Hallo zusammen.
Ich war heute in der Klinik, um mich vorzustellen und mir wurde eine Schielop empfohlen.
Ich weiß nicht, ob meine ganzen Werte für die Frage wichtig sind, aber ich stelle sie einfach mal.
Mir wurde gesagt, da als Kind bei meiner ersten OP bereits viel am rechten Auge gemacht wurde, welches mich immer noch stört und nach innen schielt, und deshalb man diesesmal an das linke "rangeht".
Leider habe ich nicht direkt nachgefragt, aber kann denn an der Stellung des rechten Auges etwas verändert werden, wenn bei dem linken irgendetwas "gemacht wird"?
Hoffentlich ist meine Frage nicht ganz lächerlich, aber irgendwie verstehe ich das nicht.
Vielen lieben Dank!
Diese Verständnisfrage taucht immer wieder auf.
Nun, es geht hier grundsätzlich und generell um ein beidäugiges Problem in der Ausrichtung beider Augen.
D.h. wenn das linke Auge abgedeckt wird, sollte das rechte Auge aus seiner Schielstellung in Arbeitsstellung wechseln. Schaut man beispielsweise so über den Spiegel auf seine Nasenspitze macht das rechte Auge alle Ausgleichsbewegungen mit, Egal, wie der Kopf sich vor dem Spiegel wendet.
Nur wenn man das linke Auge aufdeckt, geht das rechte Auge in seinen Schmollwinkel zurück und bleibt dort mehr oder weniger hängen. Dies zeigt auf, das es allermeist kein Problem einer grundsätzlichen Beweglichkeit ist. (Wenn es dies wäre, quasi das ein Auge mehr oder weniger am Anschlag arbeitet, d.h. nicht frei beweglich ist, muss dies Auge unbedingt operiert werden, ansonsten hat der Operateur aber die freie Wahl). Und hierbei gibt es immer Vorteile, nicht an voroperierten Muskeln (mögliche Vernarbungsherde) zu arbeiten. Dann ist das vorausberechnete Ergebnis in sich einfach stimmiger.
Weit besser ist es aber, die OP-Dosierung nicht rein nach Schielwinkeln, sondern nach möglicher Funktion über ein entsprechend aufwendiges Tragen von Korrektionen (Prismen) vorzubereiten. Lässt man dies weg, ist das Ergebnis allermeist nur kosmetisch besser und teilweise auch problematisch bis hin zu Doppelbildern im Nachgang zur OP.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)
Schöne Erklärung Herr Mosch, genau diese Frage wollte ich gerade in einem neuen Thema stellen. Ich häng micht hier einfach mal dran, da es gerade sehr gut passt.
In meinem Fall ist es so, dass ich zunächst als Kind an beiden Augen wegen eines Schielens operiert wurde. Mit dem Alter (jetzt 30) kam das langsam wieder. Diesen Februar hatte ich mich dann erneut operieren lassen und auch ein (zumindest bei Führung des rechten Auges) ein sehr gutes (kosmetisches) Ergebnis.
Alterniert habe ich wohl schon immer, wobei mir dies gerade in den letzten Jahren stärker bewusst wurde und es bei Führung durch mein linkes Auge zu einer Fehlstellung (Flucht nach oben rechts) des rechten Auges kam. Nach der OP im Feb. ist dies immer noch der Fall. Voll zufrieden bin ich allerdings bei Führung mit dem rechten Auge.
Jetzt frage ich mich, wie beim alternieren der Augen diese Fluchtstellung vermieden werden kann. Ein wirklich fixes Schielen ist dies ja nichtn sondern, wie von Ihnen beschrieben, eine Art "Schmollstellung". Gerade wenn ich in Gesprächen bewusst versuche mit dem rechten Auge zu schauen, ist dies enorm anstrengend. Kann mir hier ein Visualtraining helfen?
Über eine kurze Antwort würde ich mich sehr freuen.
Es gibt aus Sicht der Augenoptik unterschiedliche Ruhestellungen. Diese beeinflussen auch unsere Arbeitsstellungen der Augen im aktiven Sehen. Diese können sogar auf Nah- und Fernsicht variieren.
Da wäre die Schlafruhestellung: Diese ist nicht grundsätzlich aber wohl am häufigsten nach oben/außen gerichtet. Diese Schlafruhestellung ist aus unserer Sicht dafür verantwortlich, wenn beim Sehen ohne eine fest verankerte Fixation, das nicht fixierende Auge allermeist bei kleinen Schielfehlern gern nach oben/außen wegtriftet. Dies ist evtl. auch die Ursache für ein auf diese Tour immer wieder zunehmende, gleichsinnige Vergrößerung des Schielwinkels über einen längeren Zeitraum. Dabei gehen wir aber davon aus, das dieser Schielwinkel unecht ist, und so teils Anlass zu einer verfrühten (und dann falschen) OP werden kann. Ein Grund mehr zum längerfristgen Prismentrageversuch vor einer weiteren OP, hier sogar ratsam über mind. ca. zwei Jahre lang, da die falsche Polung in der Fixierung oft sehr resistent bleiben kann.
Es wird auch eine "träumerische" Fixationsstellung diskutiert, dabei stellt sich die Akommodation auf ca. 2-3 m ein. Die Fixation ist dabei allerdings nicht allgemein festlegbar. Aber auch diese Art führt zu verfälschten Ergebnissen beim Messen, wenn der Probant solch ein Sehen "spielerisch" hervorzuholen vermag. Auch dies wird immer dann Probleme bereiten können, wenn eine Fixierung nicht fest verankert ist.
Das es auch in Arbeitsstellung ganz unterschiedliche Fixationen gibt, zeigt die ganze Palette an Winkelfehlsichtigkeiten. Denn diese tolerieren ein beträchtliches Maß an Disharmonie in der Fixation über die Panum-Areale und weitere Kompensationsmechanissmen, die zudem keine feste Größe darstellen, sondern je nach Impuls und Intensivität sogar noch geringgradige Doppelbilder tolerierbar machen.
Insofern, um Ihnen richtig zu antworten, es gilt: Nur wenn es gelingt, Ihre Sicht und Fixation exakt zu justieren, existiert eine Alternative, um gegenüber allen anderen Situationen, die es dann dem visuellen Input zu überlassen, was für Wege Ihre Augen zur Reaktion letztlich einschlagen wollen. Auch Visualtraining muss Ihr Augenpaar letztlich dazu bringen, alle Fluchtreaktionen auszuschlagen, aber keiner kann dies für endgültig erklären und teils bleiben leider sogar Doppelbilder durch falsch eingeprägte Fixationszentren im Schielverlauf eine weitere Komplikation, die dann allerdings noch mehr, als ein Fluchtschieleffekt das Sehergebnis und -erlebnis stören wird.
Viele Grüße:
Paul-Gerhard Mosch (PGM)