn eine OP für nötig geachtet wird. Beim Augenarzt klappen die Untersuchungen aber nicht.
ich überlege mir also, den Augenarzt zu wechseln und habe einen von unserer Kinderärztin empfohlen bekommen, einen Termin habe ich aber erst Mitte Juni bekommen. Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, denn eigentlich wird mein Kind gar nicht therapiert. Wir kleben nicht ab, eine Brille trägt er nicht, irgendwelche Übungen macht er auch nicht....ist es normal?
ich habe schon kleinere Kinder mit einer Brille gesehen.
Kann vielleicht jemand einen richtig guten Augenarzt in Berlin empfehlen? Bzw einen Augenchirurgen für die Zukunft? Sind die in der Charité wirklich die besten?
was kann ich noch machen, worauf soll ich achten, sowohl im Alltag als auch bei den Untersuchungen?
Kann ich hoffen, dass man es schafft, sein Schielen optisch komplett wegzubekommen? Wann wäre das beste Alter für eine OP beim angeborenen Schielen?
Ich bin irgendwie richtig verzweifelt, in der ganzen Verwandtschaft gab es nie ein solches Problem. Ich will meinem Kind helfen, weiß aber gerade nicht was ich da noch tun kann.
vielen Dank schon mal im voraus.
Hallo,
zu Antworten auf deine Fragen schau bitte mal hier meine Kommentare hier:
http://optometrieonline.de/node/6301
Brille ist Pflicht bei Schielern, auch wenn die Fehlsichtigkeit altersdurschnittlich ist. Bitte besorge doch die Untersuchungsbefunde, sowohl beim Augenarzt als auch bei der Charite. Erst dann können wir genauere Hinweise geben.
Wenn dein Sohn die Untersuchungen nicht mitmacht, kann es an dem Untersucher liegen. Da kann ich dich wirklich nur ermutigen, die richtige Praxis für ihn zu finden. Das Vertrauensverhältnis des kleinen Patienten zum Behandler muss stimmen. Trotzdem kannst du schon gewisse Untersuchungen zu hause spielerisch nachbilden, damit dem Kleinen Angst vor großen Gegenständen vor seinen Augen genommen wird. Schaue mal wie die Untersuchungen aussehen: Auge abdecken, Spielzeug vor der Nase halten. Das könnte schon ein Anfang sein, damit er erstmal lernt, diese Dinge zu tolerieren.
http://www.youtube.com/user/ORTOPADAugenpflaster/videos
LG Hesch
Vielen Dank für die schnelle Antwort!
hier sind die Befunde von unserem letzten Besuch in der Charité Mitte September letzten Jahres:
Diagnose: frühkindliche alternierende Esotropie, R/L Hyperopie
Befunde:
Visus: mittels Teller-acuity-cards: R/L 20/130 (Seitengleich und in Altersnorm)
Stellung: Nähe alternierende Esotropie
Winkel n. HHRB: Nähe +35^
Motilität: grob frei
Objektive Refraktion: in Mydriasis RA +2,25 -0,5/106'; LA +2,75 -0,75/41'
Beurteilung: bei der Refraktionskontrolle zeigte sich ein Rückgang der Hyperopie, so dass wir weiterhin mit einer Brillenverordnung warten möchten. Eine Okklusionstherapie ist aktuell bei wechselseitiger Führung nicht erforderlich. Wir haben zu vierteljährlichen Augenarztkontrollen geraten.
So, und danach hatten wir zwei Kontrollen wo keine Werte gemessen werden könnten. Unser Termin beim neuen Arzt ist Mitte Juni, vorher gab es keine.
Was Befunde angeht, verstehe ich nur Bahnhof.
Ich weiß nicht inwiefern mein Sohn Probleme mit der Weitsichtigkeit hat. Er rennt jetzt die ganze Zeit rum und manchmal auch gegen die Tischkante zum Beispiel, obwohl er sie eigentlich sehen müsste, da sie ja direkt vor seinen Augen ist. Oder ist es mit 1,5 Jahren noch normal? Sonst merke ich keine Probleme. Seine Feinmotorik ist sehr gut ausgeprägt, er greift nie daneben, selbst bei kleinsten Brotkrümel, auch wenn sie sehr nah dran sind.
Hallo NemesisLady,
eine Brille bringt bei allen Schielkindern auf jeden Fall eine Entlastung des Sehsystems und id.R. auch eine Verbesserung der Augenstellung bei Weitsichtigkeit. Da würde ich nochmals nachfragen.
Alles Gute Kugelblitz
Hallo,
ich kann Kugelblitz nur zustimmen .... Unsere Tocher (14Monate) trägt seit ein paar Wochen eine Brille und mit dieser ist ihr Schielen etwas abgeschwächt, dazu muss ich aber auch sagen das sie einen extremen Schielwinkel hat, d.h. bei einem kleineren Schielwinkel ist der Erfolg natürlich offensichtlicher.
Akzeptiert hat sie ihre Brille ab dem zweiten Tag, also einfacher als gedacht .... ist für die Eltern schwieriger als für die kleinen
wenn sie müde wird oder wenn es beim toben mit der Schwester mal etwas wilder wird reißt sie sich die Brille allerdings runter...
