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Bild des Benutzers micha1963
Verbunden: 4. August 2014 - 14:39
Stark kurzsichtig: Massive Probleme mit erster Gleitsichtbrille

Hallo,

nachdem ich 51 Jahre (und die letzten 12 Jahre ohne Veränderungen) relativ problemlos mit einer Einstärkenbrille zurecht gekommen bin, musste diese nun leider doch noch etwas stärker werden, was meinen Augenarzt bewog in Richtung Gleitsichtbrille zu gehen, da eine Einstärkenbrille mit der neuen Stärke nach seiner Ansicht nicht mehr funktionieren würde.

Meine 12 Jahre alte Brille (Glashersteller/Typ ist mir nicht bekannt):

R -9,25 cyl. -1,00 A: 70

L -7,00 cyl. -0,75 A: 80

Meine neue Brille (Hoyalux ID MyStyle V+ Gläser):

R -10,25 cyl. -1,25 A: 65 Add: 2,00

L -8,00 cyl. -0,75 A: 80 Add: 2,00

Nun mein Problem:

Draußen im Freien beim Spazierengehen oder Radfahren habe ich sehr wenige Probleme und empfinde die Sehqualität besser als mit meiner alten Brille. Natürlich ist der Übergang der Fernzone in den Mittel-/Nahbereich für mich neu und ungewohnt, aber ich denke daran werde ich mich gewöhnen.

Bin ich allerdings im Haus/im Büro und muss lesen oder gar am PC arbeiten ist alles anders:
Ich tue mich sehr schwer scharfzustellen und muss den Scharfpunkt dauernd explizit suchen. Ist er gefunden ist er so klein, dass ich am PC die Zeilen einer Email quasi mit dem Kopf von links nach rechts abfahren muss, wenn ich alles scharf sehen will. Natürlich kann ich im unscharfen Bereich erraten, was da steht, aber das ist auf Dauer sehr anstrengend.

Und wenn ich hier Scharfpunkt sage, dann meint das nicht wirklich scharf (wie vorher mit meiner Einstärkenbrille), sondern ein in Summe immer leicht verschleiertes oder verwaschenes Bild, welches aber sehr wohl eine zugeordnete Kopfhaltung hat, in dem ich es am besten empfinde - aber wie gesagt: ein gutes, scharfes Monitorbild (oder Textbild auf einem DIN A4 Blatt auf dem Schreibtisch) habe ich anders in Erinnerung und meine Augen schmerzen bereits nach kurzer Zeit bzw. ich empfinde ein unangenehmes Druckgefühl.

Hinzu kommt eine Verzeichnen/Verzerren von Linien/Objekten, wenn ich den Kopf bewege, d.h. wenn ich z.B. auf den Schreibtisch schaue und den Kopf von links nach rechts drehe, dann macht die Schreibtischplatte eine Art Wellenbewegung...

Ich habe die Brille erst den 4. Tag und natürlich sagt mein Optiker, das sei alles normal und würde sich im Laufe der Zeit geben. Er hat mir allerdings auch klar gesagt, dass der Schärfebereich immer deutlich kleiner als mit meiner alten Einstärkenbrille bleiben wird.

Nun meine Fragen:

Sind die von mir beschriebenen Probleme bei meinen recht hohen Glasstärken und einem "plötzlichen" Hinzufügen eines um 2 Dioptrien schwächeren Nahbereichs normal? Ich hatte nie eine Lesebrille und wahrscheinlich hat mein Gehirn nun eine Menge zu tun...

Oder kann es sich hier auch um einen Fehler bei der Anfertigung der Brille handeln, der sich nur im Mittel-/Nahbereich auswirkt, denn wie gesagt: draußen ist alles gut...

Der Optiker hat übrigens alle notwendigen Parameter für die Hoyalux ID MyStyle V+ Gläser handvermessen (d.h. mit Milimetermass, Schiebelehre, etc. aber ohne irgendwelche 3D-Laser-Geschichten oder sonstige Geräte).

Auch die finale Glasbestimmung selbst hat er mit sehr viel Ruhe und Zeit manuell gemacht (d.h. mit einem speziellen Brillengestell auf meinem Kopf, in das er aus einem Koffer unterschiedlichste Gläser/Komponenten eingelegt und gedreht hat, bis alles gut war). Er sagte mir, dass er in den letzten 15 Jahren nur bei 2 Kunden dauerhaft keinen Erfolg mit einer Gleitsichtbrille hatte und auch für meine Frau hat er eine angefertigt, mit der sie hervorragend zurecht kommt.

