Hallo!
Ich verfolge die Diskussionen hier schon seit einiger Zeit, und war und bin dankbar dafür, dass man hier mal etwas über die Erfahrungen anderer Leute lesen kann. Deshalb will ich einerseits jetzt auch meinen Beitrag leisten, indem ich über meine Erfahrungen mit den Prismenbrillen meines jetzt 9jährigen Sohnes berichte. Andererseits hätte ich gerne auch meine Fragen beantwortet. Dafür jetzt schon vielen Dank.
Mein Sohn hat erst mit 18 Monaten laufen gelernt, gekrabbelt hat er überhaupt nicht. Seine ganze motorische Entwicklung war verzögert. Er wollte weder klettern, noch über Hindernisse springen, Bälle strafte er mit Nichtachtung. Treppensteigen bereitete ihm lange Zeit Probleme, ebenso das Anziehen. Er stieß ständig irgendwelche Sachen um und war generell tollpatschig und ungeschickt. Später im Kindergarten und in der Schule konnte er nicht altersentsprechend malen oder ausschneiden und hatte große Probleme mit dem Lesen und Schreiben.
In seiner sprachlichen Entwicklung ist er dagegen viel weiter als seine Altersgenossen, und obwohl er kaum liest, hat er ein sehr gutes Allgemeinwissen. Weil die Schulnoten, auch aufgrund einer Konzentrationsschwäche, schlecht waren, empfahl seine Lehrerin, ihn das 3. Schuljahr wiederholen zu lassen. Ein Schulpsychologe machte einen Intelligenztest und riet uns von der Schuljahrwiederholung ab, denn unser Sohn hatte einen IQ von 118 und zeigte merkwürdigerweise auch im Rechtschreibtest eine überdurchschnittliche Leistung. Das haute mich beinahe um, denn zu Hause vermochte er nicht einen Satz zu schreiben ohne gleich 20 Fehler zu machen.
Durch Zufall erfuhren wir von der Winkelfehlsichtigkeit und gingen zum Optometristen, obwohl uns ein entfernter Bekannter (Augenarzt aus Freiburg) dringend davon abriet.
Aber als Eltern will man ja nichts unversucht lassen (jawoll, auch wir waren wegen Kiss-Syndrom bei Dr. Sacher in Dortmund…, der soll ja inzwischen mit dem Geld der Verzweifelten Porsche fahren, wie mich unser Kinderarzt wissen ließ).
Also jetzt zur Prismenbrille.
Um es gleich vorweg zu sagen Ich bin bis jetzt weder davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, noch aber auch vom Gegenteil.
Unser Sohn bekam vor ca. 1 Jahr seine erste Prismenbrille (die aussah wie jede andere Brille auch) und es war sogleich eine Verbesserung zu spüren. Die Rechtschreibung wurde etwas besser, die Schrift auch. Er konnte sich auch ein bisschen länger konzentrieren und brauchte nicht mehr ganz so lange für die Hausaufgaben. Auch fing er an, freiwillig zu lesen (aber nur Bücher mit sehr großen Buchstaben) und er verlor seine Höhenangst und fing an, auf Bäume zu klettern.
Diese Effekte ließen nach ca. 8 Wochen allmählich nach, bis eigentlich alles wieder beim Alten war, nur dass jetzt zusätzlich Kopfschmerzen, vor allem beim Autofahren und z. B. Trampolinspringen, auftraten.
Wir machten wieder einen Termin aus, es wurde nochmals gemessen und er bekam eine neue, Brille mit stärkerer prismatischer Wirkung.
Das gleiche Spiel begann von neuem, d.h. es setzte eine kurzzeitige Verbesserung ein (vielleicht ein Placebo-Effekt??), nach 2 Monaten ging es wieder abwärts und auch die Kopfschmerzen traten wieder auf.
Im Augenblick trägt er seit 3 Wochen seine dritte Prismenbrille mit 5,5 Prismen und zur Zeit funktioniert das Schreiben und Lesen wieder ganz gut. Beim Autofahren bekam er allerdings heute schon wieder starke Kopfschmerzen. Außerdem hat die Brille jetzt außen ziemlich dicke Ränder (6mm) und hinter der Brille schielt unser Sohn ein wenig. Ich tue mich etwas schwer damit, mein eigentlich sehr hübsches Kind in eine – ich übertreibe jetzt mal - „schielende Brillenschlange“ verwandelt zu sehen. Das Schielen und die Brillenstärke wird sich aller Wahrscheinlichkeit laut unserem Optiker noch verstärken, und ich fürchte, dass es dann spätestens in der Pubertät auch für meinen Sohn zum Problem wird.
