Hallo zusammen!
Ich habe dieses Forum heute entdeckt und weiß nicht, ob ich richtig bin. Da mein Problem bisher von keinem Augenarzt so richtig erkannt (oder zumindest ernst genommen) worden ist, möchte ich es hier einmal versuchen:
Ich bin 38 Jahre alt. Ich bin auf dem linken Auge kurz- auf dem rechten weitsichtig und trage daher eine Brille.
Nun zum eigentlichen Problem: Mein linkes Auge ist mein Führungsauge, und zwar so sehr, dass mein Augenarzt mir "so gut wie kein räumliches Sehen" bescheinigt hat. Mein rechtes Auge wird von meinem Gehirn weitgehend ignoriert. Ich schiele nicht, und mein Sehvermögen "beidäugig" ist gefühlsmäßig, laienhaft ausgedrückt, so gut wie mein Führungsauge (das linke).
Jetzt aber wird's kompliziert (für mich): Wenn ich mein linkes (das gute) Auge schließe, sehe ich mit dem rechten allein sehr unscharf. Ich merke aber, wie sich ganz automatisch das rechte Auge nun "scharf stellt" (was nur bedingt möglich ist, weil ich nun mal weitsichtig bin). Ich merke deutlich, wie sich irgendein Muskel bewegt/anspannt/entspannt (was auch immer), und das Bild (einäugig) wird schärfer. Diese Scharfstellung meines rechten Auges verschwindet aber sofort, wenn ich das linke wieder öffne. Ganz kurz ist es mir möglich, die Stellung (Muskelspannung) des rechten Auges zu halten, und merke dann, dass ich schiele. Also: Wenn ich mit BEIDEN Augen unabhängig voneinander versuche, so scharf wie möglich zu sehen, schiele ich. Das macht mein Gehirn natürlich nicht lange mit, und nach kürzester Zeit (Sekundenbruchteilen) merke ich, dass sich die beiden Bilder zu einem einzigen zusammenziehen - was mit einer "Unscharfstellung" des rechten, schwächeren Auges einhergeht.
Bis jetzt war ich der Meinung, ich würde "eigentlich" schielen, und mein Gehirn würde die Unschärfe meines rechten Auges beim "Nicht-mehr-schielen" akzeptieren/ignorieren, weil dieses Auge ohnehin um so viel schlechter als das linke ist. Nun jedoch habe ich gelesen, dass das Ignorieren eines tatsächlich schielenden Auges nichts an dessen Fehlstellung ändert, man also nicht "einfach nicht mehr schielen" könne. Also: In diesem Fall würde ich trotzdem schielen, mein Gehirn würde nur dieses Doppelbild ignorieren. Ist das richtig? Ich jedoch schiele definitiv NICHT. Ich schiele nur dann, wenn ich aktiv versuche, das rechte Auge so scharf wie möglich zu stellen.
Mit Brille ist dieses Problem übrigens nicht so stark ausgeprägt wie ohne. Beim Anpassen des Glases fürs rechte Auge durfte der Augenarzt mein linkes Auge nicht abdecken, weil ich das rechte sonst automatisch "scharf gestellt" hätte, was dann bei beidäugigem Sehen ganz und gar nicht mehr "scharf" gewesen wäre.
War das verständlich? Kann mir jemand sagen, was das nun tatsächlich für ein Augen-/Sehfehler ist? Ich würde mich freuen. Mich belastet dieses Problem im Alltag nicht wirklich, aber ich würde gern wissen, woran ich nun eigentlich "leide".
Lieben Gruß!
Frikadelle
Hallo Frikadelle,
für mich klingt das so, als bräuchte dein rechtes Auge mehr "Plus" im Brillenglas als es momentan eingearbeitet ist. Der Unterschied zwischen deinem linken und rechten Auge ist also noch größer, als derzeit von der Brille korrigiert wird.
Ein Augenoptiker kann sowas (z.B durch Vorhalten eines zusätzlichen Plus-Glases vor dein rechtes Brillenglas) sehr schnell feststellen. Eventuell kann auch noch eine zusätzliche prismatische Korrektion notwendig sein, um ein optimales Resultat zu erzielen.
Viele Grüße - Nitram
Hallo Frikadelle,
wenn man nur mit einem Auge sieht und das andere sich "abschaltet", hat man natürlich kein räumliches Sehen. Dein Fall klingt aber sehr nach Mikroschielen. Etwas mehr Plus in das eine Brillenglas ist eine gute Lösung. Sollte noch eine phorische Komponente obendrauf stecken, also eine WF, kann eventuell noch prismatisch korrigiert werden. Dies macht aber nur Sinn, wenn das Sehen mit Prismen noch besser wird, vor allem entspannter und ggf. sogar räumlich. Ich habe im einen Brillenglas 0,25 mehr Plus und sehe mit meiner Brille subnormal räumlich...langt mir.