Ist es möglich, dass ich nach 2-4 Wochen Eingewöhnung auch im Nahbereich wieder scharf (d.h. ohne Schleier oder Verwaschung oder Verzerrung/Verzeichnung) sehe und der Schärfebereich, den ich aktuell bei ca. 40 cm Entfernung zum Monitor in der Größe eines Euro-Stücks wahrnehme, sich wenigstens noch ein wenig vergrößert?

Ich bin momentan recht verzweifelt, da ich so kaum arbeitsfähig bin...

Vielen Dank im voraus für jeden Hinweis, der mir mehr Orientierung gibt!

Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Michael,

 

PC-Arbeit mit einer Gleitsichtbrille ist selten entspannt. Eine reine Bildschirmarbeitsplatzbrille schafft Abhilfe. Laptop-Arbeit ist widerum mit jeder normalen Gleitsichtbrille machbar.

Die BA-Brille kann eine Gleitsichtbrille sein, die im Fernbereich die Stärke für die Bildschirmentfernung hat und im Nahbereich die Stärke für den Schreibtisch. Diese Gläser haben deutlich breitere Arbeitsbereiche. Sie kann aber auch, bei nur Bildschirmarbeit (ohne Naharbeit am Schreibtisch, eine reine Einstärkenbrille sein.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers micha1963
Verbunden: 4. August 2014 - 14:39

Hallo Eberhard,

danke für den Hinweis - ich habe Monitor & Schreibtisch schon so tief wie möglich gemacht, das hilft ein wenig, da ich den Kopf nicht mehr so weit in den Nacken legen muss...

Glaubst Du denn, dass meine Probleme im Mittel-/Nahbereich normal sind und sich mit der Zeit geben werden? Ich konnte mit meiner alten Einstärkenbrille besser lesen als mit der Gleitsichtbrille, was ja nicht wirklich die Idee ist, oder?

Kann man bei der Fertigung einer Gleitsichtbrille Fehler machen, die sich nur beim Lesen bzw. bei der Bildschirmarbeit im Mittel-/Nahbereich durch Probleme beim Scharfstellen bzw. durch mangelnde Schärfe auswirken, während die Fernsicht scharf ist? 

Ich weiss, ich bin ungeduldig - aber es würde mir helfen mehr zu verstehen und bewerten zu können, wo ein Problem liegen könnte und wo nicht.

Danke & viele Grüße,

Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Michael,

 

Bei Gleitsichtgläsern ist der Zwischenbereich der schmalste Sehbereich des Glases. Damit ist Bildschirmarbeit nur mit ständiger Kopfbewegung möglich, auch, wenn der Bildschirm tief genug steht.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers micha1963
Verbunden: 4. August 2014 - 14:39

'N Abend Eberhard,

das mit dem schmalen Zwischenbereich und den Vorteilen einer BA-Brille habe ich verstanden...

...ich frage mich aber weiterhin, ob die Gleitsichtbrille grundsätzlich so korrekt ist, da ich mit der alten Einstärkenbrille deutlich besser lesen kann (Nahbereich) und die Schrift z.B. in einem Buch damit viel klarer ist.

Die Schlieren sind hauptsächlich vor dem rechten Auge und dieses hat auch ein deutlich stärkeres "Druckgefühl", wenn ich iese. Bei Bildschirmarbeit ist (jetzt auch für mich verständlicherweise) alles noch schlimmer...

Glaubst Du, dass das alles noch normale Eingewöhnung sein kann oder sollte ich meinen Optiker, der leider erst am kommenden Freitag wieder da ist, damit konfrontieren? Hast Du einen Verdacht, was evtl. schiefgegangen ist und dann zu Schlieren & "Druckgefühl im Auge" im Nah-/Zwischenbereich führt?

Lieben Dank, dass Du bei mir am Ball bleibst... Wink

Grüße,

Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Michael,

Deine alte Brille ist 1 dpt schwächer als die neue. Wenn dann die Brille etwas tiefer sitzt (weiter vom Auge weg) ist die optimale Nahwirkung da.

Die neue Brille mit 1 dpt mehr Minus führt dazu, dass zum Nahsehen eine Addition von 2,0 erforderlich ist.  Ich selber halte allerdings diese Addition für etwas zu hoch. Ich bin sicher, dass Du mit 1,5 Add. besser bedient wärst. Das würde den Zwischenbereich verbreitern und auch den Nahbereich. Trotzdem wäre auch diese Glasausführung nicht optimal für Bildschirmarbeit.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers micha1963
Verbunden: 4. August 2014 - 14:39

Hallo Eberhard,

vielen Dank für den Hinweis - ich werde das mal am Freitag mit meinem Optikermeister besprechen.