Unser Optiker hat mir genau erklärt, dass sich die wachsenden Brillenstärken aus einer zunehmenden Entspannung der Augenmuskeln ergeben. Dies leuchtet mir an sich auch ein, aber ich kenne auch die Argumente der Gegenseite (z.B. durch erwähnten, persönlich bekannten Augenarzt), die der Meinung ist, die Augen stellten immer wieder die individuelle Winkelfehlsichtigkeit wieder her, egal welche Prismenbrillen man benutze.
Als Laie steht man verunsichert daneben und bis jetzt bin ich weder von der einen noch von der anderen Darstellung überzeugt.
Außerdem gibt es ja auch noch andere mögliche Erklärungsansätze für die Schwierigkeiten meines Sohnes, z. B. ADS, Dyspraxie, Kiss-Syndrom oder das Syndrom des ungeschickten Kindes. Vielleicht haben seine Probleme ja gar nichts oder wenig mit seinen Augen zu tun?
Denn obwohl er ja jetzt schon hohe Werte hat, ist mir früher nie aufgefallen, dass er bei Müdigkeit geschielt hätte oder ein Auge seitlich „weggerutscht“ wäre, wie ich das in vielen Erfahrungsberichten gelesen habe.
Meine Frage ist jetzt Kann es sein, dass mein Sohn durch die Prismenbrille Kopfschmerzen bekommt? Deutet das vielleicht darauf hin, dass die Brille schon zu stark sein könnte?
Was mir auch Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass mein Sohn immer noch nur großgedruckte Texte lesen will. Wenn ich mit ihm in die Stadtbücherei gehe, sucht er sich gezielt die Bücher danach aus, ob sie große Buchstaben haben. Es ist ihm egal, wie dick ein Buch ist, aber an Bücher mit kleiner Schrift traut er sich nicht heran. Wenn ich mir von ihm vorlesen lasse, lässt er Wörter, Endungen und teilweise ganze Zeilen aus. Leider wird er jetzt langsam zu alt für die Leseanfänger-Bücher, die so eine große Schrift haben und hat deshalb jetzt wieder ganz mit dem Lesen aufgehört. Deshalb bin ich im Augenblick ernsthaft am überlegen, ob ich ihm eine gute Leselupe kaufen soll. Wäre das eine gute Idee?
Hallo buerbara,
die erfahrungen deines sohnes erinnern mich ein wenig an meine eigenen. Allerdings muss man natürlich aufpassen, weil vermutlich jeder dazu neigt, auf grund persönlicher erfahrungen seine ganz eigene persperktive zu den dingen zu entwickeln. Manchmal sieht man dann da parallelen, die nicht da sind. Trotzdem erinnert mich deine geschichte sehr stark an meine eigene.
Bei mir gingen früher die prismenwerte regelmäßig ca. jeden monat um etwa 3 prismen nach oben, obwohl sich die werte mit der zeit immer weniger "richtig" anfühlten. Gemessen wurde mit MKH. Nach allem, was ich inzwischen weiß, ist MKH eine sehr gute methoden. Nur bei mir schien das ganze irgendwie nicht zu passen.
Es hat lange gedauert, bis ich mit meinem zweiten MKH-fachmann dann irgendwann dahinter kam. Ich habe einen sogenannten mikro-strabismus (mikro-schielen). Das ist ein ganz leichtes schielen, das man fast gar nicht mit bloßem auge erkennen kann. Diesen mikrostrabismus habe ich ZUSÄTZLICH zur :wink:elfehlsichtigkeit. Die WF hatte auch meine beschwerden ausgelöst, aber der mikrostrabismus hatte die messungen der MKH verfälscht, so dass die immer weiter hoch gingen. Details über diesen effekt schreibe ich dir auf nachfrage, oder zu schaust mal im forum - da steht einiges zu.
D.h. also, dass die MKH in den meisten fällen die richtigen werte liefert. Es gibt aber einen kleinen prozentsatz wie mich oder noch 1-2 andere hier im forum, bei denen MKH wegen des mikrostrabismus zu falschen werten führt. Da müssen dann andere wege gefunden werden, weil MKH hier nicht funktioniert. Ein sicheres anzeichen für den mikrostrabismus im NACHHINEIN war für mich, dass sich meine prismenwerte in regelmäßigen abständen in etwa um die selben werte erhöhte, ich mich aber trotzdem nicht wirklich wohl damit fühlte.