Wir haben jedenfalls ein gutes Gefühl bezgl. der Brille
Schöne Grüße,
dani
Hallo Dani, es ist sehr schön zu hören, dass es Fortschritte gibt und dass die Brille Verbesserung bringt. Danke für dein Kommentar an dieser Stelle!
LG Helene
Hallo NemesisLady,
ich erkläre dir ein paar Begriffe aus dem Befund.
Diagnose: frühkindliche alternierende Esotropie, R/L Hyperopie
Diagnose: Abwechselndes manifestes Innenschielen. Weitsichtigkeit am rechten und linken Auge.
Befunde:
Visus: mittels Teller-acuity-cards: R/L 20/130 (Seitengleich und in Altersnorm)
Visus ist das tatsächliche Sehvermögen: was das Kind tatsächlich sieht. Teller-acuity-cards sind kleinkindgerechte grobe Tests um dieses Sehvermögen grob abzuschätzen. Das sind die Karten mit unterschiedlichen Streifen drauf.
Stellung: Nähe alternierende Esotropie
Winkel n. HHRB: Nähe +35^
Augenstellung: Beim Fixieren in der Nähe manifestes abwechselndes Innenschielen (abwechselnd bedeutet das Kind schielt mal mit dem rechten mal mit dem linken Auge)
Schielwinkel nach Hornhautreflexbildchen (man leuchtet mit einem kleinen Lämpchen in die Augen und beobachtet die Stellung der kleinen weissen Pünktchen auf der Pupille, so kann man grob den Schielwinkel schätzen)
in der Nähe 35 Prismen also ca. 17 Grad nach innen.
Motilität: grob frei
Augenbewegungen in Ordnung.
Objektive Refraktion: in Mydriasis RA +2,25 -0,5/106'; LA +2,75 -0,75/41'
Untersuchung auf mögliche Brillenverordnungswerte nach Gabe der pupillenerweiternden Tropfen. Das sind die gemessenen Werte Rechtes Auge +2,25 Weitsichtig -0,5 Astigmatismus, linkes Auge +2,75 weitsichtig, -0,75 Astigmatismus.
Beurteilung: bei der Refraktionskontrolle zeigte sich ein Rückgang der Hyperopie, so dass wir weiterhin mit einer Brillenverordnung warten möchten. Eine Okklusionstherapie ist aktuell bei wechselseitiger Führung nicht erforderlich. Wir haben zu vierteljährlichen Augenarztkontrollen geraten.
Hier steht,dass die Weitsichtigkeit zurückgegangen sein soll. Das darf aber keine Gegenanzeige für eine Brille bei Schielern sein!!! Diese Werte, etwas abgeschwächt in der Weitsichtigkeit, müssen unbedingt in die Brille rein. Mit dieser Brille würde das Kind weniger schielen und auch unverkrampft sehen können. Okklusionstherapie (Pflaster tragen) muss bei diesem Befund tatsächlich nicht sein, das ist richtig.
Ich würde auf jedem Fall eine Brille durchsetzen. Die Werte hast Du oben. Die schwächt man normalerweise um 0,5 dpt im Plus ab.
LG Hesch
Vielen Dank für eure Antworten!
Bald steht unser Termin beim neuen Arzt an, ich werde dann berichten.
Was die Brille angeht, welche sind empfehlenswert bei so kleinen Kindern? Reicht eine ganz normale aus oder sollte man eine von diesen flexiblen nehmen, die nicht so leicht kaputt gehen und in alle Richtungen gedreht werden können? Müssen die Gläser entspiegelt sein usw?
Hi,
meine Tochter (15 Monate)hat eine Babybrille von IVKO mit Kunststoffgläsern und einem weichen Nasensteg ( sonst hält die Brille echt nicht bei den kleinen aufgrund des flachen Nasenrückens).
Und die Bügel sind auch flexibel und gehen sehr weit um das Ohr herum.
Sind nicht die schönsten Brillen aber die gute Passung ist erstmal am wichtigsten, denn wenn ständig alles rutscht und wackelt wird die Brille nicht getragen, verständlicherweise.
Viel Erfolg beim nächsten Termin.
LG,
Dani
Hallo NemesisLady,
eine Entspiegelung ist sehr wichtig. Wir sind am Besten mit Kunststofffassungen gefahren, auch mit der Ivko Fassung gibt es hier unsererseits ganz gute Erfahrungen. Eine Metallfassung (auch eine flexible) würde ich aus eigener Erfahrung mit meinem Kind erst später so ab 3-4 Jahren empfehlen. Die Verletzunggefahr ist hier einfach höher. Auch richten lassen mussten wir unsere Kunststoffbrillen kaum, bei Metallfassungen ist es völlig anders.
Und: lass dir keine höherbrechenden Gläser aufschwatzen. Bei den Stärken oben ist es völlig ausreichend, den normalen Brechungsindex von 1,5 zu nehmen. Bei dem kleinen Brillenglasdurchmesser sind die Gläser automatsich dünn.
LG Hesch