Eine bessere Zwischenbereichs-/Nahsicht wäre für mich auf jeden Fall ein Gewinn, egal ob eine sinnvolle Bildschirmarbeitsmöglichkeit dabei herauskommt oder ich am Ende doch noch eine BA-Brille brauche. Aber solange ich mit meiner alten Einstärkenbrille noch besser lesen kann werden die neue Gleitsichtbrille und ich keine Freunde werden...

Danke & Grüße,

Michael

Bild des Benutzers micha1963
Verbunden: 4. August 2014 - 14:39

Hallo,

ich möchte hiermit ein Update geben, wie es mir weiter ergangen ist:

Ich habe sowohl mit meinem Augenarzt als auch mit meinem Optikermeister das Thema einer geringeren Add. als 2.00 für meine erste Gleitsichtbrille diskutiert. Das Ergebnis ist, dass beide darin übereinstimmen, dass die Gewöhnung an meine neue Brille mit 1 dpt mehr Ferne, leicht geändertem cyl auf dem rechten Auge, einer ersten Add. von 2.00 und einem von 1.9 auf 1.74 reduzierten Index mit Sicherheit nicht einfach sei, dies am Ende meinen Bedürfnissen aber besser gerecht werde, als die Add. auf 1.75 oder 1.50 zu verringern.

Das erleichtere zwar die Eingewöhnung und  verbereitere auch den Nah-/Zwischenbereich ein wenig, führe aber wahrscheinlich dazu, dass ich in ca. 1-2 Jahren bereits neue Gläser mit höherer Add. benötigen würde.
Nach Gewöhnung an meine jetzige neue Brille könne ich aber sicher erst einmal deutlich länger mit diesen Werten leben.

Wir haben also nichts geändert und ich habe die Brille weiter tapfer dauernd getragen, auch im Büro am Bildschirm.

An Tag 8 bemerkte ich dann, dass mein Seheindruck im Nah-/Zwischenbereich ganz leicht besser geworden war, als an den Tagen davor. An Tag 11 nahm ich plötzlich eine weitere, sehr deutlich spürbare Verbesserung wahr:
Das Lesen der Tageszeitung klappte auf einmal wieder ganz passabel und selbst die Bildschirmarbeit fällt viel leichter, der Seheindruck des Monitorbildes ist klarer und der Schärfebereich sowohl in Breite als auch Höhe gefühlt größer geworden. Und mein Gehirn rechnet auf einmal auch die Schaukelbewegungen des Bildes beim Kopfdrehen weg... Wink

Um es ganz klar zu sagen: Nein, natürlich kann ich nicht den ganzen Monitor oder die ganze Zeitungsseite wie früher komplett erfassen, aber das Abfahren einzelner Zeilen mit dem Kopf wie ein Scanner ist nicht mehr nötig.
Ich kann nun ca. 1/3 der Monitorbreite und ca. 1/2 der Monitorhöhe scharf sehen ohne den Kopf bewegen zu müssen - eine derartige Entwicklung hatte ich nicht für möglich gehalten.

Ich bin mir nun recht sicher, dass meine neue Brille und ich doch noch Freunde werden.
In jedem Fall ist mir klar geworden, dass man die Eingewöhnungszeit nicht unterschätzen darf. Bei mir würde ich nach meinen bisherigen Erfahrungen in Wochen und nicht in Tagen rechnen...

Ich bin gespannt, wie die Entwicklung weiter geht oder ob sich mit diesem Status bereits langsam das Ende der Gewöhnung abzeichnet. Ich nehme die Brille aber immer noch als fremd wahr, deshalb glaube ich da passiert noch mehr, auch wenn ich nicht mit einer weiteren Verbreiterung des Schärfebereichs rechne.
Meine alte Brille gehörte so zu mir, dass ich sie nicht mehr bewusst wahrgenommen habe und das möchte ich mit der neuen Brille auch erreichen.

Ob ich mir am Ende noch eine zusätzliche Bildschirmarbeitsplatzbrille zulege werde ich entscheiden, wenn ich die Gewöhnung für abgeschlossen halte. Es ist gut zu wissen, dass ich diese Option habe, wenn ich die Bildschirmarbeit mit meiner Universal-Gleitsichtbrille auf Dauer als zu anstrengend empfinden sollte.

Danke insbesondere an Eberhard für seine Antworten (auch in den vielen anderen Threads), von denen ich viel gelernt habe.

Viele Grüße,

Michael

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Moin Michael,

das hört sich ja sehr gut an. Weiter viel Erfolg. Smile

Viele Grüße

Eberhard