Wie gesagt, genau so klingt für mich deine beschreibung. Vielleicht können die experten hier im forum dir ja die eine odere andere gute adresse nennen, um die sache mit dem mikrostrabismus mal überprüfen bzw. ausschließen zu lassen.
Generell gilt Dein sohn sollte sich mit den richtigen prismenwerten eigentlich deutlich wohler fühlen. Übrigens ist die offenbar recht starke neigung zu kopfschmerzen eine weitere parallele zu meinem fall. Ich reagiere schon auf kleine abweichungen von den richtigen werten sehr empfindlich. Das war von anfang an so.
Meine empfehlung wäre, das mal überprüfen zu lassen, bevor ihr mit der MKH weiter geht. Aber such dir wirklich einen experten aus, der sowohl fit beim thema "mikrostrabismus" ist UND die :wink:elfehlsichtigkeit nicht ablehnt - und das ist schwer zu finden.
LG
chris
Hallo Buerbara,
hab so ein ähnlichen Kandidaten daheim! Hab auch meine Erfahrungen mit einem Optometristen gemacht und bin auch ins Fettnäpfchen getretten. Wobei ich nicht alle über einen Kamm scheren will, sondern es ist nun mal so - es gibt gute und auch welche die naja es vielleicht zu "gut" meinen!;)
Ich würde deinen Sohn auch bei einem Augenarzt vorstellen wird sich vielleicht nicht so leicht gestalten, aber bestimmt lohnen! So war es zumindest bei meinem Sohn er ist ein echter Schieler - das wurde aber erst nach der KISS-Behandlung sichtbar!!! Die Moderatoren helfen dir da bestimmt geeignete Augenarzt-Adressen zu finden!!
Och und Kinderarzt bissi Eifersüchtig oder wie? ) Dr Sacher Porsche?? :woohoo: ja ja der paßt da noch nicht mal rein - oder schaut ziemlich doof aus mit dem kleinen Teil - dazu denk ich ist er ein bisschen zu breit!! Und naja er hat 3 Kinder und eine Frau?? Vielleicht haben die ja mehrere...?? :silly: laß dich da nicht verunsichern...
Sorry, das mußte noch raus...
LG Ewa
Hallo,
viele der hier beschriebenen Erfahrungen habe ich auch gemacht. Bei mir wurde die Winkelfehlsichtigkeit übrigens erst entdeckt, als ich längst erwachsen war.
Eine Erfahrung ist mir erspart geblieben Ich habe immer gern gelesen. Lesen war meine große Leidenschaft, und in meiner Kindheit habe ich mich sogar in Literatur geflüchtet. Ich habe allerdings zum Lesen einen Trick angewandt
Ich habe meinen Arm auf den Tisch gestützt und mir mit der Hand ein Auge zugehalten. Dadurch habe ich zwar langsam gelesen, aber keine doppelten Buchstaben gesehen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind mal einer Freundni erzählt hatte, dass ich sonst Buchstaben doppelt sehen würde. Die hatte mich aber wohl eher als verrückt erklärt. Natürlich hatte ich dadurch eine schlechte Sitzhaltung mit einigen Folgen (Spott, orthopädische Schäden) zu kämpfen - aber ich konnte lesen. Immer und fast überall. Am liebsten habe ich übrigens zu Hause im Bett gelesen und mir dabei auch beim Liegen ein Auge zugehalten.
Übrigens habe ich nie gern in öffentlichen Verkehrsmitteln gelesen. Auch als ich schon arbeiten war, eine Stunde Fahrweg hatte und in dieser Zeit locker die Zeitung hätte lesen und mich auf die Arbeit vorbereiten hätte können. (Wenn man arbeitet, ein Kind hat und einen weiten Arbeitsweg, wäre es sehr effektiv gewesen, diese Zeit zu nutzen, aber ich brauchte sie als Auszeit.) Das liegt wohl daran, dass man sich in Bus und S-Bahn so schlecht ein Auge zuhalten kann. An dieser Gewohnheit habe ich trotz Prismenbrille festgehalten In der S-Bahn lese ich sehr selten, nur wenn ich wirklich unter Zeitdruck stehe.
Also, ein Versuch ist das wert mit dem Auge zuhalten.
Zu den Kopfschmerzen Bei mir kommen die jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit, auch jetzt mit der Brille. Keine Ahnung, woran das liegt.
Mai
http://mmai.myblog.de
Hallo buerbara,
es ist eigentlich klassisch, dass Menschen mit gestörtem Binokularsehen Probleme beim Autofahren haben - sei es Kopfschmerz oder Übelkeit oder beides.