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo Frikadelle,
Dein rechtes Auge wird vom Sehzentrum nicht akzeptiert, sobald das linke sieht. Das bedeutet, das rechte auge ist amblyop = schwachsichtig. Egal, welche Korrektion das Auge braucht, wirst Du immer nur mit dem linken Auge sehen können. Jeder Versuch, das Auge zum beidseitigen Sehen zu zwingen, wird zum Scheitern verurtelt.
Viele Grüße
Eberhard
Hallo Eberhard,
Frikadelle beschreibt aber, dass das schwachsichtige Auge sehr wohl auf scharf stellt, wenn damit alleine geschaut wird - also ist da doch noch "Luft" drin, denn es kann sehen. Wichtig wäre m. E. hier eine Prüfung, ob Korrespondenzlosigkeit vorliegt, dann wäre es natürlich riskant, dieses Auge weiterhin anzuregen, am beidäugigen Sehprozess teilzunehmen...wie siehst Du das?
LG
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo!
Ganz lieben Dank für die Kommentare - und verzeiht, dass ich mich erst heute wieder melde! Das mit dem "Plus" werde ich beim nächsten Augenarztbesuch mal anmerken - aber ich muss wohl erst googeln, damit ich ein bisschen was davon verstehe. Bin ja absoluter Laie.
@ Eberhard: Ja, ich sehe sehr wohl mit dem rechten Auge. Die erste Brille, die ich hatte (mit 18), korrigierte fast ausschließlich mein rechtes Auge, weil die Kurzsichtigkeit des Linken damals nur ganz, ganz schwach ausgeprägt war. Und ich stellte fest, dass ich insgesamt viel besser sehen konnte.
@ Kerstin: Kannst Du mir Korrespondenzlosigkeit erklären?
Ja, und was ist es nun? Woran liegt es, dass sich mein rechtes Auge beim alleinigen Sehen "scharf" stellt? Oder ist das normal bei schwachsichtigen Augen? - "Mikroschielen" werde ich mal googeln.
LG
Frikadelle
Hallo Kerstin und Frikadelle,
mit dem rechten Auge sehen können, heißt leider nicht, dass es auch sehen kann, wenn das linke geöffnet ist. Ich bleibe bei der Feststellung, dass das Sehzentrum nur das Bild des linken Auges verarbeiten kann, wenn beide geöffnet sind. An diesem Zustand wird die beste binokulare Korrektion nichts mehr ändern. Ich will Dir keine Hoffnungen machen auf Besserung, das wäre einfach unfair.
Viele Grüße
Eberhard
Nein,
dein Sehzentrum verarbeitet peripher, sonst würdest du schielen, ob du einen Mikrostrabismus hast steht nicht fest und ist auch in deinem jetzigen Zustand belanglos. Das einzige was du machen kannst ist Visualtraining mit Betonung auf Akkomodation. Du kannst den Ziliarmuskel mit deinem nichtschauenden Auge nicht stimulieren, monokular kannst du es, daher ist es sicher, dass du dich binokular auch verbessern kannst.
ob du das riskieren solltest ist eine ganz andere Sache. Wenn du kosmetisch zufrieden bist und keine Sehstörungen hast, würde ich es lassen, bleibt aber deine Entscheidung.
Was mich interessieren würde ist:
Hattest du mal eine Schielop?
Und ich vermute in der Nähe fällt es dir noch wesentlich schwerer mit dem nichtschauenden Auge scharf zu stellen?
Du schielst wahrscheinlich immer, jedoch wahrscheinlich um einen festen Winkel, der sehr sehr klein ist. Und natürlich hast du keine Korrespondenzlosigkeit, sonst würdest du sichtbar schielen. Stereo und 3d Sehen hast du wohl kaum, aber das ist auch echt nicht wichtig. Dein Augenoptiker gibt dir rechts die falsche Dioptriezahl glaube ich, normalerweise sollte das andere Auge abgedeckt sein zur Refraktionsbestimmung, aber auch das würde ich so beibehalten.
Gruß Schack
Sichtbares Schielen und Korrespondenzlosigkeit gleichzusetzen. Ähmmmmm...Uhhhhh
Und das andere...
No comment.
Schack, Schack...wohin soll das noch führen.
In allen Grenzen ist auch etwas Positives.
Immanuel Kant