Es stimmt nicht, dass Prismen ins Schielen treiben - vorausgesetzt, es handelt sich um eine reine Wf ohne zusätzlicher Schielkomponente.
5,5 Primsen sind nicht viel - und es bestürzt mich ein wenig, dass das dann schon die dritte Brille ist (oder hat er 5,5 Prismen pro Glas?). Es liegt halt auch im Können des MKH-Anwenders, ob er gleich eine Vollkorrektion hinbekommt, oder nicht. vielleicht hat der Anwender aber erkannt, dass ein Mikroschielen mit anomaler Korrespondenz dahinter steckt, und gibt die Prismen deshalb vorsichtig dosiert. Es kann hier nur vermutet werden.
Es gibt ganz, ganz wenige Ausnahmen, wie Chris, die zusätzlich zur Wf noch einen Mikrostrabismus mit anomaler Korrespondenz haben. Und nur bei diesen stimmt, was die meisten Augenärzte und Gegner der Prismenkorrektion sagen, nämlich, dass die Prismen ins Schielen treiben. Das Auge springt nämlich immer wieder auf sein Korrepondenzzentrum zurück, egal, wie viele Prismen man gibt....
Die Diagnose zu stellen, ob Dein Sohn eine reine Wf hat, oder zusätzlich einen echten Strabismus, das ist nicht einfach. Da brauchst du einen kompetenten Arzt oder auch einen Augenoptikermeister, der covern und uncovern kann. Denn daran sieht man, ob ein echtes Schielen dahintersteckt oder nicht. Da braucht man mehr als nur MKH.
Deinen Sohn geht es mit Prismen besser, also hat er ein gestörtes Binokularsehen. Dagegen kann man nur mit der richtigen Prismengabe vorgehen. Und die ist bei echten Schielern mit Wf anders indiziert, als bei reinen Wf'lern. Ein echter Schieler ohne Wf hat keine asthenopischen Beschwerden - den kann man eigentlich in Ruhe lassen mit seinem Anomalen Korresponsenzzentrum, so lange er nicht über Beschwerden klagt. Oft kommen diese Beschwerden erst mit dem Älterwerden, weil ein kompensierter Strabismus oder eine Wf entgleist.
Wenn du eine Adresse in Freiburg brauchst, kann ich sie Dir geben. Ich würde dann eine PN schicken.
Ich hoffe, Dir ein wenig helfen gekonnt zu haben.
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo!
Vielen Dank für Eure Antworten.
Die Sache mit dem Mikrostrabismus war mir bis jetzt unbekannt, aber ich werde das auf jeden Fall abklären lassen. Dazu bräuchte ich aber die Adresse eines kompetenten Fachmanns (oder einer Fachfrau) im Ruhrgebiet.
Kann mir da jemand helfen?
Zu unserem vorherigen Augenarzt traue ich mich nämlich nicht mehr hin, denn der hat mir auch von der Prismenbrille abgeraten. Und da ich jetzt fest entschlossen bin, die Sache durchzuziehen, will ich mir dessen Tiraden gar nicht mehr antun.
Unser Optiker hat mich jedenfalls nicht auf die Möglichkeit eines Strabismus hingewiesen, also glaube ich auch nicht, dass die Behandlung darauf ausgerichtet ist.
Mein Sohn hat, vermute ich, 5,54 Prismen pro Auge. Zumindest steht der Wert so auf der Tüte, in der die Gläser waren. (Falls ich demnächst mal meinen Schreibtisch aufräumen sollte, finde ich wahrscheinlich auch den Brillenpass wieder whistle )
Den Trick, ein Auge beim Lesen zuzuhalten, hat er früher auch angewendet. Inzwischen ist er mehr dazu übergegangen, den Kopf ziemlich schief zu halten, wahrscheinlich erreicht er damit einen ähnlichen Effekt.
Heute erklärte er mir, dass er jetzt wahrscheinlich noch eine stärkere Brille brauchen würde. Denn wenn er ein paar Sekunden die Augen schliesse und sie dann wieder öffne, würden die Doppel- Bilder schon nicht mehr ganz so weit auseinanderliegen wie bei der letzten Brille. Jetzt "rutschen die Bilder schneller zusammen".
Was ich davon halten soll, weiß ich auch nicht.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
wenn er den Kopf schief hält, hat er wahrscheinlich auch noch einen Höhenfehler....
Verrätst Du mir Dein PLZ-Gebiet? Kannst du auch gerne per PN tun.
Viele Grüße
Kerstin
Egal was du tust, tu es mit Leidenschaft und Hingabe!
Hallo Barbara,
ich schicke Dir eine PN.
Viele Grüße
Eberhard